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Geschrieben von MareiBlume am 16.06.2021, 10:44 Uhr

Familiensprache

Hallo zusammen,

vielleicht kann mir jemand von euch Erfahrenen einen Rat geben! (Ich hoffe, mein Thema ist nicht bereits vielfach hinreichend diskutiert worden und ich habe es übersehen!?)
Mein Mann ist Italiener, ich bin deutsch, wir leben in Deutschland. Untereinander sprechen wir ca zu 80% Englisch, der Rest etwa zu gleichen Teilen Deutsch und Italienisch. Mein Mann spricht akzeptables Deutsch, findet es aber zu anstrengend, um es zuhause zu sprechen, und ich spreche halbwegs akzeptables Italienisch, um komplett italienisch zu sprechen fehlen mir aber Vokabeln und Training.
Mit unserer aktuell erst 6 Monate alten Tochter sprechen wir jeweils in unserer Muttersprache.

Nun habe ich gelesen, dass es eine Familiensprache geben sollte, die alle verstehen.
Wenn diese Sprache Englisch bleibt- müssten wir dann nicht auch mit unserer Tochter Englisch sprechen, damit sie überhaupt eine Chance hat, zu verstehen, was Mama und Papa zueinander sagen? Denn ich habe auch gelesen, dass Kinder eine Sprache nur lernen, wenn sie mit ihr angesprochen werden, nicht durch passives Nebenbeihören. Ich möchte nicht, dass sie immer ausgeschlossen ist, wenn wir miteinander reden. Gleichzeitig möchten wir natürlich die Priorität auf Deutsch und Italienisch legen, da dies unsere Muttersprachen sind, die sie fließend sprechen lernen soll.

Wäre es besser, wenn wir uns bemühen, statt Englisch untereinander entweder Deutsch oder Italienisch zu sprechen? Denn ich würde vermuten, dass sie es leichter mit dem Sprechenlernen hat, wenn sie diese Sprachen ständig hört, und nicht nur, wenn sie damit angesprochen wird.

Wie sind da eure Erfahrungen?

Wer von euch hat Englisch als Familiensprache beibehalten, obwohl beide keine Englisch -Muttersprachler sind, und wie haben die gemeinsamen Gespräche dann am Esstisch funktioniert, als das Kind sprechen konnte?

Lieben Dank im Voraus!!

 
5 Antworten:

Re: Familiensprache

Antwort von DK-Ursel am 16.06.2021, 14:31 Uhr

Hej marei - und willkommen hier!!!

Ja, ich bin doch oft sehr froh, daß es zu meiner Zeit mit kleinen Kindern das Internet auch erst in den Kinderschuhen gab und ich gar nicht soviel nachgedacht habe.
Zunächst würde ich gemäß meiner beiden Leitsätze, daß es
a) wichtig ist, soviel Zeit wie möglich für jede Sprache aufzuwenden und
b) daß man das Leben mit mehreren Sprachen so selbstverständlich und natürlich wie nur irgend möglich machen sollte.

Daraus ergibt sich mind. bei bei b), daß jede Familie ihren eigenen weg finden muß, damit sich die Sprachen im Alltag gut vereinen lassen. Umso weniger bezweifeln die Kinder nämlich Sinn und Zweck. wenn sie merken,daß die Eltern nicht an das Projekt glauben oder es nur widerwärtig betreiben, sträuben sich bewußt oder unbewußt auch.
Also ist Englisch als Familiensprache zwischen Euch Eltern ja okay - die Kinder fangen ja auch davon etwas auf und wachsen irgendwie dreisprachig auf. Bald haben sie Englisch in der Schule, dieser Sprache kann heute ja keiner mehr entgehen.
Will man jedoch die Kinder einbeziehen und vermitteln, daß Sprache verbindet und nicht trennt, dann sollte man wohl immer den kleinsten gemeinsamen Nenner wählen.
Das erfordert dann zunächst mind. von einem von Euch Überwindung, was erstmal der Selbstverständlichkeit widerspricht. Aber Übung macht ja bekanntlich den Meister und ich kenne durchaus Familien, die sich komplett umgewöhnt haben.
Es gibt auch solche, wo jeder seine eigene Sprache spricht, weil der andere sie jeweils versteht - es gibt also quasi keine gemeinsame Familiensprache, sondern "nur" die beiden Sprachen, die die Familie eh mitbringt.

Wenn wir uns dem Punkt a) widmen,d ann spricht natürlich alles dafür, die Sprache zur Familiensprache zu machen,d ie im Alltag unterrepräsentiert ist. Vielleicht Italienisch, weil den Mann arbeitet und Du (noch) zuhause bist?
Vielleicht Deutsch, weil Dein Mann abends die Kinder übernimmt, während Du Dich vn der Arbeit ausruhst?
Das kommt also auf Euren Alltag an - aber Zeit ift immer wichtig, für alles, was wir lernen udn einüben sollen.
Wir haben - in DK wohnend, wo ich für Deutsch zuständig bin - zum Glück Deutsch als Familiensprache machen können - also mein Mann und ich reden Deutsch miteinander - die Kinder jeweils die Sprache, in der sie angesprochen wurden -- das ging dann für Außenstehende etwas holterdipolter, obwohl wir mit einsprachigen Gästen immer auf deren Sprache umgeschaltet haben.

Das ist nun wieder Theorie, ausgehend von den beiden Leitsätzen, die sich für mich als maßgeblich für ein Gelingen herauskristallisiert haben, aber die kommen aus der Praxis - und vielleicht helfen sie Euch beider Abwägung, denn letztendlich muß es für EUCH passen!

Alles Gute - Ursel, DK

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Re: Familiensprache

Antwort von Kacenka am 17.06.2021, 7:06 Uhr

Wir haben diese Situation nicht, aber es gab im Forum diese Variante schon mehrmals - dass jedes Elternteil seine Sprache spricht und untereinander Englisch. Soweit ich mich erinnere, war es da eigentlich immer so, dass die Kinder das Englische mit aufschnappen und zumindest verstehen. Also würde ich mir da erst mal keine Sorgen machen - wenn ihr zu dritt gemeinsam sprecht, würde ich aber dann eher die Mutter- oder Vatersprache bevorzugen, so dass die genug gefestigt werden.
Allgemein kann ich aber sagen, dass sich vieles einfach im Laufe der Zeit ergibt. Also es ist, denke ich, schon wichtig, dass man das Kind anfangs, die ersten Jahre, immer in einer Sprache anspricht (jede Person "ihre" sprache), aber je mehr das Kind dann selbst spricht und reagiert, umso mehr sieht man ja auch, wieviel es von der Situation schon selbst einordnen kann.
Bei uns war es z. b. so, dass die Kinder schon mit etwa 3 Jahren gefragt haben "wie spricht tante xy?" und wir ihnen anfangs geantwortet haben: "die Tante spricht wie die Mama, versteht aber auch wie der Papa spricht" - zum Beispiel. Und dann spielt es auch eine viel geringere Rolle, wenn man mal die Sprache wechselt, denn das Kind hat sich ja seine "Ordnung" im Kopf schon ganz offensichtlich hergestellt. Und man kann die Wörter dann zuordnen. Dann kommt die Phase, wo sie auch übersetzen (für die angereiste Oma, die die Umgebungssprache nicht so gut kann).
Davon abgesehen gibt es auch Interferenzen in der Grammatik (Wortfolge, falsches HIlfsverb gewählt, was auch immer), die ich immer unauffällig korrigiere und den Satz noch mal richtig wiederhole oder als Frage verpacke. vieles an Grammatik kann man aber im Kleinkindalter auch durch häufiges Vorlesen in allen Sprachen "anbringen".
Also geniess die Zeit, es ist spannend zu sehen, wie ein Kind die Welt entdeckt und "benennen" lernt :-) Mehrsprachig ist das noch mal viel "sichtbarer"...

K

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Re: Familiensprache

Antwort von MareiBlume am 17.06.2021, 9:17 Uhr

Hallo, vielen Dank für deine Antwort und das nette Willkommen!
Es beruhigt mich, dass es da keinen eindeutig empfohlenen Weg gibt, den wir verpassen könnten.
Meine Meinung ist auch, dass Englisch auch so erlernt werden kann – zumindest haben wir beide es gut genug gelernt, dass wir uns damit wohl fühlen, ohne damit aufgewachsen zu sein.
Ich versuche mal, mein Italienisch zu verbessern. Mal sehen, wer es zuerst fließend spricht – meine Tochter oder ich
Liebe Grüße!

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Re: Familiensprache

Antwort von Ivdazo am 18.06.2021, 13:45 Uhr

Bei uns ist das mittlerweile so, dass ich (fast) nur meine Muttersprache spreche, also Russisch, mein Partner seine Muttersprache Polnisch. Die Kinder haben viel Polnisch aufgeschnappt und benutzen die Sprache, die sie gerade wollen, wenn sie unter sich sind, dann hören wir auch mal Deutsch aus dem Kinderzimmer. Ich glaube, bei uns wird es so bleiben, dass Polnisch und Russisch parallel gesprochen werden, ohne Familiensprache. Für uns passt es so perfekt.

Ich glaube aber, falls wir uns für eine dritte Sprache als Familiensprache entschieden hätten, hätten die Kinder diese dritte Sprache auch sehr schnell aufgeschnappt, und hätten mitsprechen können, ob nun in der dritten Sprache oder in einer der anderen beiden. Kinder lernen so etwas wirklich wahnsinnig schnell.

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Re: Familiensprache

Antwort von ursel7 am 24.06.2021, 10:15 Uhr

Wir sind selbst nicht mehrsprachig, aber bei meinem Cousin ist es so, dass er mit der Tochter (9 Monate) deutsch redet und die Mama polnisch. Beide untereinander haben auch immer englisch geredet. Mit Kinderplanung hat die Mama dann angefangen, deutsch zu lernen (mein Cousin wollte kein polnisch lernen) und jetzt sprechen sie zu Hause recht viel deutsch, aber auch noch englisch. Bei denen ist es aber so, dass sie in Australien leben, also die Kleine wird durch die Umgebung eh schnell englisch lernen. Dann wird man sehen, ob sich das als Familiensprache durchsetzt oder es bei deutsch bleibt. Gern würden sie es schon so machen, da deutsch sonst die schwächste Sprache sein wird. Die Großeltern mütterlicherseits leben auch in Australien und dort wird nur polnisch geredet.

LG

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