Mehrsprachig aufwachsen

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Geschrieben von paulita am 14.02.2006, 11:11 Uhr

starke Sprache / schwache Sprache - Termini

liebe ursel
prinzipell bin ich immer dabei, wenn es darum geht, begriffe zu überdenken, sie noch differezierter zu benutzen und nichts 'einfach so' zu übernehmen. unbedingt! und deshalb finde ich deine überlegungen sehr bedenkenswert. ist immer gut, sich darüber auszutauschen.

aber in diesem fall sehe ich das problem, zumindest in der allgemeinheit, nicht. auch bei uns gibt es faktisch stärkere und schwächere sprachen. das ist bei mir als dreisprachige person so, und ist bei meinem sohn auch so. das muss nicht immer so bleiben, wechselt auch mal phasenweise (sohn hat z.b. mit spanisch angefangen und ist auch länger dabei geblieben, aber wie bei beatrix aus canada, ist das unüberseh- und -hörbar.

jetzt kommt es drauf an, was man damit mein und was man genau sagen will. umgebungssprache, familiensprache, starke und schwache sprache, muttersprache usw. - das muss alles nicht zusammenfallen. ich sage z.b. immer, dass ich drei muttersprachen habe. weil ich wirklich so aufgewachsen bin. spanisch + englisch von anfang an zuhause bzw. zum teil auch in den ländern, in denen wir gewohnt habe. deutsch war dann später nur umgebungssprache und nur insofern famliliensprache, als meine schwester + ich miteinander ab einem bestimmten zeitpunkt deutsch miteinander sprechen. mit meiner mutter aber NIE. von den bedingungen her, sind also alle drei muttersprachen - nur sind sie nicht alle gleichermaßen an meine mutter gebunden. meine stärkste sprache ist deutsch - aber nur solange ich in D bin. wenn ich z.b. in den usa oder argentinien bin, dann wird es phasenweise entweder englisch oder spanisch. natürlich gibt es kinder, bei denen die familiensprache die stärkere ist. das ist z.b. bei vielen türkisch- oder kurdischstämmigen kids in deutschland der fall.

mir persönlich wäre eine andere differenzierung VIEL wichtiger, nämlich die rigorose trennung von sprachen. das konzept des "richtig" deutsch oder "richtig" englisch sprechen finde ich oft sehr problematisch. wenn man alle menschen am duden und der tagesschau misst, sprechen ca. 80% der leute "falsches" deutsch. das ist absurd. meine studis an der uni trauen sich nicht englisch zu lesen oder mal zu sprechen, weil ihnen in der schule eingebläut würde, es gäbe nur EINE richtige art + weise, korrektes 'queen's english' zu sprechen. das ist totaler wahnsinn! auch historisch ist das quatsch. denn sprachen entwickeln sich immer als misch-masch verschiedener einflüsse. wer das leugnet hat schlicht keine ahnung. und dennoch werden dauernd, zumindest in D, massenhaft kinder diskriminiert und abgewertet, die kreativ, mutig, eigenständig und ihrer umgebung entsprechend mit mehreren sprachen umgehen. so wird im deutschen auch immer (noch!!) von "fremdworten" gesprochen. als ob lateinische, griechische, französische, friesische usw. worte "verunreinigungen" des deutschen wären.

politisch ist das momentan extrem wichtig. meine ich jedenfalls. denn wenn kinder immer nur lernen, dass sie nicht "richtig" sind, weil sie anders sprechen, als es die lehrbücher vorsehen, ist das übel!

lg
paula

 
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