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Ist es zu spät mit 2.5 noch mit der Muttersprache zu beginnen?

Thema: Ist es zu spät mit 2.5 noch mit der Muttersprache zu beginnen?

ich bin zweisprachig aufwachsen, meine eltern kommen aus osteuropa. mit einem jahr bin ich nach deutschland gekommen, spreche aber meine muttersprache fliessend und kann auch schreiben und lesen. leider hab ich nur wenige kontakte zu landsleuten und bin auch sehr selten in der alten heimat. ich spreche meist nur mit meinen eltern und meinem bruder diese sprache oder mit verwandeten wenn sie zu besuch sind. bei meinen eltern haben wir osteuropäisches fernsehen, sie kriegen auch zeitungen und zeitschriften in der sprache zu lesen. beide sprechen fliessend deutsch. wenn ich zu besuch in meinem geburtsland bin, muss ich mir anhören, dass wir mittlerweile nach sovielen jahren in deutschland einen akzent in der muttersprache haben und man es hört, dass wir nicht dort leben. mein mann ist deutscher und spricht meine muttersprache nicht. hat auch nicht so das interesse diese zu lernen. bevor ich schwanger war, war ich mir so sicher, dass ich mit dem kind meine muttersprache sprechen werde aber seitdem sie auf der welt sind, spreche ich nur deutsch. ich finde es komisch, mit meiner maus meine muttersprache zu sprechen, irgendwie passt es nicht. als kind war ich im deutschen kindergarten, kenne mehr deutsche kinderlieder, bücher etc. es kommt mehr "deutsch" aus mir raus. komischerweise kann ich mit meinen eltern kein deutsch sprechen, das fühlt sich wiederum doof an, mit den beiden spreche ich nur die muttersprache. mein mann ist natürlich erfreut, da gab viele diskussionen vor der ss, weil er meinte, es wäre nicht so gut, wenn das kind als erste sprache meine muttersprache sprechen würde anstatt deutsch und meine sprache würde nur in dem land gesprochen werden und sei keine internationale sprache wie englisch oder spanisch und wieso sollte man ein kind damit belasten, lieber wäre es wenn es andere weltsprachen lernt. trotzdem hab ich oft gelesen, egal welche sprache und kultur sei es eine bereicherung für die kids und auch fürs gehirn und denkleistung. sagt auch meine kinderärztin. ist ja ne andere kultur und wenn sie klein sind lernen sie doch so spielerisch. nur fände ich es jetzt seltsam nach 2.5 jahren, meine tochter spricht noch nicht super gut aber immer mehr, auf einmal mit ihr meine muttersprache zu sprechen. man soll ja nicht wechseln, sondern ein elternteil sollte nur eine sprache sprechen der andere die andere. sie geht in die kita, hat nur deutsche kinder um sich rum. meine freundin ist tchechin, ihr mann auch. sie sprechen mit der tochter nur tchechisch, diese wird im oktober 3 und spricht kaum deutsch. ich möchte das nicht für mein kind. was soll ich tun? wäre es ne option, wenn meine mutter und mein vater mit ihr in der sprache sprechen ausschliesslich? könnte sie sie dann auch lernen? oder ist es schon zu spät und ich hätte vorher anfangen müssen? möchte sie nicht irritieren. danke euch.

von Lulila36 am 18.06.2013, 12:59



Antwort auf Beitrag von Lulila36

achso, wenn wir mit ihr bei meinen eltern sind, was sehr oft der fall ist, spreche ich mit meiner mutter meine muttersprache aber mit meinem kind deutsch und meine eltern sprechen mit dem kind auch deutsch. sie hört mich aber ne andere sprache sprechen und ist das gewohnt. soll die mama jetzt nur noch die muttersprache mit der kleinen sprechen und ich weiterhin deutsch mit ihr? sie hat ihr schon dvds und bücher besorgt und wir fragen uns nur, ob sie nicht jetzt irritiert ist, wenn die oma auf einmal mit ner anderen sprache ankommt.

von Lulila36 am 18.06.2013, 13:03



Antwort auf Beitrag von Lulila36

ich kenne übrigens einige frauen, die deutsche männer geheiratet haben und mit ihren kids die muttersprache sprechen aber a. sprechen diese selber schlechter deutsch als die muttersprache b. sind sie erst seit einigen jahren in deutschland und haben mehr in ihrem heimatland gelebt als hier und c. haben sie viel mehr kontakte aus ihrem land als ich jemals hatte.

von Lulila36 am 18.06.2013, 13:04



Antwort auf Beitrag von Lulila36

Hej Lulila! ich kann Dir nur raten, so schnellw ie möglich mit Deiner Muttersprache anzufangen, je eher umso besser. es ist richtig, daß es völlig egal ist, welche Sprache ein Kind noch lernt, das Gehirn wird eben anders herausgefordert und es werden "Talente" frei/gefördert, die bei anderen Kindern nicht so ausgeprägt gefördert werden - und dies ganz "einfach", in dem Du Deinem Kind eine 2. Sprache beibringst. (Übrigens finde ich es ein bißchen ...xy ... von Deinem Mann, Deine Muttersprache so abzuwerten, vielleicht würde er ja anders denken, wenn es andersrum wäre!!!Wer sagt uns ,was in 25 Jahren "Weltsprache" ist?? Und wieso muß eigentlich alles nur "nützlich" sein, was man lernt?? Und ganz blöde in die Zukunft geschaut, kan nes ja gerade vnon Vorteil sein, eine Sprrache zu können,die andere nicht können: Übersetzer werden da sicher mehrgebraucht als iden gängigen prachen Spanishc, Englisch, Französisch - da gibt es ein Herr vonn Mitbewerbern, für Deine Sprache vielleicht nur 2 andere - und dann auch noch muttersprachlich, das schlägt dann keiner! Wobei ich der Ordnung halber zufüge, daß nicht jdes mehrsprachige Kind den Drang zum Dolmetscher-/Übersetzberuf in sich spürt, aber nur mal als so als Gegenpol zu dem Argemt Deines mannes mit der Weltsprache!) Versuch, peu à peu ganz auf Deine Muttersprache umzustellen, denn je mehr Dein Kind die Sprachen hört, umso besser lernt es sie. Mach es mit Büchern, Kindernliedern, später, wenn sie alt genug ist,auch mit Filmen. Kinder lernen 2 und mehrere Sprachen gleichzeitig, ohne belastet und überfordert zu sein, also nur Mut! 2 Muttersprachensind ein Gewinn, außerdem kannst Du Deinem Kind die Kultur Deines Landes auch viel besser näherbringen. Es gibt so viele Vorteile für mehrsprachige Erziehung, daß ich gar nicht verstehe, wie jemand darauf verzichten kann. Ich bin gespannt, was Du uns bald berichten wirst! Alels GUte - Ursel, DK

von DK-Ursel am 18.06.2013, 17:02



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Hallo, unsere Kinder wachsen dreisprachig, alle drei Sprachen sind nicht verwandt miteinander. Miteinander sprechen wir Deutsch und meine grosse Tochter mit 3,5 hat fuer sich Deutsch als Ihre Sprache gewaehlt. Jungere spricht nur Deutsch. Sie verstehen meine Muttersprache sehr gut und die meines Mannes weniger, kommen jedoch gut zu recht. In unseren Heimatlaender spricht keiner aus der Familie Deutsch, also bleibt uns auch nichts anderes uebrig und fuer die Kinder ist es nur eine Bereicherung Die Kinder sortieren die Sprachen fuer sich, das wichtigste ist jedoch konstant bei einer Sprache zu bleiben. Ich benutzte Deutsch mit den Kindern nur als Uebersetzungshilfe oder wenn ich die deutsche Buecher vorlese. Tabu ist fuer mich die Sprachen zu mischen., obwohl nicht einmal fehlt es schwer. Jeder macht eine andere Erfahrung, als Mutter sollt man aber alleine entscheiden. LG

von kleinemaus_09 am 19.06.2013, 13:55



Antwort auf Beitrag von Lulila36

Nein es ist nicht zu spät! Und als erstes würde ich sagen: wenn man in der mehrsprachigen ERziehung Erfolg haben will, sollte man keine der Sprachen irgendwie bewerten (nützlich, weniger nützlich oder dergleichen). Jede hat ihre Berechtigung als Mittel zur Kommunikation. Bitte Deine Eltern, auch die Sprache zu wechseln und tue es selbst - die Familiensprache bleibt ja sonst eh Deutsch, wenn Dein Mann kein Interesse hat. Meine Erfahrung ist: meist ist nicht das Problem, die Umgebungssprache zu lernen, die dominiert früher oder später sowieso. (Wahrscheinlich wird das auch bei der Tochter Deiner Freundin so sein, wenn sie in Deutschland bleiben - obwohl die natürlich einen grossen Vorteil haben, dass sie beide tschechisch mit der Kleinen sprechen.) Fördern muss man dagegen die Nicht-umgebungssprache, wenn sie überhaupt gelernt werden soll. Wenn Deine Tochter gerade zu sprechen anfängt, hast Du noch gute Chancen, denn dann weitet sich ihr Wortschatz gerade täglich aus und da schafft sie auch spielend die Entsprechungen aus der Zweitsprache. Erwarte nichts und biete ihr einfach so viel wie möglich an, sie wird das für sie beste daraus zu machen wissen :-) An Deinen Mann kann ich nur appellieren, es als eine Bereicherung anzusehen und nicht abzutun (das wäre in meinen Augen dann schon ein ziemliches Hindernis). Alles Gute! K PS: ich habe übrigens einen gleichaltrigen Sohn, der mit meinen beiden und der Muttersprache meines Mannes aufwächst (also mit drei Sprachen). Gerade hat er die Phase, wo er mich und meinen Mann oft bittet, eine bestimmte Sprache zu verwenden (nicht die, die wir alle am meisten gewöhnt sind) - scheinbar ahnt er irgendwie, dass er es jetzt gerade am besten lernen kann :-)

von Kacenka am 19.06.2013, 15:45



Antwort auf Beitrag von Lulila36

Ich stimme Hallo, ich stimme Ursel total zu, ich würde sofort mit der Mutterprache anfangen. Am Anfang sind es ja auch recht einfache Themen die besprochen werden. Es ist schön, wenn ihr auch DVDs usw in der Sprache habt, Vielleicht gibt es auch manches im Internet. Wenn du mehr sprichst, wrid dein Mann auch automatisch etwas lernen, vielleicht gefällt es ihm sogar später. Selbst wenn deine Tochter die später doch auf deutsch antworten wird, wird sie zumindest einen passivern Wortschatz in der anderen Sprache haben und sich verständigen können, wenn sie es muß. Ich habe lange mit meinen kindern und meinem türkischen Mann, der damals überhaupt kein deutsch verstand in der Türkei gelebt und immer mit den Kindern deutsch gesprochen, damit sie es lernen. Sie haben meistens türkisch geantwortet. Jetzt leben wir in D und ich spreche immer türkisch mit ihnen, sie antworten mir meinstens auf deutsch. Mein Mann hat inzwischen auch etwas deutsch gelernt. Gruß Derya

von Deryagul am 19.06.2013, 15:51