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Mische auch mal mit: Deep culture differences

Thema: Mische auch mal mit: Deep culture differences

Hallo ! Ich habe jahrelang im internationelen Verakuf von Investitionsgütern gearbeitet und wurde geschult auf sogenannte deep culture differences, die zu Disharmonie führen in Kommunikationen: 1. Power distance: Es gibt Kulturen, die stark an Hierarchien orientiert sind und Hierarchien problemlos akzeptieren in Organisationen, Gruppen, Familien, Politk ect... und andere, in denen Hierarchien weniger stark ausgeprägt sind. Typisch F: Sitzt der Chef in der Verhandlung mit am Tisch, werden die Mitarbeiter den Mund nicht mehr aufmachen. 2. Uncertaincy avoidance: (hoch in Japan z.B.) Inwiewiet irritiert eine Kultur Unsicherheit? Sind alle bis auf die Zähne versichert, wollen sie Liefertermine (incl. Schiffsnummer ect...) bis ins letzte Detail wissen oder spielt das weniger Rolle? 3. Collectivism versus Individualism In der deutschen Schweiz herrscht mehr Kollektivismus als in D z.B., jeder ist ein kleiner Polizist für die Gemeinschaft und ist mehr für die Gemeinschaft da als eben in D. 4. Femininity versus Masculinity Afrika: Femininity, einer investiert sich und enaggiert sich und alle anderen halten es für selbstverständlich, dass er seine Früchte/Erfolg teilt. 5. Holism versus Atomism Wird analysiert, kategorisiert, strukturiert (D !!!) oder eher das Ganze gesehen (so wie in vielen Ländern in Asien). 6. Particularism - Universalism Der Klassiker für Universalism ist Amerika (und die westliche Welt) mit der Meinung, dass gewisse Rechte überall auf der Welt herrschen müssen. Es gibt aber durchaus Länder, wo bei gleichem Sachverhalt unterschiedliches Gesetzt angewandt wird, was man dann eben Particularism nennt. In meinem Berufsleben haben sich diese Unterschiede sehr oft bestätigt und mir das Leben und Verständnis für unterschiedlichen Kulturen sehr erleichtert. LG

Mitglied inaktiv - 07.07.2013, 19:55



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spannende Gedanken...danke für den Beitrag

von blessed2011 am 07.07.2013, 22:01



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Ich arbeite im Einzelhandel mit viel internationaler Kundschaft. Und wir werden speziell auf russische und asiatische Kunden geschult... Also zum Beispiel: Verkäuferin sagt zu deutschem Kunden: "Dieser Artikel ist prima, den habe ich auch seit Jahren und bin sehr zufrieden!" Der Deutsche wird kaufen, weil er auf die Erfahrung der Verkäuferin setzt. Sagt man den gleichen Satz zu einem Russen, kann man den Verkauf schon so gut wie in den Wind schreiben. Der russische Kunde möchte nichts, was die kleine Verkäuferin auch hat. Sehr pauschal gedacht natürlich und Ausnahmen gibt's überall, aber es ist erstaunlich, wie oft das so zutrifft!

von Schnurzel am 07.07.2013, 22:03



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Sehr interessant! Kannst du zum 3. Punkt (Kollektivismus - Individualismus) noch mehr Ausführungen machen? Woher kommt der Unterschied? Woran sieht man den diesbezüglichen Unterschied noch? In welchen Länder gibt es sonst noch mehr Kollektivismus, wo mehr Individualismus? Danke...

von Silke11 am 08.07.2013, 09:16



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Ein typisches Beispiel von Collectivism udn Individualism ist MÜLL ! Italien hat ja ein grosses Müllproblem und die meisten schmeissen ihren Müll hurtig aus dem Fenster ihres Wagens, was in der Deutschschweiz ein No Go ist. (Habe 5 Jahre in Italien gearbeitet). Auch würde man in der Deutschschweiz nie hören: Was steht mir zu (vom Staat gemeint), wie ich es so oft lese von Deutschen in diesem Forum. Das Gegenteil ist der Fall: Der Gemeinschaft auf der Tasche zu liegen wird eher als beschämend empfunden. Und jeder fühlt sich verantwortlich in dem Sinne, dass er eben ein kleiner Polizist ist. Wird ein Vergehen im öffentlichen Raum begangen wird man in der Deutschschweiz sicher öfter angesprochen als in der Westschweiz... LG

Mitglied inaktiv - 08.07.2013, 19:26



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ich wiederhole mich: sehr interessant! Danke! Vor allem, so habe ich ein "Polizist spielen" als Verantwortung für die Gemeinschaft übernehmen noch nie betrachtet, für mich waren das immer Leute, die halt Spaß dran haben, andere anzumotzen und zurechtzuweisen und sich aufzuspielen...

von Silke11 am 08.07.2013, 21:22



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Kann ich aus einem globalen Unternehmen alles bestaetigen und noch mehr. Power distance (und auch power harassment) gibt es z.B. auch in Japan und anderen asiatischen Laendern. Sehr interessant dazu ein Kapitel in einem der spaeteren Buecher von Malcolm Gladwell (ich glaube, es war "Outliers", bin aber nicht sicher), wo ein Flugzeugabsturz anhand der black box rekonstruiert wurde und klar war, dass der 2. Offizier die Lage richtig erfasst hatte, aber es "nicht sein Platz war", dem 1. Offizier zu widersprechen. Ergebnis: Katastrophe. Collectivism - Individualism / Femininity vs Masculinity gibt es auch beim Thema "Wissen" - Wissen ist Macht ist weit verbreitet z.B. in Deutschland, wo man haeufig Schwierigkeiten hat, Wissen zu teilen, weil man sich ja damit einen Vorsprung vereiteln koennte. Es gibt auch noch andere rein praktische Klippen, die sich nicht in diese Kategorien einordnen lassen, z.B. Funktion und Programm eines Geschaeftsessens (gleich mit der Tuer ins Haus fallen - keine Geschaefte vor dem Kaffee) oder auch einfach nur Begruessung... Einen schoenen Tag noch aus der Welsch- in die Deutschschweiz (mit diesen tiefen Kulturunterschieden koennte man wahrscheinlich auch Buecher fuellen...) Gruss FM

von Foreignmother am 08.07.2013, 09:40



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Hej! Ich finde es löasse, in was für eine Diskussion wir hier kommen. In DK - vielleicht ganz Skandinavien? - gibt es auf jeden fall (noch) mehr Gruppen- als Einzelsinn. Das bestätgite erst letztens wieder der Schulleiter meiner Tochter auf deren Dimission. Als grund wird immer wieder das "Jantelov" genannt, das zwar langsam beiden Jüngeren ausgedient hat, sich aber doch in vielen Dingen einfach eingebürgert hat und schwer aiszuroten ist. Herr Jante hatte die Idee, daß niemand sich aus der Masse hervorheben und besonders hervortun sollte. Kurz zusammengefaßt ist die Botschaft seiner gebote: Denk ja nicht, du bist was Besseres! Und Du so zielt die Erziehung eben noch sehr auf Gruppe, Gemeinschaft und "zusammen sind wir stark" ab undwenigerauf die Förderung der individuellen Eigenschaften. Aöls die Pädagogin der 0. Kl. kurz nach der Einschulung meiner großen sagte,sie sei eine Perfektionistin und eine Individualistin, war ich nur sehr kurz erfreut (auf Individualismus hatte ICH es sehr abgesehen!) --- ich hörte sofort: Ohoh, das gibt Probleme. Und in der Tat war man immer dann sehr besorgt, wenn man fand,sie binde sich zu sehr an ein Kind - und nur EIN anderes Kind odersiespiele zu oft nur mit sich allein oder ... ich war da sehr ruhig und freute mich - sehr deutsch - an ihren diesbezügl. Eigenschaften -- ihre Freundschaften hielten in er Tat lange. beider Jüngsten stellte man übrigens dasseleb fest mit dem Zusatz: "Aber das kennen wir ja schon von der großen Schwester!", obwohl die "Kleine" doch eher ein gruppenporientierter Mensch. Dänen verwechseln m.E. Individualismus sehr oft mit Egoismus; ein Klassenlehrer war später enorm erstaunt, wie sozial und hilfsbereit sich meine Große auf einer Kassenreise erwies. Abera ndererseits finde ich die Erziehung zur gemeinschaft auch gut - es wird Teamwork gefördert und im Unterricht findet Projektunterricht statt, beidemsehr unterschiedliche Kinder zusammengesetzt werden, u msich zu ergänzen und um zu lernen, daß jeder Fähigkeiten mitbringt, die nützlich sein können. Wer nicht gut lesen kann, kann vielleicht gut basteln, malen oder sonstwas tun um das Projekt voranzubringen. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 08.07.2013, 10:26



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Sehr, sehr interessant! Dieses Gesetz kannte ich noch gar nicht, jetzt wird mit einiges klarer, was mich, als ich mal in Schweden war, da so befremdet hat. Kann es sein, dass diese Idee aber teilweise auch in Deutschland bekannt ist?

von Silke11 am 08.07.2013, 10:38



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Hej Silke! Ich kann Dir nicht sagen, ob Herr Jante auch io nSchweden bekannt ist, generell sind die Skandinavier aber eher Teamplayer als Einzelkämpfer, glaube ich. Hörenwir dazu aber lieber die betreffenden "Lnder". Für die Dänen gilt es sehr, oft wird herr jante auch noch zitiert so nach dem Motto: "Naja, so langsam kommt Jantelov jat aus der Mode, aber ..." Er ist also allgegenwürtig und den Menschen sicher mehr in Fleisch un dBlut übergegangen als ihnen bewußt ist. Hinzu kommt natürlich, daß das auch irgendwie durch die Geselschaft, Geschichte, Geographie gefördert wird: Ein kl. Land, sehr homogen - es gibt ja längst nicht so große Unterschiede zwischen den Bevökerungsgruppen (welchen Bevölkerungsgruppen? ) wie in Dtld. zwischen den Bundesländern., das sich spätestens nach den letzten Erfahrungen im 2. Weltkrieg auf "gemeinsam sind wir stark" verläßt. Das fördert alles das Gesetz des Herrn Jante. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 08.07.2013, 11:19



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Hallo Finde ich alles sehr interessant, was da geschrieben wird nun! Verstehe ich richtig, dass du in der Welschschweiz lebst? Ich habe ja auch schon erwähnt, wie gross schon nur in der winzigen Schweiz die Kulturunterschiede sind, der berühmte Röstigraben, eben... Bei Abstimmungen, möchte ich manchmal echt lieber zu den Welschen gehören, bzw. ich stimme oftmals eher wie eine Welsche... Gruss

von Kuona am 08.07.2013, 11:26



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Mein Post oben ging an dich ist nicht am richtigen Ort gekommen...

von Kuona am 08.07.2013, 11:29



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Hallo Kuona, ja, ich lebe in der Welschschweiz, bin alledings Deutsche und darf deshalb nur auf kommunaler Ebene mitwaehlen und bin ansonsten interessierte Zuschauerin. Ich finde es auch immer wieder interessant, in landesweiten Wahlen/Referenden die Unterschiede im Wahlverhalten diesseits und jenseits des Roeschtigrabens zu sehen. Aber wie gesagt, ich kann hier sowieso meist nur interessiert zuschauen, allerdings geht es uns hier trotzdem sehr gut. Gruss FM

von Foreignmother am 08.07.2013, 11:59



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also in Musik, Sport, auf akademischem Gebiet, mit Preisen, Gewinnern und Verlierern? Und wenn ja, wie wird damit umgegangen? Ich finde es ja schon schwierig, so ein Gleichmachen mit aller Gewalt. Die Menschen SIND doch eben unterschiedlich...

von Silke11 am 08.07.2013, 13:03



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Hej Silke! Ja, es gibt durchaus Wettbewerbe, aber der Kpnkurrenzkampf und -neid ist definitiv geringer als in Dtld. oder anderswo. Und zu dem "Gleichsein" gehört sicher auch, daß z.B. die Lohnunterschiede weitaus geirnger als in Dtl.d sind. Natürlich gibt es illionäre - aber die "normalen" Berufe sind recht angeglichen - lehrer, Pädagogen, Krankenschwestern, sogar Ärzte ... ein Universitätsstudium sichert weiß Gott keine astronmischen Gehälter per se. Wie erwähnt weicht das Jantelov bes. in der jnungen Generation auf. Als ich vor 20 Jahren hierher kam, war mir manches - ohne daß ich dort je gelebt habe, aber ich habe neben dem "Allgemeinwissen über die ehem. DDR auch Verwandte und Freunde dort (gehabt) - eher DDR-ähnlich. Die frühe Fremdbetreuung der Kinder z.B., oder eben dieses Mißtrauen gegenüber Individualismus und "Anderssein". In der Tat erinnere ich mich an Postings im DK-Forum damals, daß ehem. DDR-Bürger sich hier schnelelr heimischfühlten als Wessis. Das hat sich inzwischen sicher aus verschiedenen Gründen angeglichen, zu denken mag es einem vielleicht doch geben. Noch ein Gedanke: Bei den Efterskolen - also ein 1j. Internatsbesuch, wie meine Tochter sie ab August auch besucht, steht weniger die schulische Förderung, obwohl die Kinder natürlich Unterricht haben, als vielmehr "die Gemeinschaft, das Soziale" im Vordergrund. Das höre ich andauernd, wenn ich erzähle, daß Töchterlein nach dem Abschluß der Folkeskole jetzt so ein jahr einlegt. Und der Besuch so einer Efterskole, mit der man quasi 1 Jahr lang "pausiert", bevor man den nächsten Ausbildungsschritt beginnt - Gymnasium oder sonstige Berufsausbildung - ist weit verbreitet und total normal. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 08.07.2013, 17:49



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Ja, ich lebe in der franz. Schweiz, allerdings in einer zweisprachigen Stadt, aber eben auf der franz. Seite. Wir haben bereits in zwei franz., drei deutschen und im italienischen Kanton gelebt. Und nirgendswo ist der Kulturunterschied so krass wie im zweisprachigen Kanton und in der zweisprachigen Stadt. LG

Mitglied inaktiv - 08.07.2013, 19:22



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Ja, so hab ich das auch gehört. Eine Bekannte von mir lebt in Fribourg und sagt genau das! Es gibt da scheinbar Schulen, wo sich die französischen und deutschen Kindern den Schulhof teilen und man könne da schon grosse Unterschiede feststellen. Wenn man es nicht selbst erlebt und sieht, könne man das fast nicht nachvollziehen. Gruss

von Kuona am 08.07.2013, 22:28



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Wirklich interessant, man sollte immer mit offenen Augen durchs Leben gehen und sich in andere Menschen hineinversetzten bevor man jemanden beurteilt

von Newlywed am 08.07.2013, 13:32



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Hej! "Wirklich interessant, man sollte immer mit offenen Augen durchs Leben gehen und sich in andere Menschen hineinversetzten bevor man jemanden beurteilt " Naja, das sollten wir wohl immer tun, denn dieselbe Lebensgeschichte haben wir ja äußerst selten, und auch dann haben wir ja nicht das selbe ... Verkraftungspotential, so nenne ich es mal. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 08.07.2013, 15:49