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Mehrsprachigkeit ohne Verwirrung - Hilfe nötig

Thema: Mehrsprachigkeit ohne Verwirrung - Hilfe nötig

Hallo zusammen, ich hab schon etwas durch die Beiträge hier gelesen und schon einiges zum Thema Mehrsprachigkeit gelernt. Die zwei wichtigsten Dinge, die ich bisher mitgenommen habe sind: a) klare (einfache) Regeln und b) am besten die eigene Muttersprache sprechen. Da unsere Situation sowohl a) als auch b) möglicherweise in Frage stellt, brauch ich euren Rat. Wir werden im Oktober Eltern, sind beide deutsche Muttersprachler, wohnen in den Niederlanden und arbeiten (70-100%) von daheim. Wir sprechen beide kaum Niederländisch (lernen es aber mehr oder weniger), Arbeitssprache und Sprache im Freundeskreis ist hauptsächlich Englisch. Wir haben schon geklärt, dass es uns wichtig ist, dass das Kind Deutsch lernt (wg. Familie und falls wir je wieder nach Deutschland gehen). Außerdem soll man ja möglichst die Muttersprache mit dem Kind sprechen. Das heißt wir wollen beide mit dem Kind Deutsch sprechen und die Familiensprache wäre Deutsch. Niederländisch (Umgebungssprache) lernt das Kind hoffentlicht, wenn es in die Kita kommt. Hat vielleicht jemand Erfahrungswerte, wann ein guter Zeitpunkt ist? Derzeit planen wir in den Niederlanden zu bleiben und wollen, dass das Kind keine Probleme in der Schule hat etc. Jetzt der komplizierte Teil: Englisch. Mein Mann und ich arbeiten beide auf Englisch und das hauptsächlich von daheim aus (mit vielen Telefonkonferenzen). Das heißt, dass unser Kind zwangsläufig viel Englisch hören wird. Außerdem haben wir einige englischsprachige Freunde in den Niederlanden. Mit den Niederländern sprechen wir auch Englisch (sofern es über die Basics hinaus geht). Ich wollte auch gerne einen größeren (internationalen) Freundeskreis aufbauen, da das durch Corona ziemlich kurz gekommen ist (z.B. durch englischsprachige Kurse mit Baby oder Müttertreffen etc.). All das, läuft komplett gegen die Idee von "klaren (einfachen) Regeln". Was können wir tun, dass das Kind nicht komplett verwirrt ist? Oder seht ihr kein Problem? Hat jemand Erfahrung? Sollten wir Englisch einfach 'passiv' nebenher laufen lassen und das Kind merkt einfach, dass es Situationen gibt, in denen anders gesprochen wird (vor dem PC/am Telefon, mit manchen Freunden, Babykursen, Treffen mit anderen internationalen Kindern). Oder ist es sinnvoll dem Kind doch irgendwie noch Englisch beizubringen, damit es auch nicht komplett verloren/ausgeschlossen ist, wenn wir z.B. mit Freunden unterwegs sind (e.g. durch Medien, ab und zu mal auf Englisch vorlesen, oder dass doch einer von uns ausschließlich Englisch mit dem Kind spricht)? Wir wollen zum einen das Kind nicht verwirren und unser Leben auch nicht schwerer machen, als nötig. Wir würden uns sehr über Ratschläge freuen! Liebe Grüße, Loreen

von LoreenIps am 24.04.2022, 19:48



Antwort auf Beitrag von LoreenIps

Hej und willkommen hier! Yuerst einmal mæchte ich gleich aufrøumen mit dem Mythos, da+ Kinder sprachlich verwirrt werden. Sie durchschauen recht schnell, wer wann in welchen Situationen die eine oder die andere Sprache spricht. Die Tante meines Mannes, die dem "armen Kind"wenigstens das Sprachgewirr ersparen wollte und sich mit Deutsch bei ihr abmåhte, tat dies nur einmal, denn das der Sprache noch gar nicht mächtige Kind wies ihr mit Blicken die Rückkehr ni ihre Sprache = Dänisch zu. Daß ich weitestgehend Dänisch auch zu Kind und Mann sprach, wenn dänische Gäste anwesend qwaren, hat meine Töchter niemals verwirrt; sie wußten ganz genau, daß wir sofort ins Deutsche wechselten, wenn wir unter uns waren. Sprachverwirrung - den Mythos haben die Menschen aufgebaut, die mit Mehrsprachigkeit nicht viel zu tun haben und die höchstens selbst verwirrt waren,wenn bie uns die Sprachen am Tisch schnell mal wechselten, weil die Kinder Dänisch mit ihrem Vater und Deutsch mit mir sprachen. In Euer Konstellation würde icherstmal gar nicht so viele Pläne machend,en ndie Praxis stellt diese oft n Frage. Meine 2 Prinzipien,die ichsehr schnell rausbekam,als ich mal vor vielen Jahren einen Leitfaden für frische bilinguale Eltern miterarbeiten sollte, sind: Soviel Zeit wie möglich für die Sprache, die die Kinder lernen sollen und so natürlich wie möglich damit umgehen - also keine starren Stundenpläne, Richtlinien, Erklärungen, sondern muttersprachlicher, selbstverständlicher Umgang. In der Regel und im Gegensatz zu den anderen Familien leben wir mit mehreren Sprachen - so wie die einsprachigen Familien eben (meist) nur mit 1 Sprache leben. Bei Euch heißt das, genau wie Du bweschreibst: Ihr sprecht zuhause Deutsch, udn glaube mir, die Familiensprache Deutsch ist ein großer Vorteil, denn die umgebungssprache, bei Euch Niederländisch, wird sehr schnell sehr stark und raubt viel Zeit für die andere Sprache. Draußen also kommt Niederländisch, da würde ich nicht auf die Sprache mit dem KITA-Beginn achten, sondern aufalles andere: Ist Euer Kind mental fit dafür? Paßt die KITA zum Kind und zu Euch? Wie machen es die anderen Niederländer um Euch heurm? Euer Englisch bekommt das Kind ebenso nebenher mit wie andere Kinder, deren Eltern mangels einer gemeinsamen Muttersprache auf Englisch kommunizieren. Davon gibt es viele, aber es verwirrt kein Kind. ichwürde da nichts weiter machen,sondern es dem Kind überlassen, wieviel ees sich da aneigenet. Kinder lernen schnell, auch voneinander, und wenn ihr englischsprechende Spielkameraden habt, ist die Motivation ja da. Englisch ist gerade auch in den NL eine Sprache, der man nicht entgehen kann. Daher kommt das sicher mehr oderweniger vons elbst - und spätestens in der Schule. Letztendlich ist und bleibt es ja eine Fremdsprache für Euch, und Arbeitsenglisch ist auch kein alltagstauglichesEnglisch. ich wünsche Euch viel Glück für die nächsten Monate - plant nicht zuviel, es renkt sich meistens alles von selbst ein und paßt dann auch am besten zu Euch, was meine 2. Regel ja stützt! Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 24.04.2022, 20:17



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Liebe Ursel, vielen, vielen lieben Dank für die schnelle Antwort und dass du uns die Sorgen etwas nimmst. Das stimmt, ich hatte gar nicht daran gedacht, dass es ja eventuell auch Eltern gibt, die einfach nur miteinander immer Englisch sprechen (ich dachte, da ist dann oft die Familiensprache einfach Englisch, was wir ja nicht wollen). Ok, das ergibt alles in allem total Sinn - wir sprechen Deutsch miteinander und mit dem Kind etc. und das mit dem Englisch ergibt sich dann (hoffentlich) einfach (oder auch nicht, was wie gesagt auch kein Drama ist, weil Englisch in den Niederlanden eh überall ist). Ich gebe dir nämlich auf jeden Fall Recht, dass wir schon genug damit zu tun haben werden, dass das Interesse am Deutsch nicht verloren geht (da Niederländisch sehr stark da sein wird). Ich wollte auf jeden Fall sicher gehen, dass wir durch unser tägliches Englisch (bzw. Freunde, Spielgruppen) nicht irgendwelche Probleme provozieren. Vielen lieben Dank nochmal! Ich freue mich über weitere Gedanken und Erfahrungsberichte! :-) Liebe Grüße, Loreen

von LoreenIps am 24.04.2022, 20:43



Antwort auf Beitrag von LoreenIps

Gern geschehen, Sprache(n) ist/sind immer noch eine meiner liebsten Beschäftigung, udn wie Kinder sie lernen, ist faszinierend. Bei uns war ich ja die einzige, die Deutsch sprach, immerhin kann mein Man nes so gut, daß wir es alsFamiliensprache hatten, das gab Extrazeit für die Sprache, die ansonsten schnell Einfluß verlieren kann. Aber beide Töchter sind sehr gut zweisprachig, mündlich wie soggar schriftlich. es geht also. Ansonsten hast Du gut zusammengefaßt, wie ich es gemeint habe - so kurz läßt sich das auch sagen Alles Gute und melde Dich doch dann mal! Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 24.04.2022, 22:48



Antwort auf Beitrag von LoreenIps

Du wirst staunen über dein kind und wie problemlos alles laufen wird. An vielen orten dieser welt wird mehrsprachig gelebt und zwar ohne schulisches zutun. Du hättest niemals befürchtungen, ob dein kind verwirrt wird, wenn du weisse schokoladenhasen an ostern vorziehst und dein mann dunkle und somit zwei hasen im osternest liegen (eventuell sogar ein dritter aus milchschokolade für dein kind). Mit den sprachen läuft es gleich. Was englisch anbelangt: in den nl sind die tvprogramme oft auf englisch und dein digital native kind wird sogar ohne euch pausenlos mit englisch in kontakt sein. Die englischen programme sInd ein kommerzieller entscheid, durch den die wichtigkeit und richtigkeit der landessprache nicht geschmälert wird und das gilt auch für den familiären austausch am küchentisch, an dem eine andere sprache gesprochen wird und zwar aus familiengründen, die so selbstverständlich sind wie die schokohasen an ostern. Vertrau darauf, dass es läuft, dein kind wird dir zeigen, wie unkompliziert spracherwerb funktioniert. Alles gute!

von kunstflair am 26.04.2022, 23:39



Antwort auf Beitrag von kunstflair

Liebe(r) Kunstflair, vielen lieben Dank für die Nachricht! Ja, das stimmt: In den Niederlanden ist Englisch allgegenwärtig und man könnte der Sprache definitiv nicht aus dem Weg gehen (z.B. auch bei Filmen und so). Ich hatte nur Sorge, dass wenn wir als Eltern auch ständig Englisch sprechen (aufgrund der Arbeit), dass das dann problematisch wird. Ich bin jetzt aber einfach mal optimistisch nach eurer positiven Bestärkung. Liebe Grüße, Loreen

von LoreenIps am 02.05.2022, 19:11



Antwort auf Beitrag von LoreenIps

Ich denke nicht dass das Kind das nicht in den Griff bekommt. Meine Kinder sind ebenfalls mehrsprachig aufgewachsen.

von mummyslove88 am 12.05.2022, 22:14