Mehrsprachig aufwachsen

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Geschrieben von DK-Ursel am 13.04.2021, 20:04 Uhr

Mehrsprachigkeit - Kacenka

Hej nochmal - das enbtwickelt sich ja zu einem spannenden Exkurs!

Du hast, Recht, meine Kinder sind groß. Aber, Kacenka, das heißt ja nicht, daß ich alle diese Sorgen, in denen einige erst am Anfang und andere mittendrin stecken, schon vergessen habe, sooo lange ist das noch nicht her und Alzheimer habe ich auch noch nicht (meine ich jedenfalls), höchstens leichte Coronahirnmüdigkeit...

Gerade unsere Jüngste kam in einer so schlimme Krise, die uns allen arg zugesetzt hat, daß sie (natürlich) auch schulisch irgendwann abgehängt wurde; egal von wie hohem Niveau man runterrutscht, irgendwann wird es kritisch.
Sie hat die Kurve bekommen - ich aber auch, denn damals hatten wir Hilfe, und ich habe gelernt, von meinem deutschen Ambitionsniveau und meinen Ansprüchen runterzuklettern und
a) zu akzeptieren, wie unterschiedlich meine beiden Töchter trotz Klugheit bei beiden und trotz ähnlicher Erziehung doch sind und
b) daß die Dänen Recht haben: Ich kann es nicht erzwingen, es wird nicht so, wie wir Mütter es uns vorstellen (das ist ja die Krux, an der wir dann scheitern: Kind geht einen anderen Weg), es wird auch nicht so wie wir uns das für uns unser Kind wünschen - Glück ist für jeden woanders,. und der Weg ist für jeden ein anderer.
DAS zu akzeptieren, war schwer für mich, aber ich schaffe es inzwischen weitgehend ganz gut, glaube ich.
Für mich war auch schwierig , daran zu glauben (wie es die dänischen Ratgeber) hier taten, daß sich das findet; daß ich nicht eingreifen,steuern, beraten, ja, auch Druck machen müsse- daß mein Kind auch ohne das klarkommt.
Aber das stimmt.
Mindestens bei einem Kind, dem Lernen Spaß machen darf, weil es so weit wie möglich zu seinen und nicht Erwachsenenprämissen vor sich geht. Mindestens bei einem Kind, das erfahren darf: Da vertrauen meine Eltern, .Lehrer,andere darauf, daß ich herausfinde, wie dies und das geht - daß ich frage, daß ich lerne, wenn ich das will.

Kann sein, meine Tochter oder die meisten dänischen Kinder sind mit 6 nicht so fit in der Schule wie die deutschen oder gar russischen/asiatischen (meine dt. Freundin war immer sehr genervt von den Vergleichen, die zwischen ihrem Sohn hier und der gleichaltrigen Nichte in Dtld. angestellt wurden - die schnitt wissenstechnisch IMMER besser ab, kannte die Flüsse, wußte die Namen von Hauptstädten etc. --- unsere Kinder aber haben lernen gelernt,sie haben gelernt, Freude daran zu haben, gern in die Schule zu gehen, sie haben gelernt, daß man keinen Druck und Angst vor Noten haben muß, um gut zu sein - und im Endresultat holen sie dann die deutschen, russischen, asiatischen Kinder sicher auch wieder ein.
Kann auch sein, meine Tochter ist später fertig als viele andere - aber was hat sie reell verpaßt?
Ist es sooo wichtig, ob man mit 22 oder 24 oder noch später mit etwas fertig wird? Ein Jahr länger in seinem Beruf arbeitet?
(Ehrlich gesagt, mit Verschiebung des Rentenalters ins hohe Alter kann es doch nur gut sein, später anzufangen )

Ich habe in DK, aber eben auch durch diese Tochter gelernt, viel mehr zu vertrauen, viel gelassener zu sein. Oder die Gelassenheit,die ich bin der Vorschulzeit absolut für meine kinder hatte, mit Ambitionen, ja, aber nie mit schulischen Einsätzen, diese Gelassenheit eben auch durch einen Teil der Schulzeit zu tragen.
Mehr auf die Stärken als auf die Schwächen zu fokussieren.
Und wenn dann ,wie bei beim Sohn einer Freundin plötzlich Mathe doch auf A-Niveau gebraucht wird für den Traumberuf, und man hat es vorher aus Faulheit und gegen Erwachsenenreden zum Trotz tiefer belegt, naja, dann holt man das nach - und das geht dreimal leichter und besser für alle, als wenn die Mutter ihn durch die Jahre auf A-Niveau getrietzt hätte, wo er noch nicht einsah, wozu. (und sie es ja auch nicht wußte).


Denn ja, am wichtigsten ist doch: sie kommen zurecht.
Ob sie mit 2 oder 8 lesen lernten, ob sie gut oder schlecht in Mathe sind, ob sie studieren oder eine praktische Ausbildung machen - was bedeutet das letztendlich?
Wenn es zu ihnen paßt und sie ihren Weg finden und sich im Leben behaupten können, , dann ist es richtig.
Und ja, ich glaube,wenn man Schulkinder hat, dann kann man recht bald eigentlich merken, daß es nicht sooo viel bedeutet, ob das Kind schon mit 2 eigene Bücher gelesen hat oder "erst" mit 6.
Ich bin auch ein großer Anhänger davon, erst zu krabbeln und dann zu laufen;beim Lesen heißt das für mich, erst die Bilderbücher, dann die Textbücher.
Denn heute gibt es für jedes Alter wunderbare Bücher, das ist nicht mehr wie in meiner Kindheit, und heute können sich Kinder damit entwickeln und sollten, müssen nicht schon gleich da einsteigen, wo die anderen dann eben mit 6 oder 8 sind. Wozu?

In der Zerit, als meine Kinder kleiner waren, hat man hier sehr auf das Kindsein geachtet, das Ivdazo ja auch in die Waagschalge wirft.
Und man hat sie eben rumstreifen lassen, man hat sie nicht dauernd angeleitet und gefördert in dem Sinne, daß man zielgerichtet etwas lernen sollte.
Man hat ihre Neugier, ihre Motivation, ihre Freude am Lernen nicht gelenkt und gebremst, nicht gesteuert und nicht zu bestimmten Zeiten mit bestimmten Werkzeugen/Techniken festgelegt, man hat sie weitestgehend gelassen.
Und so entdecken die Kinder dann ihre Fähigkeiten, aber auch Interessen und das, was sie weniger mögen, auf eigene Faust und nicht,weil wir Erwachsenen finde, das eine lohne sich mehr als das andere.
Ein Vater (Deutscher) meinte einmal, seine Kinder lernten Noten ja spielerisch - die Noten waren bunt und hatten kleine Füße.
Tja, er hatte leider "spielerisch" mißverstanden: Das ist Erwachsenenvorstellung von Spielen: Zielgerichtet, gesteuert (du sollst jetzt Noten lernen) statt einfach drauf los.
Und ja, Kinder mögen sicher auch mal lesen und schreiben und rechnen und Noten lesen,wennsie kleiner sind - aber wieviel Wahl haben sie auch?

Aber zugegeben, ich HABE Vorteile gegenüber Euch:
ich war in nahem Kontakt mit einer überzeugten Waldorffamilie (und habe dabei auch ein paar gute Sachen verinnerlicht, die ich hier in Dk wiederfand, obwohl ich sie niemals aufine Waldorfschule gegeben hätte!)
Ich habe meine Kinder in DK großziehen und zur Schule schicken könnenm das ist deutlich entspannter als in Dtld.
ich hatte kluge Kinder, die wißbegierig waren und blieben - was natürlich auch eine Folöge des obigen ist, denke ich..
und ich habe eine Jüngste, die sich und uns das Leben streckenweise zur Hölle gemacht hat, die sich und uns aber auch viel gelehrt hat dabei, ohne das direkt zu wollen (wieder: Nichts zielgerichtet - das Leben lehrt uns sooo viel mehr!).
Daß meine Kinder schon groß sind, ist kein Vorteil, der jetzt ins Gewicht fällt, glaube ich - denn glaube mir, ich habe viel von dem auch durch... ich bin schließlich deutsche Mutter - ganz dänisch werde ich auch nie sein.

Egal wie und wo - ich wünsche allen Eltern und Kindern viel Gutes - Ursel, DK

 
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