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Wie konsequent zieht ihr die "Fremdsprache" durch?

Thema: Wie konsequent zieht ihr die "Fremdsprache" durch?

Ich und mein Mann sind Deutsche. Ich spreche aber Englisch wie Deutsch (ausser bei Fachbegriffen, da tue ich mir schwer und muß Mr. Google zu Hilfe bitten). Seit der Bub ca. 3 ist, spreche ich Englisch mit ihm. Inzwischen ist er knapp 16 und versteht sehr viel und ist auch in der Lage ein Gespräch/Telefonat auf Englisch zu führen. (Sein großer Bruder wohnt in den USA, daher ist es mir wichtig, dass er das Englische beibehält. Sein Bruder versteht viel, spricht aber kein Deutsch mehr) Er weigert sich allerdings immer mehr mit mir Englisch zu sprechen, weil wir leben ja schließlich in Deutschland. Das nervt mich echt. Zumal wenn er Englisch spricht "Schnoddert" er es so dahin. Also Grammatikalisch oft voller Fehler (obwohl er es besser weiß, denn wenn ich die Augenbraue hochziehe verbessert er sich). Wie konsequent zieht ihr das durch? Hier führt es oft zu Streitereien :o( LG Peeka

von peekaboo am 14.10.2019, 11:45



Antwort auf Beitrag von peekaboo

Hej! Tja, zu Fremdsprache als Muttersprache vermitteln können andere sich noch äußern, ich erinnere mich, daß Silvia mal schrieb, es wurde schwieriger, als die Kinder Teenies wurden. Ich spreche konsequent Deutsch = meine Muttersprache mit meinen inzwischen erwachsenen Töchtern, immer schon, außer es sind Dänen dabei, die unserem Gespräch weshalb auch immer folgen sollen - das können dann Familie, Freunde sein ebenso wie die Schuhverkäuferin, die der damals kleinen Tochter den Schuh anpaßt. Meine Töchter skypen und SMSen/mailen mit mir auf Deutsch (mit ihrem Vater auf Dänisch), selbst in Zeiten, wo die Kommunikation schwierig zw. meiner Jüngsten und mir war, hat sie mir immer Deutsch geschrieben und/oder geantwortet. Wenn die Sprache zu offenem Streit führt, ist das traurig, denn dann verfehlt sie ja ihr Ziel, Menschen durch Kommunikatopn (cum - = com = zusammen) zu verbinden. Ich hätte mit meinen Töchtern NIEMALS anders als in meinier Muttersprache gesprochen, ich würde sie auch mit meinem heutigen Dänisch nicht auf Dänisch großziehen wollen, obwohl ich es fließend beherrsche und Dänen oft nicht verstehen, daß ich immer noch an sprachliche Grenzen stoße.. Das hat aber auch was mit dem eigenen Anspruch an Sprache zu tun. ABER ich hätte das Deutsche ja nicht aus ihnen herausschütteln können - ich halte nichts davon, eine Sprache zu erzwingen, da wäre mir das persönliche Verhaltnis zueinander wichtiger. Meine Kinder haben aber wohl gespürt, daß es für mich auch wichtig und richtig ist, diese Sprache zu sprechen - ich denke, es ist durchaus schwieriger, einem Kind/Teenie in Aufruhrstimmung zu verklickern,wieso es zuhause FREMDsprache sprechen soll. Ein Teenie ist im Gegenwind zu seinen Eltern, und er weiß: Da trifft er Dich. Ich würde daraus keinen Machtkampf machen, gerade schon mal gar nicht,wenn es sich um Englisch alsfremdsprache dreht - dem entgeht ein Teenie heutzutage nie mehr, das vergißt er nicht, egal ob Ihr es zuhause pflegt oder nicht. Es ist nicht DEINE Muttersprache, keine selteneSprache - und es geht "nur" darum, den Bruder in den USA zu verstehen - nun ja, das schafft letztendlich sogar ein Schüler ohne 16 Jahre Englisch zuhauise, möchte ich meinen. Er hat sichere inen guten Grundstock, den er immer ausbauen kann, wenn er das mal möchte oder muß. Wir als Erwachseen Ausgewanderte sind ja ein Beispiel dafür, daß man sogar im "hohen" Alter enie Sprache noch sehr gut lernen kann, wenn man es muß. Also - hier rät man gerade auch Teenieeltern,sich ihre "Kämpfe" mit Sorgfalt auszusuchen,Du mußt selbst wissen, wieviel Nerven Du da investieren kannst und willst - ggf. bleib Du bei Englisch und laß ihn Deutsch antworten, wenn er das das will. MEHR kannst Du eh nicht. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 14.10.2019, 12:41



Antwort auf Beitrag von peekaboo

Ich habe meine Töchter englischsprachig erzogen, obwohl sowohl mein Mann als auch ich Deutsche sind und wir in Deutschland leben. Das ging auch bis sie ca. 12 Jahre alt waren ganz gut, dann hat Deutsch gewonnen. Die Mädels konnten sich besser auf Deutsch ausdrücken und bei komplizierten, vielschichtigen Themen ging es mir genauso. Irgendwann ist es dann im Sande verlaufen. Allerdings hatten sie zu diesem Zeitpunkt beide auf dem Gymnasium Englisch und darüber hinaus sind wir 1-2 mal im Jahr nach USA oder ein anderes englischsprachiges Land geflogen. Sie konnten zu jedem Zeitpunkt (bis zum Abi, wobei die jüngere erst übernächstes Jahr Abi macht) sehr gut Englisch, hatten eigentlich immer eine 1 auf dem Zeugnis. Der Satzbau ist beim Sprechen manchmal recht ans Deutsche angelehnt, aber ihre Klausuren in der Schule zeig(t)en, dass sie es eigentlich drauf haben. Ich würde daher weiter mit dem Sohn Englisch sprechen, wenn du es willst, es aber nicht aktiv von ihm einfordern. Schlimme Fehler kann man ja mal verbessern (genauso wie man schlechtes Deutsch korrigiert) und ansonsten auf die Schule oder YouTube, Instagram oder wo die sich sonst so im Internet rumtreiben, hoffen. Wenn es geht, würde ich ihn ab und an mal zu Besuch in die USA schicken. Das hilft mehr als alle Trockenübungen. Silvia

von Silvia3 am 14.10.2019, 13:18