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Kinder sprechen nicht ihre (meine) Muttersprache

Thema: Kinder sprechen nicht ihre (meine) Muttersprache

Liebe Leserinnen, zur Situation: Wir leben seit 2,5 Jahren in Frankreich, Tochter ist 4, Sohn 2. Mein Mann Franzose, spricht kein Deutsch. Die Kinder gehen in Teilzeit zur Betreuung, mein Sohn 20h/Woche, Tochter in die Vorschule, 4 Tage von 8-16h, wie es hier so üblich ist, natürlich ist das gesamte Umfeld 100% französisch. Ich spreche vom 1. Tag an konsequent nur Deutsch mit den Kindern, jedoch mit meinem Mann und allen anderen natürlich französisch. Meine Kinder sprechen beide überhaupt kein Deutsch. Sie verstehen zwar 100% von dem was ich sage, lese auch nur deutsche Bücher vor, aber ich bekomme nie eine deutsche Antwort. In der Regel wollte ich es nie verkrampft angehen, nur manchmal kränkt es mich schon ein wenig. Ich bin ja schliesslich die Mutter, und verbringe auch sehr viel Zeit alleine mit den beiden. Ansonsten haben wir allerdings leider keine deutschen Bekannten und auch sehr selten Familienbesuch. Manchmal stosse ich auf Unverständnis anderer zweisprachiger Familien, wo die Kinder allerdings problemlos beide Sprachen sprechen. Mache ich da eurer Meinung was falsch? Hätte ich rigoros darauf bestehen müssen, nur deutsche Antworten zu akzeptieren? Oder kommt das vielleicht doch noch eines Tages? Danke für Euren Rat.

von xinghu am 21.10.2018, 13:41



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Macht in Deutschland Urlaub (muss ja nicht bei der Familie sein). Guck mal ob es eine deutschsprachige Spielgruppe bei dir in der Gegend gibt. Wenn sie Deutsch verstehen, ist es eine gute Grundlage. Meiner war fast 5 als er den ersten Satz auf Deutsch gesagt hat. Jetzt spricht er akzentfrei Deutsch.

von germanit1 am 21.10.2018, 18:15



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hej! Ich schließe mich meiner Vorrednerin an. Mach weiter wie bisher, aber versuch nichts zu erzwingen, das schafft nur Aversionen gegen dieSprache, die Du vermittelst. Ein guter passiver Wortschatz samt Grammatik kann schnell aktiviert werden,wenn es nötig wird. Deine Kinder sind noch klein, da kann sich noch viel ändern. Gib ihnen weiterhin Wörter, Ausdrücke, Redemittel an die Hand, indem Du mit ihnen Deine Sprache sprichst - evtl .auch wiederholst, was sie sagten, und dann weiter in Deiner Sprache fragst etc. Mach kein Drama draus, sondern nimm es wie es ist - mach es auch weniger zum Thema bei den anderen Familien - sowas bekommen Kinder mit. Und genau wie Kinder Schlafenszeiten oder Essengewohnheiten zum Machtkampf erheben können, können sie das auch mit der Sprache, das ist nicht nur schade, sondern auch nervig und fatal. ich kann gut verstehen,daß es Dich traurig macht, daß sie Deine Sprache nicht aktiv sprechen, aber vielleicht jkommt es noch. Ganz sicher eher nicht, wenn es ein Machtkampf zwischen Euch wird. Also - weiter wie bisher: Du sprichst Deine Sprache, liest damit vor etc. - und dann abwarten, ohne es viel zu thematisieren. Gruß Ursel, DK P.S.: Was meinst Du damit, wenn Du schreibst, Du stößt auf Unverständnis bei anderen Familien?

von DK-Ursel am 21.10.2018, 23:08



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Ich kenne sehr viele, die dann mit etwa 6 angefangen haben, auf einmal die andere Sprache zu sprechen. Bei meinen Kinder ist es aehnlich, wobei meine Sprache die Umgebungssprache ist, und die Vatersprache die "Problemsprache", die sie noch immer nicht beherrschen und, falls wir nicht nach England ziehen, sicher nie so sicher beherrschen werden wie deutsch. lg niki

von niccolleen am 22.10.2018, 08:42



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Davon kann ich ein Lied singen. Meine Tochter ist mit Englisch groß geworden. Sie ist 10, und wir wohnen inzwischen sogar in D. Jährliche 4wöchige Schulbesuche, Urlaube, konsequentes Deutsch meinerseits haben nicht gefruchtet. Lieber hat sie gestreikt und gar nicht gesprochen. Mein Kind geht nächstes Jahr aufs Gym., hat ne 2 in Deutsch. Das sei Proof enough! Sie spricht weiterhin konsequent Englisch zu Hause. Mein Sohn auch, er spricht aber zumindest mit Freunden und Oma Deutsch. Er ist auch lang nicht so stur. Meine Tochter hat ne Freundin gefunden, in der 6ten. Die übt bei uns ihr Englisch. Kein dt. Wort in 10 Jahren, außer Taschentuch, weil Handkerchief ihr zu blöd klingt. Wenn wir unterwegs sind, spreche ich Deutsch und meine Tochter Englisch, immer! Wenn wer was von ihr wissen will, schaut sie mich an und antwortet in Englisch. Sie spricht nur in der Schule Deutsch. Gehört habe ich es noch nie.

von Cata am 22.10.2018, 19:31



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Hej Cata! Das nenne ich wirklich konsequent! Sprichst Du jetzt Deutsch mit ihr oder gar Englisch, wenn Du schreibst, Du hast aufgegeben? Wielange seid Ihr schon in Dtld.? Ich habe überlegt, wie ich da reagieren würde - zuhause einfach weiter Deutsch sprechen würde ich ganz sicher, dazu kenne ich mich. Aber was, wenn andere sie ansprechen und sie Mutter anschaut fürs Übersetzen? Solange sie da Hilfe hat, hat sie ja auch weniger Grund, etwas zu ändern. Mavht sie das in der Schule im Mathe- oder Physikunttericht dann genauso? (Ich bezweifele, daß ein Lehrer da folgen kann...und woher nimmt sie die engl. Fachausdrücke da? Also ist sie ja vermutlich in bestimmten Situation, wo sie MUSS, kompromissbereit...) Interessant jedenfalls - und ganz sicher nicht gewöhnlich. Daß Kinder sich weigern, die 2. Muttersprache zu sprechen, kenne ich auch von manchen - die wohnen dann aber nicht im Land. Vielleicht / sicher ändert sich da noch einiges, je länger Ihr im Land lebt - nicht alle Freunde haben Lust und Eignung, immer Englisch zu sprechen. Das wird nach der ersten interessanten Phase doch auch anstrengend! Aber vermutlich hast Du Recht: privat bei Euch wird es wohl die englische Schiene bleiben, was sicher auch schmerzlich für Dich ist, aber gut für ihr Englisch - und: Sie hat ja gute Noten und versteht alles, also hast Du ja nichts falsch gemacht. (Kann man ja so gesehen eh kaum...) Alles Gute - Ursel, DK

von DK-Ursel am 23.10.2018, 09:56



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Sie spricht in der Schule deutsch, da höre ich es halt nicht. Manchmal antworte ich an ihrer Stelle schon, weil es peinlich werden kann und sie sonst eh wegläuft und die Leut stehen lässt, auch die Oma. Wir sind jetzt seit über einem Jahr hier. Die Lehrer sind zufrieden, würden sich mehr Mitarbeit wünschen. Zensuren sind gut, bekommt ne Gymnasiumempfehlung und erzählt mir auf Englisch, dass sie in Grammatik besser als die Meisten sei, hätte die Lehrerin gesagt. Sie kann es definitiv, spricht es aber nur in der Schule. Wenn ich Englisch mit ihr rede, wird sie stinkig. Sie hasst das. Die Klavierlehrerin wird weitgehend ignoriert, aber es wird gemacht, was verlangt wird. Ich hab ihr schon erklärt, dass ich besser nicht anwesend bin und sie es nicht persönlich nehmen soll. Ich hab ihr mal erklärt, sie hätte wohl die Sturheit vom Vater, worauf sie meinte, ich täte ihr doppelt leid.

von Cata am 23.10.2018, 19:59



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Der große Bruder und viele Bücher. Sie schreibt auch gerade ein Fantasie Buch und will, dass ich es an einen Verlag schicke, wenns fertig ist, auf Englisch halt. Sie will Autorin werden. Das ist ihr ultimativer Berufswunsch.

von Cata am 23.10.2018, 20:03



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Hej Cato nochmal, danke für die Rückmeldung. Da hast Du ja eine sehr spezielle kleine Dame. Daß man IM Land die Sprache derart verweigert, habe ich vorher noch nicht gehört, aber es gibt ja bekanntlich nichts, was es nicht gibt. Schriftstellerin wollte meine Tochter auch werden, sie war auch 2x auf der hiesigen Verfasserschule, wo man wirklich nur schwer reinkommt (und schon gar nicht zweimal, das 2. mal war dann auch eher die Creme in Sieb gekommen... und dann war sie doch noch dabei ), die haben dan ndie Novelle nauch in einem Buch veröffentlicht. In Bibliotheken/Schulen zu finden. Damals haben wir sogar äußerst spezielle Berufswünsche gehört, die eben das Geld einbrachten und gleichzeitig für Schriftstellern ließen - sprachich ist sie auch gewandt, war also nicht absolut utopisch. Jetzt ist es doch was ganz anderes geowrden ,das Leben geht eben eigene Wege... Erzähl gerne mal, wie esbei Euch weitergeht. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 23.10.2018, 23:07



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Kannst du auch eine Sprache, die deine Tochter NICHT kann? Ich kenne deine Tochter nicht, und auch nicht ihre Beweggründe, deshalb bitte entschuldige, falls ich etwas Unpassendes schreibe. Ich finde es aber unhöflich, wenn man im Beisein von Menschen, die kein Englisch können, Englisch spricht, obwohl man auch Deutsch KANN. Meiner Tochter würde ich deshalb das auch so vermitteln: Entweder sie spricht deutsch, oder sie schweigt. Da gäbe es auch keine Diskussion. Mit 10 kann man das auch verstehen und einhalten. Ansonsten: ich kann deutlich mehr Sprachen als meine Tochter (bisher), und ich könnte ohne Probleme sie auf Französisch etc. ansprechen und ihr somit einen Spiegel vorhalten. Und das so lange wie eben nötig. Glücklicherweise weiß meine Tochter, wann sie welche Sprache sprechen soll, und hält sich daran, zumindest meistens.

von Ivdazo am 24.10.2018, 12:42



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Hallo Cata, ich selbst lebe nicht in einer mehrsprachigen Kernfamilie, in meinem Umfeld und der weiteren Familie sind jedoch mehrere Sprachkombinationen vertreten, die ich interessiert verfolge. Kann es sein, dass Deine Tochter gar nicht nach Deutschland wollte und so ihren deutlichen Protest zeigt? Das ist meine sehr laienhafte Psychoanalyse ;-) Ich finde es unfassbar schade, dass sie nicht ohne Dolmetscher mit der Oma spricht. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen würde, den Fall haben wir hier innerfamiliär nicht.

von KKM am 24.10.2018, 20:56



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und hab mit dem Kind sehr schwierige Zeiten hinter mir. Alle Erziehungs Maßnahmen und Ansätze das Problem auf die eine oder andere Art zu lösen sind fehlgeschlagen. Natürlich wollte sie nicht nach D. Inzwischen ist das aber ok. Die Oma hat schon immer D.gesprochen und ich habe nie Englisch mit ihr gesprochen, höchstens um ihr den Spiegel vorzuhalten, was sie sehr ärgerlich gemacht habe. Auch in Amerika war sie nicht zugänglich. Zeitweise hat sie die Kommunikation komplett eingestellt. Sie besteht darauf nicht D zu sprechen, so, alle Strafen helfen da nicht. Jetzt weiß ich, sie kann D und E, und wenigstens spricht sie mit mir Englisch. Das mit der Höflichkeit ist ihr so egal, genauso wie Nachbarn zu grüßen oder Antworten zu geben. Sie will nicht, auch nicht, wenn meine Tante denkt, sie sei autistisch, oder wenn andere sie für zurückgeblieben halten. Fertig. Es ist ihr egal. Und jetzt pubertiert sie eh heftig. Jedenfalls gibt’s Leut, die echte Probleme haben. Wer bin ich den Willen meines Kindes zu brechen und ihr den Tag zur Hölle zu machen, wenn doch sonst alles läuft. Mit 15 lacht sie vermutlich drüber, und das kommt in jedem Fall mal in ihre Hochzeitszeitung. Übriges, Uroma hat noch nicht mal ihre Stimme gehört, hat diese letztens gesagt.

von Cata am 24.10.2018, 22:20



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Dann lass es, wie es ist! Es gibt wirklich wichtigere Dinge im Leben. Wer weiß, wenn es nicht mehr thematisiert wird, gibt sie vielleicht ihre Haltung auf. Es ist auch eine Charakterstärke, es so durchzuziehen. Alles Gute für Euer Leben!

von KKM am 24.10.2018, 22:40



Antwort auf Beitrag von Cata

Tja, jedes Kind ist eben anders, und was bei einem wirkt, kann bei einem anderen auch kontraproduktiv sein. Mein "Vorschlag" war ja auch nicht als Strafe gedacht. Der Gedanke dahinter war: Falls es dir (dem Kind) wichtig ist, etwas zum Gespräch beizutragen, dann rede auch so, dass dich jemand versteht. Falls es dir nicht wichtig genug ist, verstanden zu werden, dann ist es wohl auch nicht wichtig genug, um etwas zu sagen. Ich(!) würde da nicht den Dolmetscher spielen. Vielleicht kann sie Pantomime? Bzw. Gehörlosen-Gebärden. Aber Englisch? Nein! Falls es für sie tatsächlich eine Strafe wäre, dann ist es in der Tat keine gute Methode. Der andere Gedanke war: wenn sie mal NICHT versteht, was du sagst. Englisch ist da fehl am Platz, das kann sie ja. Aber das ist dann tatsächlich eine Strafe, die Mama nicht zu verstehen, und ist wirklich nur als letzte Maßnahme geeignet.

von Ivdazo am 25.10.2018, 11:09



Antwort auf Beitrag von Ivdazo

Cata, nach Deinem letzten längeren Posting dämmert mir gerade,daß Du das schon mal geschrieben hast. Glaub mir, ich kann Dich auf der einen Seite unheimlich gut verstehen, obwohl meine Tochter zum Glück nie die dt. Sprache als "Waffe" gegen mich gedreht hat. Aber dieser Satz "Gott sei Dank spricht sie eben wenigstens Englisch mit mir", dem kann ich voll folgen,denn es gab da durchaus Zeiten, wo ich vor Glück gesungen hätte, wenn das Kind wenigstens Dänisch mit mir geredet hätte. Denn letztendlich ist es einfach wichtig, daß man miteinander redet - in welcher Sprache sollte nie den Familienfrieden gefährden!!! Daß meine Tochter bei den minimalen Dingen, die wir besprechen mußten, doch bei meiner Sprache geblieben ist, hat mich dann auch immer hoffen lassen, daß sie die Beziehung eben doch nicht abbrechen und abreißen lassen, sondern letztendlich die anderen Probleme, die sie mit uns hatte und wir mit ihr und alle miteinander, wie das dann ja so ist in einer Familie, daß sie also wir also diese Probleme lösen mußten., Es ist ja nun mal so ,daß wir weder Wörter aus unseren Kindern schütteln können nch bestimmen können, in welcheSprache sie diese Wörter an uns richten. Und da Ihr ja in Dtld. lebt, kann sie der dt. Sprache ja nicht entgehen, es geht also inzwischen weniger um das Erlernen der 2. Muttersprache als um anderes. Meine Töchter, vor allemdie Große, mochten ürbigens auch nie, wenn ich Dänisch mit ihnen sprach, was ich ejdoch nur tat, wenn andere zugegen waren. Da haben sie das zwar akzeptiert, weil wir genau nach Deinem Motto, Ivdazo, Sprache als Kommunikationsmittel benutzen, lernen, und nicht um zutrennen und auszugliedern. Aber wenn ich dann manchmal nicht bemerkte, daß die anderen gar nicht mehr zuhörten oder da waren und darumweiter Dänisch redete, bekam ich schon den unfreundlichen Knurrer: Jetzt kannst du aber wieder Deutsch reden. DAS fand ich ja wiederum positiv Nochmal zur AP: Letztendlich ist aber so ein Kind eher ungewöhnlich. es gibt durchaus etliche Kinder, die auch die Nicht-Umgebungssprache vermeiden wollen - und es tun. Aber oft ist das eine Phase, bis sie die Vorteile der anderen Sprache selbst merken oder sie interessant finden oder mit anderen eben in dieser Sprache kommunuzieren müssen, die sie mögen. Oder sie wachsen über dieses "ich-wlll-aber-nicht-anders-sein"-Gefühl hinaus und finden es gerade interessant,den anderen etwas vorweg zu haben. Oder... es gibt Kinder, die die beiden Sprachen immer sprechen, es gibt andere, die die Nicht-Umgebungssprache nur dann rausholen, wenn es dringend nötig ist, und seltener die, die es so wie Catas Kind halten. IM Land selbst ist es wirklich sehr ungewöhnlich und sicher nicht in erster Linie ein Sprachproblem, aber das müssen wir hier ja nicht laienhaft und öffentlich psychologisieren. Alles Gute - Ursel

von DK-Ursel am 25.10.2018, 23:58



Antwort auf Beitrag von xinghu

Also ich denke, Du machst das schon richtig: Viel Input auf Deutsch und dann schauen, was das Kind von sich aus bringt. Forcieren würde ich nichts, da das sicherlich eher zu Trotzreaktionen führt. Ich würde einfach weiterhin Deutsch sprechen. Bei zwei Kindern habe ich auch schon öfter gehört, dass es schwieriger wird, weil die Kinder untereinander die Umgebungssprache sprechen. Aber was willst Du da machen, Du kannst sie ja schlecht zwingen, untereinander Deutsch zu sprechen. Gut ist doch schon mal, dass sie alles verstehen. Das können sie mit Sicherheit aktivieren, falls Ihr z.B. irgendwann wieder nach Deutschland zurückkehrt. Für uns hilfreich sind auch Urlaube in Deutschland bei Oma und Opa, die beide kein Wort Spanisch sprechen. Vor allem zu Oma ist die Beziehung sehr eng, da muss sie dann natürlich Deutsch sprechen. Um noch einen anderen Aspekt ins Spiel zu bringen: Meine Tochter spricht sehr gut und sehr gern beide Sprachen, aber ich frage mich öfter einmal, wie groß der Gefallen ist, den wir ihr tun. Wir haben jetzt gerade so eine "Schwellensituation", weil sie in einen neuen KiGa gekommen ist. Sie tut sich sehr schwer und ich frage mich schon, ob das mit daran liegt, dass sie zwei doch sehr unterschiedliche kulturelle Sphären hat, die sie unter einen Hut bringen soll: Zu Hause - deutsch - Mama und KiGa - spanisch - andere Kinder. Manchmal habe ich das Gefühl, sie ist da ein bisschen zerrissen - ähnlich wie ein Scheidungskind zwischen Mama und Papa hin und hergerissen ist. Das ist jetzt aber eher so eine Gefühl von mir, ich kann das schlecht begründen. Jedenfalls finde ich es vor dem Hintergrund gar nicht so schlimm, dass Deine Kinder offenbar ganz nachdrücklich darauf beharren, ihre Welt nicht in zwei Teile zerfallen zu lassen.

von Joaninha am 23.10.2018, 14:01



Antwort auf Beitrag von Joaninha

Hej Joaninha! Das ist eine interessante Beobachtung. Meine eine Tochter hat große Verlassenängste im KIGA und tat sich daher auch lange Zeit sehr schwer, zumindest jeden Morgen. Aber wir wußten genau, woher es kam und daß es mit der Sprache nichts zu tun hatte. Ich bin mir auch nicht sicher wieviel man da wirklich hineininterpretieren bzw. wieviel Schwerpunkt da auf die Sprachen gelegt werden sollte, denn je un-selbstverständlicher, je "besonderer" die 2 Sprachen wirken, desto problematischer könnensie werden. selbstverständliche Sachen stellen gerade kleine kinder ja gar nicht so sehr in Frage. Aber sie spüren eben auch wie kleine Seismographen alle Zweifel, alle negativen Gefühle, alle Fragen und Unsicherheiten, die wir haben - und das kann kontraproduktiv sein. Eine meiner Erkenntnisse, als wir mal bei einer Studie zu Mehrsprachkeit mitmachten und eni Dossier für frischgebackene mehrsprachige Eltern mithelfen soltlen zu erstellen,war, daß es nicht um feste Regeln geht, nicht u mprinzipien u.ä.: es geht einfach darum, die Sprachen als Faktum, als gegeben,als selbstverständlich anzunehmen und zu leben - und es geht um Zeit = Ausmaß, in dem sie gehört und gesprochen werden. Das sind m.E. die wichtigsten Faktoren, alles andere fügt sich dem auch irgendwie unter. Und Selbbsteverständlichieiten, denen wir viel Lebenszeit und -taum einräumen, werden eben seltener hinterfragt und berzweifelt. ich wünsche Euch,daß sich Eure Tochter bald gut eingelebt hat - Ursel, DK

von DK-Ursel am 23.10.2018, 23:14



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Hallo noch einmal, also Zweisprachigkeit wird hier sehr selbstverständlich gelebt und auch konsequent praktiziert ("konsequent" im Sinne von "durchgehend", nicht im Sinne von "das Kind durch Konsequenzen unter Druck setzend"). Aber das schliesst ja eine gewisse Reflexion darüber, was wir da tun, nicht aus. Sicherlich projiziere ich da meine eigenen Erfahrungen mit Interkulturalität auf das Kind und denke mir, dass sie mein Gefühl der Fremdheit irgendwo teilt, wenn ich sie in meine Sprache hineinziehe. Meine Einstellung zur zweisprachigen Erziehung ist dennoch eindeutig, zumal sie an dem Punkt, an dem wir uns jetzt befinden, ohnehin alternativlos ist. Die Entscheidung für die Einsprachigkeit hätte wenn überhaupt schon viel früher fallen müssen, am besten gleich nach der Geburt. Doch da wir nicht wissen, wo wir mittelfristig leben werden, kam das nicht in Frage. Wenn klar gewesen wäre, dass wir in einem einzigen Land leben würden, hätte ich mich aus verschiedenen Gründen womöglich für die Einsprachigkeit entschieden. Ich bin da aber wohl auch insofern etwas abseits des mainstream, als ich Zweisprachigkeit jetzt nicht, wie das hier in der Umgebung oft der Fall ist, als Voraussetzung für eine spätere glänzende Karriere sehe. Da setze ich doch eher auf eine solide Schulbildung. Weh getan hätte der Verzicht allerdings darum, weil ich dann das Gefühl gehabt hätte, meinem Kind und mir etwas vorzuenthalten - die gemeinsame Sprache, die gemeinsame Kultur -, was man eigentlich nicht so ohne Weiteres preisgibt.

von Joaninha am 26.10.2018, 13:54



Antwort auf Beitrag von Joaninha

... nicht dass sich noch jemand auf den Schlips getreten fühlt ;)

von Joaninha am 26.10.2018, 14:03



Antwort auf Beitrag von Joaninha

Nee, nee, gerade in Foren, mit Menschen,die dasselbe teilen, reflektieren wir ja immer,was wir wie tun. Und ich kann absolut unterschreiben,was Du schreibst. Dieser Mainstream zur mehrsprachigen Erziehung kommt ja nun mal witzigerweise genau von denen so vehement, die eigentich keine Notwendigkweit haben, sie zu oleben - und es daher eigentilch auch seltenst KÖNNEN Die meisten Menschen,die zweisprachig - erfolgreich - erziehen, sind nun mal schlichtweg gezwungen, sich auch selbst in mehreren Sprachen zu bewegen. Ich denke nur, wir machen manchmal auch in anderen Dingen bzgl. Kinder den Fehler, von uns auf die Kinder zu schließen. Die erleben die Welt aber anders, logisch, sie sind ja auch nicht wir. Ich tue mich heute noch oft schwer, meine Jüngste zu verstehen - und oft auch zu akzeptieren, daß sie andere Prioritäten als die meisten anderen in der Familie setzt, weil sie eine andere Sicht auf die Dinge hat.. Und ganz allgemein denke ich auch an Forenbeiträge in den anderen Foren, wo Mütter von ihrer Erfahrung in der Schule etc. ausgehend Sorge haben, Kind sei zu einsam oder zu umtriebig, zu untergebuttert oder zu auftrumpfend etc. Mir selbst fiel das mal mit einer winzigen Episode auf, die nicht mal auf meine Kindheit Bezug hatte. ich öffnete die Haustür früh am Morgen,alles dunkel, es war kalt - und sie sollten zur Schule - und ich steltle fest: Oh nein, nun hat es auch noch geschneit. Die armen Kinder - dunkel, kalt, Schnee. Und was war? Sie stürmten (natürlich!) begeistert an mir vorbei : "Schnee, es hat geschneit!" - frei nach Rolf Zuckowski. Ja klar, sie empfanden das ganz anders als ihreMutter, die am liebsten Somemr gehabt hätte oder wenigstens in ihr Bett zurückgekrochen wäre. Es hat mir ein bißchen die Augen dafür geöffnet, wirklich nichts Meins - weder aus der Verg. nochaus der Gegenwart. - auf sie zu projezieren. So mag das auch mit der Mehrsprachigkeit und Heimatlosigkeit sein, ein Gedanke, der mir erstmal in einem Buch zur Waldorferziehung auftauchte und den ich damals auch nicht wirklich zutreffend fand. Genau wie wir uns davor hüten müssen, unsere eigenen Kindheitsempfundeng,, aber auch die im Jetzt auf die Kinder zu übertragen, müssen wir uns davor hüten, alles mit einer bestimmten Phase oder Gegebenheit zu erklären: Wir neigen z.B.sehr dazu, Jugendlichen viel durchgehen zu lassen oder es eben mind. damit zuerklären, daß sie eben in der Pubertät snid. Trotzdem kann aber auch ein Kind in diesem Alter aus völlig anderem Grund Stimmungsschwnkungen unterllegen sein, deprimiert oder wütend sein, traurig oder frohgestimmt, eben aus genau denselben Gründen wie wir anderen. da ist es dann etwas zu einfach: "Pubertät" zu rufen. Eine Jugendpsychologin sagte auch, außer der Pubertät neigt man eben als z.B. geschiedene Eltern dazu, Probleme der Kindetr (allein) auf die Scheidung zurückzuführen. Oder in anderen Konstellationen eben dann auf die jeweilige Schwierigkeit. und ja, ganz sicher gibt es da auch Erklärungen und Gründe für manches Verhalten, jedoch gibt es neben diesen bes. Konstellationen auch die stinkenormalen: Liebeskummer, Schulärger, Krach mit der besten Freundin, zu wenig Taschengeld, ... Genauso haben eben mehrsprachige Kinder nicht unbedingt Probleme mit irgendwas, weil sie mehrsprachig sind - das beziehe ich nicht nur auf konkrete Sprachprobleme, sondern auch sonst allgemein. Sie haben ja, genau wie alle einsprachigen Kinder, EINE Heimat, EINE Familie, EIN ZUHAUSE - bei anderen Kindern gibt es nur 1 Mutter/Vater, gibt es 2 Mütter/Väter, gibt es ... und bei uns eben 2 Sprachen. Und genau wie einsprachige Kinder ganz ihre eigenen Ängste, Sorgen, Vorlieben, Freunden und Ärgernisse. Und so denke ich eben, daß unser Gefühl der verlorenen Heimat oder der 2 Heimaten, zu denen man nie ganz gehört, nicht wirklich genauso auf die kinder zutifft. Allerdings bin ich der Überzeugung, daß die Kinder unsere Zweifel und Unsicherheiten merken - und nachempfinden. Denn das sind ja greifbare, für sie spürbare Zweifel und Änsgte.

von DK-Ursel am 26.10.2018, 22:48



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Du hast absolut recht, was diese Projektionen betrifft. Ich finde es aber gerade mit Blick auf die Mehrsprachigkeit auch sehr schwierig, davon wegzukommen. Ich bringe mal als Gegenbeispiel die Trotzphase, da ich mit der Pubertät noch keine Erfahrung habe (meine Tochter ist erst drei). Wenn ein Kind "trotzt", lädt das ja irgendwo auch ein vielleicht nicht zu Projektionen, aber doch zu solchen ad hoc-Erklärungen vom Typ "Das macht man doch nicht", "Das geht doch nicht", "Was bildet sich dieses ungezogenen Kind nur ein". Nur: Solche Erklärungen sind gesellschaftlich heute eigentlich obsolet, man weiß einfach, weil man es tausendmal gehört hat, dass die Trotzphase eine Autonomiephase ist, dass sie wahnsinnig wichtig ist, dass Geduld gefragt ist, dass man seinem Kind durchhelfen soll usw.usf. Ich finde, für die Mehrsprachigkeit fehlt einfach so ein breiter common sense zu bestimmten Problemen. Weil es halt auch nicht so viele Betroffene gibt. Daher muss man sich irgendwie behelfen mit den eigenen Intuitionen zum Thema. Und wenn ich nun meine Tochter im neuen KiGa an mich gedrückt sehe, aggressiv gegen die anderen Kinder und regelrecht nach (spanischen) Worten suchend, wenn sie die Erzieherin anspricht, wenn die Erzieherin mich dann noch halb mitleidig und betont langsam fragt, ob das Kind denn Spanisch kann, dann drängt sich mir einfach der Gedanke auf, dass das Kind, das so toll Deutsch und Spanisch lernt, genau eines von den Kindern mit Migrationshintergrund ist, um deren Inklusion und um deren Bildungsweg sich die Politik in schöner Regelmäßigkeit Sorgen macht. Das Ganze hat sich inzwischen entspannt. Wir haben beim KiGa-Start sicher den Fehler gemacht, dass wir den KiGa nur wenige Tage nach der Rückkehr aus einem vierwöchigen Aufenthalt in Deutschland begonnen haben. Sie hat sich inzwischen wieder gut in die Sprache eingefunden und traut sich z.B. jetzt auch, im Morgenkreis etwas zu sagen. Aber ein "Gschmäckle" hat das Ganze bei mir doch hinterlassen.

von Joaninha am 29.10.2018, 08:43



Antwort auf Beitrag von xinghu

hi. wir haben eine ähnliche Situation, nur umgekehrt. Umgebung ist Deutschland, Französisch/Deutsch Paar, zwei Kinder ( 5 J 1/2 und 17 Monate) der Vater spricht nur deutsch. wir haben fast kein Besuch aus Frankreich und waren nur vor 3 Jahren dort. der älteste will fast nur Deutsch reden, er kann halt nicht richtig französisch sprechen. sein französische Wortschatz ist passiv und nicht aktiv.er redet wie ein 3 jährige. wir gehen allerdings ein Mal die Woche zu einer Muttersprache Schule. aber die Kinder sprechen da zusammen die Umgebungsprache Deutsch wo wohnst du genau in Frankreich? vielleicht kann ich dir Tipp geben .

Mitglied inaktiv - 28.10.2018, 20:32