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3 Sprachen (Baby noch auf dem Weg ;) )

Thema: 3 Sprachen (Baby noch auf dem Weg ;) )

Ich finde zwei sprachig ist eine recht simple Sache wenn ein Elternteil die eine, der andere die andere spricht, nun ist es so, dass bei uns drei Sprachen zusammentreffen, von denen wir beide zwei beherrschen, eine nur der Papa. Ich bin deutsch/kanadisch und sprechend englisch/deutsch, mein englisch ist auch auf dem level dass Menschen aus englischsprachigen Ländern nicht raushören, dass ich in Deutschland aufgewachsen bin. Der Papa spricht von Haus aus Twi (Sprache aus Ghana), sein Englisch ist in Ordnung und sein Deutsch reicht für den Alltag bzw ist scon ziemlich gut, halt nicht perfekt aber gut. Er und ich wechseln fließend zwischen Englisch und Deutsch, gerne auch innerhalb einer Unterhaltung mehrfach. Meine Vorstellung ist es, dass ich mit dem Kind Englisch spreche, er mit ihm/ihr Twi und naja dann ists ja natürlich noch Deutsch. Ich erwarte irgednwie dass Deutsch dann schon irgendwie mit dazu kommt, weil wir ja in deutschland leben und die Großeltern deutsch sprechen werden... also meine Eltern. Die freuen sich wie Bolle und ich gehe erstmal von viel Kontakt aus. Sehe ich das mit Deutsch zu lässig? Wie handhaben das andere 3 sprachige Familien?

von polissena am 14.01.2022, 13:06



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bei uns kam Deutsch auch über die Großeltern und weitere Verwandte - wobei wir aber nicht in Deutschland leben :-) klappt trotzdem ganz gut. Sie sprechen alle drei Sprachen, wenn auch nicht auf identischem Niveau, das ist aber so gut wie nie der Fall meiner Erfahrung nach. Also der Plan klingt erst mal realistisch, vieles ergibt sich ja dann auch später von selbst. Alles Gute!

von Kacenka am 15.01.2022, 08:57



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Kann schon funktionieren mit dem Deutsch, gerade weil die Umgebungssprache deutsch ist. Wir sind auch 3 Sprachig. Ich spreche Deutsch mit unseren Sohn, mein Partner in seine Muttersprache und wenn wir uns unterhalten dann englisch. (Ich kann seine Sprache nicht sprechen er aber etwas deutsch - aber trotzdem schlechter als englisch). Unser Kleiner ist jetzt 13 Monate alt. Von Gefühl her würde ich sagen Deutsch versteht er am besten. Die anderen Sprachen kann ich schlecht einschätzen, weil er ja noch recht klein ist, würde aber sagen dass er von englisch so gut wie nichts versteht (weil wir ja auch nicht direkt in englisch zu ihn sprechen) und die Muttersprache von meinen Freund nur ein Minimüh. Vom Gefühl her würde ich eher sagen, dass es besser ist wenn du deutsch mit dem Kind dann sprichst und dann eure Familiensprache eher englisch sein sollte Denn persönlich würde ich es wichtiger finden, besonders da ihr in Deutschland lebt, dass deutsch wirklich an erster Stelle steht von den Sprachen. Ich denke die Großeltern werden ja sicherlich auch nicht 24/7 da sein und die “Spracherziehung” den Kindergarten dann zu überlassen könnte meiner Meinung auch nach hinten losgehen…

von 12Mami am 18.01.2022, 21:56



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"Ich denke die Großeltern werden ja sicherlich auch nicht 24/7 da sein und die “Spracherziehung” den Kindergarten dann zu überlassen könnte meiner Meinung auch nach hinten losgehen…" "nach hinten losgehen" inwiefern? Dass das Kind erst mal in die Kita kommt und wenig versteht und von den Erzieherinnen als Problem angesehen wird? Oder wie meinst Du das? Kinder kommen da gewöhnlich schnell rein und verstehen auch eine bisher unbekannte Sprache innerhalb von wenigen Wochen sehr gut, wenn sie "ins kalte Wasser" geworfen werden. Erfordert etwas Einfühlungsvermögen von den Betreungspersonen, aber ist normalerweise kein Problem. Für mich klingt dein Post nach übertriebener Konfliktvermeidung. Wenn das Kind möglichst zu allen Sprachen eine positive Beziehung haben soll, halte ich eine Gewichtung wie "Denn persönlich würde ich es wichtiger finden, besonders da ihr in Deutschland lebt, dass deutsch wirklich an erster Stelle steht von den Sprachen." für wenig hilfreich. Aus meiner Sicht steht bei mehrsprachiger Erziehung keine Sprache an erster Stelle, sondern alle sind "gleich gut", keine wird unterschiedlich bewertet und das Kind darf sich in jeder Sprache frei entwickeln, darf sich mit seiner Sprachumgebung, so wie sie sich ihm präsentiert, frei auseinandersetzen und darauf reagieren. Euer Kind ist noch sehr klein, da spielt der tägliche Umgang mit dem Kind tatsächlich die größte Rolle. Aber glaub mir, Kinder lernen nicht nur in den ersten drei Jahren ihre Muttersprache, sondern viel länger. Und je älter sie werden, umso mehr dominiert erfahrungsgemäß die Umgebungssprache. Im Kindergarten kommen ganz viele neue Wörter und auch Grammatik ist mit drei noch in der Entwicklung, da können die "Heimsprachen" manchmal kaum noch mithalten, wenn man nicht darauf achtet. In der Schule wird es meiner Erfahrung nach noch mal schwieriger, weil man noch weniger Zeit mit dem Kind verbringt und auch nicht alles, was sie dort lernen, mit dem Kind noch mal in der anderen Sprache "durchsprechen" kann. Zumal ja die Schulaufgaben dann auch zu Hause mit dem Kind in der Schulsprache gemacht werden. Ok, vielleicht hatten wir einen besonders guten Kindergarten? Jedenfalls haben unsere Kinder dort sprachlich Riesensprünge gemacht. Fakt ist aber, dass es ein eher konservativer Kindergarten war, mit festem Zeitplan und neben freiem Spiel auch jeden Tag "organisierter" Beschäftigung (Theater, Ausflüge in den Wald oder ins Museum, Malen, Basteln, Kochen, Backen, bestimmte Themen, Lieder und Gedichte lernen...). Ob das in einer Kita mit "offenem Konzept" auch so funktioniert? Großeltern sind bei uns nicht regelmäßig da, wir wohnen etwa 200 km entfernt. Sie haben trotzdem deutsch gelernt, und das obwohl wir nicht in Deutschland leben. Sie verbringen in den Ferien aber jedes Jahr auch mal mehrere Tage bzw. Wochen bei den Großeltern am Stück - als sie klein waren, bin ich im Sommer immer fünf Wochen mit den Kindern bei meinen Eltern gewesen. Das hat sich sprachlich auch definitiv ausgewirkt. Euch alles Gute!

von Kacenka am 19.01.2022, 08:09



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Kacenka, Du sprichst mir wie so oft aus dem Herzen. Ich habe gestern ja auch schon gegen diesen Beitrag protestiert, wenn auch evtl. Weniger direkt als Du. Unser Patensohn kam mit 3 in de; dänischen Kindergarten und konnte fast nur Deutsch, denn die Familie ist durchgehend deutsch und spricht das natürlich auch nur zuhause. Natürlich fing er einiges auf, wenn er mit Mutter einkaufen war oder die Brüder Kameraden aus dem Kindergarten heimbrachten, abe4 das war so begrenzt, daß die Pädagogen sehr bedenklich schauten…und sich nur über Mutters Ruhe, sondern auch die Geschwindigkeit wunderten, mit der der Kleine Dänisch lernte. In einer Gruppe für deutschsprachige Familien im Ausland schrieb eine Frau, sie spreche ihre Sprache mit den Kindern , der Vater seine, sie wohnten in einem Land mit 3. Sprache, also ähnlich dem Fall hier. Sobald die Kinder im kindergarten waren, mußten die anderssprechenden Eltern sehr dagegenhalten mit ihren sprachen, weil die umgebungssprache die Vorherrschaft bekam, das ist ja auch rein zeitlich logisch. Und Zeit ist einer der wichtigsten Faktoren bei allem, was wir lernen und üben. Und mit meinen Erfahrungen kann ich nur wiederholen und Dich bestätigen: due wird immer knapper, je selbständiger die Kinder werden. Ich kann noch einmal nur raten , Deutsch der Umgebung zu überlassen und die eigene Sprache zu fördern…da seid Ihr weitgehend die einzigen, die das können. Gruß Ursel , dk

von DK-Ursel am 19.01.2022, 10:33



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Hej! Ich habe „nur“ die einfache“ Variante, also zweisprachig, aber habe in all den Jahren viele mehrsprachige Familien kennengelernt. Nein, Deutsch würde ich mir da keine großen Gedanken machen. Ich würde Englisch mit dem Kind sprechen, der Vater seine Muttersprache und die Umgebung macht das Deutsche. Unterschätzt nie den Einfluss der Umgebungssprache! Spätestens wenn das Kind im Kindergarten ist, kommen Spielkameraden heim und eure Zeit für die beiden anderen Sprachen wird weniger. Da ist es blöd, sie für die umgebungssprache zu verplempern. Und ja, das funktioniert, sofern Euer kind Kontakt zu Deutschsprachigen hat. Wovon ich ausgehe. Die umgebungssprache ist sehr mächtig und ihr werdet gut dagegenhalten müssen. Alles Gute für die nächste Zeit, meistens pendelt such alles von selbst ein, getreu nach meinem einen Leitsatz: je natürlicher ihr alles handhabt, umso besser geht es. Und der andere Leitsatz ist eben: Zeit, Zeit, Zeit. Gruß Ursel, dk

von DK-Ursel am 18.01.2022, 22:43



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Danke für eure Antworten und vorallem Erfahrungen, das macht auf jeden Fall Mut :) Als selbst mehrsprachig aufgewachsener Mensch, möchte ich meinem Kind diese Chance auf jeden Fall auch bieten, weil es einen ganz anderen Bezug zur zweiten (dritten) Kultur ermöglicht. Ich sehe leider wie dem ersten Sohn meines Partners das verwehrt wurde, weil die Mutter seine Sprache ablehnte. Nun ist die Oma und ganze Verwandtschaft aus Ghana nicht so "nah" für ihn wie die deutsche und er fühlt sich auch nicht zugehörig. Das ist so schade. Mit 6 ist die Chance natürlich noch nicht ganz verloren und mein Freund gibt sich auch alle Mühe das jetzt noch hinzubekommen, aber richtig....es ist halt weniger Zeit dafür da als wenn es von Anfang an geschehen wäre

von polissena am 20.01.2022, 11:49



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Toll, daß der Vater das dennoch in Agrugff nimmt. Und wenn der Junge erst 6 ist, kann da noch viel passieren. Immerhin bekommt er einen Grundbestand an Sprache, den er doch immer deutlich leichter ausbauen kann als wenne r die Sprache irgendwann total neu als FREMDsprache lernen müßte. Gesteh ihnen Zeit dafür zu und ermutige beide, es lohnt sich! Zum Glück bist Du ja positiv eingestellt. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 20.01.2022, 11:56



Antwort auf Beitrag von polissena

Ich habe gerade gesehen, dass du auch im Juli Bus bist. Wir sind dreisprachig (also eigentlich sogar fünfsprachig, aber drei Sprachen sprechen wir täglich miteinander, die anderen mit Freunden/auf der Arbeit). Ich spreche Schweizerdeutsch und mein Mann Arabisch mit unserem Sohn (17 Monate). Zusammen sprechen wir Englisch. Wir verstehen die jeweils andere Sprache auch, was das Ganze erleichtert. Die stärkste Sprache von meinem Sohn ist Schweizerdeutsch, da er das auch in der Kita hört. Er versteht aber auch Arabisch, i.e. kann einfache Fragen/Anweisungen verstehen. Wie gut, dass er Englisch versteht, kann ich nicht abschätzen, da wir direkt an ihn gerichtet kaum was in Englisch sagen. Kleine Kinder können aber unglaublich einfach mehrere Sprachen lernen. Ich würde deshalb auch davon ausgehen, dass er/sie Deutsch dann nebenbei lernt.

von Rabat am 20.01.2022, 21:04



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Hallo, Ich habe zwei Mädels (8 und nächste Monat 6 J). Die wachsen drei sprachig auf. Die ersten zwei Jahren, haben wir mit denen Ich Tschechisch und mein Mann Mazedonisch gesprochen. Nur wenn wir irgendwo draußen oder mit Freunden waren, wurde deutsch gesprochen. Wir waren jeweils ab 1 Jahr in eine Mutter Kind Gruppe, wo natürlich deutsch gesprochen wurde. Ab 2 Jahren sind Sie zur Krippe gegangen und da hatten Sie gar keine Probleme sich zu verständigen oder einleben. Irgendwann im Kiga Alter haben Sie angefangen miteinander deutsch zu sprechen beim spielen, fällt denen halt leichter. Jetzt im Moment sprechen mich meistens auch nur deutsch, Ich antworte oder die anspreche weiterhin tschechisch. Die verstehen alles, nur antworten fällt nicht so leicht wie in deutsche Sprache. Wenn wir bei der Familie sind, oder die bei uns, nach zwei Tagen sprechen die Mädels tschechisch. Wegen Corona waren wir sehr selten in meine Heimat, aber in halben Jahr möchten wir da hinziehen und die Mädels sollen zu einer Sprachschule mit erweitertem Unterricht in deutsch. Ich bin gespannt wie wir es meistern. Übrigens, das selber gilt auch für mazedonische Sprache. Ich finde es toll und merke, wie den auch weitere Sprachen leicht fallen. Ich wünsche Euch alles gute.

von Kacenice am 21.01.2022, 15:42



Antwort auf Beitrag von polissena

Ich bin hier eigentlich völlig frei am Platz weil nur einsprachig ;-), würde dich aber trotzdem gern darin bestärken, deutsch der Umgebung zu überlassen. Vor 3,5 Jahren ist meine Jüngste in die Kita gekommen. Wir hatten hier zu unserem Dörfchen einen kleinen Taxibus-Transfer für die Kids. Ein kleines Mädchen (2,5 Jahre zu der Zeit), dessen Eltern türkische Wurzeln haben (in D aufgewachsen) fuhr auch mit dem Bus. Sie sprach kein einziges Wort deutsch, nur türkisch. Tat mir total leid, weil sie im Taxi oft geweint hat und es auch im kiga anfangs schwer war. Jetzt, im letzten kiga-jahr, merkt man davon nichts mehr. Sie spricht wirklich akzentfreies deutsch.

von blattlaus am 30.01.2022, 21:18



Antwort auf Beitrag von blattlaus

Wenn man die Umgebungssprache der Umgebung ueberlaest, sollte man mit dem Kind auch in den Park / auf den Spielplatz gehen udn nicht warten bis das Kind in den KiGa kommt. Mein KInd waechst mehrsprachig auf und spricht beide Sprachen mittlerweile fliessend, obwohl nur ich mit Kind Deutsch spreche.

von germanit1 am 31.01.2022, 16:11



Antwort auf Beitrag von germanit1

Du hast Recht, Germanit, aber das kann man ja wohl voraussetzen. Kaum jemand wird doch sein Kind bis zum Eintritt in den KIGA - also 3 Jahre lang - in den eigenen 4 Wänden einschließen. Probleme werden dann berichtet, wenn sich die Menschen eines Sprachebereichs in einem Vertel so stark angesiedelt haben, daß man kaum die Umgebungssprache hört. Und wen nman dort dann auch einkaufen, spielen etc. kann - dann muß man in der Tat den Kontakt zu Einheimischen suchen. Aber: irgendwas fängt ein Kind immer auf, unser Patensohn hier in Dk konnte sich kaum auf Dänisch verständigen, als er in den KIGA kam, die Pädagogen waren zuerst entsetzt und sehr besorgt, die Mutter sehr ruhig, und später waren die Pädagogen begeistert, wie rasch der Junge Dänisch sprach - genau wie seine dänischen Kameraden. Um die Umgebungssprache muß man sich meistens keine Sorgen machen, schon gar nicht, wenn es eh Eltern sind, die sich darum Gedanken machen - und das sind ja mindestens alle, die sich in so einem Forum wie dem hier treffen Aber schön, Dich auch mal wieder zu lesen!!! Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 31.01.2022, 17:57



Antwort auf Beitrag von polissena

Wir selbst sind nicht mehrsprachig, aber mein Cousin praktiziert das gerade (wenn auch in einem anderen Land). Er spricht Deutsch, sie Polnisch, leben in Australien und sprachen beide untereinander bislang Englisch. Sie hat aber schon vor ein paar Jahren angefangen, Deutsch zu lernen, um die Sprache zu stärken. Mit ihrem Kind (18 Monate) redet er von Anfang an Deutsch, sie Polnisch und Familiensprache ist ein Mix aus Deutsch und Englisch. Sie versuchen extra, Deutsch auch als Familiensprache zu etablieren, weil es sonst die schwächste Sprache wird (keine deutschsprachige Verwandtschaft vor Ort). Die Großeltern mütterlicherseits leben auch in Australien, von daher wird der Bezug zur polnischen Sprache größer sein. Um Englisch machen sie sich gar keinen Kopf, das ist ja Umgebungssprache und kommt durch Kita/Schule/Freunde von ganz allein. LG

Mitglied inaktiv - 31.01.2022, 07:35