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Erfahrungen mit der "Rückkehr" ins andere Land?

Thema: Erfahrungen mit der "Rückkehr" ins andere Land?

Hallo Ihr Lieben, erst einmal noch ein gutes Neues Jahr allerseits! Wir planen für diesen Sommer die "Rückkehr" nach Dt. Rückkehr in Anführungszeichen, weil es für meine dann fünfjährige Tochter keine Rückkehr, sondern Wegzug in Neuland sein wird. Die Umstände sind nicht ganz schlecht, aber auch nicht ganz günstig. Mein Mann wird sich zunächst einige Monate beurlauben lassen, um uns "Starthilfe" zu geben. Dann sind meine Tochter und ich zwei Monate alleine in Deutschland, danach geht es für zwei Monate zurück nach Spanien. Und dann wieder zurück nach Deutschland. Also ein ziemliches Hin und Her. Wie lange das so gehen wird, können wir momentan nicht absehen. Mein Mann kann in Deutschland nur schwer beruflich Fuss fassen, wie umgekehrt ich in Spanien nicht berufstätig sein kann. Jedenfalls nicht auf meinem Gebiet. Ich denke, es ist aus vielen Gründen, die vor allem mich betreffen, die richtige Entscheidung. Aber ich mache mir Gedanken, was meine Tochter betrifft. Wird sie in Dt Freunde finden? Wird sie sich überhaupt wohlfühlen mit der anderen Mentalität in Deutschland? Wird sie sich daran gewöhnen, in zwei Ländern zu Hause zu sein, oder wird sie sich immer hin- und hergerissen fühlen zwischen den beiden Ländern? An der Sprache wird es nicht scheitern, sie spricht schon jetzt viel besser Deutsch als Spanisch. Aber die Sprache ist ja nicht alles. Könnt Ihr mir aus Eurer Erfahrung ein bisschen berichten (und hoffentlich Mut machen?) Danke!

von Joaninha am 15.01.2020, 12:29



Antwort auf Beitrag von Joaninha

Erfahrung habe ich keine. Allerdings finde ich dieses hin und her nicht sehr günstig für Eure Tochter. Wie soll sie sich in einem für sie neuen Land einleben, wenn sie ständig wieder rausgerissen wird. Gerade im letzten Jahr vor der Einschulung fände ich es schon wichtig, dass sie ihren Platz findet. Wie Du schon sagst, ist Deutschland für sie ein fremdes Land. Ich weiß nicht, wie es mit der Sprache aussieht, aber selbst wenn sie gut Deutsch spricht, wäre es aus meiner Sicht wichtig, dass sie im Jahr vor der Einschulung in einen deutschen Kindergarten geht und auch soziale Kontakte knüpft. Freunde von uns sind im Alter Deiner Tochter nach Großbritannien gezogen. Sie kommen natürlich auch zwischendrin mal nach Deutschland. Aber für den Sohn ist ganz klar, sie leben in England und die Deutschlandaufenthalte sind nur zu Besuch. Sie sind auch max. 2-3 Wochen im Jahr in Deutschland. LG und alles Gute

von Zwerg1511 am 16.01.2020, 09:19



Antwort auf Beitrag von Zwerg1511

Sorry, das mit der Sprache habe ich in Deinem Post überlesen.

von Zwerg1511 am 16.01.2020, 12:35



Antwort auf Beitrag von Joaninha

Mein Sohn war 6, als wir von Korea nach Japan zogen, und hat sich unheimlich schwer damit getan. Korea war für ihn Heimat, er hatte einen Haufen Freunde, sprach fließend Koreanisch, war überall beliebt (Koreaner lieben Kinder). Der Umzug war für ihn ein wie ein Stoß ins kalte Wasser, vor allem wegen der anderen Kultur (ok, Sprache kam noch erschwerend obendrauf, aber ist war eben eine völlig andere Mentalität). Die Koreaner werden gerne als die Italiener Asiens bezeichnet, die Japaner als die Deutschen, und da ist viel dran. Kinder laufen grundsätzlich nebenher, werden von vielen eher als störend empfunden. Neben Kindergärten und Schulen will keiner wohnen. Ausländer werden misstrauisch beäugt. Soziale Kontakte vermieden. Aus einem Land kommend, wo ihn jeder vergötterte, einfach nur weil er blond und süß war, er der King der Nachbarschaft war und ihm ständig wildfremde Frauen auf der Straße kleine Geschenke zusteckten - nun in ein Land, wo er nur zur Seite geschubst wird, er böse angefaucht wird wenn er laut wird, die Kinder ihm ausweichen weil er anders ist - das war ein harter Aufschlag. Dazu kam der Start in der Schule - er ist ein guter Schüler, aber ist halt was anderes als Kindergarten. Jetzt nach zwei Jahren beginnt er langsam sich einzugewöhnen, aber er leidet nach wie vor sehr an Heimweh. Ich vermute, in Deutschland wäre es ihm ähnlich gegangen, auch wenn er dort wenigstens die Sprache gesprochen hätte. An eurer Stelle würde ich so schnell wie möglich versuchen "anzukommen". Sportvereine zu finden, Veranstaltungen mit anderen Kindern etc. - da bietet Deutschland zum Glück vieles. Eintauchen, und vor allem: vor den Kindern keine Zweifel zeigen. Ihr zieht um, es ist normal dass es am Anfang schwierig ist, aber so ist es nun mal. Ich fand es für die Kinder immer einfacher, wenn man matter of fact auftrat und es keine Diskussion gab. LG und viel Glück!

von Korya am 17.01.2020, 01:13



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Hej Koyra! Zum Thema kann ich wenig aus der Praxis beitragen, aber interessant, was ihr (be)schreibt. Hier aber senfe ich kurz mit : "und vor allem: vor den Kindern keine Zweifel zeigen. Ihr zieht um, es ist normal dass es am Anfang schwierig ist, aber so ist es nun mal. Ich fand es für die Kinder immer einfacher, wenn man matter of fact auftrat und es keine Diskussion gab." Das gilt ja für alles. Kinder haben nun mal Eltern,die für sie die Entscheidung treffen: Wann sie schlafen sollen,was sie essen, welche Schule etc. Wer zuviel seinen Kindern überläßt in einem falsch verstandenen Gefühl, ihnen so frühzeitig Demokratie beizubringen, verunsichert sie nur statt ihbnendie Gebirgenheit zu geben, dieEltern ausstrahlen sollten. Genauso bei zweifeln, die ein Kind spürt oder sogar hört/sieht. Und das gilt auch bei zweisprachigen Erziehung. ich denke manchmal, daß viele Probleme auch daher kommen, daß die Eltern eben unsicher sind: Schade ich mit menem Kind, verwirre ich es, will es das überhaupt? Bei war das so - wie das Zähneputzen und gesundeEssen, Schlafengehen uvm., - kein Fragezeichen, nicht mal innendrin bei uns, und daher (?) haben die Kinder auch nie eins dran gesetzt. So war das bei uns, Punkt. Und ich denke, damit helft Ihr Eurem Kind auch bei einem Umzug am meisten: Ihr wißt, daß es sein muß. Ihr wißt,es daß es Probleme auch unbekannter Art geben kann (denn oft lauert der Teufel ja sogar schlimmer im Detail als in den großen Dnigen, die man sich vorstellen kan), aber Ihr zieht das durch - und Ihr schafft das! (Übrigens genauso wichtig in der Politik, weshalb ich Frau Merkels oder Obamas "wir schaffen das - yes we can" auch wichtig finde in einer Zeit, wo alle zweifeln und unsicher sind: Es muß Menschen, Leitfiguren geben,die uns ohne Zaudern klarmachen: Das ist jetzt gerade unpopulär oder wackelig, anstrengend oder gar gefährlich, aber: Ja sicher geht das - wir müssen nur durch!) Und dann sehen die Kinder (und anderen Menschen) eben auch: Ja , klar, wir müssen uns einsetzen,aber wir schaffen das - das wissen meine Eltern. Menie Eltern glauben daran, die können das. Das Vertrauen, das wir selbst haben, aber auch unbedingt in andere - hier unsere Kinder - setzen, trägt zu einem großen Teil zum Gelingen bei. wer merkt, daß der, der den Weg vorschlägt, auch zweifelt und Angst hat, geht nicht ihn nicht.gerne mit. (Und es gibt ja auch sich selbsterfüllenden Prophezeihungen: wer nur vermittelt bekommt: das geht sowas nicht gut, das kannst du nicht, der scheitert leichter als der,der beiden riskantesten Erlebnissen vermittelt bekommet: Das ist gefährlich,aber ich denke, das kannst du!) Viel Glück - und eine Eingewöhnungszeit im KIGA, bevor es mit der Schule in Dtld. ja anscheinend immer noch einiges ernster als in anderen Ländern wird, fände ich wohl auch gut. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 17.01.2020, 10:28



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Hallo, Wir sind seit mittlerweile schon 10 Jahren wieder zurück in Deutschland. Unsere Konstellation war eurer sehr ähnlich. Mein Sohn war damals fast 5 Jahre alt, Sprache spanisch, der Vater ein paar Monate später. Die Umgewöhnung ist so schnell gegangen. Anfangs hat er nur spanisch gesprochen, obwohl ich schon immer deutsch mit ihm geredet habe. Ich kann mich noch an den Kindergarten Beginn erinnern, nach ca. 2. Monaten in D. Ich habe dem Kiga die notwendigsten Begriffe erklärt, wenn er z. B. auf Toilette muss, was er dann sagen könnte. Aber im Kindergarten hat er von Anfang an deutsch gesprochen. Da der Vater später nach D kam, haben die beiden ziemlich oft telefoniert. Schon nach kurzer Zeit bemerkte der Vater, dass er in Gesprächen mit ihm oft deutsche Ausdrücke verwendete. Freunde hat er sehr schnell gefunden. Schon recht schnell war für ihn klar, dass er zwar in sein Geburtsland zum Urlaub machen fliegen möchte, aber in Deutschland leben möchte, da hier seine Freunde sind. LG luvi

von luvi am 19.01.2020, 07:19



Antwort auf Beitrag von Joaninha

Danke für Euren Input! Ich komme jetzt erst dazu, zu antworten, habe mir aber im Lauf der Woche schon immer mal wieder Eure Antworten durch den Kopf gehen lassen. Ja, das Hin und Her zu Beginn ist heikel. Es kann gut gehen, in dem Sinn, dass sie merkt, dass der Abschied nicht endgültig ist, oder aber es kann das Einleben erschweren... Ich werde mir jedenfalls Eure Tipps zu Herzen nehmen, Dt ganz klar als alternativlos darzustellen und die Eingewöhnung über Vereine etc. aktiv voranzutreiben. Iuvi, toll, wie es bei Euch geklappt hat!

von Joaninha am 21.01.2020, 11:25