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Mehrsprachigkeit beenden

Thema: Mehrsprachigkeit beenden

Hat einer von euch auch schon mal eine Mehrsprachigkeit in der Familie beendet, weil es zu kompliziert oder zu aufgesetzt/künstlich wurde? Ich bin Halbfranzösin und lebe mit meinem französischen Mann in Frankreich und habe bisher mit meinen Kindern zu Hause immer Deutsch gesprochen. Inzwischen, ich weiß nicht genau wie es passiert ist, sprechen wir aber fast nur noch Französisch, wenn wir zusammen sind. Das liegt auch an meiner jüngeren Tochter, die anders als ihre ältere Schwester immer wieder eingefordert hat, dass wir mehr Französisch zu Hause sprechen. Ich finde es einernseits schade, dass das Deutsche so in den Hintergrund gerät, andererseits finde ich es inzwischen oft auch irgendwie künstlich/aufgesetzt, Deutsch zu sprechen. Immerhin lebe ich auch schon seit über 20 Jahren in Frankreich und spreche im Alltag vor allem Französisch. Meine Kinder sowieso und mein Mann auch. Kennt Ihr das nicht, dass ihr das dann manchmal so aufgesetzt findet, eure Sprache mit den Kindern zu sprechen? Ich frage mich derzeit, ob ich das mit der Mehrsprachigkeit nicht einfach sein lassen soll. Anscheinend hat außer mir keiner Interesse. Aber schade wäre es natürlich schon.

von Kl.Leon am 22.07.2020, 13:52



Antwort auf Beitrag von Kl.Leon

Hej! Nee, --- und im Gegenteil bedauern meine Kinder fast, daß ihr Deutsch ein bißchen einrostet, seit sie ausgezogensind. Da wir aber wenigstens schriftlich öfter mal Kontakt haben, geht es, und ich selber mekre bei unseren Treffen auch nicht, daß sich ihr Deutsch verschlechtert hat oder sie nach Wörtern suchen. Mir selber käme es nie in den Sinn, aufmenie Muttersprachezu verzuichten (wie meni damals ca. 10J. mal sagte: gut, daß wir Deutsch mit dir sprechen können, sonst hättest du ja niemanden ,der das tut ), und ich begegne Leuten, die sich wundern, daß ich "nachso vielen Jahren hierzulande" imemr noch Deutsch mit meinem Mann/Kindern spreche, mit größter Selbstverständlichkeit, daß wir das natürlich tun. Ohne Erklärung. Aber wir sind es eben so gewohnt, wir haben das immer so gemacht, ich würde das niemals anders wollen und meine Große hat mich sogar selbst daran eirnnert, daß wir "jetzt wieder Deustch sprechen können", wenndie gemeinschaftliche Situation mit Freunden oder Bekannten vorüber war. . Auchdie Jüngste hat n zweiten, wosie fast gar nicht mit mehr kommuniziete, dan ndoch Deustch gesprochen/geschrieben, wenn sie es denn doch mal tut/tun mußte . Auch jetzt schlagen wir sofort ins Deutsche um, wenn wir unter uns sind, und sei es nur für einen kurzen Augenblick - weil wir ein paar Schritte vor den Dänen gehen oder weil wir in der Küche gerade etwas abgesondert sind oder ... Das ist total natürlich für uns. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber das Thema stellt sich hier nicht. Vermutlich, weil ich eben niemals ein Fragezeichen daran gesetzt habe, welche Sprache mir wichtig ist und ich meine Muttersprache auch nie niemals aufgebe. Dänisch ist immer noch eine Fremdsprache für mich und wird es immer bleiben .ich stoße im Gegensatz zum Deutschen immer noch an Begrenzungen, die ich zwar umschiffen kan, die mich aber ärgern. Oder um es drastisch zu sagen: Früher war Dänisch nur schwarz oder weiß, heute habe ich immer mehr und viele Grautöne,abe rauch Farben dazubekommen - aber auf Deutsch kenne ich noch viel mehr, und das wird immer so bleiben. Übrigens hatten wir neulich eine Diskussion, wo jemand erzählte, daß Menschen im Alter uns vor allem bei Demenz in ihre alten Dialekte/Muttersprachen zurückfallen - für mich war das sehr natürlich, als eine Freundin schrieb, wie ihre Mutter aus dem Sudentenland für viele unverständlich wurde, als sie dement auch noch die alte Sprache wieder vorholte. Ein gruseliges Szenario, da im Pflegeheim zu sitzen und keinen Menschen mehr zu haben,der mich ich versteht, nicht mal beim Besuch meiner Familie! Aber das ist nun absolut nicht MEIN Grund, meine Muttersprache zu pflegen, ebenso wenig wie ich daaArgument, meine Kinder sollten auch mit der dt. Familie kommunizieren, nie als MEINEN Grund dafür angesehen habe (höchstens als Argumentationhilfe gegenüber Hardlinern für "Dänisch immer und überall" Für mich geht das nicht anders als mit Deutsch - punktum! Aufgesetzt kann ich es daher niemals finden, zuhause mit denen,die Deutsch können, nicht Deutsch zu sprechen - das wäre bei mir genau andersrum. ich bin aber gespannt auf die übrigen Antworten! Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 22.07.2020, 15:23



Antwort auf Beitrag von Kl.Leon

Deine kinder können kein interesse an der sprache haben. Aber sie haben interesse, von dir ein eis zu bekommen, wenn du grad in die küche läufst. Oder zu erfahren, wohin das lieblings-shirt verschwunden ist. Eventuell möchten sie dich fragen, ob sie bei der freundin übernachten können. Natürlich in deiner sprache aus dem simplen grund, weil es deine ist. Das ist weder kompliziert noch künstlich. Ich wollte mit den kindern in meiner sprache sprechen. Die fremdsprache ist für mich zur zweiten heimat geworden, genau wie bei dir. Trotzdem hätte ich niemals aufgehört, in meiner sprache zu kommunizieren, mir fällt echt kein einziger grund ein. Die umgebungssprache war und ist selbstverständlich präsent. Mal ein wort, ein ausdruck, aber meine sprache gehört zu mir. Meine kinder haben mitgemacht, doch ich hätte akzeptiert, wenn sie in der umgebungssprache hätten sprechen wollen, doch selbstverständlich hätte ich in meiner sprache geantwortet. Sprache - Identität. Alles gute!

von kunstflair am 23.07.2020, 00:45



Antwort auf Beitrag von Kl.Leon

Der Mann meiner Freundin ist Niederländer. Seine Kinder aus erster Ehe sind Zweisprachig aufgewachsen; wohnten in Deutschland und gingen in Holland zur Schule. Anfangs sprach er auch mit den Kindern seiner neuen Frau, meiner Freundin, niederländisch. Aber er hat es dann irgendwann eingestellt, weil ER sich damit einfach nicht mehr wohlfühlte. Er lebt in D,er arbeitet in D, er redet D mit seiner Frau und allen Freunden, er träumt sogar in D. Wenn DU lieber Französisch reden möchtest, dann tu es! Das Wichtigste ist doch, dass du dich wohlfühlst!

von 3wildehühner am 23.07.2020, 03:19



Antwort auf Beitrag von Kl.Leon

Wie alt sind denn Deine Kinder? Wenn sie schon in die Schule gehen, würde ich mir da nicht so einen Kopf drum machen. Mir selber geht es nicht so, aber ich kenne viele Familien, wo es ähnlich ist. Viel hängt eben auch davon ab, wie oft man (auch die Kinder) noch zu anderen Kontakt hat, die auch die "schwächere" Sprache sprechen. Du hast Deinen Kindern soviel Deutsch mitgegeben, wie es eben in Eurer Situation ging. das geht ja nicht verloren, gerät höchstens ein bisschen in den Hintergrund. Auch wenn Du Deiner Intuition jetzt folgst und eben - wie alle anderen in der Familie - französisch sprichst, weil es sich eben jetzt natürlicher anfühlt. Für mich ist das jetzt nichts fatales, weswegen man sagen muss: das ist jetzt schade. Wenn man mit einem Baby nicht die Muttersprache spricht und es nachher bedauert, das ist schade. Aber so? Deine Situation ist für mich eher so ein Fall von: "meine Kinder sind eben hier mehr zu Hause und damit auch mehr im Französischen - das respektiere ich, es ist ihr Leben" Also nichts, womit man jetzt lange hadern müsste - finde ich. denn nach der Pubertät kann sich auch noch mal vieles ändern...muss nicht, aber kann. Dann ist es genauso ihre Entscheidung. Alles gute! K

von Kacenka am 23.07.2020, 12:49



Antwort auf Beitrag von Kl.Leon

Ich finde es ganz wichtig die Kinder dazu zu motiverten, dass sie wieder mehr Deutsch sprechen. Es ist natürlich klar, dass Kinder und Teens sich eher das Leben einfach machen wollen um sich verständigen zu können. Aber wenn man dran bleibt und konsistent deutsch spricht wird das schon wieder. Es ist halt schwierig beide Sprachen zu balancieren, besonders wenn die Kinder auch außerhalb des Hauses Französisch sprechen. Ich bin selbst zweisprachig aufgewachsen und hab dann irgendwann Englisch komplett verlernt, was ich sehr schade fand. Ich musste mir in der Schule wieder alles selbst aneignen. Jetzt ziehe ich selbst ein multilinguales Kind auf und es ist nicht immer einfach aber ich bin sehr optimistisch :)

von Maraike88 am 28.08.2020, 16:53