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Kind als "Dolmetscher"

Thema: Kind als "Dolmetscher"

Hallo in die Runde, wir haben gerade folgende Situation: mein Kind wächst zweisprachig auf und ist seit Ende August ein Schulkind. Letzte Woche kam nun ein Kind direkt aus dem Ausland (ein Elternteil wurde beruflich entsandt) neu in die Klasse, welches im Moment noch ausschliesslich die Fremdsprache spricht, mit der auch mein Kind aufwächst. Zunächst habe ich mich gefreut (Austausch, Festigung etc.), aber mein Kind stöhnt jetzt jeden Tag und meint, dass es keine Lust mehr hat ALLES für X übersetzen zu müssen... Es ist sichtlich genervt, weil es dadurch von anderen Dingen abgehalten wird, weil es ja immer für das andere Kind parat stehen muss. Meine Frage: sollte ich die Lehrkräfte ansprechen, oder erstmal weiter beobachten und laufen lassen? Meine Befürchtung: mein Kind verliert dadurch Zeit, die es für sich selbst nutzen sollte... Wie seht ihr das?

Mitglied inaktiv - 05.10.2011, 10:54



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Hej ! Ich würde das erstmal die Kinder alleine klären lassen. W In welchen Situationen übersetzt Dein Kind denn genau? Hat de rlehrer gebeten, im Unterricht zu übersetzen? Oder steht Dein Kind mehr in den pausen als Vermittler zur Verfügung? Ballspielen u.a. klann man doch auch gut ohne viele Worte - und beim Spielen lernt da sandere ja auch viel Neues --- es ist ja gar nicht sooo gut, daß esda alles übersetzt bekommt. Dann hat es ja keinen Grund, die Sprache zu lernen. Mach Deinem Sohn Mut, soviel wie möglich verantwortung abzugeben an das andere Kind, das die Sprache lernen soll. Er darf dabei helfen, ist aber incht (mehr) Simultanübersetzer. HatDein Sohn Freunde, die ihm helfen können - sprich geduldig mitmachen,wen ndas Kind mitspielen soll und nicht gleich alles versteht? Wenn dasÜbersetzen im Unterricht Dauerstreß ist, würde ich das evtl. noch 1 Woche imAuge behalten. Auch hier würde ich meinem Kind klarmachen, daß es auch dem Lehrer gegenüber freundlich erklären darf, daß er sicher zur Verfügung steht, wenn es mal hart auf hart geht, daß es aber selber seinen Kram auch schaffen will und muß und darum nicht dauerübersetzen kann. Sollte es dann ernste Konflikte mit dem Lehrer geben, bist Du gefordert - aber erstmal: Mut zur Selbsthilfe machen! Dem Kind signalisieren, daß es okay ist, auch NEIN zu sagen und an sich zu denken - Hilfe ja, Dauerstütze nein. Das gilt für alle, die Hilfe brauchen und bekommen sollen - meinen Töchtern habe ich den Rücken gestärkt, als sie Dauer-Hilfslehrer im Deutschunterricht wurden. Helfen, soweit sie es können und es sie nicht von ihrer Sache ablenkt: JA, aber mehr nicht. Und wenn die Kinder wissen,daß wir hinter ihnenstehen, kjönnensie oft ihre Haltung gut und freundlich, aber entschlossen dem lehrer, dem anderen gegenüber vertreten. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 05.10.2011, 11:02



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Hallu Ursel, danke für dein Feedback. Also es sieht wohl so aus, dass mein Kind eben nicht in den Pausen vermittelt, sondern ausschliesslich im Unterricht. Auch die Förderkraft für Deutsch profitiert von dieser Hilfestellung, lobt mein Kind aber natürlich in den höchsten Tönen. Dennoch merke ich, dass mein Kind sich nicht "toll" dabei vorkommt, sondern eben genervt. Ich schwanke zwischen "man muss dem anderen Kind doch helfen" und "wenn mein Kind das nicht möchte, dann soll es eben auch nicht ständig dazu 'genötigt' werden"... Endgültige Klarheit wird mir wohl nur das Gespräch mit der Lehrerin verschaffen...

Mitglied inaktiv - 05.10.2011, 20:49



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mmmh, wenn dein kind das nicht gut findet, würde ich es einschränken (lassen). vereinbare doch ein gespräch mit der lehrerin, das scheint mir das beste. das andere kind muss sowieso so schnell wie möglich deutsch lernen, übersetzen hilft ihm nur im moment. außerdem gibt es doch eine förderkraft, ist die im unterricht denn dabei? dein kind muss sich doch auf seine aufgaben konzentrieren können... vielleicht fühlt sich dein kind unter druck gesetzt, sich mit dem neuen kind anzufreunden. es ist erstmal außenseiter und vielleicht denkt dein kind es wird dann auch außenseiter. oder es ist ihm peinlich so im mittelpunkt zu stehen. oder es bedeutet einfach zusätzliche arbeit. krieg doch mal raus, WARUM dein kind das nicht mag. denn darin liegt auch der lösungsansatz. karina

von blessed2011 am 06.10.2011, 11:36



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Sprich die Lehrer an, denn die Schule kann für so was ja auch extra Förderstunden bekommen. Wir haben letztes Jahr einen Jungen dazu bekommen, der nur Russisch konnte und da kam jeden Tag eine Stunde eine Lehrerin im Ruhestand , ( die kein Russisch kann) und mit ihm Deutsch gelernt hat. Er hat schnell große Fortschritte gemacht. Dass Dein Kind auf Dauer das auch nicht leisten kann, ist klar. Es ist toll, wenn es in Notfall einspringen kann, aber es hat nicht den Job, für ein anderes Kind zu übersetzten, schließlich muss es selbst was lernen! Normalerweise lernen Kinder ja sehr schnell- zumindest mal grob vieles zu verstehen. LG Muts

von Muts am 06.10.2011, 20:47



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ich würde es gelassen nehmen, aber ich versteh dich schon, ich hab mich damals genauso geärgert. bei uns passierte folgendes: kind übersetzte, für die lehrer war es praktisch. meinem kind wurde es zuviel, aber ich machte ihm immer mut. klar war es anstrengend und blöd, andrerseits aber auch eine ganz tolle leistung. die lehrer merkten dann nach den ersten wochen, dass so der spracherwerb für das neue kind niemals ins rollen kommt. fazit? nach ein paar wochen haben sie meinem kind VERBOTEN, irgend etwas zu übersetzen. für das neue kind war es total blöd und manchmal fragte es trotzdem mein kind, das natürlich dann auch geholfen hat. jetzt, nach ein paar monaten, merkt man dem neuen kind nicht mehr an, dass es jemals die umgebungssprache nicht beherrschte. geduld und alles gute!

von Chatilia am 06.10.2011, 23:26