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Sprachen - Hin und Her

Thema: Sprachen - Hin und Her

Guten Abend zusammen, Ich würde unserer Tochter gern meine Muttersprache, russisch, mitgeben. Ich selbst bin mit 4 Jahren nach Deutschland gekommen und spreche mit meiner Familie nur russisch. Wobei ich auch da manchmal schummeln muss und ab und an deutsche Wörter einbaue. Ich habe außerhalb der Familie ein ausschließlich deutschsprachiges Umfeld, weswegen ich meine Muttersprache auch gern mal vergesse und mir mit deutschen Worten aushelfen muss Der Kindsvater spricht demnach auch nur deutsch. Vorgestellt habe ich es mir so: Ich rede mit unserem Kind nur russisch (und schummel nicht mehr, sondern rede ordentlich) und der Papa nur deutsch. Meine Befürchtung/meine Gedanken: Ich muss mit dem Papa aber auch deutsch reden und ist es nicht doof, wenn wir zB beim Familienabend russisch reden und der Papa versteht gar nichts? Bislang läuft es so, dass ich in Gegenwart meines Freundes nur deutsch mit ihr spreche und wenn wir allein sind russisch. Das verwirrt mich aber selbst zu tiefst und muss enden! Bin gespannt auf eure Erfahrungen und Hinweise. Liebe Grüße

von Yeliabx am 05.12.2020, 21:36



Antwort auf Beitrag von Yeliabx

Hej und willkommen hier! Wichtigste Regel ist eben zeit und Selbstverständlichkeit, und bei Dir ist gerade durch das viele viele Durcheinander entstanden. Kann ich gut verstehen. ich hatte das Glück, daß men Man snehr gut Deutsch sprichtund versteht, also ist nusere Familiensprache immer Deutsch /(in DK) gewesen, und er hat immer Dänisch mit den Kindern geredet - was ich ja wiederu mauch verstand. Das war manchmal auch ein ganz schönes Sprachewirr, vor allem für einsprachige Besucher, aber für uns war das ganz normal - die kinder reagierten mmer in derSprachge, i ndersieangesprochen wurden udn wir in unseren. Auch bei Gesprächen, an denen wir alle teilnahmen. Ja, es ist doof, ausgeschlossen zu sein. Das kenne ich aus Erfahrung und ich bin kein Freund davon, im Beisein von Menschen,die mich nicht verstehen, nicht auf die Sprache auszuweichen, die alle können. Sprachen dienen der Kommunikation, sie sollen Menschen verbinden und nicht trennen - genau darum lernen wir doch sogar Fremdsprachen. Und es ist m.E. auch ein Gebot der Höflichkeit - und Rücksicht, zu denen ich meine Töchter auch gern erziehen woltle. D.h. ich habe immer Dänisch, auch mit meinen Kindern geredet,wenn wir z.B. dänischen Besuch hatten - egal ob Schwiegermutter oder Freunde der Kinder. Aber ich hatte eben auch einen großen Zeitfanteil für meine Muttersprache. Du schreibst nicht, wie alt Deine Tochter ist. Bei Kleinkindgesprächen ist es ja noch nicht soooo tiefschürfend, was Du mir ihr beredest, auch in der Gegenwart Deines Mannes. Da könnte er im Gegenteil auch einiges aufschnappen und lernen, und das wäre ja weder verkehrt noch zu früh... es wird aber auch Toleranz von der Seite des Vaters erforderlich sein - er muß schon ertragen, daß Du auch mal Deine Sprache in seiner Gegenwart sprichst, und wenn er es verstehen möchte, muß er eben auch mal seinen Einsatz dazu leisten und sie evtl. ansatzweise lernen (ich weiß: Russisch ist nicht gerade Englisch oder ). Hier haben sicher einige noch bessere Tips für speziell Eure Situation, aber ich rate Dir,es so zu machen,wie es für Euch alle am besten paßt und so, daß Du soviel zeit wie möglich mit ihr Russisch sprechen kannst. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 06.12.2020, 00:25



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Danke für deine ausführliche Antwort! Du hast Recht, in gewissen Situationen muss er damit leben, dass er nichts versteht. Wenn wir bei meiner Familie sind, kennt er es bereits. Wir erzählen fröhlich daher und wenn es um ihn/uns geht switchen alle ins Deutsche. Er empfindet es jedoch oft als nervig (kann ich absolut verstehen), wenn alle plötzlich lachen und man der letzte Depp ist, dem alles erstmal übersetzt werden muss und dann ist es gar nicht mehr lustig.... Aber da muss er durch. Unsere Tochter ist übrigens erst 4 Monate alt und checkt noch nicht so viel Ich bin jedoch überzeugt, dass sie meine unterschiedlichen Sprachen bemerkt. Es klingt anders und irgendwie fühle ich mich auch anders in der Muttersprache. Aber weil sie eben noch so klein ist, wird der Papa gezwungenermaßen mitlernen müssen.

von Yeliabx am 06.12.2020, 01:54



Antwort auf Beitrag von Yeliabx

Ich wünsche dir, dass der papa die sprache miternen mag, aber ich kenne keine väter, die es dann auch durchgezogen haben. Deshalb würde ich vom fokus papa weg, sondern nur schauen, was für dich möglich ist. Für kinder ist es kein problem, bei tisch eine andere sprache zu sorechen als sonst mit der mama. Höflichkeit gehört zur familie wie die sprachen und es ist richtig, wenn ihr dann die sprache sprecht, die alle verstehen. Dein herz wird dir zeigen, wie du mit deinem kind sprichst, denn sprache ist identität. Ich kenne das mit dem mischmasch, es gibt nun mal sogar themen und wörter, die man in der nichtmuttersprache als heimat bezeichnet, obwohl das ja theoretisch nicht sein könnte. Bei uns hat es trotzdem geklappt: vater eine andere sprache und versteht uns nur grobmässig, ich mische mehr als mir lieb ist, aber kind hat nun die möglichkeit zu switchen und beherrscht beide sprachen als muttersprache. Ich habe sogar das gefühl, grad weil es bei uns nicht wie im lehrbuch lief, sondern ganz natürlich, ist kind speziell hellhörig. Wir tauschen uns oft aus über ein wort oder einen satz, den wir irgendwo hören und fragen uns dann, wie die sprachenbiographie dieses menschen aussehen könnte. Das ziel kann nie perfektion heissen, sondern natürlichkeit im vermitteln der eigenen identität indem man eine neue familienidentität kreiert. Dazu gehören situationen, identitäten, geschichten. Es geht nicht nur um sprachen, was man oft am esstisch bemerkt, denn da bringt auch jeder seine küche mit, ohne dass gross aufhebens gemacht wird. Kommt jemand aus einer küche mit viel paprika? Paprika wird auf dem tisch stehen, aber halt für jeden eine andere dosis. Ohne entsetzte blicke, ohne schockierte pädagogen, ohne furcht, dass man der umgebungsküche was antut. Tu einfach, was geht. Es ist eure situation. Viel erfolg und alles gute!

von kunstflair am 06.12.2020, 09:27



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Kunstflair, Du hast eine unnachahmliche Art,. Dinge auf den Punkt zu bringen, danke für das Paprikabeispiel. Und ja, es gibt so viele "Methoden" wie Familien,denn jede uß ihren eigenen Weg gehen. Was ich jedoch auch gelernt habe, weil einige sehr liebe Menschen es später bereuten: Die Sprache gar nicht an Kind zu bringen tut nachher mindestens dem Kind leid und weh. Aber sie auf Teufel komm raus durchzuziehen, ohne auf den Vater oder andere zu achten, hat nicht zum Familienfrieden beigetragen und da muß dann abgewogen werden - Pinzipienstarre hilft ja nie. Dann wird Sprache oder Mehrsprachigkeit eher zum Krieg als zum harmonischen Miteinander und negativ behaftet.. Die Selbstverständlichkeit geht flöten,weil sogar der Vater Zweifel und Kritik übt - da er außenvor ist. Ein sicher nicht immer leichter Akt, alle in s Boot zu bekommen,wenn jemand die Sprache nicht versteht, aber bei einem so kleinen Kind kann er Grundbegriffe mitlernen, erstmal. Ansonsten füchte ich auch es ist recht viel verlangt, wenn jemand neben Beruf und Familie und nicht im Land der Sprache diese so gut lernen soll, daß er sie wirklich gut versteht (von sprechen reden wir ja gar nicht, da ist ja auch nicht nötig). Wechseln müssen wir ja immer, auch wir,die wir eben ohne Verständnisprobleme in 2 Sprachen leben. das ist aber nun mal so und schafft jedes Kind sehr gut.Es kann ja nur gut sein, wenn ein KInd (auch )lernt, daß man in gewissen Situationen wechselt - und daß man höflich und rücksichtsvoll ist. Alles Gute und erzähl mal, wie es weitergeht. Übrigens: Ja, die Kinder können schon im Mutterleib Sprachen und Sprechende erkennen, unterscheiden, also ist es gut, daß Ihr jetzt schon Eure Sprachen sprecht. Sie sammelt jetzt ja jetzt Wörter, Strukturen etc., - alles, was dann in 2.-3 Jahren wieder rauskommt . Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 06.12.2020, 10:28



Antwort auf Beitrag von Yeliabx

Wir haben auch das Glück, ähnlich wie bei Ursel, dass wir beide jeweils die Sprache des anderen sprechen und im jeweiligen Land des Partners aufgewachsen sind - also zusätzlich zur Sprache auch noch sozusagen die entsprechenden Paprikabedürfnisse kennen Bei meiner Schwester war es anders, dort halten sie es auf Englisch, aber jeder redet ganz natürlich mit den Kindern in der jeweiligen Muttersprache, das hat sich schon von Anfang an schnell zur Selbstverständlichkeit entwickelt und grenzt auch keinen aus - das Gespräch läuft halt manchmal langsamer, wenn erst kurz übersetzt werden muss, aber selbst das ist ja nicht automatisch immer ein Nachteil... Vielleicht half es ihnen, dass die Umgebungssprache nochmal wieder eine ganz andere war, und deshalb beide "fremd" sind. Bei deinem Mann sticht es für ihn einfach nur eher hervor, weil er Deutsch in deutscher Umgebung ist, deshalb verwirrend und anders- zieht es entspannt durch, wie es für euch passt, dann gewöhnt ihr euch bald dran. Und ja - nicht Schummeln! So schwer es anfangs auch fällt.

von Korya am 08.12.2020, 01:30



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Ich kenne sogar eine Familie, da gab es nicht mal eine gemeinsame Sprache unter den Eheleuten. Für mich sehr befremdlich, denn ich kann mir nicht vorstellen, mit meinem Mann NICHT kommunizieren zu können. Aber bei denen hat es geklappt. Da war wirklich nur Liebe auf den ersten Blick, ganz ohne (oder nur brockenweise) Sprache. Konstellation Deutsch-Chinesisch (er), Japanisch (sie), Umgebungssprache Englisch. Inzwischen seit 15 Jahren glücklich verheiratet.

von Korya am 08.12.2020, 01:35



Antwort auf Beitrag von Korya

Glaub ich sofort. Sprache ist immer nur das: ich will mich dir mitteilen und ich will, dass du mich verstehst. Da gibt‘s so viele konstellationen wie familiensituationen.

von kunstflair am 08.12.2020, 14:28