Mehrsprachig aufwachsen

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Welche Vorgehensweise empfehlenswert?

Thema: Welche Vorgehensweise empfehlenswert?

Hallo, heute wende ich mich mit einer Frage an euch, die mich schon länger beschäftigt. Es geht um die sprachliche Erziehung meiner 14 Monate alten Tochter. Mein Mann und ich sind beide Kinder von Migranten. Ich bin in Deutschland geboren, mein Mann kam mit 5 Jahren nach Deutschland. Wir sind beide in Deutschland zur Schule gegangen, haben auch hier studiert. Wir beherrschen die Deutsche Sprache sehr gut. Für mich ist die deutsche Sprache auch die Herzenssprache, meine Muttersprache. Wir sprechen aber auch beide türkisch, da in unseren Elternhäusern ausschließlich türkisch gesprochen wurde. Nun gibt es folgendes Problem: Mein Mann spricht beide Sprachen leider fehlerhaft. Türkisch spricht er meines Erachtens überhaupt nicht gut, er selbst Ist sich dessen bewusst. Deutsch spricht er sehr gut, nur macht er gelegentlich jedoch Fehler bei der Benutzung der Artikel (der/die/das) und spricht nicht sonderlich facettenreich. Im Ergebnis heißt das, dass ich sowohl deutsch als auch türkisch besser spreche als mein Mann. Wichtig ist mir vor allem, dass meine Tochter fehlerfrei, aber auch facettenreich deutsch lernt. Damit ich aber dennoch beide Sprachen vermitteln kann, habe ich bisher türkisch mit meiner Tochter gesprochen und Geschichten auf deutsch vorgelesen. Deutsch hört sie außerdem wenn mein Mann und ich uns auf deutsch unterhalten. Im Alltag spreche ich türkisch mit ihr, sie bekommt aber auch viel von unseren Unterhaltungen als Eltern mit. Wir sprechen mal deutsch, mal türkisch untereinander. Strikt an eine Sprache können wir uns nicht halten, weil es sich für uns unnatürlich anfühlt. Wir haben unser ganzes Leben lang die Sprachen gemixt. Nun meine Frage, wie würdet ihr an meiner Stelle vorgehen? Soll ich weiterhin türkisch im Alltag sprechen und ausschließlich auf deutsch vorlesen? Oder ist es auch möglich, dass ich im Alltag ebenfalls deutsch spreche, um den Zeitfaktor für die deutsche Sprache zu erhöhen oder wäre das zu verwirrend für die Kleine, wenn Mama so zwischen den Sprachen wechselt? Vielen Dann! Gruß

von Schönfelder am 26.10.2019, 22:18



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Hej und willkommen hier. Ich finde, das klingt doch genau zielführend. Das Umfeld ist Deutsch,aos lernt dein Kind viel Deutsch und wir Ihr müßt dagegen halten, je größer sie wird. Da ist doch wunderbar, daß Du Türkisch mit ihr sprichst --- einziger Nachteil:Es ist ncht Deine Herzenssprache, aber vielleicht kann sie das doch etwas werden? Dein Mann sollte dann gerne versuchen, mit der türkischen Familiensprache mitzuhalten - ansonsten sprichst Du eben auch ihn Türkisch an und er antwortet ggf. Deutsch, wenn ihm die türkische Antwort doch zu schwerfällt - aber kann ja mitlernen! Daß er im Deutschen Fehler macht, ist nicht so dramatisch, men Mann (Däne) spricht es auch mit wahllosem Artikel, Deklination dementsprechend, die kKnder haben trotzdem (von mir) fehlerfreies Deutsch gelernt. Und wir leben nicht mal in Dtld.!! Ich denke ,es ist eben wichtig, daß die Bezugspersonen ihre Sprachen gut können - und von meinem Mann haben sie eben Dänisch gelernt (wie auch von der Umgebung, natürlich). Deutsch war dadurch, daß wir es auch miteinander sprechen (meni Mann und ich) präsenter als wenn wir Dänisch geredet hätten, aber trotzdem haben seine Fehler nicht auf die Kinder abgefärbt. In der Herzenssprache Deutsch vorlesen, Singen etc. ist vielleicht eine gute Art, auch da ein bißchen mehr Farbe in die Sprache zu bringen - allerdings übernehmen sowas auch Kindergatren und Schule. Kann dein Mann dann Türkisch vorlesen??? Auch dadurch könnte sich sein Türkisch ja verbessern. Ich glaube, so würde ich es machen, also im Großen und Ganzen so lassen wie bei Euch - bin gespannt, was die anderen schreiben! Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 26.10.2019, 23:50



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Ich melde mich mal wieder aus der Versenkung Leider bin ich nicht dazu gekommen schon früher zu antworten. Aber besser spät als nie. Zunächst einmal vielen Dank für eure Antworten. Ursel schön zu lesen, dass es bei euch so gut mit der Mehrsprachigkeit geklappt hat. Ich finde es sehr spannend von anderen bilingualen Familien zu erfahren. Danke auch an deine Bestärkung weiter so zu verfahren wie bisher. Und du hast mir die Sorge genommen, dass meine Tochter die Fehler meines Mannes übernehmen könnte. War das doch eines meiner größten Sorgen. Ich bin guter Dinge, dass es auch bei uns klappen kann. Zu deiner Frage: mein Mann kann natürlich auch türkisch vorlesen. Dann sogar fehlerfrei. Mir war nicht ganz bewusst, ob die Sprachen strikt einem Elternteil zugeordnet werden sollten. Bspw. der Vater nur türkisch, Mutter nur deutsch. Wie ich aber aus dem bereits Geschriebenen heraus lesen kann, ist die Strikte Trennung eher weniger relevant.

von Schönfelder am 06.11.2019, 21:44



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Vielleicht koenntest du auch ab und zu mal auf Tuerkisch vorlesen. Oder Dein Mann uebernimmt das Vorlesen auf Tuerkisch (wenn er es sich zutraut). In der Familie wuerde ich hauptsaechlich Tuerkisch sprechen. Deutsch hoeren die Kinder genug draussen. Deutsch wird dann wohl auch (genauso wie bei dir) die staerkere Sprache werden. Auf keinen Fall wuerde ich die Sprachen im Satz mischen. Was ist denn mit den Grosseltern? Koennen die nicht Tuerkisch (auch vorlesen) uebernehmen? Fehler sind nicht weiter schlimm. Spaeter wird er dann von seinen Kindern verbessert ;) . Spaeter konnt ihr auch Filme auf Tuerkisch gucken (und natuerlich auch auf Deutsch).

von germanit1 am 27.10.2019, 18:05



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Danke für deine Einschätzung So werde ich es wahrscheinlich auch weiterhin tun. Hauptsächlich türkisch zuhause und draußen dann deutsch bzw. beim Vorlesen. Gelegentlich kann ich natürlich auch auf türkisch vorlesen. Oder aber ich überlasse das Lesen auf türkisch meinem Mann, das klappt wunderbar. Es ist mir sehr wichtig, dass deutsch die stärkere Sprache wird. Ich hoffe, dass es ausreichend ist, die deutsche Sprache am Anfang lediglich aus Büchern zu vermitteln. Später, wenn sie selbst sprechen kann, würde ich selbstverständlich auch auf deutsch antworten. Im Satz vermischen wir die Sprachen übrigens keinesfalls. Ich empfinde dies als stark irritierend, wenn ich es bei anderen höre.

von Schönfelder am 06.11.2019, 22:09



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ich finde auch, so ist es ideal - Deutsch wird auf Dauer wohl dominieren, aber da Du hauptsächlich türkisch sprichst, wird sie das auch sehr gut lernen, hat zumindest gute Voraussetzungen für breit angelegte passive Kenntnisse. Fehler im Deutschen und Feinheiten bekommt sie durch die breite Umgebung früher oder später mit, daher ist das nicht so schlimm, wenn Dein Mann manchmal Fehler im Deutschen macht. Türkisch ist dagegen als Nicht-Umgebunssprache weniger selbstverständlich, aber bei Eurer Situation auch gut "machbar". Alles Gute!

von Kacenka am 29.10.2019, 17:24



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Vielen Dank, ich hoffe es sehr.

von Schönfelder am 06.11.2019, 22:10



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Ich würde möglichst viel mit dem Kind Deutsch sprechen und vorlesen. Momentan finde ich es erschreckend, wie viele Kinder (die sogar in Deutschland geboren sind) als Sechzehnjährige noch mit starkem Akzent sprechen.

von Johanna3 am 02.11.2019, 00:16



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Hej! Das hat dann nur insofern mit dem Elternhaus zu tun, als die Eltern das Kind in einer "ghettoähnlichen" Situation behalten und man eben nur unter Türken, Griechen, Dänen, etc. - ist. Das nehme ich bei diesem Kind nicht an. Eltern, die sich einen Kopf um die Mehrsprachigkeit machen, achten darauf, daß auch die Umgebungssprache in normalem Umfang vermittelt wird; das obliegt NICHT den Eltern,die ansonsten eine andere (Mutter)Sprache sprechen. Und die meisten mehrsprachigen Kinder haben KEINEN Akzent, welcher als solcher ja auch wieder nicht schlecht ist. Einem Bayern oder Schwaben kannst Du den Akzent, den der Dialekt veruracht, im schönsten Hochdeutsch auch nicht gut abgewöhnen - so what? Nur weil DIR eine Einzelheit nicht GEFÄLLT, muß niemand zuhause etwas anders machen als gut ist. An die AP: Alle, die mehrsprachige Kinder großziehen, haben Dir anderes als Johanna geraten - eine gute Übung, um zu "lernen", wie man jede Art von Erziehungsratschlägen einordnen sollte. Solange die von Menschen kommen,die die Materie eben nicht in ihrem Leben bewältigen müssen, ist der Ratschlag zumindest fragwürdig. Hätte ich auf solche Tipps gehört, hätten meine Kinder niemals Deutsch gelernt! Gerade beim Thema Mehrsprachigkeit glauben viele, mitsenfen zu müssen, die leider wenig Ahnung von der Praxis und ihren Erfolgen haben. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 02.11.2019, 12:00



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Nein, Ursel-DK. Ich schrieb nichts von Kindern, die sich in einer "ghettoähnlichen" Situation befinden. "Nur weil DIR eine Einzelheit nicht GEFÄLLT, muß niemand zuhause etwas anders machen als gut ist." Selbstverständlich MUSS niemand etwas tun, was ich für richtig halte. Das wäre ein absurder Gedanke. Traurig finde ich die Tatsache, dassdie Mehrsprachigkeit um jeden Preis von manchen "stolzen Eltern" sehr gelobt wird - unabhängig von der Tatsache, dass so manche Kinder damit wenig zurechtkommen. Lässt es sich doch bei vielen nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren, dass ihr Nachwuchs mit der Sprache Probleme hat.

von Johanna3 am 02.11.2019, 23:06



Antwort auf Beitrag von Johanna3

Ich schrieb auch nicht, daß Du das schriebst - aber daß es eben bei diesen Kindern meistens vorkommt.- Wieder einmal: Genau lesen, richtig zitieren. Sonst kommst Du aus so manchen Nummer nicht gut raus. In den Gruppen, in denen ich unterwegs bin, habe ich äußerst selten gelesen, daß ein Kind tatächlich einen Akzent hatte, auch die vielen Kinder, die ich doch mehrsprachig kenne - mit diversen Kombinationen, nicht nur dänisch-deutsch, haben keinen. 2 Kidner haben einen österreich. Akzent, die Mutter ist eben Österreicherin in Skandinavien; andere haben einen schwäbischen Akzent, weil die Mutter Hochdeutsch spricht, aber deutlich schwäbisch eingefärbt. Zeigt im Prinzip nur, daß die Kinder eben genau die MUTTER-/Vatersprache lernen und natürlich kein Hochdeutsch reden, wenn es iihnen zu Hause anders begegnet. Wenn Eltern dann in den Gruppen, wo ich schreibe/lese, wirklich sehr selten mal von einem Akzent berichten, war der auch noch in der NICHT-Umgebungssprache, in diesem Fall also Türkisch. Das dürfte Dich ja am wenigstens stören, weil Du es vermutlich kaum hören würdest. Es ist eben oft kritisch zu sehen, wenn Leute von außen glauben, sie kennen sich mit Mehrsprachigkeit aus. Die aller-allermeisten Kinder kommen sehr gut zurecht, vor allem, wenn sie so natürlich praktiziert wird wie die AP schildert. Gabe es so viele Probleme, müßten sich Länder wie die Schweiz und viele, viele mehr ja sehr verstecken! Gerade weil die Sprachen früh und muttersprachlich gelernt werden, geht es ja so gut. Also, ich behaupte, ja, das tue ich sehr kühn, daß Du eine sehr vereinzelte Meinung vertrittst und man es sich als bilinguales Paar sehr überlegen sollte, auf wen man da hört. Von daher ist eine Diskussion auch meistens müßig - solche Leute überzeugt man bestem durch Ergebnisse. Denn selbst WENN es einen Akzent gäbe,: So what? Das Kind kann 2 Sprachen - da wäre ein Akzent doch das geringste Übel - den haben wie gesagt Menschen, die mit Dialekt groß werden, sehr oft auch! (s.o.) Nimmst Du daran auch Anstoß? Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 03.11.2019, 10:10



Antwort auf Beitrag von Johanna3

Wenn Kinder nicht in einem sprachlich extrem beschränkten Umfeld aufwachsen, haben sie keinen Akzent. Wenn die Eltern mit Akzent Deutsch sprechen, aber ihre Spiel- oder Klassenkameraden nicht, schleift sich jeder etwaige Akzent schnell ab. Auf welche Art Umgebung bezieht sich deine gegenteilige Erfahrung? Ich kenne keinen 16jährigen, der in Deutschland geboren und in einem deutschen Umfeld groß geworden ist, der nach all den Jahren noch mit starkem Akzent spricht, es sei denn bewußt - weil es cool ist, oder einen von den anderen abhebt. Aber das wäre dann ja ein anderes Thema. Und den Punkt, dass Kinder unter der Mehrsprachigkeit leiden, hattest du schonmal erwähnt- weiß nicht mehr ob hier oder woanders. Hast du konkrete Beispiele und kannst den Finger auf Ursachen legen? Die Aussage hatte mich schon beim letzten Mal überrascht, ich habe noch nie unter den Sprachen leidende Kinder erlebt.

von Korya am 03.11.2019, 14:15



Antwort auf Beitrag von Korya

"Wenn Kinder nicht in einem sprachlich extrem beschränkten Umfeld aufwachsen, haben sie keinen Akzent. " Meistens nicht, oft leider doch. So pauschal stimmt deine Aussage nicht. "Und den Punkt, dass Kinder unter der Mehrsprachigkeit leiden, hattest du schonmal erwähnt- weiß nicht mehr ob hier oder woanders. Hast du konkrete Beispiele und kannst den Finger auf Ursachen legen? Die Aussage hatte mich schon beim letzten Mal überrascht, ich habe noch nie unter den Sprachen leidende Kinder erlebt." So habe ich das sicher nicht geschrieben. Tatsächlich habe ich häufig erlebt, wie stolz Eltern auf ihre mehrsprachigen Kinder waren - die, an den üblichen Maßstäben gemessen, jedoch in beiden Sprachen nicht gut waren - und es auch als Jugendliche nicht wurden. Und erlebte auch Jugendliche, die sowohl in Deutschland als auch in dem jeweiligen anderen Land nach ihrer Muttersprache gefragt wurden, da sie offenbar nicht von "hier" wären und darunter litten. Die Tochter einer damaligen Nachbarin hat Französisch in der Schule schnellstmöglich abgegeben, sie konnte mit der Sprache nichts anfangen und zeigte von klein auf, dass sie mit ihrer Mutter (die fließend Deutsch sprach) kein französisch sprechen wollte, wenn sie es wohl auch halbwegs verstand.

von Johanna3 am 03.11.2019, 21:13



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

"Das hat dann nur insofern mit dem Elternhaus zu tun, als die Eltern das Kind in einer "ghettoähnlichen" Situation behalten und man eben nur unter Türken, Griechen, Dänen, etc. - ist." Das ist schlicht falsch. Ich bezog mich nicht auf Kinder, die in ghettoähnlichen" Gegenden aufwachsen. "Die aller-allermeisten Kinder kommen sehr gut zurecht, vor allem, wenn sie so natürlich praktiziert wird wie die AP schildert." Kann ich nicht bestätigen, allerdings finde ich die oben genannte Vorgehensweise auch nicht natürlich. "Das Kind kann 2 Sprachen - da wäre ein Akzent doch das geringste Übel - den haben wie gesagt Menschen, die mit Dialekt groß werden, sehr oft auch! (s.o.) Nimmst du daran auch Anstoß" Ja, also mich würde es sehr stören, wenn ich keine Sprache akzentfrei beherrschen würde.

von Johanna3 am 03.11.2019, 21:24



Antwort auf Beitrag von Johanna3

Ja Dich stört es, andere sähen immer noch genügend andere Vorteile in der mehrsprachigen Erziehung. Ghettoänhliche Gegenden, nun ja, was soll das in Dtld sein? Ich meine ghettoähnliche Situationen, Lebensstile, das ist was sehr viel anderes, und sehr oft ist das dann eher en soziales als ein Mehrsprachenproblem. Auch einsprachige Kinder aus solchen Bevölkerungsgruppen haben dann oft sprachliche Schwierigkeiten, und wie gesagt, ein Akzent wirkt sich ja letztendlich nirgends auf die Sprache aus, was Grammatik, Facettenreichtum, Ausdrucksstärke und Co angeht. Wie erwähnt, ich bin seit vielen Jahren in diversen Mehrsprachenforen unterwegs , habe selbst zwei fließend zweisprachige Kinder (die Deinen Eindrücken absolut widersprechen - Bestnoten in Aufsatz und Sprachen) und kenne auch persönlich viele, die Deine Eindrücke nicht bestätigen, sondern miGegenteil sin dieseKinder immer mit im oberen Ende des Notendurchschnitts. Auch diejenigen, die ich hier und anderswo lese (und wiederum reichlich Kontakte zu wiederum anderen haben) widersprachen absolut Deinen Erfahrungen. Muß man sich natürilch fragen, welche Gruppen Du kennst. Und natürlich ist die Vorgehensweise dieser Familie hier natürlich: Sie vermitteln 2 Muttersprachen. Sowas wirkt nur unnatürlich auf die Menschen, die nicht gewohnt sind,. täglich zwischen mehreren Sprachen zu jonglieren., Gerade hier jedoch sind dies sogar die Eltern von kleinauf gewöhnt. Wie übrigens ein Großteil der Weltbevölkerung, die ganz sicher auch eher in der Minderheit wenn überhaupt eine der Sprachen mit Akzent sprechen. Aber wie gesagt, letztendlich haben sich hier alle einsprachigen Kritiker schnell gedreht, als sie merkten,wie gut alles funktioniert. Darum diskutierte ich auch nicht nie, sondern wir haben zweisprachig erzogen. Die AP kann sich ja auch noch ein bißchen hier und anderswo schlaumachen bei Leuten, die praxisnahe Erfahrung mit der mehrsprachlichen Erziehung in der Familie haben und dann selbst abwägen, welchem Rat sie folgen will. Es muß eh zur Familie passen, sonst wird es schwierig. Was Dein franz. Bsp. angeht, findest Du hier manchmal solche Fragen - auch da gibt es Rat, der nicht zum Aufgeben ermutigt, im Gegenteil. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 03.11.2019, 22:56



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Die ghettoähnlichen Gegenden gibt es hier schon. Oft sind es soziale Brennpunkte. Ghettoähnliche Situationen (?) gibt es hingegen nicht. "Muß man sich natürilch fragen, welche Gruppen Du kennst." Das muss man nicht sich fragen, da erhält man ja keine Antwort. Einfache wäre es mich zu fragen. Gruppen bezüglich der Mehrsprachigkeit kenne ich keine. Wohl aber Kinder bzw. Jugendliche, die zwei Sprachen so halbwegs sprechen können, und selber darunter leiden. Der Nachbarin (aus meinem Beispiel, was du gerade aufgreifst) war die gute Beziehung zu ihrer Tochter wichtiger. Das Mädchen wollte nichts von der französischen Sprache wissen - da brauchte die Mutter sicher keinen Rat, in welche Weise sie weiter versuchen kann, ihre Tochter zu überreden.

von Johanna3 am 04.11.2019, 21:47



Antwort auf Beitrag von Korya

vielleicht meint sie das "Kiezdeutsch"? Das ist ja kein Akzent sondern eine eigene Varietät, die Sprecher können teilweise sogar zwischen deutsch und "kiez" hin- und herwechseln und wenn so ein 16jähriger "kiez" spricht, ist das in erster Linie ein Statement der Gruppenzugehörigkeit. Da spielt nicht nur die Aussprache eine Rolle, sondern es kommen auch ganz spezifische grammatische und lexikalische Charakteristika vor, das hat seine ganz eigenen Regeln. Wird mittlerweile auch endlich sachlich von Germanisten untersucht (z. B. Heike Wiese). Mit mehrsprachiger Kindheit hat das nur bedingt etwas zu tun: das ist ein soziolinguistisches Phänomen, das man in vielen Städten beobachten kann - nicht nur in Deutschland - wo solche besonderen Varietäten entstehen. Pädagogisches Personal (aus der Mehrheitssprache) steht dem meist sehr kritisch gegenüber und wertet solches Sprachverhalten gerne als Unvermögen - mag in gewisser Weise verständlich sein, da deren Aufgabe ja ist, das Hochdeutsche zu vermitteln. Das ist eine komplizierte Problematik, die weniger mit den hier gestellten Fragen zu tun hat sondern mit den sozialen und wirtschaftlichen Problemen, die mit solchen Migrationsgruppen und deren Konzentration in bestimmten Stadtteilen (ohne nennenswerte politische Beachtung - über Jahrzehnte) zu tun haben. Klar ist es für Pädagogen einfacher, wenn alle Kinder denselben einsprachigen Hintergrund haben. Aber das ist leider in der heutigen Welt kaum machbar. Ansonsten bin ich immer noch bei Ursel - die mehrsprachigkeit funktioniert am besten mit der von ihr genannten "Strategie" - mag für manche Erzieherin in der Kita oder im Hort oder auch für die Grundschullehrer etwas anstrengender sein, kann aber sehr gut funktionieren, wenn alle an einem Strang ziehen und das kind nicht mit Vorurteilen und negativen "Wertungen" belasten. Und ich bin bei Ursel: Akzent ist eigentlich mit am unwichtigsten - erst recht beim Deutschen, das so viele Varietäten - gerade aussprachetechnisch - hat. Aber zugegeben - manche Varietäten sind stark vorurteilsbehaftet, andere haben mehr Prestige.... selbst damit kann ein Kind aber umgehen lernen.

von Kacenka am 06.11.2019, 20:21



Antwort auf Beitrag von Johanna3

Vielen Dank für deine Einschätzung. Ich kann dies, mit einem größtenteils mehrsprachigen Umfeld, nicht bestätigen. Es ist richtig, dass es Unterschiede im Sprachniveau vieler Migranten gibt. Mit einem Akzent/ starken Akzent spricht jedoch niemand in meinem Umfeld. Die Unterschiede im Sprachniveau haben meines Erachtens in vielen Fällen mit dem unterschiedlichen Bildungsstand zu tun, als mit der Mehrsprachigkeit. Aber dies trifft so gut wie auf jeden zu. Ich kenne auch Menschen, die deutsch als Muttersprache sprechen und nie mit einer anderen Sprache konfrontiert wurden aber dennoch „schlechtes“ Deutsch sprechen. Meine Frage war darauf hin gerichtet, wie ich ein möglichst facettenreicher Spracherwerb unterstützt werden kann. Akzentfreies Deutsch erachte ich eher als selbstverständlich. Ich selbst spreche akzentfrei; mein Mann, trotz seiner Fehler ebenfalls. Ich will nicht bestreiten, dass es Menschen gibt die trotzdem mit einem Akzent sprechen. Es erscheint mir jedoch so, dass es eher die Ausnahme darstellt.

von Schönfelder am 06.11.2019, 22:37



Antwort auf Beitrag von Johanna3

hej nochmal! Sowohl die AP als auch Kacenka und die übrigen hier im Forum wie andere Eltern haben andere erfahrungen als Du und sind mit dem Thema eben, und der Hinweis von Kacenka ist natürlich wichtig, anders damit betaut. Letztendichschrieb ich es ja auch: Wer damit nicht leben muß als Familie,sieht anders drauf, en Pädagoge dann nochmal wieder anders, aber auch Ärzte und sogar Logopäden haben da eigene Ansichten. Hilft aber mehrsprachigen familien oft nicht mal, denn man kann nicht von mir oder anderen Eltern verlangen, mit dem eigenen Kind in einer Fremdsprache zu spechen. (Rein praktisch ist da oft gerade in den schichten, auf die du Dich beziehst, kaum möglich, und genau daher kommen ja auch die Phänomene, daß manche Kinder dann keine der beiden Sprachen gut können. Ich kenne durchaus einsprachge Kinder, die sprachlich arg hnterherhinken und auch als Erwachsene später zwar kommunzieren könne, aber mit einem Austausch wie hier überfordert wären - und dies nicht wegen des Themas! DASS diees Problem eher ein sozilöogisches oder soziales als eni Mehrsprachenproblem ist, habe auch ich schon angemerkt. Zu der franz. Mutter: DAS hab ich auch hier schon öfter geschrieben: Natürlich ist der Familienfrieden wichtiger als die Sprache. Sprache dient in meiner Welt kommunikation, genau darum lernen wir ja auch die Sprachen anderer Menschen - sie sollen verbinden, nicht trennen. MEINE Sprache würde ich nicht aus Prinzip durchbosen, auch ich kenne eine Familie, die eigentlich bilingual war udn wo die Mutter nachgegeben hat,allerdings wohl eher dem Ehemann als dem Kind. Jedoch auch mein Kind hätte mich nie dazu gebracht, Dänisch mit ihm zu sprechen - von daher ist der Mittelweg dann eben: Mutter redet Deutsch, Kind antwortet in Umgebungssprache, da ich als Mutter dem Kind ebenso wenig wie das Kind mir die Sprache vorschreiben kann, in der ich mich nun mal am besten, schnellsten, treffendsten und liebsten ausdrücke. Es gibt bei Kindern die unterschiedlichsten Gründe, wieso sie eine Nicht-Umgebungssprache verweigern, auch da hätte evtl. ja allein Ursachenforschung geholfen, die Sache anders anzugehen. Und vielleicht hätte die Mutter hier doch noch so manchen Rat, aus der Praxis eben!!, bekommen, weil sie weitermachen könnte- denn auch Französisch, das man nur (in bestimmten Situationen, von bestimmten Leuten,aber regelmäßig und viel hört), kann ja viel leichter zu einem muttersprachlicheren Französisch aktiviert werden als Schulfranzösch. Manchmal ist da eben auch der Austausch unter Gleichgesinnten, so als eine Art Selbsthilfegruppe verstehe ich manche Foren (und gerade diese hier) ja auch, überzeugender und macht manchen nachdenklicher als der theorische Rat von jemandem, der mit dem Thema nur von außen zu tun hat. Wir wissen hier alle, wie es ist, täglich in mindestens 2 Sprachen zu LEBEN, nicht nur sie sprechen oder zu sie lernen. Damit aber zurück zum Thema, denn wie Schönfelder richtig anmerkt, ist das gar nicht die Frage gewesen - und der Akzent scheint - wie bei den meisten mehrsprachigen Menschen, die sich das eben nicht aussuchen können -auch von ihr nicht so hoch bewertet zu werden wie von Dir. Übrigens, falls ich es noch nicht schrieb: Meine Kinder haben unsere Familiensprache Deutsch ja auch fehlerhaft und anfangs mit stärkerem Akzent als jetzt von meinem Mann gehört, der nur direkt zu ihnen Dänisch sprach - dennoch haben sie in keiner der beiden Sprachen einen Akzent oder haben seine Fehler übernommen.. Egal in welchem Alter: wer sie in Dtld. erlebt(e), wäre nie ist nie darauf gekommen, daß sie in DK aufgewachsen sind - und hier könnten,wenn wie gewollt ,jederzeit verheimlichen, daß sie genauso fließend und gut Deutsch wie die Landessprache hier sprechen. Und genauso kenne ich das von all den vielen mehrsprachigen Kidnern in den verschiedensten Kombinationen. Schönfelder: Erzählst Du uns irgendwann, wie es sich bei dann entwickelt? Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 07.11.2019, 00:15



Antwort auf Beitrag von Schönfelder

Hallo ihr Lieben, nach einer gefühlten Ewigkeit melde ich mich noch einmal zum Thema Mehrsprachigkeit. Meine Tochter, mittlerweile 2 Jahre alt, plappert den lieben langen Tag vor sich hin, Wir haben sehr viele deutschsprachigen Bücher vorgelesen, weil meine Tochter diese einfach mehr mag. Außerdem kommt man auch viel leichter an deutschsprachige Bücher heran, kann in der Buchhandlung stöbern und mittlerweile auch gemeinsam aussuchen. Ich habe im Alltag türkisch gesprochen, mein Mann eher deutsch aber auch türkisch. Untereinander unterhalten wir uns auch nicht konsequent auf einer Sprache; wir benutzen die Sprache, die gerade passt. So, nun zu meiner Tochter und den Auswirkungen Meine Tochter bevorzugt definitiv die deutsche Sprache. Versucht deutsche Sätze zu bilden. Kennt aber auch türkische Wörter, benennt auch Gegenstände auf türkisch. Versucht aber nie auf türkisch Sätze zu bilden, wie sie es eben auf deutsch tut. Sie kann türkischen Anweisungen folgen, daher gehe ich davon aus, dass sie auch türkisch versteht. Hat jemand vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht und wie hat sich dies im Laufe der Zeit dann entwickelt? Haben die Kinder später auch die im Kleinkindalter nicht bevorzugte Sprache gesprochen?

von Schönfelder am 20.08.2020, 21:26