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Sprachentwicklung mit drei

Thema: Sprachentwicklung mit drei

Hallo Zusammen, ich mache mir etwas Gedanken über die sprachliche Entwicklung meines Sohnes. Er wächst zwar zweisprachig auf, deutsch und polnisch, ich bezweifle jedoch, dass seine Probleme damit zusammenhängen. Ich schreibe trotzdem in diesem Forum, weil ich einfach davon ausgehe, dass sich hier wahrscheinlich mehr Leute finden, die sich mit Spracherwerb und Sprachentwicklung tiefer befassen, als das normal der Fall ist. Der Kleine, wird bald drei, ließ sich Zeit und fing erst spät zu sprechen an. Er hatte von Anfang an seine eigenen Wortkreationen (wie Kloffen statt Kartoffeln usw) und sprach lange nicht in Sätzen, allerhöchstens kamen so zwei-Wort-Konstruktionen. Jetzt, wo er auch längere Sätze bildet, spricht er wie Yoda. Die Satzstellung interessiert ihn nicht im Geringsten, er macht es, wie er will. Z.B. "ich nicht das will" oder "du mir trinken gibst". Er stellt auch auf Wortebene um, z.B "Hoseunter" statt Unterhose oder "Bockziegen" statt Ziegenbock und das relativ konsequent. Er benutzt hauptsächlich Infinitive, außer in erster Person, aber da hängt er sehr konsequent ein "e" ans Ende von jedem Verb, also "ich wille", "ich mage" usw. Und dann spricht er sehr undeutlich. Er verschluckt sehr oft Silben und einige Laute kann er überhaupt nicht sprechen. Er war nicht in der Lage "Waschpulver" zu sagen, stattdessen sagt er etwas wie "Schaschpula". Es kommt also einiges zusammen und das macht es für Fremde fast unmöglich, ihn zu verstehen. Das ist im Kindergarten schon ganz schön blöd. So, bis dahin würde ich mir vielleicht noch nicht so Gedanken machen, da ich ja oft genug gelesen habe, dass manche Kinder überhaupt erst um das dritte Jahr anfangen zu sprechen. Aaaber - er stottert manchmal auch noch. Nicht immer und ich kann nicht unbedingt sagen, wann genau. Manchmal ist er aufgeregt und kann trotzdem einigermaßen klar sprechen. Und dann ein anderes mal versucht er etwas zu erzählen und bleibt an dem Satzanfang hängen und wiederholt es fünf, sechs, sieben mal, bis es weiter geht. Er stottert nicht bei einzelnen Wörtern. Das gibt mir echt schon zu denken. Ich weiß nicht, inwieweit das noch normal ist und ob man ihm da vielleicht helfen sollte. Ich weiß auch nicht, wie ich dann reagieren soll. Geduldig warten, bis er den Satz endlich rausspuckt, oder versuchen das nächste Wort vorzusagen. Vielleicht komplett ablenken? Ich will nicht, dass er sich gehetzt fühlt, keine Ahnung, wie man da richtig reagiert. Geht man mit so einem kleinen Kind schon zum Logopäden? Alles zusammengenommen beunruhigt mich langsam etwas, auch wenn ich ansonsten relativ entspannt bin und lieber erstmal abwarte, was kommt. Aber vor allem das Stottern macht mir ein bischen Angst. Hinzu kommt, dass die Großen und auch alle anderen Kinder in der Familie gerade was Sprache betrifft deutlich früher dran waren. Meine Tochter sprach mit 1,5 Jahren mit vollen, korrekten Sätzen. Er ist jetzt doppelt so alt.....gut, dafür ist er allen anderen Kindern was die Motorik angeht eindeutig überlegen, aber trotzdem.... Vielleicht kennt ja jemand von Euch einen ähnlichen Fall. Ich will im Prinzip nur wissen, ob Ihr da einfach abwarten würdet, oder ob man schon mit irgendeiner Förderung anfangen sollte. Viele Grüße und danke im Voraus. Ist ziemlich lang geworden...

von malla am 08.02.2018, 10:49



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Was sagt denn der Kinderarzt und der Kindergarten? Generell würde ich sagen, dass du bei nem Logopäden vorsprechen könntest. Vielleicht sagt der, alles noch recht früh, warten wir ab... Ich kenne nichts von allem ausser "Ich wille" "Ich mage". Das macht meiner auch oft. Aber das liegt daran, dass er ziemlich konsequent die Grammatik anwendet und die ganzen Ausnahmen noch nicht so drauf hat, Deutsch ist bei uns aber die schwächere Sprache, also nicht Umgehungssprache.

von Nadinnsche am 08.02.2018, 13:48



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Er wird sicher lernen, deutlicher zu sprechen Auch Grammatik wird sich legen An Zweisprachigkeit liegt es nicht Mein große hat um den dritten Geburtstag auch massiv gestottert. Kein Silben-Stootern, sondern Wörter /Sätze stottern Mama ich will mama ich will mama ich will mama ich will ein Eis Er er er er er will auch eins Und ja, es war grusselig. Sie hat es bei sich auch nicht gemocht. Kinderarzt war fürs Anwarten Ich wollte zum Logopäden und habe es durchgesetzt 10 Sitzungen haben wir bekommen, angefangen in der nächsten Woche nach demU und kein Monat nach dem dritte Geburtstag. Sie musste viel malen, Sprechübungen machen, es gab Massage und Krabbel/Sport für die Große (Gehirnhälften verbinden, darum krabbeln, verpackt in Katze spielen) Nach 5 Stunden war das stottern weg Die letzte 5 Stunde gab es Sprachförderung für das Kind Kind ging sehr sehr gerne hin. Sprachprobleme hatten wir nie wieder. Momentan sind mehr als 5 Jahre vergangen, die dritte Sprache kommt dazu und das Kind wird immer sicherer.

von lubasha am 08.02.2018, 22:25



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Ich würde Mal das Gehör testen lassen. Das undeutliche Sprechen kann davon kommen (muss aber nicht so sein). Gelegentliches Stottern kenne ich, das war oft so, wenn die Gedanken schneller waren als der Mund mitkam.

von Astrid18 am 09.02.2018, 09:09



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Hej und willkommen hier - und Du hast Recht: Hier beschäftigen wir uns in der Tat weitaus fundoierter mit Sprachentwicklung als die vielen Einsprachigen, die einem dan naber leider viele gute Ratschläge geben,w enn sie das Kind nicht verstehen oder sonst wie "auffällig" dfinden. Ich habe auch 2 so weit auseinanderliegende Kinder - die erste lief sprachlich ihren einsprachigen gleichaltrigen Kameraden davon und sprach mit 2 ganze Sätzen, die 2. tat Ähnliches erst mit 3. Sie hat meiner Erinnerung nach nicht ganz so viele oder häufige "Fehler" gemacht wie Du bei Euch schilderst, aber es hat doch einges länger gedauert. Dafür war sie motorisch deutlich schneller dran und auch motivierter als die Große. Das hat ja AUCH was mitder Geschwisterfiolge zu tun, denn jedes kind sucht sich in seiner Familie eine Nische, in der es "gut" sein kann. Sprache, Ernsthaftigkeit, Verantwortungsgefühl etc. sind oft vom Erstgeborenen besetzt, also entwickeln sich die zweiten (dritten, vierten ...) anders. ich hatte jedoch immer das Gefühl,s ie hört sehr gut,s ie verstand auch meine Sätze nud "Anweisungen", auch wen ndie dann so zwischen dem 2. und 3. Jahr etwas länger wurden - aber kindgerecht. da heißt es dann abwarten und viel reden,d amit das Kidn genug "Input" hat. Stottern tun einsprachige Kinder in der Tat auch oft, wenn die Gedanken schneller sind als sie sie ausdrücken können, teils weil Wortschatz fehlt, teils weil noch Grammatik fehlt. Bei Zweisprachigen Kindern kann dies noch leichter passieren,da sie ja oft ein Wort nur in 1 Sprache kennen - viele leihen sich dann das Wort eben aus dieser Sprache und "mischen" so für Uneingeweihte völlig unbedarft, in Wirklichkeit ist es ja recht clever. Vielleicht kann man sagen ,daß Dein Kleiner noch schlauer ist und sich neue Wörter erfindet? Dann braucht er natürlich den Input, daß ihm immer wieder die richtigen Wörter vorgesagt werden. Er spricht von seiner Drunterhose - ihr wiederholt: ach,d eine Unterhose ist ... Hat er viel Kontakt zum älteren Geschwisterchen? Oftmals liegt es ja auch daran, daß wir weniger zeit als für die erstgeborenen haben,d aß die zweiten sprachlich etwas später sind --- mit viel Kontakt zu anderen Kindern schleichen sich auch deren Unzulänglichkeiten in seine Sprache ein. Auch Nuscheln kommt ja bei einsprachigen Kindern vor und kann, wen nes sich gar nicht gibt, logopädisch sicher behoben werden - vielleicht fragt ihr einfach auch mal öfter nach und signalisiert ihm, daß er nicht verstanden wird. Kinder, Menschen lernen am besten,wenn eine Notwendigkeit besteht... Alles in allem würde ich noch nicht wirklich Panik schieben - das kann mit einem schub sehr schnell "normal" werden. Melde Dich doch mal wieder und erzähl, wie es weitergeht.

von DK-Ursel am 09.02.2018, 10:36



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Ich kann mir vorstellen, dass das Stottern aus Anspannung/Stress beim Sprechen kommt, und das wiederum daher, dass er sowohl im Kindergarten als auch in der Familie (mit älteren Geschwistern, wenn ich richtig verstehe?) aufgrund seines noch nicht so ausgereiften Sprechen-Könnens sozusagen immer Schwierigkeiten hat, Gehör zu finden. So war das bei einem Kind aus meinem Umkreis in ähnlicher Konstellation, es hat nur nicht gestottert, sondern sehr schnell gesprochen. Ich würde ihn mal ganz unaufgeregt beim Logopäden vorstellen, auch wegen den Umstellungen auf Wort- und Satzebene (könnten das Interferenzen mit dem Polnischen sein?) Es gibt einfach ein zu großes Spektrum an Möglichkeiten, woran die Probleme liegen könnten, das können wir hier im Forum als Laien und aus der Ferne einfach schlecht beurteilen. Wir waren auch schon beim Logopäden, als meine Tochter gerade zwei Jahre alt war, das war überhaupt keine dramatische Erfahrung für sie, sie hat sich im Gegenteil gleich wohl dort gefühlt.

von Joaninha am 09.02.2018, 10:34



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Hallo, also eigene wortschöpfung und auch "kreative" Grammatik sind aus meiner Sicht kein Grund zur Sorge, das verwächst sich. Meine hatten auch beide sehr kreative Wörter dabei, nicht immer war es einfach eine Vereinfachung eines noch zu schwierig zu sprechenden Wortes, teilweise hab ich mich echt gefragt, wo das eigentlich her kam. Grammatik: ich wille, ich kanne usw. haben meine beide gesagt - ich habs ein bisschen auf den KOntakt mit dem Tschechischen gescchoben, da gibt es ja die erste Person nicht ohne Endung. So eine Art Übergenerierung, typisch kindliche Grammatik halt. Beides verschwindet von alleine mit zunehmendem Alter. Auch sonst schliesse ich mich an: wegen der Aussprache: hörvermögen gründlich abklären. Ich kenne so einen Fall, wo das verpasst wurde, der Junge war vom 3. Lebensjahr an in der Logopädie, es wurde und wurde nicht besser, dann haben sie mit 6 (!) endlich gemerkt, dass er schlecht hört. O-Ton der Logopädin: Ja dann ist es kein Wunder, wenn er nicht nachspricht. Ähm, hätte sie da nicht schon lange mal was sagen können, von wegen Facharztempfehlung oder so?! Schwache Leistung. Der Junge spricht auch heute mit 8 noch ohne "K", wenn er sich nicht grade richtig konzentriert. Ist auch für das lesenlernen nicht förderlich und einfach schade. Sowas regt mich echt auf. Also lieber einmal zu viel zum Arzt, es gibt ja heute genug Möglichkeiten das genau zu testen - auch geschwollene Nasenmandeln können dahinterstecken, wenn das Kind oft krank ist, da lässt sich aber was machen und DA ist es dann auch sinnvoll, etwas zu unternehmen. Ist mit dem Hören alles ok , hat er noch Zeit. Die Aussprache wird mit der täglichen Übung nahc und nach besser - sofern sie eben die "richtige" Aussprache vom Umfeld immer wieder hören. Meist spricht man ja intuitiv ganz viel von dem nach, was die Kinder so dahernuscheln (um selber sicherzugehen, dass man sie richtig verstanden hat:-)), daher braucht es dann auch keine extra logopädischen Übungen. Wenn er aber bei sowas gut mitmacht, schadet das sicher nicht, das wird ja spielerisch gemacht und meistens sind die zu den kleinen Kindern auch nett. Lass Dir halt nur nichts einreden, von wegen es liegt an der Zweisprachigkeit und so, es kann gut sein, dass sie DAVON echt keine Ahnung haben. Einfach auf Durchzug schalten und weiter machen wie bisher - das geht die letztlich auch gar nichts an, wie ihr zu Hause sprecht :-) Alles Gute! K

von Kacenka am 10.02.2018, 09:44