Mehrsprachig aufwachsen

Forum Mehrsprachig aufwachsen

Erlernen der "schwächeren "Sprache

Thema: Erlernen der "schwächeren "Sprache

Guten Morgen, mein Mann, meine 4 jährige Tochter und ich leben in Frankreich. Mein Mann ist Franzose und spricht nur französisch mit meiner Tochter, während ich als Deutsche versuche nur Deutsch mit ihr zu sprechen, was auch gut klappt. Nun hat meine Tochter sehr früh angefangen Franzôsisch zu sprechen. Sie spricht diese Sprache auch überdurchschnittlich gut für ihr Alter. Sie hat aber erst jetzt angefangen auch ein bisschen Deutsch zu reden. Verstehen kann sie die deutsche SPrache sehr gut, aber mit dem Sprechen happerte es bis dato gewaltig. So nun hat sie also angefangen und es wundert mich doch enorm, wie "schlecht" sie die deutsche Sprache beherrscht. Die Satzstellung ist gänzlich falsch. Und die Grammatik lässt auch zu wûnschen übrig. Es hört sich an, als ob ein Franzose, der die Sprache noch nicht gut beherrscht, Deutsch sprechen würde. So sagt man im Französischen z. B. "J'ai froid", wörtlich übersetzt: "Ich habe kalt". Genau das sagt meine Tochter. Nicht "Mir ist kalt", sondern "Ich habe kalt". Es gibt noch viele solcher Beispiele. Die Satzstellung entspricht auch der franzôsischen und nicht der deutschen. Ich bin wirklich etwas ratlos. Im Moment wiederhole ich halt immer was sie sagt und verbessere sie so, ohne dass es zu offensichtlich fûr sie ist, denn ich bin ja schon froh, dass sie überhaupt angefangen hat Deutsch zu sprechen. Könnt ihr mir sagen, ob eure Kinder auch solche Schwierigkeiten hatten? Für eure Antworten (und Aufmunterungen?)bin ich euch schon jetzt dankbar. LG Pascale

Mitglied inaktiv - 12.11.2007, 08:46



Antwort auf diesen Beitrag

Liebe Pascale ich glaube, das ist ganz normal. Unser Großer hat zwar zunächst die jeweilige Grammatik einigermaßen korrekt angewandt, aber doch auch immer wieder wörtliche Übersetzungen gemacht. Und auch das ist ja im Prinzip eine tolle Leistung! An Deiner Stelle würde ich genauso weitermachen wie bisher. Immer wieder - nebenher und undramatisch - korrigieren, richtig vorsprechen und es ansonsten gut sein lassen. Nach und nach gibt sich das. Schaut einfach, dass Deine Kleine möglichst viel Deutsch hört (auch über Hör-CD's, Filme, Bücher usw.). Vielleicht magst Du auch mal das Buch von Elke Montanari "Mit zwei Sprachen große werden" dazu lesen? Ich finde das immer sehr aufmunternd und hilfreich. Lg Paula (d/span/engl. mit Mann NL in D und 2 Kindern)

Mitglied inaktiv - 12.11.2007, 09:21



Antwort auf diesen Beitrag

Ich denke, es ist völlig normal, dass Satzmuster bzw. die Grammatik von einer Sprache auf die andere übertragen werden bzw. wörtlich übersetzt wird. Mein Sohn ist fast drei, wächst deutsch-englisch auf. Obwohl durch die deutsche Umgebung natürlich deutsch die stärkere Sprache ist, kommen von ihm dann auch solche Dinge wie: Ich bin kalt (I'm cold) oder Ich bin hungrig auch (I'm hungry, too) - umgekehrt gibts da auch entsprechende Äußerungen, nur fällt mir spontan gerade nichts ein. Ich mache mir da aber keine großen Gedanken, durch das richtige Vorbild von Erziehern, Freunden, Familie und eben auch durch Bücher, DVD's etc.wird er es schon bald richtig lernen. LG platschi

Mitglied inaktiv - 12.11.2007, 11:25



Antwort auf diesen Beitrag

Hej! Bei manchen Dingen haben meine das auch gesagt, und wie schon jemand sagte: Auch wörtlich übersetzen ist ja schon eine tolle Leistung! Du kannst nur weiterhin versuchen, die "schache" Sprache zu stärken, also soviel wie möglich auf deutsch mit Deinem Kind zu machen --- denn aufhören wäre doch nun absolut keine Alternative und welche andere Lösung als Weitermachen, Intensivieren, bemühungen nicht aufgeben gäbe es noch? Nimm Hilfsmittel wie TV, Filmchen, Hörspiele und vor allem Bücher, Bücher, Bücher dazu und sprich eben weiter viel mit ihr. So wie Du beschreibst verbesserst Du ja auch, in dem Du den falschen satz korrigiert aufnimmst, quasi richtig wiederholst und dan ndas gespräch fortsetzt. "Ich habe kalt", sagt das Kind. "Ach, du hast gefroren (oder: dir war kalt) - hattest du denn keine Jacke dabei?", sagt die Mutter. irgendwann wird es sicher besser - nur Mut! Gruß Ursel, DK

Mitglied inaktiv - 12.11.2007, 11:50



Antwort auf diesen Beitrag

Vielen Dank für eure Antworten. Sie haben mich etwas aufgemuntert. Aufgeben will ich bestimmt nicht. Dazu ist es mir zu wichtig, ihr "meine" Sprache zu vermittelen und ihr so auch den Zugang zu einer anderen Kultur zu ermöglichen. Es ist eben nur so, dass ich hier die einzige bin, die mit ihr Deutsch redet. Umgebungssprache ist eben Franzôsisch. Ich habe zwar eine deutsche Freundin hier, die auch zwei kleine Kinder im Alter meiner Tochter hat, aber da meine Tochter noch nicht so gut Deutsch spricht, wie die beiden Kinder meiner Freundin, sprechen diese eben Französisch mit ihr. Aber so sieht sie wenigstens, dass diese Sprache nicht nur von ihrer Mama gesprochen wird. Gleichzeitig frustriert es mich zu sehen, wie gut die Kinder meiner Freundin Deutsch sprechen. Aber das liegt wohl nicht zuletzt daran, dass meine Freundin zu Hause ist, während ich arbeite und mein Kind nur am späten Nachmittag und am Wochenende "bequatschen" kann. Ich mache auf jeden Fall weiter und freue mich ja schon, dass sie jetzt endlich den Mut aufgebracht hat, Deutsch mit mir zu reden. Also noch mal vielen Dank für eure aufmunternden Worte. LG Pascale

Mitglied inaktiv - 12.11.2007, 13:40



Antwort auf diesen Beitrag

Hallo, Mein 3-Jähriger sagt auch immer "Ich habe kalt". Der 5-Jährige sagt gleich: "J'ai froid" ... Ich mache trotzdem weiter und wiederhole den Satz und antworte auf Deutsch. Das ist zwar manchmal frustrierend, aber anscheinend kann der Grosse auch richtig gut deutsch sprechen, wenn ich nicht dabei bin. Sagen zumindest meine Eltern und die Deutschlehrerin. Viele Grüße, oeli_bene D/F, 3 Kinder (5,3,10 Mon.)

Mitglied inaktiv - 12.11.2007, 13:50