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Geschrieben von DK-Ursel am 28.06.2018, 10:11 Uhr

In welchen Länmdern wird gesiezt?

Hej allesammen!

Gestern stieß ich einmal mehr an die Grenzen, als ich zu erklären versuchte, daß das Siezen in Deutschlkand weder altmodisch noch steif und schon gar nicht Asurduck von blinder Autoritätsgläubigkeit und dem hier so oft mißverstandenen nud suspekten Respekt sei.
Daraufhin sprange mir wenigstens eine Dame bei, die viel in Indien/USA etc.arbeitet und meinte, dort sage man sogar Sir - und auch Spanien und Frankreich haben ja immer noch Sie.
Ich überlege jetzt m Nachhinein, welche Länder auch noch Siezen.
Als ich Niederländisch lernte, habe ich es noch gelernt, aber ich war ewig nicht mehr dort:
wendet man es noch genauso selbstverständlich und ebenbürtig an wie in Dtld.?
(DAS könnte eine der Damen evtl. überzeugen, die ein recht antiquiertes Bild von Dtld hat - manchmal denke ich,sie solle vielleicht ihre vielen Urlaubsreisen mal ins Nachbarland verklegen statt dauernd in Ferne exotische Gefilde zu ziehen, aber naja...Vorurteile halten sich gut )

Ich bin jedenflals gespannt, was Ihr von Euren Ländern/Sprachen schreibt.

Gruß Ursel, DK

 
21 Antworten:

Re: In welchen Länmdern wird gesiezt?

Antwort von Joaninha am 28.06.2018, 12:45 Uhr

In Spanien ist das "Sie" aber deutlich unüblicher als in Deutschland. Erste Wahl ist das "Du", das "Sie" kommt eigentlich eher erst in bestimmten Kontexten zum Tragen (Besuch bestimmter Institutionen, Restaurantbesuch etc.). Die Schüler hier duzen ihre Lehrer z.B. ganz selbstverständlich, auch noch im Gymnasium.

Nur so als kleines Argument für das "Sie": Neulich las ich mal als Empfehlung, dass Kinder, die von einem Erwachsenen belästigt werden, laut rufen sollen "Lassen *Sie* mich in Ruhe". Das schaffe Distanz.

Ich glaube, das ist es auch, was das "Sie" tatsächlich ausdrückt: Nicht übertriebene Autoritätshörigkeit, sondern einfach Distanz. Und die kann man dann auch wieder für sich selbst beanspruchen - wenn ich jemanden sieze, kann ich zumindest als Erwachsener davon ausgehen, dass ich zurückgesiezt werde. Es werden also keine Hierarchien geschaffen.

Ich bin sicher, dass das Dänische auch Strategien der Distanzierung kennt, nur eben nicht in Form des "Sie". Vielleicht gibt es ja andere Formen der Höflichkeit, die implizit Distanz schaffen ("Wärst Du wohl so gütig, mir bitte einmal die Butter herüberzureichen?" vs. "Gib mal die Butter rüber"

Da Du nach anderen Ländern gefragt hast: Im Italienischen gibt es auch das "Sie", ich habe aber keine Ahnung, wie verbreitet das ist.

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Re: In welchen Länmdern wird gesiezt?

Antwort von DK-Ursel am 28.06.2018, 13:06 Uhr

Danke für diese Erklärung ,ich hoffe, es folgen noch andere.

Natürlich gibt es auch auf Dänisch bestimmte Höflichkeitsgrenzen und Hierarchien, Autoritäten und Respekt - auch wenn solche Wörter oftmals sehr negativ besetzt sind!
Ich persönlich möchte das "Sie" in Dtld. nicht missen und empfinde auch die Form "Sie" und Vorname absolut schön - schon immer.

Es ist aber extrem schwer, Dänen (ja, sogar meinr sprachinteressierten und fließend-deutschsprachigen Tochter) zu erklären, zu vermitteln, daß ein kollegiales Verhältnis sich auch privat ausdehnen kann, sehr herzlich, ja verbunden sein kann - und dennoch per "Sie" bleibt, wie ich es oft erlebt habe in meiner berufstätigen Zeit in Dtld.
Natürlich ist da sicher auch einiges passiert, seitdem ich weggezogen bin; nicht zuletzt das durchgängige Du im Internet trägt ja dazu bei, daß man weniger allergisch auf das "automatische" Duzen reagiert.
Andererseits habe ich mit großem Interesse vor einiger Zeit einen Thread im Hauptforum gelesen, wo so gut wie alle Mütter es "unmöglich, respektlos, nicht angemessen etc." empfanden, als eine Mutter bei einer Beschwerde am Telefon von jemandem in der Firma H&M geduzt wurde. Und iese Mütter waren sicher jünger als ich!
Genauso wunderte sich eben diese Tochter (s.o.) allerdings auch über sich selbst.
Bei einem HH-Aufenthalt kam sie einmal verstimmt zurück - und verwundert.
Sie sei doch nun jung, in DK mit lauter DU aufgewachsen etc. --- und doch störe es sie extremst, daß jemand sie in Dtld. so einfach duze (sie war damals noch nicht ganz volljährig).
Was eben zeigt, daß sie ein deutlich emfindsames Gespür dafür hatte, wo was angebracht war und was ein Sie oder Du im entsprechenden Land/Zusammenhang bedeutet.

Das ist hier leider anders - gestern stieß ich (wieder einmal) darauf, als ein Text, in dem die Protagonisten sich siezten und Mit Herr/Frau + Nachname anredeten (oder passiv wurden), als Symbol dafür angesehen wurde, wie steif und altmodisch es doch in Dtld. zugehe - "so waren wir hier vor 40 Jahren".

Man setzt völlig verschiedene Dinge gleich - und sieht die Weiterentwicklung nicht, weil man eben auch in der Schule leider nur das "alte" Dtld. vermittelt bekommt.
Mich irritiert das langsam, zumal es in meinen Kursen ein ewiger "Kampfpunkt" ist:
den Kursteilnehmern beizubringen, daß das "Sie" absolut nicht bedeutet, daß man noch so tickt wie unter Hitlers Zeiten, was Autoritäten, Titel u.a. angeht.

Wenn man der Sache auf den Grund geht, ist das eine tief kulturelle Frage, die auch in Sachen Integration relevant sein kann und in der Tat symbolisch für vieles ist - in Mißverständnissen eben.

Als jemand dann die USA mit "Sir" einbrachte, wurde ein klitezkleines bißchen deutlicher, daß auch Länder, die deutlich als "lockerer" als Dtld. wahrgenommen werden, formelle Strukturen haben, die von den dänischen/skandinavischen deutlich abweichen!
Kein Mensch glaubt, daß die dort noch leben wie Dänen vor 40 oder 60 Jahren!

Wie gesagt, ich bin gespannt, wie es anderswo ist -- danke im voraus.

Gruß Ursel, DK

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Re: In welchen Länmdern wird gesiezt?

Antwort von Joaninha am 28.06.2018, 13:42 Uhr

Na ja, wenn die Dänen sich so fortschrittlich finden, dann frag doch mal nach, weshalb sie nicht schon längst die Monarchie abgeschafft haben ;)

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Re: In welchen Länmdern wird gesiezt?

Antwort von DK-Ursel am 28.06.2018, 14:12 Uhr

Haha!!!
Ich werde mich hüten --- außerdem mag sogar ich "unser" Königshaus!
Sich oder sein Land gut repräsentiert zu fühlen ist ja nicht abhängig davon, daß Monarchie eine altmodische Institution ist --- die"alten Herren" bei uns sind ja sooo modern nun auch nicht.
Und das Königshaus lebt ja hierzulande recht modern... vergleicht man mit anderen Monarchien.

Und ja, natürich habensie oft Recht und wir Deutschensind in manchen Dingen (noch) bürokratischer als die Dänen.
Andererseits aber gibt es hierzulande eben oft Bürokratie und Fallen, wo kein Deutscher (und manchma lauch kein Däne) sie mehr vermutet, d.h. einfach oft nur,daß es hier die eine oder andere Vorschrift wenigerauf einem Gebiet gibt, wo sie einendeutschen in Dtld. stören - und daß man dann hierzulande wiederum an Grenzen stößt, wo in Dtld. keine snid.
Am "Sie" liegt das aberam allerwenigsten, sondern das Bild der Deutschen wird oft von dem Bild das in den Sculen (noch) vermittelt wird, geprägt, plus derAuswahl an Filmen, die man zeigt, wenn überhaupt.
Und kaum jemand machtUrlaub in Dtld. - man weiß dann eher was über Kuba, Mexiko oder Sri Lanka als überdengroßen Nachbarn...
Das fände ich ja noch halbwegs okay, wenn man "uns Deutsche" nicht dauernd in die Zeit des alten Kaiserreichs zurückkatapultierte, wo Dk garantiet auch nocht so locker mit Autoritäten umging wie jetzt

Gruß Ursel, DK

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Re: In welchen Länmdern wird gesiezt?

Antwort von Astrid18 am 28.06.2018, 14:26 Uhr

In Deutschland nimmt das "Sie" ja auch deutlich ab: in meinem alten Unternehmen war duzen bis zum CEO angesagt; im privaten Bereich duzen sich alle, also alle Eltern in der Kita oder der Schule. Da hat sich viel gewandelt.

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Re: In welchen Länmdern wird gesiezt?

Antwort von DK-Ursel am 28.06.2018, 14:51 Uhr

Eben - aber nicht nur durch Sie ode rDu.
es ist eben blöd, abe rsobald meine Kursteilnehmer auch die Sie-Form lernen (sollen),d e ja eh einfacher ist , kommen die alten Vorurteile von "steif", autoritätstrgläbig, etc. wieder hoch.
Ich weiß, daß ich mich von einigen Dänen gern mehr als nur durch Körperhaltung und Nichtbeachtung distanzieren würde, was sich ja eben nicht immer machen läßt - ein SIE fände ich da absolut angebracht...

Aber nun möchte ich mal rausfinden, wieviele eigentilch wirklich noch siezen und wieviele (fast) nur noch duzen --- sicher sind da Länder dabei, die meine Kursteilnahmer auch in Staunen versetzen werden.
Schon gestern ging ihnen ja ein Lichtlein auf, daß "you" beides heißt, da man ja durchaus den Nachnamen und Mr./Mrs. verwendet.
Tja, wer hätte das gedacht?

Gruß Ursel, DK

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Mexico

Antwort von alemana_mex am 28.06.2018, 18:43 Uhr

In Mexico wird auch gesiezt.
In vielen Fällen wird auch noch ein „nichtvorhandener“ Titel davorgesetzt.

Ich kenne selbst einige Mexikaner zwischen 35 und 45 die ihre eigenen Eltern siezen.

Ich selbst sage zu meinen Schwiegereltern „Don“ und „Doña”

Alemana_mex

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Re: Mexico

Antwort von DK-Ursel am 28.06.2018, 18:51 Uhr

Interessant - und im Verleich - ist das ehe r eine formelle, steife Gesellschaft (wie good old Germany) oder eher locker temperamentvoll, wie wir Laien uns das von außen vorstellen oder wie?
(die Titel - sogar die echten - sind den Dänen ja auch eine Art "Dorn im Auge" ...
Gruß Ursel, DK

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Re: Mexico

Antwort von alemana_mex am 28.06.2018, 19:12 Uhr

Hi Ursel,
also bei meinen Schwiegereltern ist das eine Art von Respekt aber trotzdem locker.
Die Sache mit den Titeln ist eine Art Spiel. Die Mexikaner reden ja gerne und vieles ist doppeldeutig. z.B. Wenn jetzt der Klempner ins Haus kommen würde für eine Reperatur würde man ihn mit „Licenciado“ oder „Ingeniero“ ansprechen., auch wenn klar ist das derjenige keinen Titel hat. Damit zeigt man auch das man ihm in seiner Arbeit vertraut. Ist etwas schwer für mich zubeschreiben.

Anderes Beispiel:
Vor ein paar Jahren hat uns in Deutschland der alte Mathelehrer der Highschool meines Mannes besucht.
Die beiden hatten auch viel privat zu tun und mein Mann hat ihn „Professor“ und beim Vornamen gennant. Er hat ihn nach so vielen Jahren nicht mehr gesiezt aber aus Respekt das er früher sein Lehrer war einen Titel davor gesetzt.
Bei den Mexikanern klingt das nicht steif oder aufgesetzt.

Ach ja im Spanischen wie es in Mexiko gesprochen wir gibt es die „ihr-Form“ nicht.
Es wird offiziell die Höflichkeits-Form verwendet.

LG alemana_mex

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Re: Mexico

Antwort von DK-Ursel am 28.06.2018, 20:02 Uhr

Interessant. Danke für die Beispiiele und Erklärungen!
So ein bißchen glaube ich, wir können uns das nach Deiner Beschreibung vorstellen.
Und ich merke, daß ich eben Recht habe:
Es ist nicht nur einfach eine Formsache, es steht viel dahinter, aber meistens total anders als sich die Außenstehenden das vorstellen.

Das mit "ihr" ist auch interessant, für mich im Deutschunterricht ja immer DAS Argument für mich, zum Sie zu raten: Da haben sie mit einer einfachen Form (die ja dem Infinitiv gleicht) beide abgedeckt.
Mein Mann siezte früher alle unsere Freunde, obwohl eben befreundet und jung waren - und als die irgendwann meinten,. er müsse sie doch nicht siezen, sagte er:
Das ist aber viel leichter.
Komisch, aber das bileb mir hängen und zitiere ich heute im Deutschunterricht sehr oft.
Trotzdem fallen die Dänen dann schnell auf das "du" rein, weil es dem deutschen "du" je gleicht - daß sie sich damit nicht nur oft in unhöfliche Bahnen, sondern auch Grammatikprobleme (Konj. Sg./Pl.?) begeben, merken sie erst viel zuspät

Gruß Ursel, DK

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Re: In welchen Länmdern wird gesiezt?

Antwort von Ivdazo am 28.06.2018, 20:16 Uhr

Hallo!

In Russland ist (war zumindest zu meiner Zeit so, und ist immer noch zwischen russisch sprechenden Menschen in D) das Du nur für Familie und enge Freunde, und Kinder/Jugendliche eben.
Im Ukrainischen werden die Eltern und die Großeltern ab und zu gesietzt, Tanten und Onkel auch.

Ich kenne esaus dem Hindi, dass da sogar drei Höflichkeitsstufen sind:
-für kleine Kinder und Ehefrau/-mann (SEHR vertraute Personen)
- Freunde und untergeordnete Menschen
- alle anderen

Übrigens, für mich als Russin ist es komisch, einen Erwachsenen zu duzen. Und dass kleine Kinder Erwachsene duzen dürfen (wohlgemerkt "Respektspersonen" wie Erzieher im KiGa) finde ich befremdlich. --> Ich finde, Deutsche siezen zu selten.
Vor allem *schmunzel*, da bei uns die Deutschen als sehr höflich gelten.

Kleines Beispiel zur Anschauung:
Meine Schwester und ich waren mal auf Heimatbesuch mit einer Freundin unterwegs, gingen in einen Vergnügungspark und kauften Tickets, wie wir es von Kindheit an kennen, mit "Guten Tag" und "Wir hätten gerne ... , bitte." etc.
Die Freundin war sehr beeindruckt, bezeichnete es jedoch als "deutsche Höflichkeit gepaart mit russischer Sprache". Nun ja, so rede ich auch auf Deutsch, aber ich weiß nicht, wie oft das (in BEIDEN Ländern) noch gemacht wird.

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Re: In welchen Länmdern wird gesiezt?

Antwort von DK-Ursel am 28.06.2018, 20:45 Uhr

OPje, dan ndürftest Du wirklich nie nach Dk kommen --- wobei ich es vor vielen Jahre nauch grenzüberschreitend fand, meine Schwiegermutter (von der ich ja nicht wußte, daß sie es mal werden würde) zu duzen, ich hatte sie ja niemals zuvor gesehen, gesprochen, irgendein Wort mit ihr ausgetauscht, sondern besuchte meinen jetzigen Mann.
Das mit "Respektsperon" ist eben das, was die Dänend dann auf Dtld. übertragen:
Daß man Lehrer, Ärzte, Pastor oder den Pädagogen im KIGA als "Respekperson" empfindet und daher siezt - und das sei eben altertümlich.
Letztendlich ist das so falsch wie nur was, denn sie werden ja nicht gesiezt, weil sie "Respektspersonen" sind, das tue ich doch genauso mt der Verkäuferin im Supermarkt, mit dem Kellner, mit der Nachbarin.
Aber es ist enorm schwer bis unmögich, das richtig rüberzubringen.

Und je mehr ich gerade wieder durch die gestrige Diskussion, aber auch nach den Erfahrungen immer wieder in meinen Kursen, drüber nachdenke, umso mehr geht mir da der kultruelle Unterschied auf, der bei den Dänen zumindest erstmal auch auf tausend Vorurteilen/Mißverständnissen beruht
Das heißt in der Umkehr aber auch,daß die Probleme und Unterschiede ja total woanders liegen!!!
Meine Rede, we n ich Integration als äußerst langwierigen Prozeß bezeichne, der mit dem Erwerb der Sprache bestenfalls anfängt!

Danke für Deine Erklärung, sehr interessant.
ich sammele gern weiter!!

Gruß Ursel, DK

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Re: In welchen Ländern wird gesiezt?

Antwort von KKM am 30.06.2018, 11:25 Uhr

In Alabama, USA, sprechen die Kinder sämtliche Erwachsenen mit Mr und Mrs an, selbst die besten Freunde der Eltern. So habe ich es selbst erlebt.

Zumindest in der Gastfamilie meines Kindes 1 war es total ungewöhnlich, Erwachsene mit dem Vornamen anzusprechen, ich sollte als Miss Nachname angesprochen werden.
Mein Kind meinte, der Vorname reiche doch völlig aus, also wurde es Miss Vorname.

Mein Hinweis, das Miss könne entfallen, wurde beantwortet, das klinge so rude, also unhöflich.

In einem Streit zwischen Vater und Tochter endete es sogar damit, dass das Mädchen klein beigab und mit "Yes, Sir" dem Vater antwortete...

Als die amerikanischen Gastgeschwister bei uns waren, und sich meine Freunde nur mit dem Vornamen vorstellten, fanden sie das immer noch komisch, haben aber begonnen, es langsam zu übernehmen. Es fiel ihnen sichtlich schwer.

Also, zumindest in deren Umfeld, wurde das you durchaus sehr unterschiedlich eingesetzt....

Ich, mit meinem "Wissen" über amerikanische Sitten aus dem TV, habe dagegen die Eltern bereits in meiner ersten E - Mail mit Vornamen angesprochen..... Aus Geschäftse- Mails und sonstigen, eingebildeten Kenntnissen.... Sie haben es mir nicht übel genommen, es hat sich eine tolle Freundschaft entwickelt und haben meinen Kindern angeboten, gerne die deutschen Sitten zu übernehmen und meine Kinder sprechen sie jetzt mit Vornamen an.
Während des Auslandsjahres von Kind 1 waren sie durchgehend Mr und Mrs Nachname.

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Re: In welchen Länmdern wird gesiezt?

Antwort von Korya am 30.06.2018, 12:09 Uhr

In Korea und Japan wird auch gesiezt.

In Korea war es früher sogar so, dass der Vorname nur ein "Kindername" war, der ab etwa Pubertät überhaupt nicht mehr verwendet wurde. Es gibt eine Art Titel, der dann als Anrede verwandt wurde, auch von den Eltern.

Bei unseren koreanischen Freunden ist es so, dass wir mit den jüngeren (jetzt um die 30) per du sind, auch per Vornamen.

Mit meiner besten Freundin aus Daejeon, eine Generation älter, sieze ich mich, obwohl wir uns wirklich sehr nahe sind. Ihr Mann siezt sie auch (sozusagen, also im Englischen wenigstens. Im Koreanischen benutzt er die höfliche Freundform in ihrem Umgang, oder Kosenamen, nie ihren Vornamen).

LG

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Re: In welchen Länmdern wird gesiezt?

Antwort von Korya am 30.06.2018, 12:18 Uhr

Ach so, und da Italien genannt wurde: ja, da gibt es auch das "Sie", ist aber eher ungewöhnlich. Wenn überhaupt zu formalen Anlässen, in Briefen an unbekannte Personen, oder bei Bewerbungen.
Im gewöhnlichen Umfeld, auch im Beruflichen, duzt man sich ab der ersten Begegnung.

LG

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Re: In welchen Länmdern wird gesiezt?

Antwort von germanit1 am 30.06.2018, 16:57 Uhr

In Italien wird gesiezt. In der GS sprechen die Kinder ihre Lehrer mit "maestra (xy)" an. Ab Mittelschule werden die Lehrer gesiezt. Uns Eltern siezen die Lehrer auch.

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Was mich aber auch interessiert

Antwort von DK-Ursel am 30.06.2018, 19:46 Uhr

in diesem Zusammenhang:
Wie steif empfindet Ihr denn (ansonsten) die Gesellschaft.?
Ist man - mit oder ohne förmliche Anrede - auch im Umgang formeller?
(Kann ich mir jetzt z.B. für die Niederlande nicht vorstellen, habe ich auch nicht so erlebt --- auch wenn NATÜRLICH irgendwo eine Distanz besteht, wenn man siezt - aber die fühlen wir anscheinend nicht so wie Dänen, die m.E. daran mehr festmachen als wirklich dran ist ...)

Danke für die Beteiligung, vielleicht mag ja noch jemand erzählen...

Gruß Ursel, DK

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Italien

Antwort von Korya am 01.07.2018, 4:18 Uhr

Das stimmt, hatte nicht an Schule gedacht.
Dort wird in der Tat gesiezt.
Aber bei mir im Job z.B. gar nicht, sofern man sich in etwa auf derselben Ebene bewegt.

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Steife Gesellschaft

Antwort von Korya am 01.07.2018, 4:37 Uhr

Mmh, schwierig. In die Antwort spielt viel subjektives Empfinden / Erfahrungen.
Ich empfand z.B. Korea (nachdem uns alle Koreakenner im Vorfeld gewarnt hatten, wie steif, traditionell und hierarchisch hier alles sei), als überraschend offen, warm, entspannt.

Allerdings muss ich fairerweise dazu fügen, dass alle engeren Kontake mit der neuen = jüngeren Generation entstanden sind, also die 30-40jährigen. Die alten Haudegen auf der Arbeit konnten und wollten mit uns in der Tat wenig anfangen.

Und vielleicht hatten wir auch einfach Glück - viele andere Expats hatten nicht eine einzige nähere Bekanntschaft gefunden. (Die waren allerdings auch älter als wir, und hockten meist in der deutschen Enklave in Seoul, wir inmitten von Koreanern auf dem "Dorf".)

Inzwischen sind wir in Japan, und ich empfinde jetzt eher die Japaner als nervig steif und befangen - gerade die Japaner aber waren uns von allen japanerfahrenen Expats in Korea immer als das leuchtende Gegenbeispiel hoch gehalten worden!
Nun ja, jetzt sind wir selbst hier, aber hmpf...!

Andererseits: wir sind nun selber etwas älter, und leben zudem Downtown, also nicht mehr "Dorf". Zwar nicht in der deutschen Ecke, aber vielleicht hängt die Steifheit auch mit dem Viertel zusammen. Alle Japaner um uns herum leben, um zu arbeiten, und das war in unserem koreanischen Umfeld genau anders herum...

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Re: Steife Gesellschaft

Antwort von Libelle80 am 16.07.2018, 11:18 Uhr

In der Schweiz ist es ähnlich wie in Deutschland. Erwachsene Personen untereinander siezen sich bei der ersten Begegnung, es sei denn, es ist von Anfang an klar, dass man sich nachher duzen wird, z. B. auf Geburtstagen. Tendenziell siezen jüngere ältere Personen. Die Entwicklung zum allgemeinen Du ist aber spürbar, auch in Geschäften. In der Kindertagesstätte duzen die Kinder die Erzieher, in der Deutschschweiz müssen die Lehrpersonen aber ab dem Kindergarten gesiezt werden. Schüler und Studenten werden umgekehrt von den Lehrpersonen mit Sie und dem Vornamen angesprochen, sobald sie volljährig sind.

Interessant, dass einige die Deutschen als besonders höflich betrachten - das Vorurteil in der Schweiz ist eher umgekehrt - besonders bekannt ist das Beispiel des Deutschen "Ich krieg ein Brötchen!" gegenüber dem schweizerischen "Ich hett gern es Brötli."

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Re: Steife Gesellschaft

Antwort von DK-Ursel am 17.07.2018, 13:15 Uhr

Danke auch nochmal für Deinen Beitrag --- für mich ist das Thema immer noch aktuell, unaktuell wird es ja eh wegen der Kurse und dem Beibringen des Siezens nie, es war nur durch das Buch und die falsch gezogenen Schlüsse einer Lesekreismitleserin für mich hochgekocht.
Meine dän. Kursusteilnehmer jedoch kommen immer wieder mit der in Dtld. oft gehörten Form "ich hätte gern ein ..." in die Stunde, vor allem schwierig für mich, weil sie den Konjunktiv nicht beherrschen und sowieso erst spät bis nie lernen, wieso also sagt man so?
Geschmunzelt habe ich gestern auf derSparekasse in Hamburg, als meine jüngste erwachsene Tochter den netten jungen Bankbeamten unbewußt duzte: Du kannst auch meine E-Mail-Adresse haben.
ER überhörte es wohl - entweder im Eifer des Gefechts sprich unseres Problems oder weil er ebenals Bankmensch noch verinnerlicht hat, daß wir als Kunde König sind
Witzig vor allem,wen nich bedenke, daß die große Schwester mit 16/17 mal meinte, sie sei doch in einer duzendenGesllschaft aufgewachsen, im INternet immer auf du unterwegs und überhaupt noch jung genug dafür, und doch störe es sie jetzt in Dtld. , wenn Erwachsene sie in den Geschäften einfach duzten. Zeigt mir enimal mehr, wie unterschiedlich sprachlich bewußt meine beiden Süßen sind...

Gruß Ursel, DK

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