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Deutsch - niederländisch - Schreiben

Thema: Deutsch - niederländisch - Schreiben

Hallo, unsere Tochter (4,5) wächst 3-sprachig auf – ich spreche mit ihr meine Muttersprache deutsch, mein Mann (wenn er mal daheim ist) seine Muttersprache arabisch und da wir z.Zt.im flämischen Teil Belgiens leben ist ihre Umgebungssprache (Kindergarten, Nachbarn, Freunde) Niederländisch. Dadurch hat sie wesentlich später angefangen mit Sprechen als einsprachige Altersgenossen und liegt für mein Gefühl auch jetzt noch deutlich zurück, obwohl ihre Lehrerin meint, es wäre alles im „grünen Bereich“. Am besten klappt es mit dem niederländischen (verstehen und sprechen), dann kommt deutsch (versteht alles, gebraucht aber oft niederländische Ausdrücke) und arabisch läuft eher nebenher, weil mein Mann eigentlich nur am Wochenende Zeit hat oder wenn seine Eltern mal zu Besuch sind. Meine Sorge ist nun, was mache ich mit dem Schreiben? Sie fangen jetzt schon im Kindergarten mit ersten Übungen an (natürlich auf Niederländisch) und spätestens in 1,5 Jahren kommt sie in die richtige Schule. Soll ich ihr parallel zum Schulunterricht dann zu Hause Deutschunterricht geben? Und ab wann? Das Problem ist, dass sich Deutsch und Niederländisch ziemlich ähnlich sind, z.T. werden Worte gleich ausgesprochen aber anders geschrieben und umgekehrt. Und erst mal ganz aufs deutsche Schreiben verzichten will ich auch nicht, weil nicht ausgeschlossen ist, dass wir in einigen Jahren wieder zurück nach Deutschland gehen. Also, falls jemand Erfahrung hat mit mehrsprachigem Schreiben – wäre sehr dankbar für ein feed-back ;-) Erika

Mitglied inaktiv - 13.02.2006, 16:51



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Hallo, ich bin zweisprachig aufgewachsen, bei mir kam allerdings hinzu, dass in meiner zu Hause gesprochenen Muttersprache eine andere Schrift gebraucht wird (kiryllisch) und sich die zwei Sprachen doch sehr unterscheiden, man also nicht so leicht durcheinander kommt. Meine Mutter hat mir damals die kiryllischen Buchstaben gezeigt, noch bevor ich die lateinischen in der Schule lernte. Richtig geschrieben habe ich aber, glaube ich, erst als ich auch zur Schule ging. Ich habe damals Briefe an Familie und Ferienfreunde geschrieben - erst mit Hilfe, dann allein. So blieb es keine reine Schreibübung sondern hatte noch einen schönen Sinn und besonderen Anreiz für mich. Ich bin kein Spezialist, würde aber instinktiv dazu neigen aufgrund der Ähnlichkeit der beiden Sprachen mit dem Deutsch-schreiben erst anzufangen, wenn das Kind schon einigermaßen sicher Niederländisch schreiben kann. Die Gefahr durcheinander zu kommen scheint mir reell. grüße galia

Mitglied inaktiv - 13.02.2006, 23:10



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Hallo Galia, wahrscheinlich hast Du recht und ich beherrsche mich erstmal mit dem deutschen Schreiben ;-) Mit dem Arabischen wird es sicher keine Probleme geben, weil da die Schrift ja auch total anders ist. Aber das Briefeschreiben finde ich schonmal ne gute Idee zum Üben, egal in welcher Sprache. LG Erika

Mitglied inaktiv - 14.02.2006, 15:36



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Hej galia! Danke für Deine Rückmeldung! Stimmt, bei un sist das Thema nicht verbissen angegangen worden. mir ist aufgefallen, daß ich niemals Zweifel hatte, mit meinen Kindern Deutsch zu reden - ich hatte aber auh kein bestimmtes Ziel: Sie MUSSTEN nicht lesen lernen, SIE MUSSTEN nicht schreiben lernen, sie müssen heute auch incht perfekt sprechen 8die Kleine macht durchaus mal fehler9. Wir haben aneinigen Untersuchungen zu mthema teilgenommen hier in DK, bei einer wurden wir Eltern gefragt, welchen Rat wir neuen mehrsprachgen Familien mitgeben würden. Ich stellte fest, daß ich mich da geändert habe: Hätte ich früher vielleicht doch eher ein prinzip hervorgeholt, sage ich jetzt: macht es so, daß es möglichst natürlich für Euch alle ist - es gibt keine Lösung für alle, aber die, die Ihr wählt, muß unverkrampft und gut durchführbar sein. Das merken die Kinder, das macht dann die 2. Sprache nicht zum Lehrfach. Und nicht verunsichern lassen durch Außenstehende, nicht zweifeln. Und natürlich: soviel andere Sprache wie nur irgend möglich (und auch da zählt wieder die obige Prämisse). Und dann ist meine Große eben sicher ein Glücksfall, sie ist neben zweisprachig wirklich schlichtweg sprachbegabt. Aber Zweisprachigkeit in irgendeiner Abstufund schaffen wir doch alle --- nur nicht aufgeben! Gruß Ursel, DK

Mitglied inaktiv - 15.02.2006, 17:53



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Ich werde bei meinen Kindern warten (meine Große ist in der 1. Klasse) bis sie "sicher" Deutsch schreiben und dann erst mit dem Englischen anfangen. Allerdings fängt meine Tochter schon an, sich für ihre englischen Bücher zu interessieren und versucht manchmal, diese zu entziffern. Dann erkläre ich ihr auch, wie das gesprochen wird. Ich denke, sie wird daher relativ bald auch Deutsch lesen. Mit Schreibübungen werde ich aber definitiv noch warten, wahrscheinlich bis zum Beginn der 3. Klasse, wenn bei uns auch Englisch in der Schule gelehrt wird. Silvia

Mitglied inaktiv - 14.02.2006, 17:48



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Hej Erika! Ich habe zwei zweisprachige Töchter in der Schule, die auch deutsch lesen und schreiben. ich hatte nie Zweifel an der mehrsprachigen Erziehung, was das Sprechen anging, fragte aber doch unseren Lehrer, wie es denn mit dem schreiben wäre. Zum Glück waren beide Töchter eben sehr gut in Dänisch. ich habe es nun so "gemacht" / geschehen lassen, daß beide Kinder eigentlich von sich aus anfingen, deutsche Bücher zu lesen, erst Bilderbücher, dann längere Texte --- und ich habe ihnen Zettelchen geschrieben, die sie in der Essensdose fanden (Schönen Tag noch - guten Appetit, turn schön mit o.ä.) Dann ging es mit beiden los, daß sie mir Zettelchen schrieben, und da sie mit mir deutsch reden, kamen die Zettel auch auf deutsch, fehlerhaft, ja, aber eben deutsch! Und ich merke, daß das viele Lesen garantiert bei meiner Großen, aber auch der Kleinen zu einer verbesserten Rechtschreibung im Deutschen geführt hat. Ich bin aber niemals mit Regeln hinter ihnen her gewesen. Allenfalls haben sie die Karlchen-Krabbelfix-Hefte durchgeackert - so wie andere ähnliche Hefte für dänische Übungen bekommen haben. Wann immer wir lange Autofahrten und Wartezeiten absolvieren mußten, war Karlchen dabei - hat ihnen meistens auch Spaß gemacht. Ja, und irgendwann kamen deutschsprachige Brieffreunde hinzu, es gibt nach Geburtstagen und Weihnachten Analß genug, Dankesbriefe an deutsche Paten und deutsche Familie etc. zu schreiben - es gibt immer mal eine Gelegenheit. Fazit: Deutsch und Dänisch ähneln sich auch - fehlerfrei schreiben meine Kinder auch noch nicht, aber es wird mit der Zeit - warte ab, wie sehr sich Deine Tochter für die schriftliche deutsche Sprache interessiert. Übrigens hast Du auch Anspruch auf Muttersprachenunterricht, gerade mit Hinblick auf eine eventuelle Rückkehr nach Dtld. solltet Ihr Euch darum vielleicht kümmern. Zusammen mit anderen Kindern lernt es sich ja meistens leichter! Gruß Ursel, DK

Mitglied inaktiv - 14.02.2006, 19:31



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Hallo Ursel, wollte Dir noch einmal eine persönliche Notiz schreiben. Man liest so viele unterschiedliche Meldungen und Erfahrungen von mehrsprachig erziehenden Eltern.. ohne jemandem zu nahe treten zu wollen, glaube ich fest, dass die Sicherheit, Sprechen, Schreiben, Lesen etc.. sehr stark durch die Eltern beeinflussbar sind und eben von ihnen abhängen. Ich kann von Deinen Beiträgen ablesen,dass Du Dich sehr gewissenhaft aber nicht verbissen mit Deinen Töchtern beschäftigt hast. Da haben das Klima und die Herangehensweise offensichtlich gestimmt. Das Deine Kinder so gut mit Deutsch klarkommen ist daher sicher kein Zufall..? Wenn man es richtig anstellt, kommt die Neugierde ganz von allein. lg galia

Mitglied inaktiv - 14.02.2006, 20:32