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Englisch für 2-jährige

Thema: Englisch für 2-jährige

Hallo, ich habe mal ne Frage an euch. Wir als Eltern können nur normales Schulenglisch. Gerne würde ich aber meiner Tochter diese sprache beibringen. Ist das überhaupt möglich? Und bezahlbar? Wäre vielleicht ein au pair sinnvoll?

von Rehab am 15.09.2011, 16:03



Antwort auf Beitrag von Rehab

Hej! Wie vermutlich bekannt, halte ich davon überhaupt nichts. Aber auch andere Mensfchen, die muttersprachlich erziehen (weil ihre Lebensumstände dies erfordern, nicht, weil sie ihren Kindern im Kleinkindalter eine Fremdsprache beibringen wollen!) meinen: "Geldmacherei mit dem Förderwahn mancher Eltern." Schick Dein Kind zum Sport, laß es musizieren oder einfach nur spielen - dabei lernt es mehr: Und "spielerisch" "my Bonnie ist obver the ocean" singen kannst Du doch sicher auch selber mit Deinem Kind, wenn es Dir nun wirklich drauf ankommt, daß es ein paar Brocken Englisch kann. Aber wieso kommt es denn darauf an, daß ein Kleinkind eine Fremdsprache in Brocken lernt??? Mehr wird das in einem Kursus sowieso nicht! Wie bereits gesagt, wird es auch keine Vorteile in der Schule bringen - laß Dein Kind generell lernen - das bringt viel mehr. Motorik und Konzentration, Aufmerksamkeit, Ausdauer, Anweisunen entgegennehmen/ausführen... - all das lernen Kinder beim Spüort, Musizieren -- oder eben einfach nur Spielen. Alles gute Voraussetzungen für das Lernen als solches, und das ist (in diesem Alter) viel wichtiger als zielgerichtetes Fachwissen. Und wer seine Muttersprache gut beherrscht, kann auch später viel leichter Fremdsprachen lernen. Was Dein Schulenglisch angeht: Wie stellst Du Dir das vor? Zuhause nur englisch sprechen (so machen es die meisten muttersprachlich erziehenden Eltern)? Sind Dir dann wirklich schnell alle Vokabeln nahe - Mülleimer, Windel, Schnuller, Spielkamerad, Lügen, Hauen, Sandkasten, Breichen, hopsen, rennen, laufen, übergekocht, Abwasch, Einkausfzettel, Sandmann, Besteck,angebrannt, lecker, --- die Liste läßt sich mit vielen Alltagswörtern fortsetzen. Willst Du dann immer im Wörterbuch nachschauen? Und was für eine reduzierte Sprache bietest Du Deinem Kind dann an? Sollte es nicht von Euch lernen, sich in der Muttersprache, die Ihr habt, differenziert und noch differenzierter auszudrücken? Seid Ihr nicht verantwoirtlich daür, daß der Wortschatz in der Muttersprache wächst - so wie wir letztendlich auch? Denk noch mal genau darüber nach, was Du eigentlich erwartest und was sowas bringen kann. Mit Schulenglisch und Kursen wird das nicht mal eine gute Fremdsprachenvermittlung. Wozu dann soviel Energie daraufverschwenden statt anderswo nutzbringend einsetzen? Wir glauben ja oft, gut Englisch zu können - und übersehen, daß die Sprache zunächst einfach erscheint, aber kompliziert mit allen Ausnahmeregeln wird. Kaum ein Engländer wird uns jedoch dauernd verbessern, denn er versteht das rudimentäre Englisch ja auch (selbst wenn es ihn sicher oft schauert, was wir da von uns geben, in der selbstsicheren, aber trügerischen Gewißheit, gutes Englisch zu können). Ich lebe seit 20 Jahren in DK, aber ich würde mich nur sehr ungern daran machen, den Kindern Dänisch beizubringen --- dann überleg mal, wie weit Du mit Schulenglisch kommst, das vermutlich sogar mehr auf Interpretationen von Macbeth und Chaucer gedrillt ist. Nichts für ungut, aber gib Deinem Kind Besseres mit - Fremdsprachen gehören durchaus in die Schule! Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 15.09.2011, 17:38



Antwort auf Beitrag von Rehab

Das beste waere natuerlich, nach England zu ziehen. Ansonsten sie in einen englischen Kindergarten/KiTa und dann eine englische/bilinguale Schule geben. Ansonsten stimme ich Ursel zu, wenn Du selber kein Englisch sprichst, hat es auch keinen grossen Sinn, zu versuchen es Deiner Tochter beizubringen. Sie wird es nicht behalten, sofern die Sprache fuer sie nicht relevant ist (etwa, um sich mit den Grosseltern oder anderen Kindern zu unterhalten). Im uebrigen finde ich, dass kindliche Fremdsprachenkenntnisse absolut ueberbewertet werden. Ich habe selber in der Schule nie richtig Englisch gelernt, bin aber ins Ausland gegangen und werde heute als Englaenderin angesehen. Also Ruhe bewahren, heute lernen alle Kinder schon in der Grundschule Englisch, insofern reicht das auch. Gruss FM

von Foreignmother am 15.09.2011, 17:45



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Hallo Rehab, auch ich kann nur Schulenglisch und würde nie auf die Idee kommen meinem Kind Englisch beibringen zu wollen.Warum?? Bring ihm ein gutes Deutsch bei durch Lesen,Sprechen,Spielen und du legst alle Grundlagen für einen späteren Spracherwerb... Viele Grüsse aus Spanien,M.

von Marybell am 15.09.2011, 20:49



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Ich habe in der Schule franzoesisch gelernt, denke aber nicht daran, es meinem Kind beizubringen. Ich habe ihm nur mal ein paar Worte beigebracht, als wir eine franzoesische Familie mit Kindern hier hatten. Die haben ihrem aelteren Kind auch ein paar Worte italienisch beigebracht. Ich spreche gut englisch (ich habe eine Weile im englischsprachigen Raum gelebt, danach Kontakt mit englischsprachigen Leuten (teilweise sogar Muttersprachlern) gehabt und auch beruflich viel englisch benutzt) und habe auch angefangen meinem Kind etwas englisch beizubringen (mit Liedern, einem Computerprogramm, aber nur Zahlen, Farben und "ich heisse...", "ich bin ... Jahre alt", "ich spreche italienisch und deutsch"). Wenn er jetzt in der Schule englisch lernt, werde ich mit ihm ueben. Seine italienischen Hausaufgaben habe ich gerade seinem Vater gegeben, damit er sie mit ihm macht, obwohl ich das theoretisch auch koennte (erste Worte am 3. Schultag in der 1. Klasse lesen, schreiben und die Sache (Wolken, Meer, Sand, Sonne, die anderen beiden weiss ich nicht mehr) malen). Hier spricht jeder seine Muttersprache mit dem Kind, obwohl jeder auch die Muttersprache des anderen spricht (aber halt nicht perfekt). Englisch uebernehme ich, weil ich es besser kann. Sollte er spaeter franzoesisch in der Schule lernen, muss mein Mann helfen (weil er die Sprache besser kann als ich).

von germanit1 am 16.09.2011, 18:09



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Was macht das fuer einen Sinn. Warum soll sie das lernen?

von Cata am 16.09.2011, 21:42



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meine kinder gehen in einen waldkiga, ohne extra englisch, aber durchaus mal mit einem englischen lied wenn es paßt. bruder jakob als bsp, aber mehr nicht. die freundinnen meiner töchter in den regelkigas haben entweder englisch im kiga oder werden in die extra kurse geschickt. immer mit dem argument das es je früher es gelernt wird doch in der schule viel einfacher zubeherrschen sei. ohne flachs, ich bin hier unter 10 müttern mit kiga kindern im freundeskreis die einzige deren kinder kein englisch in welcher form auch immer haben...... lg christine

von Itzy am 18.09.2011, 10:30



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Hej Itzy! Fürchterlich - aber warte mal ab, wer sich letztendlich gut beim lernen zurechtfindet. beim Spielen und Toben lernen Kinder soviel mehr als in 1 Std. "spielerisch Englisch"! Der Clou ist ja auch, daß durch die Diskussionen um die Muttersprachen (Plural) ins Bewußtsein kam, daß Kinder im Kleinkindalter durchaus mehrere Sprachen sehr leicht lernen können. Leider haben die betreffenden Eltern übersehen, daß es um Muttersprachen ging, die zuhasue quasi "der Not gehorchend", gesprochen und somit gelernt werden, weil man eben in einer Familie mit diversen Sprachen bzw. einer anderen als der Umgebungssprache lebt, und eben nicht um Fremdsprachenkurse!! Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 18.09.2011, 11:38



Antwort auf Beitrag von Rehab

Mit normalem Schulenglisch kannst du das völlig vergessen! Wir habne in UK gelebt und ich bin Celta qualifiziert und wir machen es - aber ohne Unterstützung durch bilingualen Kindergartne oder Schule wäre das sicher nicht so gut möglich wie es läuft. Mir fällt bei sowas immer ein Gespräch ein, dass ich zufällig am Flughafen in Kopenhagen belauscht habe. Mein Mann und ich standen am Flugschalter und unterhielten uns natürlich in Deutsch. Hinter uns zwei junge Britinnen. Die eine erzählte der anderen, dass sie kürzlich bei einer Bekannten in Dresden war, diese hätte gerade ihren Abschluss als Englischlehrerin gemacht. Kommentar: Die glaubt nun dass sie Englisch kann. Und sowas soll Kindern unsere Sprache beibringen. Wenn man nunmal davon ausgeht, dass ein Englischlehrer die Sprache wahrscheinlich noch ganz gut beherrscht - wie will sich dann jemand mit Schulenglisch anmassen, es vermitteln zu wollen. ohne Auslandsaufenthalt wäre ich nie auf diese Idee gekommen. Klar kann man mit einem au-pair was erreichen - aber man sollte sich auch immer fragen, warum man es will. Sprache und Kultur gehören für mich zusammen. Einem Kind nur Sprache vermitteln kann es nicht sein.

von platschi am 22.09.2011, 17:13



Antwort auf Beitrag von platschi

Ich hab meiner Tochter auch von klein auf Englisch beigebracht und bin auch keine Muttersprachlerin, [wohl aber Englischlehrerin und mit der Erfahrung eines längeren Auslandsaufenthaltes (als Au Pair, also auch Arbeit mit Kindern in sehr jungem Alter)]. Warum sollte man es nicht machen? Ich bringe meinem Kind ja auch Handarbeiten bei, wenn ich persönlich gerne handarbeite, auch wenn ich da sicherlich kein Profi bin ... Kinder haben ein natürliches Interesse an solchen Dingen, insbesondere da sie ja nicht (also eigentlich nirgendwo mehr, oder???) in einem rein deutschen Umfeld aufwachsen. Meine Tochter war schon im Kiga (sie ging schon mit knapp zwei Jahren) mit zahlreichen anderen Sprachen konfrontiert und ihre beste Freundin war zweisprachig (da waren die Eltern jeweils Muttersprachler der beiden Sprachen). Meine Tochter konnte schon früh verschiedene Sprachen auseinander halten und hat überhaupt keine Scheu oder Berührungsängste gehabt. Wir waren mehrfach mit ihr im englischsprachigen Ausland und sie hat dort auch viel aufgeschnappt, oder z.B. mich gefragt, wie heißt das? Und dann habe ich ihr etwas vorgesprochen und sie hat es zu den Leuten dort gesagt, z.B. nach etwas fragen oder so. Ich bin mir meiner Aussprache und Grammatik sehr sicher, bin aber sicherlich vom Muttersprachler-Niveau (weit?) entfernt. Meine Tochter spricht jetzt, mit 5 Jahren, nicht sehr viel Englisch, hört aber Hörgeschichten auf CD und versteht sehr viel, auch wenn man ihr etwas auf Englisch sagt. In einem halben Jahr bekommt sie Englisch in der Schule und ich bin gespannt, wie sich das alles weiter entwickelt. Ich finde, dass die Muttersprachlichkeit (bei den Eltern) durchaus überbewertet wird, denn es geht nicht darum, dass man sein Kind zu einem kleinen Ami oder Franzosen oder sonstwas ausbildet, sondern rein darum, das Interesse für die Sprache oder Sprachen im allgemeinen zu wecken. Auch in vielen Kindersendungen im Fernsehen wird z.B. so verfahren und es funktioniert prima. Man macht ja zuhause keinen "Unterricht" - aber es gibt so viele Situationen, wo das Kind mit anderen Sprachen in Kontakt kommt, wenn man das einfach aufgreift - schwupps, hat das Kind wieder etwas gelernt. Warum soll man das also NICHT machen? Warum soll man warten, bis die Grundschullehrerin den Kindern Englisch beibringt? Ich habe mal Englischunterricht in der Grundschule erlebt, da haben sich mir die Fußnägel aufgerollt, da konnte die Lehrerin echt kein Englisch und hat den Kindern Wörter falsch vorgesprochen und so. Das ist doch schade, da können Eltern eigentlich, wenn sie ein gesundes Interesse für die Sprache haben, nicht so viel falsch machen - oder wenn man in so eine Sprachschule geht, wo es spielerisch vermittelt wird mit Liedchen usw., [und da arbeiten sogar, soweit ich weiß, meist Muttersprachler], dann ist das doch auch nichts Schlechtes??? Ob das sein MUSS, ist vielleicht eine Frage - MUSS sicherlich nicht sein, aber man MUSS ja auch kein Instrument lernen oder in einen Sportverein gehen. Auch hier geben Eltern einfach ihren Kindern die Möglichkeit etwas zu lernen oder zu trainieren, in der Hoffnung, dass es sich für das Kind positiv auswirkt oder es Spaß an etwas hat... Wenn das Kind hinterher, wenn es älter ist, mal ins Ausland fährt und dann aufgrund seiner vielfältigen Spracherfahrung dort gut klarkommt, sich verständigen kann usw., dann ist doch viel gewonnen. Dann ist es doch ganz egal, dass es vielleicht einen Akzent hat, weil es von Nicht-Muttersprachlern gelernt hat (Mutter oder Lehrerin)? Viele Menschen in Deutschland, aber ganz sicher im Ausland, sprechen außer ihrer eigenen Sprache gar keine andere Sprache auch nur annähernd so, dass sie sich im Urlaub verständigen könnten. Und ich dachte bisher auch, es sei eine ausgesprochen deutsche Eigenart, dass man immer alles total perfekt machen muss - oder es gleich lieber ganz sein lässt. Aber das Verhalten lese ich in diesem Forum eigentlich immer von den vermeintlich alles perfekt regelnden, selbstverständlich muttersprachlichen zweisprachig erziehenden Eltern. Denkt mal drüber nach! ;) Hier wird auch immer das OPOL-Prinzip so hochgehalten, dabei ist längst erwiesen, dass es absolut auch andere Prinzipien gibt, die effizient funktionieren, zum Beispiel situations- oder ortsbezogene Sprachlichkeit ... Viele liebe Grüße Suse

von *Suse* am 24.09.2011, 19:33



Antwort auf Beitrag von *Suse*

Hej Suse! es gibt ja gerade hier im Forum ind. 2 gelungene Beispiele für zweisprachige Erziehung (interessanterweise dann immer Englisch dabei!) ohne muttersprachliche Eltern. Ich kenne noch ein deutschädänisches experiment, weil die dän. Mutter dem Kind die Sprache des dt. Vaters erhalten wollte, auch diese Mutter hatte also eine Affinitt zur Sprache, die über die Scuhle hinausging und vor allem: auch sie hatte bereits lange im Land gelebt. Ob sie das heute nochtut ,weiß ich leider nicht, ich kenne nur eine weitere Familie mit Deutschlandleben (ohne Kinder), die die zweisprachige Erziehung hier im Sande verliefen ließen, obwohl es gut begann. Und dabei ist die Mutter Deutschlehrerin. Allerdings: Auch hier war das Kind dann im Alter Deines Kindes, als das Ganze auslief, wei lder dänische Alltag mit Schule und Beruf der Mutter überhand nahm und die Gespräche natürlich auch anspruchsvoller wurden. Unbestritten kann ein Kind,das viel eine Fremdsprache hört, diese mitlernen; das sehe ich auch an den Freundinnen meiner Töchter, die hier wie Kinder i Mhause sind und uns oft besuchen - die schnappen selbstverständlihch mehr Deutsch auf als nur in der Schule. Snd solche Kinder aber zweisprachig? Das kommt dann sehr auf die Definition an, die leider umstritten ist. Muttersprahclich zweisprachig jedenfalls kaum. Wir alle wissen, daß man, u meine Sprache gut zu können, u mein Instrument gut spielen, um einen Sport auch leistungsstark auszuüben, immer auch Training zuhause nöltig. Eine Violinestunde in der Woche hätten meinen Töchtern nicht gereicht, um das zu spielen, was sie heute können - und um Fingerstellung, Handstellung etc. quasi ohne Nachzudenken "zu liefern". Dies schreibe ich, weil Du andere Fördermaßnahmen ansprichst. Bei einer Sprache, die im Kursus einmal die Woche vermittelt wird, lernt ein Kleinkind kaum was - ein paar Wörter nachplappern ist ja noch nicht: einen Satz selbständig formulieren. Und was ich als Erfahrung allen auch gern erzähle, ist die Langeweile, die Kinder spüren, wenn sie den anderen in einem Fach weit voraus sind und ihnen nichts weiter geboten wird. Bei uns zwangsläufig (auch) im Deutschunterricht. Noch abschließend uzm Forum hier: Ja, es gibt hier eltern, die die OPOL-Methode hochhalten, und solange sie damit gut fahren, ist das ihr gutes Recht. Aber wenn Du genau mitliest, triffst Du auch sehr viele Eltern,die es anders machen - wie z.B. ich ,die immer weiter darauf hinweist, daß man nicht unbedingt immer und überall die Nichtumgebungsspracher mit dem Kind reden muß, um die Sprache dennoch zu vermitteln. Aberw enn Du magst, dan nerzähl uns doch vom Scuhlleben Deines kind, ich freue mich immer über Erfahrungsberichte, positiv wie negativ, weil man dadurch ja auch lernen kann, was geht und was nicht - und vor : WIE. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 24.09.2011, 20:25