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Bücher in der anderen Sprache lesen

Thema: Bücher in der anderen Sprache lesen

Hallo! Wäre toll, wenn mir hier jemand bei 2 Fragen, die mich gerade beschäftigen, weiterhelfen kann! Ich (D-Muttersprachler) spreche nur Deutsch mit meiner Tochter (2), mein Mann (E-Muttersprachler) nur Englisch. Ich spreche mit meinem Mann aber (natürlich auch in ihrem Beisein) nur Englisch. Sie versteht beides, spricht aber v.a. Deutsch (das Umfeld ist auch deutschsprachig). So weit so gut. Was ich mich jetzt frage ist folgendes: Wir haben natürlich (Lieder)Bücher in beiden Sprachen. Bis jetzt haben wir es immer so gehandhabt, dass wir gesagt haben „das Buch kann nur Papa vorlesen / das Lied kann nur Mama singen“ (das anderssprachige Buch zusammen anschauen und in der eigenen Sprache darüber sprechen kann man natürlich trotzdem). Papa wird sicher auch nicht damit anfangen deutsche Bücher zu lesen / Lieder zu singen, aber bei mir selbst überlege ich, ob ich das nicht vielleicht doch tun soll / kann, weil sie mich ja auch ständig mit dem Papa Englisch reden hört und zugegebenermaßen singe ich auch z.B. bei (zumeist ja englischen) Liedern im Radio mit. Irgendwie kommt es mir dann komisch vor, mich dann zu weigern ihr ein englisches Buch vorzulesen, wenn sie das möchte. Was meint ihr - verwirrt sie das oder kann ich das bedenkenlos machen? (Sprechen würde ich natürlich weiterhin nur D mit ihr, geht nur um das vorlesen und singen.) Und noch eine zusätzliche Frage: da sie ja fast nur Deutsch spricht, versteht mein Mann nicht immer was sie gerade sagt, ich übersetze dann öfters. Soll ich das weiter so handhaben oder soll ich mich da raushalten (wenn sie z.b. was von ihm haben will und er sie nicht versteht) damit sie gezwungen ist Englisch zu sprechen? Wie würdet ihr das handhaben? Danke! Nell

von Tinkerbell2016 am 27.10.2018, 13:59



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Zur letzten Frage: Ich wuerde das die beiden erst einmal unter sich klaeren lassen und nur im Notfall helfen. So lernt deine Tochter auch gleich sich verstaendlich zu machen und auch mal ein Problem (das Nicht-Verstanden-Werden) selbst zu loesen.

von germanit1 am 27.10.2018, 16:36



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Hallo! Bücher sind für unsere alleine wichtiger als alle anderen Spielsachen und wir haben ziemlich viele auf deutsch, englisch (die meisten), französisch und serbo-kroatisch. Ich lese aber ausschließlich in serbo-kroatisch und das alle Bücher, mein Mann liest dafür (auch alle Bücher, außer den Kyrillischen) auf deutsch. Je nachdem wird dann einfach übersetzt, was bei Kinderbüchern kein Kunstwerk ist. Außerdem wird neben dem Geschriebenen immer noch ganz viel dazu erzählt, manchmal einfach nur erzählt. Ein Buch das nur Mama oder Daddy lesen darf, gibt es hier nicht. Ich finde es sogar richtig toll, dass sie die selben Bücher in verschiedenen Sprachen hören. Ich singe meistens auf sk., oft aber auch auf deutsch...weil mein Mann einfach nicht singt, muss ich diese Lücke füllen Heute Abend, als mein mann und ich im Wohnzimmer waren, hörte man plötzlich aus dem Kinderzimmer: „twinkle twinkle little staaaa“ :))) Bei der Sache mit dem Dolmetschen schließe ich mich meiner Virschreiberin an. Wir machen das auch so und mein Mann besteht darauf, alles mit ihr selbst zu „besprechen“. Liebe Grüße und alles Gute!

von DiLee am 27.10.2018, 21:55



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Hej! Ich lese unheimlich gerne vor, früher meinem Bruder, dann meinem Mann --- und natürlich meinen Kidnern, und dies sehr lange. Aber ich mag absolut nicht gern in einer fremden Sprache vorlesen, ich merke selbst, daß ich da nicht authentisch viorlese, egakl wie gut ich sie ansonsten beherrsche. Wir haben die dänischen Bücher für meinen Mann gelassen und die deutschen für mich (und wir hatten/haben unendlichviele! - aber: Vor dem Mittagsschlaf oder sonst tagsüber habe ich auch schon mal dänisch vorgelesen, solange die Kinder klein waren. Da ist der Text überschaubarer, der Wortschatz einfacher und ich kann mich besser strukturieren. Ab einem gewissen Alter und dickeren Büchern habe ich es nicht mehr getan. Bei Euch wäre ja zumindest ein guter Grund, die engl. Bücher auch zulesen,daß es die Nicht-Umgebungssprache ist, die so dann auch noch einen extra-Input bekommt, von daher: Mach´s, solange Du Dich wohl dfabei fühlst. Was ich ganz schrecklich finde und nie gemacht habe, ist dänische Bücher der Sprache wegen ins Deutsche zu übersetzen! Da habe ich zuviel Respekt vor der Sprache der Autoren und der Arbeit der Übersetzer - stanta pede am Bettrand zu übersetzen wäre mir also wirklich wie ein Frevel vorgekommen, dann lieber Original lesen!!! Dänische Lieder gesungen habe ich auch, das hätte mein Mann nie getan - ich war in mancher Spielgruppe dann die einzige Mutter, die alle Strophen eines dän. Kinderliedes kannte, weil ich sie mir eben bewußt ganz anhörte und mitsang Daß diekionder trotzdem genug dt. Kinder- und Volkslieder kannten, merkte ich nicht nur im Suzukiunterricht, wo die erstenStücke dt. Kinderlieder sind, bei denen meine Töchter einen deutlichen Vorsprung hatten, sondern auch,als wir bei einem Familienfest in Dtld. mal so eine Wunschkonzert aus einem Büchleni ähnlichd er Mundorgel machten und meineTochter nicht nur alle gewünschten Lieder kannte,sondern sich auch einige selbst wünschen konnte, die sie gerne mochte. Das war eigentlich ein schöner Beweis dafür, daß nichts zu kurz gekommen war, denn für die (dt.) Lieder war wirklich ich zuständig. Das andere Problemchen würde ich pragmatisch lösen - zuviele Prinzipien machen aus einer Muttersprache ein Projekt, und eigentlich läuft Sprache auch in der Mehrzahl doch nebenher. Wenn Du nicht übersetzst, wie Germanit vorschlägt, ist da in der Tat durchaus ja ein Lerneffekt -vielleicht sogar auch für Deinen Mann,der ja in Dtld. auch Dt. lernen sollte, oder? Aber letztendlich würde ich da kein Prinzip draus machen,wann ich wo wie rede. Jetzt wird es sprachlich (und auch sonst ) sicher spannend bei Euch - vielSpaß dabei - Ursel, DK

von DK-Ursel am 28.10.2018, 09:33



Antwort auf Beitrag von Tinkerbell2016

Wir haben die gleiche Sprachkombination. Was "richtig" ist, weiss ich nicht. Hier läuft es so: Bücher werden noch erzählt, weil richtig zuhören beim Lesen tut sie nicht. Deswegen erzählt jeder jedes Buch in seiner Sprache. Singen tue nur ich, Deutsch und Englisch. Wir habe Kinderlieder CDs in beiden Sprachen. Ich werde auch beides vorlesen. Mein Mann nur Englisch, weil sein Deutsch nicht so gut ist. Ich sehe das eher als Chance für meinen Mann besser Deutsch zu lernen, denn er hört ja jetzt mehr Deutsch dadurch, dass ich mit ihr fast nur deutsche rede. Inzwischen sehe ich das Thema, auch besonders wegen der Ratschläge der alten Hasen hier, eher entspannt

von AmyBell am 28.10.2018, 21:04



Antwort auf Beitrag von Tinkerbell2016

Eine interessante Frage. Wir haben schon diverse Möglichkeiten durchgespielt. Normalerweise lese ich auf Deutsch deutsch Bücher, Papa (sehr selten!) auf Spanisch spanische Bücher. Wenn ich spanische Bücher vorlese, übersetze ich sie ins Deutsche. Ich habe ein bisschen Übersetzungserfahrung und insofern keine Berührungsängste, doch ich denke, auch ohne diese Erfahrung kann man das mit guten Sprachkenntnissen machen. Ich finde Kinderbücher sogar eine super Einführung ins literarische Übersetzen, weil es einfach so offensichtlich ist, dass man von einer Wort-für-Wort-Übersetzung wegkommen muss. Wenn die Bücher aber komplizierter (also Niveau "Räuber Hotzenplotz") werden, werde ich das nicht mehr machen. Interessant war letztes Jahr die (deutsch verfasste) Weihnachtsgeschichte. Die habe ich auf Deutsch vorgelesen, aber mein Mann konnte sie natürlich auch auf Spanisch anhand der Bilder erzählen. Da hat sie dann doch tatsächlich ein paar Mal darum gebeten, dass ich sie spanisch lese. Also sie sagte immer "José, José", ich zeigte ihr Josef auf dem Bild und sie wurde ganz sauer, weil sie den gar nicht meinte. Irgendwann kam ich darauf, dass ich die Geschichte so lesen soll, dass ein José vorkommt, also auf Spanisch. Da habe ich dann ins Spanische übersetzt, aber das als Ausnahme. Zur zweiten Frage: Ich vermittle oft zwischen ihr und meinem Mann. Ich denke, wenn ich es jetzt so überlege, dass die Entschiedung in beiden Fällen davon abhängt, wie Deine Einstellung zur Mehrsprachigkeit ist: Geht es Dir schwerpunkmäßig um Kommunikation, oder geht es Dir schwerpunktmäßig um eine perfekte Beherrschung beider Sprachen? Wahrscheinlich um beides, so ist es jedenfalls bei mir, doch insgesamt überwiegt doch der Gedanke der Kommunikation. Und das lebe ich meiner Tochter vor, indem ich mich nicht in meine Sprache einigele, sondern immer wieder sozusagen auch den Vorgang der Übersetzung zum Thema mache.

von Joaninha am 29.10.2018, 08:16



Antwort auf Beitrag von Tinkerbell2016

Vielen Dank für alle eure Antworten! Dann werde ich das ganz entspannt betrachten und auch mal was englisches lesen/ singen, wenn gewünscht.

von Tinkerbell2016 am 29.10.2018, 08:24



Antwort auf Beitrag von Tinkerbell2016

Hej nochmal! DenHinweis finde ich gut, daß es eben bei Vemrittlung von mehreren Sprachen ja AUCH u mKommunikation geht. ich verstehe imemr nicht, daß Leute wirklichwegender prefekten Sparche hintan stellen, den Kommunikationswetr, denSprache ja har - dafür gibt es sie doch überhaupt, oder??? - zu mißachten, sprich: QWenn schwiegereltern, andere Freudne etc. dabeisind,w ird bestenfalls übersetzt, aber immer an der Nicht-Umgebungssprache festgehalten. Wioelange sich das reell durchführen läßt, hat hier leider auch nur selten jemandgeschrieben, meistens sind es Mütter von Kleinkinernd,ie da sturheil auf "ihrer" Sprache bestehen und damit vermitteln, daß sie durch deren Gebrauch einen Großteil der Anwesenden ausschließen. Denn meine Erfahrung ist,d aß es schwierig wird, wenn die Kinder Freunde mitbringen, mit denen man auch mal mehr diskutiert als spricht - ich hätte die vielen Gespräche mit den Freundinnen unserer Töchter bestimmt nicht dauernd durch Übersetzungen stören wollen - simultan wäre es nicht gegangen, weil einer dann vom Gespräch fürs Übersetzen ausgeschlossen gewesen wäre, hinterher hätte den Gedanken- und Redeflzß deutlich gestört. DA ist doch der Dialog wichtiger als die Sprache, also haben wir die vielen spannenenden SDikussionen auf Dänisch geführt. NATÜRLICH ist der Zeitfaktor für jede Sprache wichtig, nicht nur für die Muttersprache(n), aber in erster Linie ist doch Sprache KOMMUNIKATIONSmittel und sollte vermitteln und nicht trennen. Darum finde ich es immer extrem schade, wenn da so kriegerisch auf dem Gebrauch der eigenen Sprache bestanden wird -- und somit natürlich familiäre Konflikte heraufbeschworen werden, die ich gut auch von der nicht-verstehenden Seite nachvollziehen kann. Daß ich auch draußen mitten im dänischen Gespräch mal auf Deutsch rüberrufen kann "mach mal bitt die Jacke zu, es wird kalt" iostenie andere Sache - das gehört ja nicht unbedingt zum Gespräch und istauch nciht so wichtig zum Verständnis, sondern signalisisert eben auchd,aß beideSprache situatinsabhängig gepflegt werden. Nochmal zum Englischsingen, wei lDu das am Schluß nocherwähnst, Tinkerbell. Wiebschrieben, habe ich beides gesungen - in der Musikschule, Schule, Kirche war das Dänische ja nötig, zuhause wurden die Lieder oft aufgegfriffen - aber ich habe ja auch viel Deutsch gesungen, und ich habe sogar englische lIeder gesungen bzw. meine Kinder habensie gehört - so ist dsas doch i mleben, man hört ja auch anderes, ohne es zu vertiefen. Bei Euch ist Englisch natürilch die andere Sprache, für die erstmal der Vater zuständig ist, aber sturheil ist nie gut --- Prinzipien sind dazu da, den Verhältnissen angepaßt zu werden, und gerade Muttersprache folgt eigentlich keinem Prinzip, sondern dem Herzen,weshalb man eben auch empfiehlt, die Herzenssprache zu sprechen und keine Fremdsprache! DANN gibt es nämlich kein richtig oder falsch. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 29.10.2018, 10:27