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Sprache vermitteln wenn es sich unnatürlich anfühlt

Thema: Sprache vermitteln wenn es sich unnatürlich anfühlt

Hallo zusammen :) Hätte ich vorher über dieses Forum gewusst, das wäre toll gewesen :D aber es ist ja nun mal nicht zu spät. Ich bin beim googeln auf diesen Beitrag aus dem Archiv gestoßen: https://www.rund-ums-baby.de/forenarchiv/mehrsprachig/Problem-Muttersprache-nicht-an-die-Kinder-weitergeben-koennen_6337.htm Und es hat mich sehr getroffen, denn die Autorin gibt so ziemlich meine Situation wieder. Ich bin in Frankreich deutsch-französisch aufgewachsen mit deutsch-franz. Vater und deutscher Mutter, zuhause wurde zu Beginn hauptsächlich Deutsch gesprochen. Nun lebe ich seit etwa 10 Jahren in Deutschland und habe hier in meiner Stadt kaum Kontakt zu Franzosen, Französisch spreche ich hauptsächlich am Telefon mit Vater, Geschwistern und Freunden und wenn wir in Frankreich sind (2-3x im Jahr). Bereits vor 3 Jahren während der Schwangerschaft habe ich festgestellt, dass ich ein ganz unnatürliches Gefühl hatte, wenn ich mit dem Kind auch nur gedanklich auf Französisch kommunizieren wollte. Dabei war es für mich schon immer selbstverständlich gewesen, ich will dass meine Kinder zweisprachig aufwachsen! In der Babyzeit habe ich es immer wieder versucht und bin immer wieder ganz schnell ins Deutsche zurückgefallen. Mit super schlechtem Gewissen. Habe versucht Kontakt zu anderen französischen Eltern aufzunehmen, was nicht so recht geklappt hat denn irgendwie fühle ich mich zu der französischen Kultur zwar verbunden, aber weit nicht mehr so stark wie zur deutschen. Wie dem auch sei. Kind ist inzwischen 2 1/2 Jahre alt, wir bemühen uns jetzt um einen Platz in einem deutsch-frz. Kindergarten (mein Freund versteht kein Wort Französisch, es interessiert ihn aber auch nicht so sehr) und ich versuche vermehrt mit meiner Tochter Französisch zu sprechen. Schon immer hat sie sehr viel und sehr gern Musik gehört, ich habe das Glück schon sehr früh an tolle CDs mit französischen Kinderliedern gekommen zu sein, bei denen sie mitsingt, aber leider ohne den Sinn zu verstehen. Wir lesen sehr viele Bücher auf Französisch. Manche Wörter versteht sie zwar (zugegeben wenige) aber ganz oft zeige ich ihr einen Gegenstand und benenne ihn, sie schaut mich verwundert oder verärgert an und korrigiert mich mit dem deutschen Wort. Habt ihr Tipps dazu, wie man einem Kind eine Sprache vermittelt, wenn es das Prinzip „unterschiedliche Sprachen“ noch nicht wirklich verinnerlicht hat und eine Sprache bereits sehr gut versteht? Schon sehr früh, unter einem Jahr, habe ich auch gemerkt dass sie mich auf Französisch nicht versteht. Dann habe ich nachgegeben und bin auf Deutsch umgestiegen. Wie würdet ihr damit umgehen?? Ich würde mich seeehr über Kommentare freuen. Liebe Grüße, Hannah

Mitglied inaktiv - 13.02.2020, 21:18



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Hej Hanna und willkommen hier! ich kenne Deine Situation auch nicht aus eigener Erfahrung, aber es wird ja auch meine kinder mal betreffen, sofern sie einmal Kinder wollen und haben: sie werden sich entscheiden müssen, welche Sprache(n) sie ihnen mitgebenwerden. Von daher fnde ich es auch mmer interessant,andere Aspekte und andere Situation kennenzulernen - und wer weiß, manchmal, wie du ja auch schreibst, hilft es anderen, einfach nur zu lesen, daß andere ähnlich leben oder sogar mal eine Lösung vorschlagen. Für mich stand klar, daß Deutsch bei uns zuhause genau wie Dänisch gesprochen würde. Aber ich kenne aus einem anderen Forum eine Mutter, der es in Übersee sehr schwerfiel, Deutsch mit ihren Kindern zu sprechen - und sie hat es dann, weil wir ihr Mut machten, doch angefangen und merkte: es fiel ihr immer leichter, es fühlte sich immer natürlicher an. Dein Kind kann Französisch immer noch wie eine 2. Muttersprache lernen - ihm wird es dann sicher wie Dir gehen: Für Euch beide wird es (erstmal) ungewohnt sein. Wenn Du dann aufgibst, weil dein Kind Dich nicht versteht, ist es schade, denn damit förderst Du natürlich das Nicht-verstehen. WIR Erwachsene geben den Kindern, egal ob in 1 oder 2 oder noch mehr Sprachen, ja die Wörter und Grammatikstrukturen vor. Wennsie es nicht voni uns hören, lernen siees nicht. damit also bist DU in der Pflicht, egal was Dein Kind dazu sagt. Und meine Erfahrung (ja, dies ist nun mal wirklich selbst erfahren) ist, daß es umso leichter geht, je leichter wir es finden, je natürlicher und selbstverständlicher die 2. Sprache für uns selbst dazu gehört. Wie bei allem anderen auch merken Kinder unsere Zweifel - und teilensie. Je authentischer Du Französisch anwendest und vertrittst, indem Du auch noch an den Erfolg glaubst, umso weniger Fragezeichen setzen andere, auch die kinder selbst, daran. Bedenke, daß es Kinder gibt, die erst im KIGA die Umgebungssprache lernen, und dies für viele Erwachsene, die sich sonst nicht mit dem Thema beschäftigen, erstaunlich schnell. D.h. natürlich sind die Kinder evtl. sogar erstmal frustriert, weil sie nichts verstehen, aber sie saugen das auf wie einen Schwamm und es geht schnell, wenn sie der Sprache tääglich und immer wieder ausgesetzt sind. (Das gilt in sehr abgeschwächter Form ja auch fürs Fremdsprachenlernen, wieso also nicht für Kinder, die viel wißbegieriger und natürlicher lernen als wir Alten?) Wenn Du wirklich möchtest, daß den Kind zweisprachig wird, mußt DU den Einsatz wagen und setzen - und nicht aufgeben! Die Lieder sind doch schon ein toller Anfang, nimm auch Bücher dazu! In dem Alter Deiner Tochter habe ich viel Tierbabylotto mit meiner Tochter gepsielt - zu jedem Bild das dt. Wort, zu jedem Tier ein dt. Lied - da gibt es viele und wie lustig, wenn sich Kind dann ernsthaft mit der dän. Großmutter "streitet", wie die Ente nun wirklich heißt - Ente oder and? Aber so lernen sie ja wie von selbst, daß andere Menschen andere Sprachen benutzen, das muß man den Kindern nicht auseinanderklamüseln, das merken sie - sie sind klug. Ich kann Dir nur Mut machen, auch Dir wird sicher wie der Mutter in Übersee irgendwann natürlicher vorkommen, wenn es wirklich Dein Wunsch ist, daß Dein Kind auch (gut) Französisch lernt. Erzähl doch mal , wie es weiterläuft bei Euch - alles GUte - Ursel, DK

von DK-Ursel am 13.02.2020, 21:38



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Wie ist es denn, wenn Deine Verwandten aus Frankreich da sind oder Ihr dort? Wie sprecht Ihr dann? Und Du? Das wäre für mich der Ansatzpunkt: ein Urlaub in Frankreich, idealerweise mit viel Kontakt zu Menschen, mit denen Du französisch sprichst. Dann wird es sich auch nicht "komisch" anfühlen und Deine Tochter wird mitlernen. Anders, als wenn sie schon von Geburt an gelernt hätte, vielleicht auch mit mehr Widerstand, wenn Du mit ihr französisch sprechen willst, aber sie wird garantiert etwas mitnehmen. Sie ist ja wirklich noch klein, Es gibt viele Kinder die erst einsprachig sind, und dann z. B. in der Kita eine zweite Sprache lernen - das geht relativ schnell und ist dann eine Art Zweitsprache. Die Lernstrategie ist immer noch anders, als wenn sie mit der Sprache in der Schule anfangen. Es braucht aber einen relativ intensiven und möglichst regelmässigen Input...

von Kacenka am 15.02.2020, 19:14