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Zeitpunkt, mit Zweisprachigkeit anzufangen

Thema: Zeitpunkt, mit Zweisprachigkeit anzufangen

Was mich mal interessieren würde: Können ältere Kinder zu einem späteren Zeitpunkt eine zweite oder dritte Sprache lernen? Oder ist es bei Mehrsprachigkeit wichtig, dass die Kinder von Anfang an von den zwei Sprachen umgeben sind?

von AstridHenk am 07.11.2019, 15:46



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laut der Studien bis zu Pubertät können die Kinder zweisprachigkeit im Gehirn aufbauen. danach erlernte Sprachen funktiionieren nicht mehr in den gleicheb Gehirnbereichen und werden als Fremdsprachen aufgenommen dafür ist abere so ein richtiger Sorachbad notwendig. Schulenglich funktioniert so nicht

von lubasha am 07.11.2019, 17:30



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Hej! Ja, bis zum 122./14. Lebensjahr etwa lernen Kinder die Sprachen noch muttersprachlich, später dann so wie wir Erwachsenen wie Fremdsprachen. Und da ist es eben,wie Lubasha schreibt: ein paar Brocken hier, ein Liedchen da reichen nicht - man muß eben in und mit der Sprache leben,wie mehrspracige Familien das tun (müssen). Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 08.11.2019, 00:10



Antwort auf Beitrag von AstridHenk

Ich behaupte das das Zeitfenster nur bis maximal etwa 7 reicht um eine zweite oder dritte Sprache gleicberechtigt zu lernen . Meine Jungs waren 8 und der eine sehr sprachbegabt - er spricht zwar beide Sprachen , aber die erste doch mit grösserem Vokabelumfang. Obwohl er die zweite in der Schule und Umgebungssprache hat. Meine Tochter war sechs und sie lebt beide Sprachen , wobei die Familiensprache unterliegt.

von reblaus am 08.11.2019, 10:40



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Hej Reblaus - interessant. Ganz sicher wüprde ich auch immer eher tiefspaeln, ich bezoig mich jetzt wie sicher Lubahsa auch auf Studien, aber länger als das geht es nicht So von daher, man kann nie zu früh anfangen! Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 08.11.2019, 12:35



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

die Frage ist ja, was ist "Muttersprachlich". Die Lernstrategie ändert sich mit der Entwicklung des Kindes. Schon ein fünfjähriges Kind lernt eine neue Sprache anders, als ein einjähriges, allein schon deshalb, weil es schon eine Sprache spricht. Und weil es gleichzeitig schon viel über sein Umfeld gelernt hat - Zusammenhänge verstanden hat - und nicht nur benennen kann. Es ist auch schon in der Warum? -Phase und nicht mehr in der reinen "Benenn"-Phase. ich würde auch sagen, spätestens ab dem Schulalter wird das "deklarative" Lernen wichtiger - also durch direkte Instruktion. Die neue sprache wird dabei bewusst oder unbewusst den schon bekannten gegenübergestellt. Das ist bei kleineren Kindern viel weniger der Fall - beim paralleln Lernen von mehreren Sprachen von Geburt an erst mal sogut wie gar nicht. Trotzdem muss ich aus eigener Erfahrung sagen, dass bei mir alles, was ich in der Schulzeit gelernt habe - und wenn es nur "Schulenglisch" war, mehr oder weniger gut "hängengeblieben" ist, während vieles, was ich später angefangen aber nicht weiter verfolgt habe, komplett weg ist. All das hat aber nur bedingt damit zu tun, wie gut man eine Sprache letztlich "beherrscht". Eine Sprache, die man als Erwachsener zu lernen beginnt und von der man umgeben ist und die man jahrelang braucht, kann man letztlich sogar zeitweise aktiv flüssiger sprechen, als die Muttersprache (was nicht heisst, dass man diese verlernt hat). Insofern - das ist alles relativ. Auf Krampf im Babyalter eine Sprache angehen, ohne in der Familie die entsprechenden Sprecher zu haben, ist aus meiner Sicht kaum sinnvoll. K

von Kacenka am 09.11.2019, 13:42



Antwort auf Beitrag von reblaus

man soll das Nivieau und die Zweisprachigkeit nicht verwechseln. es kann ein niedriges Niveau in einer der Sprachen (!oder in beiden sein) die aber vom Gehirn im gleichen Bereich als Muttersprache verarbeitet werden. aber es kann eine Fremdsprache auf dem höchsten Niveau beherrscht werden, ohne Akzent und mit dem höchsten Wortschatz, die vom Gehirn trotzdem als Fremdsprache verarbeitet wird. die Verarbeitung im Gehirn basiert auf dem Zeitpunkt, wann das Kind mit dem Sprachbad aufgewachsen ist. und das ist die Pubertät, da sich das Gehirn dabei neu verdratet dazu gibt es wissenschaftliche Studien. eine Sprache auf höchstem Noveau zu lernen kann man auch als Erwachsenen. und ja, je länger und intensiver und diverser man sich mit der Sprache beschäftigt, desto besser kann man es. und es ist gut möglich, dass die am Küchentisch erkernte Muttersprache sehr arm bleibt, während als Erwachsenen erlernte Fremdsprache sehr reich und zief und voller Facetten verwendet wird. auch dass eine Sorache dominiert ust möglich und eine Ausprägung von Zweisprahigkeit. das widerspricht sich nicht.

von lubasha am 11.11.2019, 12:48



Antwort auf Beitrag von AstridHenk

Da gibt es sicher keine allgemeingültige antworten, aber die beschriebenen szenarien decken sich mit meinen beobachtungen. Man kann aber auch als erwachsener sprachen lernen, die zur zweitmuttersprache verkommt. Ich selber bin so ein beispiel. Ich denke heute in beiden sprachen, obwohl ich beim ersten wort bereits 25 war. Ich bin keine wissenschaftlerin und kann es deshalb auch nicht richtig erklären: aber es hat irgendetwas mit arealen zu tun, also wortschatzareal gekoppelt an die erfahrung, die man in diesem und mit diesem wortschatz macht. Die meisten menschen, mit denen ich zu tun habe, würden nicht denken, dass ich nicht in meiner ms spreche. Ich kenne aber auch kinder, die trotz gelebter nichtumgebungssprache, niemals die zweite sprache auf muttersprachenniveau beherrschen und da muss ich johanna im anderen threat recht geben. Zwei brüder, von geburt auf liebevoll in der nichtumgebungssprache erzogen mit viel vorlesen und kommunikation. Der ältere (jetzt 9) tat und tut sich schwer. Der kleinere (jetzt 7) hat keinerlei mühe und beherrscht beide sprachen parallel. Doch das gleiche gilt für den sport, die einen lernen schnell schwimmen und sind gut im volleyball, andere haben mühe mit nur einer disziplin. Sprache leben, das scheint mir das wichtigste zu sein, damit es gelingen kann. Eine garantie gibt es aber nicht. Alles gute!

von kunstflair am 09.11.2019, 18:57



Antwort auf Beitrag von kunstflair

HejKunstfalir! Ich wollte schon darauf eingehen, daß ja auch Kinder gibt, die kein Mathe können, ken Physik - aber Du kommst selbst noch mit dem Sportbeispiel. Es ist natürlich leicht, bei Sprachproblemen mehrsprachiger Kinder alles auf die Mehrsprachigkeit zu schieben; wenn man aber ehrlich ist, gibt es ja auch sehr viele einsprachige Kinder mit Sprachproblemen. Kann also nicht die Lösung sein, die Muttersprache wegzulassen - dann blieben die einsprachigen Kinder Kasper Hausers und für immer stumm. So bleibt mir fast nur zu fragen, wieso Du es als "verkommen" bezeichnest, wenn Du meinst, daß Deine Sprache zur "2. Muttersprache verkommt". Ich bezeichne sowas doch als Aufstieg und bin leider(?) im Dänischen noch nicht so weit, ich glaube, dahin komme ich auch nie,weili ch einfach hohe Ansprüche an (meine) Sprache stelle, die ich im Dänischen immer noch nicht erfülle. Das wiederum verstehen dann die Menschen nicht, die Sprache auf einfache Verständigung reduizieren und zu nichts anderem brauchen, was ja okay ist - mir aber eben nicht reicht. Voin daher solltest Du nicht von "verkommen" reden wenn Du Muttersprachenniveau in einer Fremdsprache erreichst - das täte ich nicht mal mit meinen guten Dänischkenntissen. gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 09.11.2019, 19:44



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

verkommen … ja, ein wenig meinte ich es schon so. denn es ist in der tat so, dass ich mich manchmal dabei ertappe, dass ich eine konstruktion, ein wort, ein ausdruck in der fremdsprache problemlos bewältige und dafür entsprechend in meiner muttersprache den ganzen tag dafür suchen muss. man kann also in der fremdsprache so sattelfest werden, dass sie die eigene sprache überlappt und die so immer mehr in den hintergrund verschoben wird. meine über alles geliebte muttersprache, die ich jeden tag lesend, hörend, sprechend pflege … verschwindet!!! aber das ist ja auch richtig so, seitdem die menschheit existiert und migriert, passt sie sich der neuen sprache an. es ist also richtig, dass man auch als erwachsener sprachen auf muttersprachenniveau erlernen kann und sie zur neuen muttersprache wird ohne eine mama. das ist möglich. deshalb würde ich alle ermutigen, die mit kindern zu tun haben, keinesfalls zu drillen, sondern die sprache einfach zu leben - dann klappt es am besten, auch wenn man nicht im babyalter damit beginnt. sprechen ist immer ein akt von: ich habe dir etwas mitzuteilen und es ist wichtig für mich, dass du mich verstehst, was ich dir sagen möchte. wenn also die motivation vorhanden ist, den anderen verstehen zu wollen, dann ist es ganz natürlich, dass man sich der neuen sprache nicht verschliesst und man teil von ihr wird. alles gute den kleinen und grossen sprachenlernern!

von kunstflair am 09.11.2019, 21:14



Antwort auf Beitrag von kunstflair

Hej! Nun ja, was Du beschriebst, kennt wohl jeder im Ausland: Da gibt es eben auch Erfahrensbereiche,die einem im neuen Land näher liegen. Ich habe z. B. beide Kinder hier bekommen und von daher einen großen Wortschatz was Schwangerschaft, Geburt, aber auch Erziehung angeht,den ich auf Deutsch hier zusammenlese oder eben nicht ganz so flüssig habe. Hingegen wäre mein bibliothekarisches Fachvokabular hierzulande eher rudimentär, in Dtld. durch mein Studium und die Praxis habe ich das sattelfest erworben. Und so ist das ja bei vielem. Muttersprachlich meint eben auch beim Lernen eher, daß man eben KEINE Grammatik paukt, keine Erklärungen abgibt, eben keine FREMDsprachenmethode anwendet. Wer lange in einem Land gelebt habt, kann dieSprache dann eben oft so gut als Erwachsener gelernt haben, daß man evt. durch einen Akzent (der dann auch noch oft verkehrt interpretiert wird) oder eben gar nicht mehr als Ausländer betrachtet wird. Das ergeht mir durchaus auch so, trotzdem würde ich nie behaupten wollen,daß ich muttersprachlich Dänisch spreche, dazu - wie erklärt - sind meine Ansprüche an meine Muttersprache immer noch höher, auch wennn das eben vor allem kein Däne versteht und ich weiß,d aß ich sicher facettenreicher und besser als mancher einsprachige Däne spreche. Übrigens ist das bei Fremdsprachen ähnlich: Oft glaubt , man sei gut, weil man ja gut verstanden wird und keine Sprachproblöeme hat. Die Dänen halten sich für bessere Englischsprecher als die Deutschen, in Wirklichkeit ist es bei sehr vielen so, daß sie gutes Schulenglisch mit Zusatz sprechen, aber wenn Du einen Engländer fragenwürdest udn die ehrlichwären, käme da ein weniger gutes Urteil heraus, weil die Dänen trotzallem nicht imLand leben und nicht täglich die gar nicht einfache Grammatik und ihre vielen Ausnahmen pauken.(Üben. Sioe habenEngilsch näher an ihrem "Gebrauch", durch nicht-snychropnisierte Filme, Arbeit etc. - aber fließend oder schnell parat in einer Sprache sein heißt eben auch noch nichtgut. Eine guteMuttersprache ist für jedes Kind die beste Voraussetzung, später auchgut Fremdsprachen zu lernen. gerade Englisch muß man nciht schon im Babyalter als Fremdsprache lernen, das umgibt uns heutzutage überall. Und meistens stellt eben "das gute Englisch" der fremdsprachenerziehenden Mutter doch eher eine Behinderung in der Ausdrucksmöglichkeit dar als eine generelle Bereicherung. Ich würde noch heute nur sehr ungern meine Kinder auf Dänsich erziehen wollen oder gar müssen, auch wenn auf meine Sprachkenntnisse hier schon lange niemand mehr Rücksicht nehmen muß.! Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 10.11.2019, 09:48