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Muttersprache beibringen

Thema: Muttersprache beibringen

Hallo, wie macht ihr das mit der bilingualen Erziehung bei euren Kindern. Ich bin eine Ukrainerin und mein Mann ist Deutsch, nun versuche ich meinem 5 Monate alten Sohn meine Muttersprache beizubringen. Mein Mann ist davon nicht gerade begeistert, er hat Angst dass die deutsche Sprache bei ihm zu kurz kommt. Muss man aber wirklich zugeben, mein Mann sieht das Kind unter der Woche nur eine Stude pro Tag, am Samstag arbeitet der auch den halben Tag, er ist selbständig und muss wirklich viel arbeiten. Mein Mann kann werder Ukrainsisch noch Russisch. Ich kann mit meinem Kind auch Deutsch reden, da ich ziemlich gut Deutsch kann, aber natürlich nicht 100%- ig. Aber man sagt, man solle eben nur eine Sprache mit dem Kind konsequent sprechen, auch in Anwesenheit des Vater oder Schwiegereltern. Mein Mann versucht mich zu überzeugen mit dem kleinen bis zu 3 Jahren nur Deutsch zu sprechen und danach erst ukrainisch ihm bei zu bringen, damit der kleine beide Sprachen von einander trennen kann und keinen Sprachfindungsstörung entwickelt.... Wiederum denke ich mir, wenn mein Sohn mit 3 Jahre Mal nach Hause kommt und die Mama auf ein Mal eine kommische fremde Sprache spricht wird er erst Recht irritiert. Ich bin ziemlich verwirrt.... In April haben wir U6 da werde ich den Arzt nach seiner Meinung fragen, wisst ihr an wem ich mich mit dem Problem noch wenden kann? Zu einem Logopäden? Vielen lieben Dank im Voraus!

von edelweiss30 am 14.03.2019, 09:56



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Du hast kein medizinisches Problem, kein Arzt oder Logopäde wird dir helfen können. Das Verhalten deines Mannes möchte ich nicht kommentieren. Wenn DEINE Sprache ukrainisch ist, dann sprich ukrainisch! Untereinander sprecht ihr Deutsch, euer Sohn wird auch das aufschnappen. Ihr lebt in Deutschland, jeder redet deutsch. Sollte dein Kind, nicht gut deutsch sprechen, dann liegt es nicht daran, dass du ukrainisch mit ihm sprichst Ich spreche deutsch. Mein Mann Englisch. Untereinander sprechen wir Englisch. Wir wohnen in der Schweiz. Manchmal lese ich ihr Englisch vor oder "übe" englische mit ihr (Körperteile und Farben lernen wir zum Beispiel gerade zweisprachig). Meine Tochter spricht Deutsch, Englisch, Schweizerdeutsch, und einzelne Wörter Italienisch und Russisch aus der Kita. Hab ein bisschen mehr Vertrauen in dich und die wunderbar anpassungsfähigen Hirne kleiner Kinder und bitte hab auch mehr Respekt vor dir selbst und deiner Herkunft. Du bist Ukrainerin. Sei stolz drauf! Es ist egal, ob dein Sohn später beruflich ukrainisch sprechen muss. Er hat eine Sprache fließend als Muttersprache erlernt. Das ist Goldwert, egal welche Sprache

von AmyBell am 14.03.2019, 11:53



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Ps: meine Tochter ist gerade mal 2. Ihr ist egal welche Sprache, Hauptsache jemand nimmt sich ihr an, reden, singen, lesen

von AmyBell am 14.03.2019, 11:57



Antwort auf Beitrag von AmyBell

Vielen Dank für deine Meinung, ich zitiere: Du hast kein medizinisches Problem, kein Arzt oder Logopäde wird dir helfen können Die Wörter sind echt Goldwert! Ich werde das Thema jetzt entspannter eingehen, da auch die Ärzte oder andere Spezialisten nicht immer Recht haben können.

von edelweiss30 am 14.03.2019, 15:40



Antwort auf Beitrag von edelweiss30

Hej! ich glaube, ich habe Dir bereits im großen RuB geantwortet. Dein Mann muß überhaupt keine Angst haben,daß Euer Kind kein Deutsch lernt. Ihr lebt in Dtld., Du gehst mit ihm sicher auch mal raus und es hört Deutsche, die zu Euch kommen. Er hat also massenhaft Mithelfer. Du hingegen bist allein für die andere Sprache verantwortlich, und deshalb ist es wichtig, einen guten Grundstock zu legen, auch ind er Gewohnheit, daß Mutter eine andere Sprache spricht!!!. Selbst wenn dein Kind anfangs wirklich etwas besser Deine Sprache als die des Vaters sprechen sollte, holt es rasant auf, wenn es erstmal in den KIGA kommt. Und dann kommen auch öfter Kameraden mit nach Hause, wo deine Sprache also wiederum begrenzt wird. darum: Nutze jede Chance, Deine Sprache und Kultur ans Kind zu bekommen. Zu Deinem Mann und seinen Ängsten, aber auch seinem benehmen, haben viele andere auch schon viel gesagt: ich denke, er hat generell ein Problem damit, daß Du nun mal eine andere Kultur als er hast - das aber muß er respektieren, er hat Dich hoffentlich nicht geheiratet, um Dich zur "perfekten Deutschen" umzumodeln. So geht eine binationale Ehe nicht, eine mehrsprachige Familie auch nicht. Und zu seinem Trost: Zweisprachigkeit ist nie eine Bremse für die (sprachliche) Entwicklung eines Kindes - ganz im Gegenteil. Probleme liegen aller-allergrößtenteils anderswo. Ärzte und Logopäden sind oft nicht besonders fortgebildet auf diesem Gebiet und könnten ein Schlag nach hinten sein, also genieße Ratschläge von Leuten,die keine Ahnung von mehrsprachiger Erziehung haben, bitte unbedingt mit Vorsicht. Alles Gute - Ursel, DK

von DK-Ursel am 14.03.2019, 14:58



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Vielen lieben Dank für eure Meinungen, ich werde auf jedem Fall weiter mit dem kleinen Ukrainisch sprechen, ihr habt mich so zu sagen wieder aufgebaut und motiviert weiter zu machen.

von edelweiss30 am 14.03.2019, 15:37



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Prima, daß das geklappt hat! Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 14.03.2019, 16:01



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Mit 3 Jahren anfangen Ukrainisch mit deinem Kind zu sprechen ist zu spaet. Kann sein, dass Kind dann nicht will. Wenn du jetzt anfaengst, ist es normal fuer dein Kind, dass du mit ihm eine andere Sprache sprichst. Meins hat als Kleinkind sogar mal komisch geguckt, weil ich nicht auf Deutsch mit ihm gesprochen habe.

von germanit1 am 14.03.2019, 16:21



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Hihi, Germanit, den Blick meiner Großen, als eine Tante mal versuchte, Deutsch mit ihr zu reden,weil das "arme Kind" sowieso so schon soviel lernen mußte, vergesse ich auch nie - das war aber andersrum als bei Euch. Dieselbe Große mag es bis heute nicht so sehr, wen nich länger als nötig Dänisch iht ihr rede, da hat sie mich zu Zeiten zuhause,wenn ihre Freundinnen hier waren, oft schnell unter 4 Augen ans Deutsche erinnert! Natürlich soll die AP JETZT anfangen, ihre Sprache mit ihrem Kind zu reden. Es gibt absolut nichts, was dagegen spricht, aber tausend Gründe dafür! Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 14.03.2019, 23:15



Antwort auf Beitrag von edelweiss30

Hallo, ich bin derselben Meinung wie die anderen, plädiere aber auch für Verständnis für den Vater. In Deutschland gibt es eine breite öffentliche Meinung, die besagt, dass Sprachkenntnisse wesentlich für den Bildungserfolg von Kindern sind. Man denkt dabei eigentlich nicht an zweisprachige Kinder, sondern an Kinder mit Migrationshintergrund. Ich weiß nicht, wie alt Dein Mann ist; ich selbst kenne es aus meiner Schullaufbahn so, dass Kinder mit Migrationshintergrund ab der 5. Klasse Gymnasium nicht mehr präsent waren. Das hat sich heute natürlich geändert, ganz klar. Aber kann es evtl. sein, dass Deinem Mann noch lebendig vor Augen steht, dass das Aufwachsen in der Fremdsprache ein Hemmschuh für den weiteren Lebensweg sein kann? Dass er befürchtet, Bildungschancen gehen verloren, wenn das Kind mehr als eine Sprache spricht? Wenn das so wäre, dann würde ich darauf schon sensibel eingehen. Nicht in dem Sinn, dass ich jetzt aufhören würde, ukrainisch zu sprechen. Aber vielleicht in dem Sinn, dass ich noch verstärkt den Kontakt zu deutschen Muttersprachlern suchen würde, vielleicht in ein paar Monaten in einer Spielgruppe, im Kinderturnen oder so. Nicht so sehr, damit das Kind Deutsch lernt, sondern damit der Papa zufrieden ist (der sich natürlich auch jederzeit beim Vorlesen engagieren kann, das ist unheimlich wichtig für den Spracherwerb ;) Zu den U-Untersuchungen ab dem 2. Geburtstag würde ich übrigens lieber alleine gehen. Da wird dann nämlich auch Sprache abgefragt und es kann evtl. sein, dass Dein Kind in dem Bereich in den nächsten Jahren nicht gaaanz so optimal abschneidet, hüstel. Ist halt oft so bei zweisprachigen Kindern.

von Joaninha am 15.03.2019, 08:04



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Hej Joaninha! Den Aspekt, auch den Vater zu verstehen, finde ich durchaus einen guten Ansatz. Auch wenn er ja leider wenig Anzeichen zeigt, daß er Verständnis für die Lage derMutter, die sich in einer anderen Kultur als der ihren bewegt, zeigt. ABER: Wen man dem Vater das alles schmackhafter machen möchte und ihm die Angst vor Schulversagen nehmenwill, sollte man schon mal nicht den Fehler machen, von einer "Fremdsprache" zu reden. Ganz richtig hat die AP die Überschrift "MUTTERsprache beibringen" (Hervorhebung von mir) gewählt,denn es handelt sich genau NICHT um eine Fremdsprache, sondern um eine zweite MUTTERsprache, die die Kinder auch nicht wie alle anderen Sprachen lernen, sondern genau wie die erste: muttersprachlich - ohne Grammatik, Lehrbücher und sonstiges vom täglichen Leben abgetrenntes Schulszenarium. Nebenher also. Das zweite ist, daß mehrsprachige Kinder durchaus nicht zwangsläufig, ja nichtmal oft "nicht gaaanz so optimal" abschneiden, sprachlich, wenn sie erst 2 sind. Nicht nur meine Tochter, sondern viele Eltern, von denen ich in den vielen Jahren meiner Beschäftigung mit dem Thema gelesen und gehört habe, hatten sowohl Kinder, die mit 2 ihren einsprachigen Altersgenossen ein Ohr abquatschten und andere, die erst viel später redeten. Meine Jüngste wäre beim Sprachtest mit 2 sicher durchgefallen,die sagt aber bis heute nicht sehr viel. Was sie sagt, istaber richtig - auf Dänisch oder Deutsch, je nach Bedarf. Wann ein Kind zu reden anfängt, hängt vom Kind, nicht von seinen Sprachen ab. Richtig ist allerdings, daß der Arzt einen falschen Eindruck bekommt: Daß nämlich ein Arzt, der nur die EINE Sprache testet, dann evtl. noch kurzsichtig glaubt, das Kind könne weniger, weil er nicht kapiert, daß die übrigen 20%, 30% oder gar 50% evtl. in einer Sprache auch vorhanden sind, das Kind also insgesamt auf 50% kommt, kommt leider häufig vor und hinderlich und ärgerlich - gelinde gesagt. Diese Fehleinschätzung kommt auch bei "Fachleuten" wie Ärzten, Logopäden etc. vor. Echte mehrsprachige Kinder fallen ja eben mal gar nicht durch ihre Mehrsprachigkeit auf. Als mir eine Pädagogin beim ersten Besuchs mit kleinen Schwester freudig erklärte, sie hätten jetzt auch "zweisprachige" Kinder, schaute ich sie verblüfft an: die hattet ihr vorher auch - meine Große war doch zweisprachig. Darüber hatte nie jemand wirklich nachgedacht, obwohl sie es wußten, daß wir Deutsch sprachen (auch beim Abholen die kleinen Sachen wie "hol noch die Mütze" oder sowas), aber alltäglich bewegte sich mein Kind dort eben fließend dänisch. Wohingegen die erwähnten "zweisprachigen" Kinder dies eigentlich noch gar nicht waren, die waren gerade dabei, Dänisch nun im KIGA zu lernen - eine von ihnen freundete sich etwas mit meiner Jüngsten an, so daß ich weiß ,daß sie heute auch Literaturwissenschaft studiert! (Dies auch nur wieder als Bestätigung, daß es sehr gut klappt, selbst wenn man erst im KIGA die Umgebungssprache lernt, wie übrigens auch mein Patensohn, heute wie seine Brüder ein guter Gymnasiast.) Ebenso weiß ich das von allen mehrsprachigen Kindern,die ich näher kenne: Sie fallen gar nicht als solche auf, weil sie eben da, wo es gebraucht wird, die Umgebungssprache fließend (undsehr gut!!) beherrschen. Daß man Befürchtungen hat, daß "Migrationskinder" nicht gut mitkommen, liegt daran., daß es a) evtl .echte Migrationskinder sind, die b) evtl. auch noch recht spät insLand kamen, so daß auch die Elternsprachlich nicht so fit oder geneigt sind, sich unters einheimische Volk zu mischen, was ihnen oft genug ja auch schwer gemacht wird. Diese nachvollziehbare "Ghettobildung" führt dann zu den "zweisprachigen" Kindern,die hierzulande das Wort "tosproget" = zweisprachig zum Synonym für "Problemkinder" jeglicher Art geführt hat --- am allerwenigsten waren dabei Sprachprobleme vorherrschend in der Berichterstattung. Kein Wunder auch,daß man echte zweisprachige Kinder hierzulande selten so bezeichnete, weil sie ja nun mal genau keine Probleme machten oder höchstens die, die eine Mutter in Frankreich mal so beschrieb: "Wenn die lauter solche zweisprachigen Kinder wie meine Tochter in der Klasse hätten, könnten sich alle (Lehrer) gratulieren." Eben. Langer Rede kurzer Sinn: Ein Kind, das parallel und früh genug mit beiden Sprachen aufwächst, kann nur profitieren - und seine Umwelt auch. DiLee: Ja, die Große, die nicht mochte, daß ich länger als nötig Dänisch mit ihr sprach, sagte dann oft in sehr harschem Ton: "Jetzt kannst du wirklich wieder Deutsch reden!" - Ups... Und nein, das ist eben die Gewohnheit und nicht etwa, weil sie sich für mein Dänisch schämte oder - wie ich denke - und bestätigt bekomme- schämen mußte. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 15.03.2019, 10:30



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Liebe Ursel, die Frage nach den Zusammenhängen von Migration, Sprache und Schulerfolg ist natürlich sehr sehr komplex und ich mag mich da gar nicht gerne positionieren, da man unweigerlich pauschalisiert, wenn man nicht alle relevanten Faktoren berücksichtigt (und wer macht das schon?) Daher habe ich bewusst von *meinen* Erfahrungen in der Schulzeit gesprochen. Mir ist auch klar, dass da ein Wandel stattgefunden hat, das hatte ich ja auch geschrieben. Eigentlich ging es mir nur darum, ein bisschen Verständnis zu wecken für den Vater. Zur Frage nach Mutter-/Fremdsprache: Das ist vielleicht genau der Knackpunkt, um mit dem Vater ins Gespräch zu kommen. Denn für ihn (wie für jeden deutschen Muttersprachler) ist Ukrainisch ja selbstverständlich eine Fremdsprache. Es geht jetzt eigentlich darum, deutlich zu machen, dass es für das Kind doch eben die Muttersprache sein würde, wenn man es denn lässt. Und dass an einer Muttersprache so viel mehr hängt als nur die Sprachkompetenz, das hat DiLee ja sehr schön beschrieben. Das sollte ihm eben auch deutlich gemacht werden. Ich frage mich sogar, ob es dem Kind (im allgemeinen, nciht in diesem speziellen Fall) nicht eher schadet, wenn die Mutter *nicht* in der Muttersprache spricht. Ich hätte da die Befürchtung, meinen Kindern einen Teil meiner Persönlichkeit vorzuhalten, dessen Umfang und Bedeutung ich vielleicht selbst gar nicht abschätzen kann, der aber für meine Kinder wichtig wäre. Das hört sich konfus an, aber ich kann es leider nicht konkreter formulieren. Zur "Sprachlerngeschwindigkeit": Hier bei den Eltern zweisprachig deutsch-spanischer Kinder besteht allgemeiner Konsens, dass der Spracherwerb langsamer erfolgt. Vielleicht ist das aber auch nur so ein Topos, den jeder unbesehen übernimmt; man hat ja, wenn man hier lebt, nicht den direkten und längerfristigen Vergleich mit einsprachigen deutschen Kindern, insofern kann man das gar nicht so genau sagen. Andererseits kann ich mir auch vorstellen, dass die Verwandtschaft der Sprachen eine große Rolle spielt, wenn es um die Frage geht, wie schnell ein zweisprachiges Kind lernt. Bei enger Verwandtschaft stützen sich die Sprachen vielleicht eher gegenseitig, während sich entferntere Sprachen z.B. im Hinblick auf die Syntax gegenseitig ausbremsen. Das ist aber nur so eine Vermutung. Meine Tochter lernt jetzt z.B. Englisch im KiGa - klar, anderer Fall, da Englisch definitiv nicht Muttersprache ist. Doch hier zeigt sich für mich schon, dass die Sprachverwandtschaft eine Rolle spielt. Man merkt einfach, dass meine Tochter es auf dem elementaren Niveau, auf dem sie sich momentan bewegen, viel leichter hat als die spanischsprachigen Kinder.

von Joaninha am 15.03.2019, 12:01



Antwort auf Beitrag von Joaninha

Hej nochmal! Ich wollte Dir auch nichit konkret an den Karren fahren, sondern fand den Ansatz, beim Vater Verständnis zu zeigen, auch gut und wichtig! (auch, weil er eben die Sprache nicht versteht und er nicht der einzige Vater ist, der dann eifersüchtig reagiert - ohne dies so benennen zu können/wollen). Ihn von der Vorstellung wegzubringen,das Kind lerne ene Fremdsprache, ist daher auchwichtig - den Blickwinkel hatte ich gerade nicht; ich war mehr bei der Fehlbezeichnung,die die Mutter eben keinesfalls übernehmen sollte- das Kind hat 2 Muttersprachen - fertig. Und genauso muß der Vater das akzeptieren,w enn er eine Frau heiratet, die eine andere Kultur und Sprache mitbringt. ichglaube wie Du auch eher, daß mand em Kind nicht nur viel Wissen und Bereicherung, sondern auch einen Teilder Mutter vorenthält, wenn man diese Kultur nicht mitvermittelt und von der Mutter also quasi Assimilation fordert/erwartet. Manchen gelingt dies sicher besser als mir, was auch daran liegt, daß ich mich zwar wo nötig und machbar anpasse, aber schon allein die Bezeichnung "Neu-Dänin", die eine Zeitlang dem Wort Ausländer vorgezogen wurde, strikt ablehne. Ich BIN Ausländerin hier, ich BIN Deutsche in DK - und egal wieviel ich mich anpasse: Manches mache und fühle ich eben auch nach vielen Jahren noch ganz anders als meine dänischen Kollegen oder bekannten. Daß es da Unterschiede gibt, merken vor allem Firmen,die glauben,sie könne ihre Produkte ebenso leicht/schwer verkaufen und vor allem durch dieselbe Reklame ans Volk bringenwie im eigenen Land - da gibt es himmelweite Unterschiede, und die Firmenbosse wundern sich... meine Tochter damals in ihrer Firma mitnichten, der war klar, woran es lag. was sie eben auch hauptsächlich deshalb schon als junger Mensch so gut wußte, weil sie eine deutsche Mutter mit den deutschen Einwänden und Vorlieben hatte und kannte. Und wenn dieser Teil bei einem der Eltern ignoriert wird, obwohl er ja da ist (wir sind ja alle in unseren prägendsten Jahren und viele auch noch länger in unserer Ursprungskultur gewesen), dann fehtl da sicher auch viel Verständnis für manche Eigen-Art dieses Elternteils. Was die Sprachverzögerung angeht, so habe ich in keinem Forum Eltern dies bestätigen sehen. es war eindeutig immer individuell, wie die Kinder sich entwickelten, oft war die Geschwisterfolge auch ausschlaggebend dabei (ein erstes Kind erf#hrt nun mal mehr - auch sprachliche - Aufmerksamkeit als das nächste oder gar dritte etc.) Und in diesen Foren waren ja durchaus auch Familien mit nicht-sprachverwandten Kombinationen. Zugegeben sind die vielen, die wir letztendlich persönlich kennen, nicht nur aus dem dänisch-deutschen, aber doch überwiegend aus dem germanischen Sprachbereich. Jedoch glaube ich auch, daß die Forschung langsam davon abgeht, dies stereotyp zu behaupten, sondern eben mit Hinweis auf denselben Wortschatz (100%) verteilt auf mehrere Sprachen dies nicht mehr als sprachliche Verzögerung benennt.. Letztendlich aber hast Du ja Recht: Es wirkt sich auf die spätere Intelligenz, Schulkarriere und überhaupt nicht aus, ob das Kind mit 2 oder erst mit 3 wirklich losplappert undsollte dem Vater oder auch Arzt eben nicht die Gelegenheit geben, dies alsGegenargument gegen zweisprachige Erziehung einzuweden. Also, letztendlich bin ich ja einig mit Dir, es ging mir eher um die richtige Auffassung für die AP. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 15.03.2019, 15:36



Antwort auf Beitrag von edelweiss30

Hallo edelweiss! Die anderen Forumsmitglieder haben dir schon tolle und ausführliche Antworten gegeben. Ich möchte versuchen mich kurz zu halten und dir von meiner Erfahrung zu berichten. Ich und meine Schwester haben erst im Kindergarten Deutsch gelernt. Wir haben nie Sprachprobleme oder gar Schulprobleme gehabt. Meine Schwester hat ein abgeschlossenes Germanisitkstudium und ich eins der Rechtswissenschaft. Dabei wären meine Eltern nie auf die Idee gekommen mit uns deutsch zu sprechen (außer wenn andere Menschen dabei waren und uns verstehen sollten). Und hier muss ich schmunzeln, wenn ich an Ursels Beitrag denke: mir war es auch sehr unangenehm, wenn sie länger als nötig Deutsch mit mir sprachen und ich neigte dazu den gleichen Blick zuzuwerfen oder einfach nicht mehr auf Deutsch zu antworten :)) Ich glaube, es kam mir so schrecklich unnatürlich und gestellt vor :)) Umso komischer finde ich es, wenn meine Mutter heute mit Ihrer Enkelin Deutsch spricht, weil sie nun fürchtet, dass sie es nicht lernt... da muss ich lachen, diese Sorgen, hat sie früher nicht gehabt :) Was ich heute als eine große Bereicherung die Blingualität betreffend sehe, ist nicht mal so sehr das Beherrschen einer anderen Sprache, sondern die Denkweise, die Mentalität und auch die Gefühle zweier Welten mit mir zu tragen. Keine multiple Persönlichkeit, aber verschiedene Wege zu denken, zu erfassen und warzunehmen, mich mitzuteilen und auszudrücken. Mein Mann hat den gleichen sprachlichen Hintergrund und ich merke es auch beim ihm täglich, wie bereichernd das alles sein kann. Auch bei der Kommunikation: Manchmal gibt es ein Wort im Deutschen nicht, dass es im Serbischen gibt und umgekehrt, eine Redewendung oder Ausdrucksweise. Dann benutzen wir einfach diejenige, die gerade passt und am besten ausdrückt. Jetzt ist es doch wieder länger geworden! Vielleicht gibt dir mein Beitrag etwas Mut. Ich würde mich freuen, wenn er dir einen besseren Einblick verschaffen konnte! Sprich mit deinem Kind deine Muttersprache. Vielleicht hilft es deinem Mann ihm ein paar Beiträge hier vorzulesen. Ich wünsche dir alles Gute!! Liebe Grüße

von DiLee am 15.03.2019, 09:43



Antwort auf Beitrag von edelweiss30

Niemand hat je von Armkoordinationsstörungen gehört bei Kindern, die Tennis und Basketball spielen. Sprich mit deinem Kind in deiner Herzenssprache, die entspricht zu 99% der Muttersprache und das wiederum machen 99,99% aller Mütter der Erde seit Menschgeschichte, auch in mehrsprachigen Gebieten.. Alles gute!

von kunstflair am 16.03.2019, 23:51



Antwort auf Beitrag von edelweiss30

Gibt es eine Oma, die viel mit den Kindern zu tun hat und unkrainisch spricht? Dann koennte die das uebernehmen. Wir hatten eine aehnliche Situation bei uns daheim. Mein Vater wollte das partout nicht, unter anderem, weil er nicht wollte, dass wir eine "Geheimsprache" haben, die er nicht versteht. Auch wenn er das nie so mit den Worten gesagt hat, weiss ich, dass es so war. Ansonsten kann ich nur sagen, mir tut es bis zum heutigen Tag sehr leid, dass mein Vater das damals unterbunden hat. Wir haben heute auch eine zweisprachigen Haushalt, und die Kinder wachsen auch zweisprachig auf. IN bezug auf Deutsch kann ich dich beruhigen, die Umgebungssprache werden die Kinder sehr leicht lernen, wenn sie deine Unterstuetzung haben. Trotzdem waere es natuerlich schon, wenn du ihnen deine Sprache so frueh wie moeglich auch weitergeben koenntest. lg niki

von niccolleen am 18.03.2019, 09:25