Mehrsprachig aufwachsen

Forum Mehrsprachig aufwachsen

Mehrsprachig - Fluch oder Segen?

Thema: Mehrsprachig - Fluch oder Segen?

Hallo zusammen, Ich bekomme in 3 Wochen unseren Sohn und weiß natürlich, dass das Thema mehrsprachig gerade noch nicht wirklich im Vordergrund steht - dennoch finde ich Infos nicht schlecht. Wie sind eure Erfahrungen zum mehrsprachigen erziehen? Mein Freund ist Spanier, meine Familie kommt aus England zudem spreche ich noch Polnisch. Der Sohn meines Freundes wächst zweisprachig auf, ist 3,5 Jahre alt und spricht nicht. Auch wenn er alles in beiden Sprachen versteht und körperlich alles in Ordnung bzw. Gecheckt ist. Natürlich sind nicht alle Kinder gleich, aber ich hätte gerne mal eure Erfahrungen zum Thema Mehrsprachigkeit. Ich möchte mein Kind nicht mit 3 Sprachen überfordern, ihm aber auch nicht die Chance nehmen diese frühkindlich zu lernen. Wann habt ihr gestartet? Sofort? Habt ihr die Sprachen gewechselt oder immer nur in einer Sprache mit dem Kind gesprochen? Ich finde, dass man nur die Sprachen vermitteln sollte, die man selbst auch auf einem angemessenen Niveau spricht. Ihr seht ....Viele Fragen...

von KasNat am 24.09.2019, 08:00



Antwort auf Beitrag von KasNat

Hej! Willkommen hier - und schon jetzt alles Gute für die nächsten Wochen. Es ist schön,daß Du Dich mit dem Thema beschäftigst, ich gestehe, ich habe das nicht und vielleicht lief es genau darum so gut bei uns, aber die Erfahrung zeigt, daß sich alles sowieso da einspielt - und einspielen sollte- wo es am natürlichsten, einfachsten, selbstverständlichsten für die Familie läuft. Das kann man sich oft vor der Geburt eines Kindes nicht so vorstellen, da hat man auch bei anderen Dingen 1000 Pläne und gute Absichten,d ie das Kind, derAlltag uvm. überden Haufenwerfen. Zudem wirfst Du anscheinend ein bißchen durcheinander. wennwir hier von mehrsprachiger Erziehung sprechen, sind meistens Eltern betroffen,die nicht aus (falsch verstandenem?) Ehrgeiz ihrem Kind eine Frmdsprache am liebsten noch vor der Muttersprache beibringen wollen, damit die Schulnonten in 15 Jahren richtig gut werden,sodnern hiersind meistens / überwiegend Eltern,die der "Not gehorchend" mehrere Sprachen in ihrer Familie, also auch mit ihren Kindern, sprechen, weil sie aus versch. Sprachräumen stammen.. Dadurch bekommen die Kinder 2 Muttersprachen, oft auf unterschiedlichen Niveaus - das allerdings hängt genausoviel vo mKind wie von der investierten Zeit ab. DerSegen des Erlernens einer frühen Fremdsprache wird m.E. ebenso überschätzt wie der Nachteil,seine eigene Muttersprache nicht variantenreich genug ans Kind gebracht zu haben, mit Versen, Reimen, Sprachveralberungen, Wortspioelen, Fingerspielen, Liedern etc. Ich habe oftmals unsere Pädagogin in der =. Klasse hier seufzen hören, daß selbst einsprachige Eltern manchmal zu kurz angebunden und zu wenig sprachfördernd seien, und damit meinte sie beleibe keinen Englischunterricht für KIGA-Kinder, sndern die reine Freude am Sprachspiel, die sie mit den 6-7J. kaum, noch nachholen konnte, die aber die Sprachphantasie und auch die Voraussetzungen für das Erlernen späterer Fremdsprachen weitaus mehr fördert als Englisch im Kleinkindalter, wenn es denn eine Fremdsprache für alle Beteiligten ist. Ich gehe davon aus, daß Ihr in Dtld. lebt, also habt ihr Spanisch udn Deutsch als Muttersprachen. Wo da 3 Sprachen herkommen, erschließt sich mir gerade nichit, es sei denn, Du willst wirklich auch noch eine Deiner Fremdsprachen dazunehmen. Oder ist Englisch Deine muttersprache (dann Hut ab vor Deinem guten Deutsch!) Was ist bei Euch Familiensprache? Kannst Du Spanisch? Dann wäre dies ja eine wunderbare Chance, die Sprache des Vater, die NICHT Umgebungssprache ist, zu stützen. Damit sind wir hier in DK sehr gut gefahren, weil mein Mann Deutsch kann. Wenn Englisch bei Dir wirklich auf Muttersprachenniveau ist - und prüfe Dich selbst, meine Erfahrung ist, daß sich Menschen sehr gern überschätzen, wenn es dann ans Eingemachte geht, fehlen richtige (!) Grammatikstrukturen, Wörter (Schlabberlatz, Schippe, Siebchen (für den Sandkasten), ... sollten ohne Wörterbuch wie aus der Pistole kommen!) Englisch ist zudem eine Sprache, die heute derart gefördert wird und von der wiralle täglich umgeben sind, so daß deni Kind ihr eh nicht entkommen kann. Überfordert oder verwirrt werden Kinder auch durch 3 Sprachen nicht, aber der Zeitfaktor für jede Sprache wird eben geringer und das macht sich bemerkbar. Da unterscheiden sich Fremd- und Muttersprachen nicht: Man braucht immer die Zeit = Gelegenheit in ausreichendem Umfang, die Sprache(n) zu üben. Ich habe 2 fließend zweisprachige Töchter auf sehr gutem Niveau; Fremdsprachen wie Englisch, Französisch .. haben sie sehr leicht gelernt, als es dafür Zeit war. Menie Jüngste hat auch erst mit 3 Jahren angefangen zu sprechen - da war die älteste deutlich früher dran und ihren einsprachigen "Kolleginnen" voraus, aber jedes Kind ist eben anders. Sie istauch heute dieWortkargere - kann sich aber in beiden Sprachen sehr gut ausdrücken und bekam immer gute Noten für ihre Aufsätze. Wenn Ihr sicher seid - wie ich damals -, daß alles okay ist und er Euch hört und versteht, würde ich ihm noch ein bißchen Zeit geben - hat er gerade außer der Geburt des Geschwisterchens noch andere Umwälzungen zu verkraften, die ihn evtl. erstmal schweigen lassen? Es ist eine leider immer noch beliebte Methode, auch bei Fachleuten, alle Sprachprobleme auf Mehrsprachikeit zu schieben. Fakt ist, daß die meisten Kinder damit keinerlei Probleme haben und ebendieselben Schwierigkeiten entwickelnn können wie ganz normale einsprachige Kinder. da käme niemand auf die Idee, dieursache in Schweigen auf die (eine) Sprache zu schieben, son dern würde, ja müßte, andere Lösungen undursachen für das Schweigen suchen!... Alles GUte - Ursel, DK P.S.: Auf Dein Polnisch bin ich jetzt nicht ieingenagne, aber vergiß es, wen nes eine fremdsprache auch für Dich ist. Ihr habt doch die beiden gutenMuttersprachen - laßt die gut wachsen, varianten- und facettenreich beherrscht werden - dann haben die KInder gute Voraussetzungen, später die Fremdsprachen zu lernen, die sie möchten --- wenn sie es möchten.

von DK-Ursel am 24.09.2019, 10:12



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Vielen lieben Dank für die ausführliche Antwort. Tatsächlich bin ich zweisprachig aufgewachsen. Meine Mama sprach englisch und mein Papa deutsch mit mir. Ich weiß nur nicht, ob es unseren Sohn verwirrt, wenn jeder eine andere Sprache mit ihm spricht. Zu deiner Frage: Ich spreche auch spanisch und mein Freund auch englisch. Halt nur nicht so gut wie der jeweils andere als Muttersprachler Die Mehrsprachigkeit ist mir nicht aufgrund der Schule wichtig, sondern um von uns beiden das mitzugeben, was uns prägt. Das es natürlich dann noch zwei nützliche Weltsprachen sind, halte ich aber für gut für den weiteren Weg. Ich möchte aber mein Kind auch nicht überfordern oder drillen. Es soll nur die sinnbildliche Leiter von uns gestellt bekommen, die er selbst hochgehen muss.

von KasNat am 24.09.2019, 17:35



Antwort auf Beitrag von KasNat

Hej! Mehrsprachige Kinder sind weder verwirrt noch überfordert. schrieb ich schon. das ist ein Mythos, den man eben leider oft noch liest. Hast Du Dich verwirrt oder überfordert gefühlt? Du hast es doch am eigenen Leib erlebt! Keiner hier driltl sein Kind, wenne r/sie die eigene Sprache mit ihm spricht. Gerade weiles keine fremdsprache ist, fließt die Sprache ja natürlich ind en Alltag ein, was eben auch bedeutet: sie muß alltagstauglich sein. Die meisten hier haben in ihrer Familie ja mindenstens 2 Sprachen - und keins der Kinder leidet. Bei Eurer Konstellation würde ichden Vater Spanisch mit dem Kidnsprechen lassen udn Du Englisch, wenn Du es muttersptrachlich beherrschst. Deutsch kmmt dann durch die Umwelt, wenn Ihr normal am dt. Leben teilnehmt. Vielleicht würde ich Spanisch als Familiensprache nehmen, weil Englisch ja heutzutage überal lvorkommt und man ihm nicht entkommen,wenn Spanisch inder Scule kommt, ist das ja deutlich später. Zudem haben Väter oft weniger Zeit mit den Kindern als Mütter, so daß Ihr dadurch den Zeitfaktor erweitert fürdiese Sprache. Oder jeder spricht auch zu Euch Erwachsenen konsequent seine eigene Sprache und der andere antwortet in seiner - das wäre auch eine Lösung. Englisch als Familiensprache geht natürlich auch, aber s.o. Wartet erstmal ab, wie sich das entwickelt, wen euer Kind da ist - meistens regeln sich solche Dinge eh sehr pragmatisch. Alles GUte - Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 25.09.2019, 09:37



Antwort auf Beitrag von KasNat

Hallo KasNat! Auch unsere Tochter wächst trilingual auf. Mein Mann und ich sprechen beide die selbe Muttersprache und sind beide in Deutschland aufgewachsen und somit auch beide von klein auf bilingual. Wir leben in England, wo unsere Tochter auch zur Welt kam. Für uns beide war von Anfang an klar, dass wir bei der Spracherziehung auf keine der beiden Sprachen verzichten könnten, denn diese sind Teil unserer Identität und unserer Persönlichkeit und der damit verbunden Ausdrucksweise. Zudem ist es bei uns Zuhause unvermeidbar, dass wir beide Sprachen sprechen. Ich bin selber eine große Labertasche und habe tatsächlich seit ihrer Geburt einfach nur geredet und viel erzählt, was mein Mann oft belächelte: „Du glaubst doch nicht wirklich, dass sie dich versteht?“ „Nein, natürlich nicht, aber Babys horchen dem Klang der Sprache, schauen sich die Lippen der Eltern genau an und das ist der Anfang ihrer Sprachentwicklung. Wenn mein Mann nach Feierabend Nachhause kam, sprach er mit der Kleinen Deutsch. Wir haben sehr früh angefangen zu vorzulesen. Ich auf serbokroatisch, er auf deutsch. Auch trennten wir die Sprachen am Anfang ganz strikt. Sie „liest“ sich mittlerweile selbst vor, je nachdem welches Buch sie liest, wechselt sie die Sprachen. Wir trennen die Sprachen nun nicht mehr, ich rede über den Tag verteilt beide Sprachen mit ihr und sie antwortet jeweils in der jeweiligen Sprache. Es klappt! Und ich hoffe, wir können dich da ermutigen. Zu früh geht gar nicht. Ich habe in der Nachbarschaft einige Eltern kennengelernt, die mit ihren Kindern nur Englisch sprechen, weil sie befürchten, dass ihre Kinder später Schwierigkeiten in der Schule bekommen. Dass das Quatsch ist, sagen ihnen hier leider nicht einmal die Ärzte. Die dritte Sprache, hier Englisch als Umgebungssprache, hat sie problemlos aufgeschnappt, dabei reden mein Mann und ich vor ihr nie englisch. Aber wir gehen zu Spielegruppen und Spielplätzen und treffen täglich Freunde. So wurde vor zwei Wochen von dem Health Visitor bei einer Untersuchung notiert, dass Zuhause mit dem Kind Englisch gesprochen wird. Ich erklärte ihr, dass es eben nicht so ist und sie fragte mich dann ganz erstaunt, woher denn das Kind so gut spricht. Ehrlich gesagt konnte ich es mir selbst nicht so recht erklären, aber offensichtlich klappt es! Ich habe bislang nicht bemerkt, dass sie überfordert ist. Wir sind derzeit wieder bei meinen Eltern zu Besuch in Deutschland und sie freut sich so sehr, dass auf dem Spielplatz alle Kinder deutsch sprechen, dass sie gar nicht aufhört die anderen Kinder zuzuquatschen :) So viel von uns und unserer bisherigen Erfahrung. Ich wünsche euch zur Geburt eures Sohnes jetzt schon mal alles Gute, freut euch und genießt diese Zeit. Lg

von DiLee am 25.09.2019, 09:54



Antwort auf Beitrag von DiLee

Vielen Dank für eure Antworten. Ich hatte tatsächlich auch nie Probleme mit überForderung oder ähnlichem bei zwei Sprachen. Da ich relativ zeitnah (August 2020) wieder arbeiten gehen werde, geht unser Sohn dann zur Tagesmutter für 6 Std am Tag und danach ggf. Zu meiner Mutter. Ich hatte mir schon den Plan überlegt, dass mein freund spanisch spricht, ich deutsch und meine Mama englisch. Aber ihr habt recht... so ein Plan ist schön und gut, aber es kommt ja eh anders und es ist vermutlich egal wer wann welche Sprache spricht. Das Kind nimmt das auf, was es möchte. Bei mir wurde zuhause deutsch und englisch gesprochen. Bei meinem Freund wurde nur spanisch gesprochen und deutsch lernte er erst von anderen Kindern im Kindergarten. Ich mach mich mal locker...

von KasNat am 25.09.2019, 11:48



Antwort auf Beitrag von KasNat

Was für ein toller beitrag, Dilee! So genau geht es. Und KasNat, stell Dir nur, ob sich einsprachige Eltern einen Plan machen,w ie sie ihrem Kind ihre muttersprache beibringen? Eher nicht, oder? Wieso also soltle ein Plan her, wenn man 2 Sprachen hat? Man spricht mit dem Kind - ich habe menie übrigens genaus zugelabetr wie Du Deine, DiLe! - und natürlich muß man das tun. Die kinder sammeln die Wörter, die Grammatik-/Satzstrukturen - bis was rausklommt, müssen WIR reinstecken, sonst bekommen wir kleine Kasper Hausers. Wenn man inder Praxis später evtl. merkt, daß die Nicht-Umgebungssprache zu schlecht ist, zu schwach, DANN kann man evtl. einen Plan machen, wie man das ädnern kann, dann braucht diese Sprache mehr Zeit für mehr Input. mehr ist es ja auch nicht. Ich habe übrigens auch Dänisch mit meinen Kinder gesprochen,wenndie (dän.) Familie oder Spilekameraden hier waren oder wir im Geschäft z.B. mit und eben auch vor der Schuhverkäuferin diskutierten (also z.B. zu mKind: wie, du findest die roten Schuhe schöner, ja, dann müssen wir mal schauen, o bdie wirklich passen..." - da möchte ich dann die Person ja dabei haben). Also, jedesmal, wenn ich keinen ausschließen wollte, wenn wir mit jemandem, der nur Dänisch konnte, im Gespräch waren, in einer Interaktion, habe ich Dänisch gesprochen - ansonsten eben nur Deutsch,also auch ind er Schlange an der Kasse, wo Leute standen, die wir nicht kannten und mit denen wir ja auch nicht direkt zu tun hatten. Kein Problem. Alles Gute noch einmal - und erzähl dann mal ,wie es in der Praxis läuft. meine Erinnerung ist, daß man sich vorher viel vorstellen kann - mit einem Kind ist erstmal ALLES ANDERS! Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 25.09.2019, 13:37



Antwort auf Beitrag von DiLee

Während in einer monolinguistischen Umgebung natürlich kein Plan vonnöten ist, bin ich im Nachhinein froh, dass wir schon zu Beginn der Schwangerschaft drüber gesprochen und tatsächlich unser Sprachverhalten geändert haben, bevor das Kind da war. Wir sind beide bilingual mit denselbem Sprachenmix aufgewachsen und haben in England gelebt- dadurch wild alle drei durcheinander gesprochen, es spielte ja keine Rolle. Schon in der Schwangerschaft haben wir dann beschlossen, strikt zu trennen - ich nur noch Deutsch, mein Mann nur noch Italienisch, Umgebung war fürs Englische zuständig. Die Disziplin einzuhalten fiel mir die ersten ein, zwei Monate extrem schwer, wenn man gewohnt ist einfach so drauf los zu plappern - deshalb war die Schwangerschaft die perfekte Übungszeit. Inzwischen haben wir Nr.3, alle sind fließend dreisprachig und waren nie verwirrt. Ich bin bis heute nicht grundsätzlich gegen einen Sprachenmix, bei uns half jedoch die OPOL Trennung, auch beim Entstehen von bestimmten Routinen, die sich so automarisch an Personen oder Sprachen koppeln lassen.

von Korya am 03.10.2019, 01:43



Antwort auf Beitrag von Korya

HejKorya! Wie immer kann ich Dir gut folgen. Natürlich haben wir anderen eher von einer bilingualen Familie ausgehend geraten. Da ist es natürlich naturgegeben, wie man die Sprachen auseinanderhält. Allerdings sehe ich die hier genauso: Die Erziehenden sind nun mal Vater (spanisch) und Mutter (deutsch) , und da das Kind in Dtld. aufwächst, könnten höchstens durch die Mutter 1-2 Sprachen dazu kommen. Wenn Polnisch oder Englisch auf Muttersprachenniveau beherrscht werden und eben nicht nur Fremdsprachen sind, wäre eine dieser Sprachen für die Mutter eine Option. Dann überließe sie Deutsch der Umgebung bzw. es könnte Familiensprache sein, sofern dies nicht Englisch oder Spanisch für beide ist. Von Mischen hat doch aber niemand wirklich etwas geschrieben, es wurden eher Überlegungen angestellt, welche der vorhandenen Sprachen nun wirklich snnvoll wären. daß man dann bei einer bleibt, ist liegt ja in der Natur der Sache. Allerdings kann einem die Praxis die schönste Planung vermasseln. Mit Kind wird nun mal alles anders und unvorhersehbar. Ich erinnere mich nur zu gut an die begeisterte dänische Mutter bei mir im Krankenhauszimmer, die ihre gerade geborene Tochter auch zweisprachig aufziehen wollte, weil sie eine Zeit in Texas verbracht hatte und glaubte, nun sei Englisch dran: Wenn ich sie hörte, tüdelte sie aber immer nur liebevoll auf Dänisch mit ihrem Kind herum - so wie ich eben sehr natürlich meine Muttersprache, Deutsch, benutzte. Daher setzt die Praxis oft andere Dinge fest - ich weiß zwar nicht, wie es mit den beiden weiterging, möchte aber stark anzweifeln, daß dieses Kind mehr Engisch mitbekam als alle anderen dänischen Kinder. . Sicher auch darum habe ich das schon früh eher allgemeine Prinzipien aufgestellt, als wir so einen Hilfsflyer für werdende bilinguale Eltern machten (viele Jahre her): Kein wer spricht was, kein wie oft, was und wie? Eher: Soviel Zeit wir möglich, denn der Zeitfaktor ist absolut wichtig. Wer nur 1 1/2 Std. in der Woche eine Sprache hört, spricht, lernt, lernt sie eben NICHT wirklich, schon gar nicht als Muttersprache. (Das gilt für alle Kinder und nicht nur die, die mehrsprachig aufwachsen!) Das schließt dann logischerweise ein, daß man in der knappen Zeit, die man oft mit seinem Kind allein in seiner eigenen Sprachen (weil Nicht-Umgebungssprache) verbringt, nicht auch noch aufteilt in 2-3 versch. Sprachen -so wird ja der Zeitfaktor automatisch reduziert für jede Sprache!) Dazu kommt: Je selbstverständlicher einem die Sprache fällt, umso besser. Wenn ich mich immer fremd in der Sprache fühle, wenn ich Wörter suchen muß, die im Alltag vorkommen, wenn ich nur eine begrenzte Sprachstruktur in eben dieser Sparche habe, schade ich mehr als ich nütze, denn das Kind lernt damit zwar fremde Wörter, aber nicht die Schönheit und Viefalt von Sprache als solcher. Und wenn ichselbst mich nichtwohlfühle in emeiner Sprache,dann kann ich nicht so selbstverständlich vermitteln., da ßwir in unserem Haus eben auch diese Sprache pflegen wollen. Im Gegenteil kann mir gut und leicht passieren, daß ich dann oft in eine andere Sprache umschlage. DA würde ich dann in der Tat revideren: Was darf es denn nun sein? - Damit ich konsequenter / authentisch sein KANN. Und daß man die Sprachen tunlichst auseinanderhält und nicht mischt, sollte inzwischen bekannt sein, darf aber gern nochmal wiederholt werden. das Kind schauts ich von uns ab, was wir tun,wie wir reden. Wenn wir also dauernd Wörter aus diversen Sprachen in einem Satz oder einer "Ansprache" haben, wird es das auch so machen. Innerhalb der Familie mag das noch verstanden werden, für das Leben mit Menschen ohne dieselbe Sprachkombination wird es allerdings äußerst schwierig. bis unverständlich. Man stelle sich eben nur vor, ein Ausländer spräche mit uns gebrochen Englisch und mische dazu seine indischen, chinesischen oder sonstwie Sprachbrocken in jeden Satz - wir würden wohl kaum viel verstehen! Ich stelle also mal wieder sehr friedlich große Einigkeit zwischen uns fest, Korya, fand Deinen Beitrag aber interessant, denn ganz sicher macht es einen (alleinschon praktischen) Unterschied, ob man sich für 2 oder 3 Sprachen entscheidet / entscheiden muß. Davon lese ich gern! Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 05.10.2019, 10:20



Antwort auf Beitrag von KasNat

Ich bin mehrsprachig aufgewachsen. Mit russisch großgezogen wurden und in der KITA lernte ich dann die deutsche Sprache nach und nach kennen. Ich hatte anfangs zwar so meine Schwierigkeiten und mich oft versprochen, aber das besserte sich von Jahr zu Jahr. Ich spreche nun fließend deutsch und russisch. Sogar mit Erzgebirgischen Akzent. Hoffentlich konnte dir das irgendwie weiterhelfen!

von Latisha_ am 25.09.2019, 20:42



Antwort auf Beitrag von KasNat

Hallo Wir haben vom Tag der Geburt direkt 2 Sprachen gesprochen. Mein Mann albanisch (seine Muttersprache) ich deutsch (meine Muttersprache) und dies konsequent durchgezogen, selbst wenn wir zb gemeinsam am Tisch sitzen redet mein Mann mit unserem Sohn albanisch und ich deutsch. Unser kleiner ist jetzt 2,5 Jahre und spricht beide Sprachen sehr gut, er hat auch sehr früh angefangen zu sprechen (die ersten Worte mit 10 Monaten) und er wechselt zwischen den Sprachen ohne Probleme. Er kann auch unterscheiden wer welche Sprache spricht zb dass meine Schwiegerfamilie kein deutsch spricht. Oder er erzähl meiner Mutter "Mama sagt Auto Papa sagt makina" Lg

von Lepri89 am 25.09.2019, 22:39