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andere Länder und Kulturen vermitteln

Thema: andere Länder und Kulturen vermitteln

Hallo, ich bin seit einiger Zeit immer Mitleserin hier im Forum und hatte mir auch schon mal Rat geholt bzgl. Zweitsprache für meine Tochter. Nun eine Buchfrage: Wir sind Deutsche und wohnen in Österreich. Meine Familie lebt in Norwegen, die meines Mannes in Ägypten, Kuwait, Spanien und in Prag. Besonders mit meinen Leuten in Norwegen und dem Opa in Kuwait telefonieren wir fast täglich. Durch die blöde Organisation von Arbeit und Kigaschließzeiten können wir jedoch nur selten verreisen. Unsere Tochter kann so wohl noch lange keine Vorstellung von einem anderen Land, einer anderen Kultur entwickeln. Gerne würde ich ihr Bücher zeigen, die die Besonderheit eines Landes hervorheben. Habe sowas aber noch nicht kindgerecht (3 Jahre) gefunden. Hat jemand einen Tip für mich? Oder wie kann man das sonst anstellen? Wir schicken auch viele Briefe oder Karten und stellen Pakete mit regionalen Sachen zusammen, bzw. erhalten auch viele. Würde mich über Anregungen freuen! Viele Grüße-Sally

Mitglied inaktiv - 04.04.2008, 22:48



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Hej Sally! Was für eine interessante Familie Ihr habt, das wird ja mal richtig spannend! In so viele Länder ausreichend reisen kommt mir auch mit viel Urlaub fast utopisch vor, es erfordert ja auch einen großen Geldbeutel. Tja, wie kannst Du deinem Kind diese Kulturen alle nahe bringen? Ich finde ja persönlich, 3 Jahre ist wirklich noch ein bißchen früh. Dein Kind ist ja gerade erst dabei, seine eigene Welt zu entdecken UND zu verstehen. Wenn ich an meine Töchter denke,so wurden sie u mden Dreh heru msozsagen KIGA-reif, d.h. die kleine welt zuhause mit ein bißchen Spielstube und Musikschule nebenher reichte ihnen nicht mehr, sie brauchten mehr. Aber das bedeutet eben nicht die ganz große weite Welt, sondern den nächsten schritt. Und solange man seine eigene Welt noch nicht richtig plaziert und erfaßt hat, ist es sicher schwer, die andere einzuodnen. Wie willst du einem Kind erklären, daß dies und jenes anders in XY ist, wenn es noch incht mal so richtig weiß, wie es bei uns ist? Zudem kann man Kinder dann schnell zubuttern - es ist IMMER besser, Fragen abzuwarten und dann kurze Antworten zu geben. Mit wachsendem Alter weitet man das auch, wächst auch das Interesse - und die Fähigkeit, alles zu verstehen und in Relation zu sehen. Bücher - mhhh -- die handeln eben meistens über die welt des Kindes und nicht überdie welt der anderen. Für KIGA-Kinder, Vorshculkinder gibt es nachher durchaus schon gut vesrtändliche sachbücher über andere Länder, frag dann mal in der Bibliothek nach. Als eins der ersten sahcbücher zum tehma fällt mir das große Bilderbuch Menschen ein, in dem menschen, Völker vorgestellt werden - aber da ist Deine Kleine sicher erst am Anfang. und ich würde die diversen Freunde und Bekannten auch mal was über ihre Lebensweise erzählen lassen, auf Band oder im Brief. Wenn die Kinder Menschen dort kennen, ist die Motivation zu fragen und zuzuhören auch stärker. Wartßs ab - gib Deinem Kind erst die Wurzeln, zeig ihm diese - und zeig ihm dann die Flügel...(In Abwandlung eines klugen Spichwortes) Gruß - hej-hej Ursel, DK Mutter dt., Vater dän. mit 2 Töchtern (1992/1996) - fließend in 2 Muttersprachen!

Mitglied inaktiv - 04.04.2008, 23:08



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Das hast du mal wieder ganz klasse und prägnant ausgedrückt, Ursel. Da gibt es nichts hinzuzufügen, bin da ganz deiner Meinung- Wenn Das Kind etwas älter ist, finde ich es sehr gut und wichtig, andere Länder und Kulturen näher zu bringen, vor allem wenn man einen Bezug dazu hat. Das wirkt auch dem Bilden von Vorurteilen entgegen. LG Derya

Mitglied inaktiv - 04.04.2008, 23:37



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Hallo, das finde ich jetzt auch mal eine tolle Konstellation! Ich glaube aber, dass es generell schwierig ist, andere Kulturen so aus der Ferne zu übermitteln, und am besten sind die Telefonate. Und die Pakete sind eine super Idee. Ich finde nämlich generell, man sollte Dinge AUS der anderen Kultur zeigen, die Dinge ÜBER eine andere Kultur sind immer irgendwie... weiss nicht... klischeebehaftet und aus einer Perspektive von aussen. Gilt ein bisschen auch für die Bücher über andere Kulturen. Vielleicht kann man Kultur nahe bringen zum Beispiel über Essen, Musik... Ist Dein Mann Araber und lernt das Kind Arabisch? Kindervideos oder Bücher aus Ägypthen, Kuweit, sowas halt. Ciao Biggi

Mitglied inaktiv - 05.04.2008, 01:54



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... wir wohnen im Dreiländereck und unsere 4-Jährigen verstehen schon nicht worin der Unterschied zu Deutschland/Schweiz/Frankreich besteht. Wir fahren täglich über die Grenze nach Deutschland (ist 2 Km von uns entfernt) weil da meine Freundinnen wohnen und wir uns zum Kaffee oder so treffen. Es ist schwierig für ein Kind in diesem Alter ein Verständnis dafür zu haben, dass es Länder und Grenzen gibt. Sie nehmen es einfach als gegeben hin, dass anders gesprochen wird. Anders ist es wenn wir verreisen. Afrika oder Asien mit eigenen Augen zu erleben ist eindrücklich. Da können auch kleinere Kinder verstehen, dass es andere Kulturen gibt. Seit Afrika versteht unsere Tochter auch mein dauerndes Ermahnen, dass man Essen nicht wegschmeissen soll wegen der Armut in der Welt. SIe hat dort die Wellbelchhütten und die Kinder ohne Schuhe und Spielzeug gesehen. Erst seitdem versteht sie, dass es noch andere Lebensweisen gibt. Lass ihr einfach Zeit. Es ist doch noch gar nicht so wichtig, dass sie den Unterschied kennt, Sh. DK-Ursels Posting. Das kommt noch von ganz alleine. LG!

Mitglied inaktiv - 05.04.2008, 12:09



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Hej nochmal! Auch im Hinblick auf Dein Posting weitergerade ein Stückchen weiter unten: (Ich zitiere mich selbst): Auf diese Art habt Ihr Ihr bereits zwei sehr unterschiedliche Kulturen in der Familie, mit 2 Sprachen - da hat Dein Kind schon viel mehr als andere Kinder. Und wie bei 2 Muttersprachen bereits ein ganz anderes AufassungsVERMÖGEN für andere Sprachen da ist, so ist dann auch bereits das AuffassungsVERMÖGEN für andere Kulturen sozusagen geweckt, geschult. Schön und wichtig ist es natürlich, daß Kinder, auch einsprachige, andere Kulturen kennenlernen, um Fremden aufgeschlossen und nicht von vornherein ablehnend zu begegnen! Gruß Ursel, DK

Mitglied inaktiv - 05.04.2008, 12:53



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Hallo, danke für Eure Antworten. Ich fürchte ihr habt recht. Mit 3 ist sie noch zu klein das alles zu begreifen. Irgendwie ist es für mich halt sehr wichtig. Denn so interessant unsere Familie auch verteilt sein mag, ich wünschte mir, wir hätten wenigstens eine Oma oder Tante hier vor Ort. Irgendwie ist es doch traurig eine große Familie zu haben und dann eigentlich doch nur meinen Mann, mich und die Kinder... LG Sally Und mein Mann ist Halb-Ägypter, ja. Ist mit 10 Jahren aber schon nach Deutschland gekommen.

Mitglied inaktiv - 06.04.2008, 00:01



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... als meine geschaetzten Mitstreiterinnen. Ich denke, man kann auch mit dem Aufzeigen anderer "Lebenswege" nicht frueh genug anfangen, sofern dies in einer Art und Weise geschieht, die den Kindern angemessen ist und sie nicht "zubuttert" (um Ursel's Ausdruck zu verwenden), insbesondere dann, wenn diese verschiedenen Lebensarten ein Teil der Umwelt und Geschichte des Kindes ausmachen. Wir haben zwar nicht so viele verschiedene Kulturen in der Familie wie Sally98, aber es geht hier im Umfeld auch ziemlich international zu, so dass "Anderssein" fuer die Kleinen sehr frueh relevant ist (z.B. eine Mohamedanerin, die im Kopftuch die Krabbelgruppe leitet, "schwarze", "gelbe", "rote" und noch andere Kinder auf dem Spielplatz und in den Kindergaerten, Schulen etc. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Kinder, die wir in der Umgebung haben, schon sehr frueh (auch vor dem Alter von 3) erste Unterschiede in Laendern, Kulturen und Sitten begreifen, die fuer sie relevant sind (d.h. die ihre Spielkameraden oder Kitakollegen betreffen). Ein Beispiel ist, ob und wie Weihnachten in den verschiedenen Kulturen gefeiert (oder auch nicht gefeiert) wird. Ein Kind muss nicht den gesamten Kulturkreis verstehen, kann aber ein Gespuer dafuer bekommen, dass andere Leute (insbesondere, wenn sie anders aussehen) andere Braeuche haben, UND DAS DAS NICHT SCHLIMM, SONDERN NORMAL IST. Das finde ich persoenlich das Wichtigste, das wir unseren Kindern in einer zunehmend wieder fremdenfeindlicher werdenden Welt mitgeben koennen, und je frueher man spielerisch damit anfaengt, umso besser. Deshalb wuerde ich in der Konstellation, die Du hast, auf jeden Fall bereits mit der spielerischen Eingewoehnung anfangen, da das Kind ja auch z.B. den Kuweiti-Opa verstehen will, wenn der erzaehlt, dass ... (keine Ahnung, vielleicht Kamele durch seinen Garten trampeln...). Wie Ursel auch schreibt, sind Briefe (am besten mit Photos) da wahrscheinlich sehr gut, die Videokamera und das Internet vielleicht auch von Nutzen. Daneben kann man auch auf die Auswahl der Kinderbuecher, Spiele, CDs achten. Das muss nicht aufwendig sein. Es koennen z.B. Buecher sein, die statt von unseren Themen von aequivalenten Themen in den anderen Laendern handeln - z.B. gibt es das klassische Babyschlafbuch "Good Bye Moon" auch als "Good Bye my Cairo" mit Kamelen, Pyramiden und anderem - oder entsprechende mittelasiatische oder norwegische Kindergeschichten - vielleicht wuerde am Anfang der kleine Eisbaer Lars schon reichen, um nur ein generelles Bewusstsein fuer die Region zu wecken. Noch ein Beispiel:Es gibt sehr schoene afrikanische Kinderlieder (auf englisch), die "Beautiful Creatures" heissen (mehrere Alben), faule Loewen, dicke Rhinos, schleimige Schlangen oder sanfte Giraffen besingen und die den Kindern spielerisch diese nahebringen (und fuer die Eltern im uebrigen eine willkommene Abwechslung von Zuckowski, Rosin, Joecker et al. verheissen). Warum sollte ein Kind damit nicht bereits konfrontiert werden, wenn der Freund aus Kenya, Suedafrika oder Aegypten kommt? Fuer die "Sachbuecher", von denen ich "Kinder aus aller Welt" aus dem Kindersley Verlag fuer eines der am fruehesten einsetzbaren halte, finde ich es auch noch etwas zu frueh, allerdings wird Dein Kind wahrscheinlich eher Interesse daran entwickeln als andere, eben weil es fuer Dein Kind zum Lebensumfeld gehoert. Viel Spass in jedem Fall und alles Gute Deine FM D/US in CH (F) mit 1 Sohn (D/E/F)

Mitglied inaktiv - 07.04.2008, 11:26



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Vielen Dank für Deine Buch- und Musiktipps. Die waren mir alle unbekannt. Ich werde mir das gleich noch mal näher anschauen. Sally

Mitglied inaktiv - 07.04.2008, 22:24



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hej Foreignmother! ich finde nicht, daß wir unsweitgehend widersprechen 8dafür zitierst Du mich auch zu oft, lächel). Sofern die verschiedenen Kulturen im lebenskreis, im Umfeld des Kindes erscheinen, lebt es ja mit ihnen - genausso ist das ja auch mit den sprachen. Aber es wäre unsinnig gewesen, meinen Töchtern von meinen Freunden in Belgien oder Ungarn zu erzählen oder von Verwandten in NL oder England(sofern die uns nicht besuchten oder wir sie); hingegen ergab es sich von selbst, daß sie die deutsche Kultur nicht nur mit mir, sondern auch deutschen Freunden und im Lande erfahren und kennenlernen durften. Gruß - hej-hej Ursel, DK Mutter dt., Vater dän. mit 2 Töchtern (1992/1996) - fließend in 2 Muttersprachen!

Mitglied inaktiv - 08.04.2008, 21:26