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An Mehrfachumziehende-schlechtes Gewissen????

Thema: An Mehrfachumziehende-schlechtes Gewissen????

wir sind beruflicg mehrfach umgezogen Bonn und Berlin im Inland, im ausland Moskau, New York, Niederlande, Kanada es war durch die BAnk schön, ich habe jeden Dienstort geschätzt oder zumindest an jedem Dienstort viel geschätzt, die Kinder haben, ihren unterschiedlichen NAturellen entsprechend, sich immer mehr oder weniger schnell eingepasst und hatten sich immer Aber jetzt habe ich das, was ein Bundeswehrkollege mal bei seiner Frau diagnostizierte. Ein kleines TRauma, dass meine Kinder keine Heimat haben. Heimat war bei uns immer wo die Familie ist. Jetzt sind wir erstmal in drei unterschiedlichen Ländern (ein Sohn studiert im ausland) . Wir sehen uns drei bis fünfmal im Jahr, whatsappen viel, meine großen Söhne sind oft bei meinem Bruder in Westdeutschland. Aber wo ist das Zuhause? Von alten Schulkameradinnen die Söhne kommen Weihachten nach Hause und treffen sich mit alten Schulkameraden, sind wieder "zuhause". Und wir? Vor allem, wo gehöre ich hin? Ich bin mit Ende 20 das erste Mal beruflich ins Ausland gegangen, dann kamen die Kinder. Ich war immer köstlich unterhalten, ich habe noch knapp 15 Jahre Arbeit, da werde ich auch bestens unterhalten, aber wo gehöre ich hin? Meine unendlichen vielen Kontakte, mehr als man pflegen kann, stammten zu 80 Prozent aus meiner Arbeit, zu 20 von den Kindern. Ausland kann ich mir nur Europa vorstellen und das auch nur solange ich gesund bin. Habe die Erfahrung gemacht, dass es einem nirgends so gut geht wie in Deutschland wenn man auf Hilfe anderer angewiesen ist. Von daher wäre ich interessiert, wie Ihr das seht, also vor allem die Mitforisstnnen, die beruflich mehrfach ins ausland gegangen sind. Wer einen Ausländer geheiratet hat und dorthin gezogen ist, hat ja anderen Zugang zu dem Land, das ist nicht ganz das, was mich umtreibt. Aber sonst, sehr interessiert an Euren Erfahrungen. Benedikte

von Benedikte am 08.03.2018, 22:23



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Hey Du , also ich kann Dein Gefühl nachvollziehen. Ich bin auch sehr auf Wanderschaft gewesen und noch kein Ende in Sicht. Die ersten 20 Jahre daheim, dann zur Ausbildung weit weg gezogen und bis ich 29 war 10! Mal umgezogen ( gut 2x je 2x im selben Ort bz 5 km weiter). Aber trotzdem war das nur ein hin und her. Dann habe ich 8 Jahre in einer deutschen Kleinstadt verbracht: trotz Kindern , der Familie meines Mannes und recht unternehmungslustig... bin ich da immer noch fremd. Dafür ist der erste Ort im Ausland, in dem wir drei Jahre verbracht haben - ein zu Hause geworden. Ich kenne den halben Ort durch die Kinder und eben was so anlag, von Beamten über Klempner etc.... wenn ich nach Hause fahre , dann dahin um irgendjemanden zu treffen. Da wo wir jetzt wohnen, gibt es ein /zwei nette Leute, aber da fehlt zu viel, wir werden hier nicht richtig warm. Wo hast Du Dich denn richtig wohl gefühlt? Wo hast Du gute Freunde, Nachbarn etc gefunden? Wo hast Du außerhalb Deiner Arbeit irgendwas gemacht und Kontakte unterhalte? Das könnest Du doch vielleicht als zu Hause empfinden.

von reblaus am 08.03.2018, 22:45



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Hej Benedikte! ich finde Deine Gedanken auch sehr interessant,. Nun willst Du ja dezidiert unsere Meinung - von denen, die einen Ausländer geheiratet haben - nicht so gern dabei haben, Aber steckt bei Dir da die Idee, daß man automatisch das Land rundum liebt, wiel man ja der Liebe wegen dort ist? Im Traum habe ich als junger Mensch weder an Ausland noch an DK als Lebensmittelmittelpunkt gedacht. Letztendlich hat es mich also auch hierher verschlagen - nicht gegen meinen Willen, auch nicht, weil ich das angestrebte Ziel hatte, mal im Ausland zu leben. Das kam eben, WEIL ich einen Ausländer geheiratet habe (der vorher auch zusammen mit in Dtld. lebte). Auf eine Art also noch weniger "freiwillig" als bei jemandem, der in jungen Jahren sen Leben verändern will, raus will aus der gewohnten Heimat und Neues ausprobieren möchte. Und nur weil dies die Heimat meines Mannes ist, ist es ja noch nicht automatisch auch meine. Nicht einmal meine Umzüge innerhalb Dtld.s von Bundesland zu Bundesland sind aus "Abenteuerlust" entstanden, sondern einfach ein bißchen der Not gehorchend - Studienplatz - Arbeitsplatz, dann eben schon die Liebe, um die Entfernung DK-Süddtld. zu verringern etc. Da wird man also irgendwo hingepflanzt oder eigentlich eher gezogen oder geworfen, wo man im Traum nicht ausgesprochen hinwollte, und man lebt dort, weil der andere und die Familie dort ist. Ich lebe hier so gern wir in Dtld., fühle mich aber laaaange nicht als Neu-Däne" (dieser Begriff war gerade modern, als ich herzog - und ich fand ihn von Anfang an schrecklich - und er scheint wieder zu kommen). Ich bin Deutsche in DK und bleibe das sicher bis an mein Lebensende. Nicht weil ich ich hier so vieles schrecklich finde, ganz und gar nicht. Aber DK oder Ausland war nie mein erklärtes Ziel, mein Traum, und ich fühle mich zu Dtld auch noch sehr verbunden. Weshalb ich also niemals auch nur im Traum daran dachte, die dän. Staatsbürgerschaft anzunehmen und somit auf meine deutsche zu verzichten - doppelte Staatsbürgerschaft auf diese Art geht erst seir 2-3 Jahren hierzulande. Heimat läßt sich sowieso vielschichtig definieren - für mich ist sie schon lange kein Ort mehr, aber Dtld. als dt. Sprachraum ist und bleibt mir wichtig, meine dt. Sprache ist meine Heimat. Mein Zuhause ist nach so vielen Jahren Leben hier nun wohl hier, hier ist ja auch meine Familie, aber das könnte ebenso gut woanders in DK oder wieder in Dtld. oder ? sein. Meine Kinder sind natürlich deutlich DK-gebundener, also haben sie eine -dän.- Heimat - aber was die Freunde angeht, nun ja --- wieviele aus der Schulzeit habe ich selber denn noch? Liegt das nicht auch daran, daß sich nach dem Abitur ALLE neu orientieren und verstreut leben? Sogar aus dem Studium sind mit nur wenige geblieben, und aus den verschiedenen Wohnorten dann jeweils 1-2. Wohingegen es aber auch schwierig ist, in DK Freunde zu finden - je nach Defintion natürlich. Wie mir eine Deutsche, in Frankreich lebend, mal vor langer Zeit sagte: "Nachfranz. Verhältnissen habe ich viele Freunde, nach deutschen keine hier." Bezeichnend eben, daß 2 meiner wirklich guten Freundinnen hier deutsche sind, die andere ist Dänin und manchmal empfinde ich diese Freundschaft neben aller Bereicherung auch als etwas anstrengend und anders, weil ich mich ofter erklären muß - denn sie hat nie woanders gelebt als hier. Ja, wie die Kinder das empfinden verarbeiten, ist sicher sehr verschieden, aber beider Globalisierung, die die heute alle mehr oder weniger drauf haben ,snid Neuanfänge sowieso gewöhnlicher als bei uns früher. Ich denke, wenn sie ein familiäres, ein sprachliches oder anderes Zuhause/Heimatgefühl haben, haben sie doch einen Punkt, aus dem sie Beständigkeit und Zugehörigkeitsgefühle schöpfen können. Ich werde gespannt lesen, was die anderen schreiben. -- schönes Wochenende allen - Ursel, DK

von DK-Ursel am 09.03.2018, 10:06



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Ursel, mir ging es um expats weil das etwas vällig anderes ist als binational oder sonstige Einmaluslandsumzuege. Die Zielrichting ist anders- Deine Kinder sind in Dänemark geboren, sprechen dänisch, haben einen dänischen Pass, sind Dänen und zuhause. Nur eben in Dänemark. Mir ging es um die, die eben nur wenige JAhre an einem Ort sind, ohne Sprachbeherrschung, Pass, Integration, gerade die Kinder. Das war der Unterschied.

von Benedikte am 09.03.2018, 15:58



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Benedikte - ja, was die Kinder angeht, ist das total anders, das schrieb ich ja auch in einem unteren Abschnitt (ich verstehe s durchaus, wenn Du nicht durchgehalten hast). Und natürlich ist es auch anders, wenn man sehr oft hin und her zieht - was ich allerdings bis zu meinem DK-Umzug auch oft getan habe - de facto habe ich gerade erst jetzt hier in DK den dt. Rekord an 1 Ort gesprengt. Aber es ist eben manchmal auch anders, weil ich eben nicht zuhause mit dem Wunsch saß: Wenn ich groß bin, gehe ich nach DK." Diesen Wunsch haben viele, die sind total verrückt nach dem Land und haben nichts anderes im Kopf. Aber das war bei mir ja auch anders und daher bin ich weder so enttäuscht worden wie so mancher Urlauber, der hier das Paradies suchte, noch bin ich aber auch so verliebt n alles, was dänisch ist. Es ist Zweckpakt - und mind einer lebt immer im Ausland, immer in einer fremden Sprache, stecke berufsmäßig meistens (erstmal) zurück und undund. ich bin eben nicht von Fernweh beseelt ausgewandert - ich bin bin der Not oder eben Liebe gefolgt . Aber es gibt ganz sicher sehr viele Unterschiede, das ist mir natürlich auch sehr klar und darum lese ich ab jetzt wohl lieber nur noch mit. Zum schlechten Gewissen oder Schuldgefühlen kann ich nur sagen, was wir in völlig anderem Zusammenhang mit einer Tochter gelernt haben: Es nützt nichts. Der Rückblick ist MANCHMAL gut - man kann zwar meistens nichts ändern, aber eben doch verstehen, warum manche Dinge dann auch anders laufen als bei "anderen". Aber Schuldgefühle, schlechtes Gewissen - das bringt keinen weiter, sondern macht nur kaputt. Schau auch darauf, was Deine Kinder immerhin auch Positives durch die Umzüge bekommen haben. es gibt nun mal nicht nur 1 Seite einer Medaille, und genauso gut können dann die,die nie aus ihrem kleinen Berg- oder Fischerdorf herauskommen, weinen, weil sie eben keine globalen Menschen sind. Letztendlich ist es so, wie es ist - das Leben läßt sich nicht immer steuern, schon gar nicht immer "richtig" für jeden leben --- und wie gesagt: Alles hat ja zum Glück 2 Seiten. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 09.03.2018, 18:59



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Die Frage der emotionalen Heimt stellt sich bei uns auch immer. Meine emotionale Heimat ist die Stadt in Deutschland, in der ich als Erwachsenen am längsten gelebt habe. Dorthin möchte ich im Alter zurück. Meine Kinder haben dort teilweise ihre ersten Lebensjahre verbracht und kürzlich wieder 2 Jahre. Dort waren sie auch sehr glücklich und sehnen sich zurück, aber ob das in ein paar Jahren noch so ist? Wir sind seit 2010 mittlerweile vier Mal umgezogen (ins Ausland, im Ausland, in die Heimat zurück und wieder ins Ausland) und es ist absehbar / wahrscheinlich, dass wir in 2 1/2 Jahren wieder umziehen. Wohin steht noch in den Sternen. Uns treibt daher immer der Gedanke nach einem emotionalem Zuhause, wo man Weihnachten feiert und die Ferien verbringt. Da ich aber auch arbeite, ist die Idee eines Ferienhauses ein unökonomischer Luxus, den wir vermutlich nie verwirklichen werden. Heimat sind für meine Kinder die Häuser der Großeltern. Ein schlechtes Gewissen habe ich auch immer wieder. Wir sind jetzt seit kurzer Zeit wieder im Ausland und eines meiner Kinder braucht immer sehr lange, bis es Freunde findet. Jetzt ist der Zeitpunkt erreicht, aber die erste Freundin zieht schon bald selbst wieder weg. Ich habe für mich festgestellt, dass man jede Station immer so angehen muss, als würde man für immer da bleiben. Die vielen Umzüge waren auch nicht so geplant, eigentlich wollten wir an der 2. Auslandsstation ganz lange bleiben, aber manchmal geht es nicht. Jetzt sind wir in klassischen Expat-Rhythmus drin und durch die neue Schule der Kinder haben sie jetzt Freunde aus der ganzen Welt, die auch schon überall gelebt haben (war an der deutschen Ausslandsschule nicht so, da waren die meisten Kinder zumindest aus Deutschland bzw. haben schon in Deutschland gelebt). Wenn ich mich mit alten Freunden treffe oder mit ihnen spreche, passiert nie etwas in ihrem Leben. Das sagen die Freunde immer selbst. Wenn ich sehe, was ich und die Kinder alles erleben, wie viele Kulturen sie kennen lernen, wie sie neue Situationen meistern, wie gut sie dann doch mit allem zurecht kommen, dann bin ich wieder froh, dass wir dieses Leben gewählt haben.

von Astrid18 am 09.03.2018, 12:56



Antwort auf Beitrag von Astrid18

ich sehe, wir verstehen uns Die Weihnachtsfrage ist bei uns gelöst. Solange die Kinder 25 oder drunter sind, sprich, ich Kindergeld kriege, habe ich Wohnraum fuer die, auch im Ausland. Nur ist es natuerlich mit Aufwand verbunden wo bei die Behörde zwei Mamafahrten bzw Fluege im Jahr auch zahlt, da gibt es nichts zu meckern. Von wegen-es pasisert nichts im Leben der Freunde- das ist manchmal das, was ich schätze. Oft ist es auch so, dass die alles, was passiert, sofort im gespräch mit Freunden vor Ort abarbeiten und vergessen, während wir, die wir uns so selten sehen, oft montealte news als news verkaufen. dein letzter Abstatz- das sehe ich auch so, im Grundsatz, aber gerade im Moment vermisse ich etwas Kontinuität. Stabilität, Verlaesslichkeit ich habe in meinem Garten so viel angepflanzt was ich jetzt vermutlich nie grosswachsen sehe.... Zusatzfrage-ich lese Deine Beiträge ja laenger-ist der Ehepartner mit dem Rotationszwang bei der grossen staatsfernen Kulturbehörde mit dem gruenweissen Logo?

von Benedikte am 09.03.2018, 15:07



Antwort auf Beitrag von Benedikte

Ne, mein Mann ist in der metallverarbeitenden Industrie, und die letzten Umzüge hingen auch teilweise mit einem Arbeitgeberwechsel und guten beruflichen Perspektiven zusammen. Als wir erstmals ins Ausland sind, war es für mich am leichtesten, weil ich Elternzeit nehmen konnte. Jetzt musste ich erstmals meine Stelle in der Heimat kündigen. Ich habe aber doch immer wieder interessante Stellen gefunden, aber ob mir das immer wieder gelingt, bezweifel ich. Das raubt mir auch manchmal Energie, und jetzt bin ich gerade seit Januar wieder in einer neuen Position in einer neuen Branche und zweifle manchmal, warum ich mir den Stress antue, könnte ich doch ein nettes Leben als Expat-Mutti machen. Stattdessen arbeite ich Vollzeit und habe noch eine lange tägliche Pendelstrecke... Aber dann - und das hat mich auch zur Jobsuche bewogen - würde ich vielleicht nie wieder etwas finden. Dazu ist mir die Zeit zur Rente zu lange, und mir ist auch die Unabhängigkeit aus diversen Gründen wichtig. Wenn wir jetzt zuletzt in Deutschland geblieben wären, dann hätten wir uns im schönen Idyll treiben lassen, aber da hatten wir nur eine Wochenendfamilie, das wäre auf Dauer auch schwierig geworden. Wir versuchen, aus jeder Zeit ein paar gute Freunde zu behalten, und das scheint auch zu gelingen. Die Zeit im Ausland schweißt doch irgendwie zusammen, und so treffen wir regelmäßig Freunde aus der China-Zeit, die auch so langsam alle wieder nach Europa zurück kehren.

von Astrid18 am 09.03.2018, 15:36



Antwort auf Beitrag von Astrid18

auch da verstehe ich, was Du meinst wenn wir im Inlang geblieben wären, ginge es uns finanziell auch nicht schlechter, beide eine dauerhafte Stelle. Alles geregelt. Und jedesmal im Umzug oder danach verfluche ich mich und zweifel, ob das echt wieder sein musste und dann weiss ich doch, dass ich mich wieder jucken lasse wenn es zu lange problemlos läuft, dass ich unzufriedenm, unruhig und was weiss ich werde und wieder los muss und bei mir sind zwei Jungen aus dem HAus, ich kenne inzwischen einige, die nicht arbeiten, jetzt halt auch nicht mehr den drive haben, euinzusteigen und mit 50 ohne Berufserfahrung ist man halt auch nicht so gefragt, da hast Du schon Recht- besser man bleibt am Ball bevor man 20 Jahre mehr oder weniger vertrödelt in dem Sinne

von Benedikte am 09.03.2018, 15:55



Antwort auf Beitrag von Benedikte

Huhu, ich qualifiziere mich hoffentlich zu einer Antwort, obwohl ich mit einem Ausländer verheiratet bin, wir aber nicht in seinem Land leben . Wir "gehören" auch nirgendwohin, bzw. halten es wie ihr: Heimat ist halt, wo sich unsere kleine Familie gerade aufhält. Da meine Eltern selbst schon mit uns Kindern aus beruflichen Gründen oft umgezogen waren, auch ins Ausland, kenne ich es eigentlich auch nicht anders. Seit ich erwachsen bin, halte ich es ähnlich, und meine Kinder (jetzt 9, 6 und 2) sprechen zwar Deutsch, kennen das Land aber hauptsächlich aus den Ferien. Meine Eltern hatten damals als festen Ankerpunkt ein Bauernhaus an der Ostsee gekauft, dort habe ich quasi fast alle Ferien der Kindheit verbracht. Nur - Heimat war das für mich auch nicht. Aber mir fehlt so etwas wie "Heimat" auch nicht wirklich, oder vielleicht sollte ich sagen: noch nicht? Das soziale Netz fehlt uns nicht. Wir kamen bisher immer gut durch, haben überall lokale Freunde gefunden, auch eine Handvoll engerer, die sich sicherlich noch eine Weile halten. Jetzt sind wir gerade aus Korea nach Japan gezogen, hier ist es deutlich schwieriger, "anzukommen", aber ich kann nicht sagen, dass ich (m)eine Heimat vermissen würde. Überhaupt - heimatlich verbunden fühle ich mich am ehesten mit Italien, da habe ich Abitur gemacht und teilweise studiert, außerdem ist mein Mann Italiener. Ich denke, dort werden wir uns mal zur Rente zurück ziehen. Zur Zeit sind wir auf der Suche nach einer Wohnung als Ferienhaus, aber durchaus mit dem Hintergedanken, dass es seniorenfreundlich sein sollte - Fahrstuhl oder Parterrewohnung, mit guter öffentlicher Anbindung und Ärzten in der Nähe. Also, schlechtes Gewissen gar nicht, und das zuhause, sprich unser familiärer Lebensmittelpunkt, ist noch nicht fix mit einem Land verbunden. Aber, da bin ich auch bei dir, liegt der kulturelle Schwerpunkt, mit dem wir uns "heimisch" verbunden fühlen, nach wie vor auf jeden Fall eher in Europa als sonstwo. PS: Meine Tochter (die Neunjährige, in England geboren) sagt interessanterweise auf Nachfrage immer im Brustton der Überzeugung, sie sei Deutsch. Mein Sohn könnte es glaub ich gar nicht genau sagen, oder es interessiert ihn nicht. Und die Kleine, naja... Noch ein bisschen früh! LG

von Korya am 10.03.2018, 16:07



Antwort auf Beitrag von Korya

Bitte nbicht Zuhause mit Heimat verwechseln - oder sagst Du bewußt, Deine Heimat sei, wo die Familie ist, Korya? Schönes Wochenende - Urseö, DK

von DK-Ursel am 10.03.2018, 17:52



Antwort auf Beitrag von Korya

Huhu Ursel, doch - schon bewusst, denn wie du auch sagtest - Heimat ist für mich schon lange kein spezifischer Ort mehr oder nicht einmal mehr ein Land. Eher Elemente, die ich (wir) gemeinsam gesammelt haben und die uns wichtig sind, unser eigenes kulturelles Familienpuzzle sozusagen. In dem Sinne ist Heimat für mich in der Tat am ehesten die Familie, mehr als nur das zuhause. Meine Kinder sind insofern tatsächlich heimatlos, nur ohne die oben genannten Traumata - die feste Anlaufstelle (nicht nur Bett, sondern eben auch das vielschichtige, die Werte, kultureller Ankerpunkte...) ist unsere Familie. Aber sie sind auch noch klein, vielleicht ändert sich das alles noch einmal??

von Korya am 11.03.2018, 02:29



Antwort auf Beitrag von Korya

Nachtrag - ich kam schon bei meiner gestrigen Antwort ins Grübeln: was, wenn mir selbst die Familie als heimatstiftender Kreis abgesprochen würde, wo würde ich sie dann sehen? Wie suchen, finden, wie definieren? Z.B. über Heimweh? Mmmh... Ich fühle nach wie vor etwas Heimweh nach England, wo wir 12 herrliche Jahre gelebt haben. Und definitiv noch großes Heimweh nach Korea - ein tolles Land und tolle Menschen, dort haben wir uns unheimlich wohl gefühlt und wollten so schnell (nach drei Jahren, die wie im Flug vergingen) eigentlich nicht wieder weg. Aber nur deshalb sind weder England noch Korea "Heimat".. aber Deutschland ist es eben auch nicht mehr, außer dass es auch bei mir noch im Pass steht. Wir sammeln einfach weiter Brocken von "Heimat" (=wo wir uns ursprünglich heimisch fühlen, also wie schon gesagt, weit über die Begrifflichkeit eines "zuhausefühlens" hinaus) und machen unser Bestes draus! Oje, jetzt ist mein Nachtrag fast so lang wie das Ausgangswort geworden, sorry!!!! LG

von Korya am 11.03.2018, 03:02



Antwort auf Beitrag von Korya

Danke für Deine Ausführungen - natürlich kann man Familie oder Menschen auch als Heimat betrachten, ich wollte mit meinem Zwischenruf nur sicher gehen, denn bei mir ist das durchaus anders. Ich glaube, daß ich durch meine Umzüge (nun zähle ich mal die Bundesländer-Umzüge in den Jahren vor DK dazu) auch einen Heimatbezug für feste Orte verloren habe, wenn überhaupt, ist Dtld. eben einfach immer noch mehr meine Heimat als DK. Dort war ich am längsten - immer noch, wenn auch nie an so lange an 1 Ort wie jetzt in DK - dort waren Geschichte, Sprache und Menthalität bei allen regionalen Unterschieden dennoch eher gleich als zwischen Dtld. und DK, und ich merke sehr oft noch, daß ich eben deutsch geprägt bin und nicht dänisch. Heimat ist für mich darum mehr ein kulturelles Gefühl, das sich bei mir sehr über die Sprache manifestiert - ähnlich habt Ihr ja auch schon einiges erwähnt. Dtld. also eher als Sprachraum, als Kulturraum, als historisches "Wesen", das mir oft immer noch näher liegt als DK. Aber wie gesagt, war es ja auch nie mein brennender Wunsch, ins Ausland oder gezielt nach DK zu gehen. Das hat sich ergeben, das war okay, ich habe mich darin eingerichtet --- und kann mich bestenfalls fragen, wo ich mich sä#he, wäre ich in Dtld. geblieben und womöglich auch nochmal umgezogen - was sich durchaus abzeichnete. Wie würde ich >heimat dann definieren? - Sicher ein bißchen anders, weil ichd en Kontrast mit dem Ausland doch nicht hätte. Insofern ist die Frage nach Heimat immer sehr spannend, die Antworten aber können niemals eindeutig oder gar allgemeingültig sein - womit ich nicht eine feste Region/Gegend meine, das ist eh klar, daß die jeder woanders hat. Aber es gibt ja auch Menschen ,Auswanderer,d ie ihre heimat oder eine neue Heimat erst im neuen Land gefunden haben, die so verzweifelt aus ihrem Land heraus woltlen (und nicht MUSSTEN wie die jetzigen Flüchtlinge aus Syrien), daß sie aufgrund dieser anderen Voraussetzung ganz anders verwurzeln. Danke jedenfalls nochmal für Deine Erklärung, finde ich sehr nachdenkenswert! Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 11.03.2018, 10:00



Antwort auf Beitrag von Korya

Huhu, nochmal ich, da muss ich dir recht geben - wenn jemand so verzweifelt weg möchte, ist der Abschied - und dann der Neustart - sicherlich noch mal von ganz anderer Tiefe. Bei uns hat es sich eher so ergeben, es gab spannende berufliche Optionen, die wir (also mein Mann und ich) durch diskutiert haben und eine für uns passende Entscheidung getroffen haben. Dennoch, geplant war es zu Beginn nicht so, und wie es weitergeht steht auch noch nicht fest, ohne dass es uns beunruhigen würde... Aber eine andere Nummer als ein Flüchtling, oder ein bewusster Auswanderer - der dann ja zumeist auch in dem Land bleibt, in das er ausgewandert ist. LG

von Korya am 12.03.2018, 10:56



Antwort auf Beitrag von Benedikte

Hallo! Auch wir gehören dazu! Wir sind natürlich auch in Deutschland mehrfach umgezogen, aber so etwas zähle ich nicht dazu. Beruflich waren wir dann (mit unseren Kindern) in Lettland, Ungarn und Dänemark. Irgendwann begann bei mir auch das Gefühl, so "wurzellos" zu sein. Natürlich war es immer "our home is where my family is", aber zum Teil ist man doch so verloren in den Ländern in die man zieht. So alleine halt. Man hat viele Expat-Freunde, aber so "richtige" Freunde sind es ja auch nicht. Die kommen und gehen und wenn man zu innige Freundschaften aufbaut ist man nur tief traurig, wenn sie wieder weg ziehen. Ich bin froh, dass wir seit dem letzten Sommer wieder in Deutschland leben. Wie du selber sagst, es ist nirgends besser als in Deutschland, gerade wenn man krank wird oder ähnliches. Meine Tochter ist übrigens ganz traurig, dass wir immer umgezogen sind. Sie gehört in keine "Clique". Diese Cliquen bilden sich ja zum Teil schon im Kindergarten und man trifft sich dann ein Leben lang. Aber durch die ewige Umzieherei hat man halt immer nur phasenweise eine BFF. Es ist auch schwierig wirklich in Kontakt zu bleiben. Ich versuche nun mir hier wieder einen Freundeskreis aufzubauen, aber meine Kraft lässt irgendwie nach. Ich habe keine Lust mehr ständig neue "Freunde" zu suchen. Ich hoffe, dass wir erst mal mindestens fünf Jahre hier bleiben (wir sind jeweils nach zwei oder drei Jahren wieder umgezogen, was echt anstrengend ist!). Aber du siehst, du bist nicht allein mit deinen Gedanken! Und DK-Ursel: es ist einfach was anderes einfach so in ein fremdes Land zu gehen. Ein Land, zu dem man null Bezug hat und wo man unter Umständen so gar nicht leben will. Die Firma entscheidet wohin die Reise geht. Und ganz nebenbei: Dänemark fand ich am schlimmsten von den drei Ländern (ohne dich ärgern zu wollen, ist aber halt so). Viele Grüße trotzdem, Moni

von MamaMon1 am 12.03.2018, 10:16



Antwort auf Beitrag von MamaMon1

Mona, MICH ärgerst Du mit Kritik an DK nicht, ich habe mich NOCH NIE als Neu-Däne betrachtet und laufe heute noch Amok gegen diese Vereinnahmung. ich sehe DK als meinen Wohnort an, ich lebe auch ganz gern hier, aber ich bin niemals so DK-verrückt gewesen wie manche, die absolut hierher auswandern wollten und lieber als Putzfrau hier als in ihrem gelernten Beruf arbeiten wollten - nur um nach DK zu kommen. Wäre mein Niederländer, wäre ich eben dort gelandet, bei einem Spanier in Spanien usw. So ist das Lmanchmal. Darf ich fragen, was Du so schrecklich fandest? Und natürlich ist es ein Unterschied, habe ich ja nicht bestritten - ich fand es nur (auch) wichtig, den zu differenzieren, was Korya gut verstanden hat und weiterführte, danke dafür. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 12.03.2018, 13:11