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Tagespflege ohne Muttersprachler - Bedenken?

Thema: Tagespflege ohne Muttersprachler - Bedenken?

Das Thema ist nicht Mehrsprachigkeit des Kindes, aber da sich ja mehrere Foristen mit dem Spracherwerb generell auseinandergesetzt haben, könnt Ihr mir vielleicht trotzdem helfen: Ich suche gerade eine Tagespflege für mein (deutschsprachiges) Kind, Betreuungszeit anfangs sechs Stunden Montag bis Freitag, später oder notfalls je nach meiner Arbeitsstelle evtl. mehr. Mehrere potentiellen Tageseltern sind keine Muttersprachler, sie sprechen mit Akzent und z.T. auch grammatischen Fehlern oder sogar leicht (!) vereinfachter Sprache. Schwer zu sagen, inwieweit sie deutsche Kinderlieder, Kinderreime usw. kennen und nutzen. Fändet Ihr das problematisch für ein oder zwei Jahre ab dem Alter von gut 1 Jahr? Danach hoffe ich auf einen Kindergartenplatz, bisher hätte ich den auch lieber erst ab gut drei Jahren (also dann zwei Jahre Tagespflege). Fändet Ihr es problematisch, falls es länger wäre - wenn ich also keinen Kindergartenplatz bekäme bzw. falls dann im Kindergarten auch wieder Nichtmuttersprachler arbeiten (weiß ich noch nicht)? Andere Kinder in den Tagespflegen sprechen z.Zt. auch kaum Deutsch, allerdings werden die z.T. noch wechseln... und voraussichtlich werden es meist jüngere Kinder sein (bis drei Jahre), die also eh noch nicht so viel sprechen können. Findet Ihr es insgesamt für den Spracherwerb eines deutschsprachigen Kindes wichtig, ob in dem Alter (d.h. bis maximal gut drei Jahre) die anderen Kita-Kinder deutsche Muttersprachler sind? Und zuletzt: Zur Zeit spreche ich manchmal mit meinem Kind eine Fremdsprache, einfach nur, weil ich seit Jahren oft mal in Fremdsprachen denke oder sie mal laut als Selbstgespräch genutzt habe, da war es normal, das auch mal vor meinem Kind zu tun. Es kann noch nicht sprechen oder verstehen, also hört es lediglich eine "etwas" fremde Sprachmelodie (nämlich die einer Deutschen, die eine Fremdsprache spricht). Hauptsächlich spreche ich natürlich Deutsch = meine Muttersprache mit meinem Kind. Seht Ihr es als problematisch an, auf diese Art weiterhin manchmal eine Fremdsprache zu sprechen, auch wenn das Kind älter wird? Bzw. seht Ihr es als problematisch an, falls ich dann auch noch eine nicht-muttersprachliche Tagespflege hätte? (Gut möglich, daß ich das eh automatisch aufhöre, wenn mein Kind irgendwann Deutsch versteht und die Fremdsprache nicht / nur wenig, aber wenn es für mein Kind ein Problem wird, möchte ich nicht so lange warten. :-)) Mir ist natürlich wichtig, daß mein Kind sprachlich sicher in seiner Muttersprache aufwächst... und ich habe keine Ahnung, wieviel Nicht-Muttersprache es in dem Alter "verschmerzen" kann. Danke für alle Ratschläge oder gar Hinweise auf Fachliteratur!! :-)

von auf der Reise am 22.11.2021, 20:44



Antwort auf Beitrag von auf der Reise

Ich würde eine Tagesmutter nehmen, die in ihrer Muttersprache spricht. Allerdings solltest Du diese Sprache zumindest auch verstehen , damit Du verstehst was Dir Dein Kind sagt. Das Du dann adäquat auf Deutsch antwortest versteht sich von selbst. Akzent finde ich nun nicht so schlimm , falsches Deutsch dagegen schon. Aber auch rein deutschsprachige Kinder können Probleme haben.

von reblaus am 22.11.2021, 20:54



Antwort auf Beitrag von reblaus

Ich meine Kinder, die von deutschen Muttersprachlern aufgezogen werden!

von reblaus am 22.11.2021, 20:56



Antwort auf Beitrag von reblaus

Danke - die Muttersprachen der Tageseltern kann ich leider allesamt nicht. Stimmt, das wäre sonst eine tolle Lösung, wobei die Tageseltern idR eh deutsch mit den Kindern sprechen und vermutlich nicht für mein Kind eine 100%ige Ausnahme machen würden. Ich frage mich dabei auch, ab wann "falsches Deutsch" ein Problem ist. Bei zwei Fehlern in 1-2 Stunden? Bei viel mehr Fehlern? Wie gesagt, neben den tatsächlichen Fehlern fehlt es dann ja meist etwas am Sprachgefühl in dieser Sprache - und ab wann ist das ein Problem? So kam ich gedanklich auch auf dieses Forum: Hier wird ja immer wieder empfohlen, mit dem Kind die eigene Muttersprache zu sprechen, um ihm mehr Sprachreichtum zu verschaffen, als wenn man mit ihm "schmalspur" eine Fremdsprache spricht. Wenn nun aber die Tagespflege mehrere Stunden am Tag in etwa das tut - ?

von auf der Reise am 23.11.2021, 00:17



Antwort auf Beitrag von auf der Reise

Also ich würde da schon einen Unterschied sehen, ob ELTERN mit ihren Kindern über mehrere Kindheitsjahre hinweg fehlerhaft eine Fremdsprache sprechen, oder ob es sich um eine von mehreren Bezugspersonen handelt, die für - sagen wir maximal 3 Jahre - mit dem Kind spricht und dabei hin und wieder Fehler macht - welche ja von den anderen Bezugspersonen nicht verwendet werden, also dem Kind nicht immer wieder bestätigt werden. Sechs Stunden ist nun nicht wenig, aber nehmen wir mal an, da fällt noch der Mittagsschlaf mit hinein. Nehmen wir weiter an, dass DU und der Papa und die Grosseltern vor und nach der Tagespflege sowie an freien Tagen korrekt mit dem Kind deutsch sprechen und dass es in absehbarer Zeit eine Kita besuchen wird, wo muttersprachler deutsch mit ihm sprechen werden. Dann würde ich sagen: das Sprachkriterium ist für die Auswahl der Tagesmutter tatsächlich weniger relevant als andere FAktoren: liebevoller Umgang, Vertrauen, kurzer Weg, passende Räume, Professionalität. Die paar Abweichungen in der Sprache korrigieren sich dann mit der Zeit von allein. Wie die anderen Kinder in der Gruppe sprechen, würde ich noch weniger in Betracht ziehen als die Sprachkenntnisse der Erzieherin. Ja - sie wird vielleicht nicht so viele Kinderlieder und -reime kennen. Die kann Euer Kind aber auch von Euch und den Grosseltern hören, nicht? Also ich habe zwar viele Gedichte und Lieder im Kindergarten gelernt, aber die meisten aus der frühen Kindheit, die ich kenne, verbinde ich persönlich mit meiner Mutter und meiner Oma...

von Kacenka am 23.11.2021, 14:26



Antwort auf Beitrag von auf der Reise

Meine Kinder wachsen 2sprachig auf. Deutsch / spanisch. Deutsch von mir, spanisch von ihrem Vater. Beide hatten in den Jahren vor Kindergarten bzw. Kinderkrippe Tagesmütter die kit ihnen nur in Spanisch gesprochen haben. Also war der Deutsche Input nur von mir und der Deutschen Umgebung. Hat der Deutschen Sprache bei meinem Kindern überhaupt nicht geschadet. Lg alemana_mex

von alemana_mex am 23.11.2021, 08:19



Antwort auf Beitrag von auf der Reise

Hej! ich verstehe Deine Bedenken,aber das Argument, daß wir oft als Einzelne und Alleinverantwortliche die jeweils andere, also nicht-Landessprache auch mit wenig Zeit ans Kinmd bringen zählt ebenso wie das, daß Akzent oder auch mal fehler im deutschen nicht sooo erheblich sind. Meine Kinder haben ihren (dän.) Vater oft Deutsch reden hören, mit Fehlern - aber sie sprechen weitgehend fehlerfrei. MIR wäre es am wichtigsten, daß die Person viel mit Sprache macht. Also viel mit den Kindern redet, mit ihnen singt, Fingerspiele, Singspiele, Verse, Reime und Vorlesen. Denn noch wichtiger als die Sprache als solche ist das Sprachgefühl in diesem Alter, Rhythmus, Spiel mit Sprache, Experiementieren mit Sprache - was dann das entwickeln hilft, was man auch Sprachphantasie nennt. Eine Person, die in einer fremdsprache kommuniztert, jkönnte da deutlich gehandicappt sein - teils, weil ihr Wortschatz (noch) nicht groß genug ist, teils, weil sie die (dt.) Kinderliedchen mit Bewegungen und die Verse und Reime undundund nicht kennt. Dann wäre es mir wichtig, daß sie das wenigstens in ihrer Sprache macht. ich bin aber auch jemand, der auch nach inzwischen Jahrzehnten in der Fremdsprache hier nur äußerst ungern und lieber gar nicht mein Kind in dieser Fremdsprache erziehen wollte, einfach weil ich weiß, daß ich - egal wie gut ich Dänisch kann - schlichtweg schlechter als in meiner Muttersprache spreche, daß ich in der Fremdsprache immer mal wieder an Grenzen stoße, daß mein Aktionsradius in dieser Sprache immer kleiner sein wird als in meiner Muttersprache. Da bin ich aber auch anspruchsvoll. Und ehrlich? ich hätte hier auch mit einigen dänisch-muttersprachlichen Tagesmüttern meine Probleme gehabt, wenn ich mein Kind denen hätte anvertrauen sollen, jetzt wirklich nur rein sprachlich gesehen. Denn auch Muttersprachler können mit sehr wenig Sprache zufrieden sen und auskommen - das hilft Kindern aber nicht, ihren Radius wesentlich zu erweitern. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 23.11.2021, 12:10



Antwort auf Beitrag von auf der Reise

Ohne mehrsprachigen Hintergrund kann ich nur sagen, dass es total wichtig ist, dass du dich mit den Betreuungs- und Bezugspersonen deines Kindes wohl fühlst. Wenn dir deren begrenzte oder fehlerhafte Sprache schon jetzt auffällt, dann wird sie das immer mehr tun. Such dir lieber eine andere Tagesmutter. Auch wenn dadurch kein Schaden entsteht und wenn andere sich mit der Person wohl fühlen, du tust es offenbar nicht.

von Geisterfinger am 06.01.2022, 20:21