Mehrsprachig aufwachsen

Forum Mehrsprachig aufwachsen

Zweisprachig Erfahrungen/Hilfe

Thema: Zweisprachig Erfahrungen/Hilfe

Ich brauche mal Eure Erfahrungen. :) Mein Mann ist Iraner, seine Muttersprache ist demnach Persisch. Ich bin Deutsche. Er spricht fließend (wenn auch grammatikalisch nicht immer korrekt) Deutsch und wir sprechen zusammen also deutsch. Da seine Eltern im Iran kein Englisch oder Deutsch können und das Persische ja schließlich auch ein Teil unseres Kindes sein wird, würde ich es eigentlich sehr schön finden, wenn unser Sohn zweisprachig aufwachsen würde. Meinem Mann ist es nicht unbedingt so wichtig, schön fände er es aber auch. Nun zu unserem Problem. Ich werde die ersten Jahre komplett zu Hause sein mit dem Kind, da ich noch studiere (via Fernstudium). Mein Mann arbeitet in Vollzeit. Er freut such sehr auf unser Kind und wird sicher auch wenn möglich immer Zeut mit ihm verbringen. Dies wird aber nur, je nach Schicht, kurz vor oder nach der Arbeit und an seinem freien Tag und sonntags der Fall sein. Und da werde ich dann auch anwesend sein (bis auf Ausnahmen). Da ich kein persisch kann und auch nicht schaffe, es neben dem Studium und Kind wirklich zu lernen, können wir uns zu dritt nur auf Deutsch unterhalten, es sei denn er übersetzt dann immer für mich, was ja etwas anstrengend wäre. Ich denke daher, dass es nicht klappen wird, dass unser Sohn die persische Sprache als zweite Muttersprache lernt, da er sie einfach zu selten hören wird, was ich sehr, sehr schade finde. :( Ist/war jemand in derselben Situation und hat es dennoch hinbekommen? Wie viel Zeit benötigt das Kind mit einem Elternteil um dessen Sprache zu lernen? Kann es genügen, wenn er nur, wenn sie zu zweit sind ohne mich (beim Wickeln, wenn ich mal nicht da bin oder etwas anderes mache) mit ihm persisch spricht? Hat jemand Tipps oder Ideen?

von Jofrie am 12.01.2022, 23:07



Antwort auf Beitrag von Jofrie

Hej und willkommen hier! Ich war zwar nicht in derselben Situation, da mein Mann bei der Geburt unserer Kinder doch genug Deutsch konnte, so daß wir auch in DK Deutsch als Familiensprache haben konnten, aber natürlich gibt es unzählige Familien mit der Konstellation, in der Du lebst. Und es kann gut sein, daß Dein Kind Persisch nicht so fließend und auf muttersprachlichem Niveau lernt wie meine Kinder Deutsch können, aber trotzdem kann es doch viel davon profitieren, wenn Dein Mann jede freie Zeit mit ihm nutzt und seine Sprache spricht. Dazu kommen die evtl. Begegnungen, aber auch Onlinegespräche mit der Verwandtschaft auf Persisch, wenn es ein bißchen größer ist, vielleicht auch Besuche - also, es wird einiges "abspeichern" können. Später gibt es LIeder, Bücher, Filme... Die Aufgabe Deines Mannes ist es, so viel und oft wie möglich Persisch mit dem Kind zu sprechen. DEINE Aufgabe dabei ist es, ihn oder die beiden dabei zu unterstützen. Gib also Dein Kind und Zeit an ihn ab, laß ihn auch mal allein was mit dem Kind machen - und reagier nicht eifersüchtig oder ärgerilch, wenn die beiden auch in Deiner Gegenwart Persisch sprechen. Das kann Dir u.U. und zeitweise einiges abverlangen, aber - wenn Du, wenn Ihr wenigstens ein bißchen Persisch ans Kind bringen möchtet,. muß es sein - auch, damit Dein Kind merkt, daß beide Sprachen gern gesehen und natürlich angewendet werden bei Euch. In der ersten Zeit ist Dein Kind ja noch ein Baby, da ist die Sprache rudimentär udn gibt Dir gute Gelegenheit, selbst etwas mitzulernen. Vielleicht auch ein Anreiz, Dich mit de rSprache deines Mannes näher zu befassen - Du wirst Dich umso weniger ausgeschlossen fühlen, auch bei Verwandtenbesuchen, wenn Du wenigstens radebrechen kannst. Und durch ständige Benutzung wird jede Sprache besser! Vielleicht schreiben Dir noch einige,d ie genau in deiner Situation sind, aber sie werden sicher zu Ähnlichem raten. Das wichtigste ist Zeit, die man für eine Sprache aufwendet - und dabei auch die Selbstverständlichkeit, mit der Ihr die Sprachen in Euer Leben integriert. Je weniger Zweifel und Fragen, umso leichter fällt es allen. Viel Glück für die nächste Zeit und viel Freude mit dem Nachwuchs - Ursel, DK

von DK-Ursel am 12.01.2022, 23:50



Antwort auf Beitrag von Jofrie

Wie immer bin ich ganz bei Ursel: Auch "ein bisschen" Persisch ist es wert, es zu versuchen und je mehr der Papa mit dem Kind (auch in deiner Gegenwart) mit dem Kind persisch sprechen wird, um so mehr wird es das auch lernen. Wenn er wegen Dir ins Deutsche mit dem Kind wechselt, kann es sein, dass das Kind Persisch weniger akzeptiert. Ausserdem vergibst Du Dir dadurch die Chance mitzulernen. Und es wird für Dein Kind auch schwieriger, Kontakt zu den Großeltern väterlicherseits aufzunehmen (je nachdem, wie oft ihr Euch seht). Lass Dir von Deinem Mann Sätze und Wörter erklären, bis du sie verstehst. Mit kleinen Kindern und Babys spricht man ja anders, wiederholt viel, das meiste ist stark kontextgebunden, also aus der Situation erschließbar bzw. verständlich. Also viel hängt vom Engegagemant des Papas ab, aber auch viel davon, wie viel "Raum" du ihm für seine Beziehung zum Kind lässt - kann er zum Kind eine enge Beziehung aufbauen trotzdem dass er weniger Zeit mit ihm verbringt, wird es trotzdem auch seine Sprache lernen und in jedem Fall davon profitieren - von der Beziehung zum Papa wie auch von seiner Sprache :-) Alles Gute Euch!

von Kacenka am 13.01.2022, 11:34



Antwort auf Beitrag von Jofrie

Vielen lieben Dank für eure ausführlichen Nachrichten. Ich denke auch, dass es sich auch dann lohnt, wenn er am Ende vielleicht nicht auf muttersprachlichem Niveau Persisch sprechen kann. Alles Gute euch!

von Jofrie am 18.01.2022, 16:48