Mehrsprachig aufwachsen

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2 Sprachen, 1 Elternteil

Thema: 2 Sprachen, 1 Elternteil

Jetzt muss ich nochmals nachfragen, nachdem ich die letzten Tage mal genau beobachtet habe, wie wir Zweisprachigkeit leben. Kurz zum Hintergrund: Unsere Tochter ist fast 22 Monate. Ich bin deutsche, mein Mann Brite, wir leben in der Schweiz. Umgangssprache bei uns ist Englisch. Die Kita spricht (Schweizer) Deutsch. Ich habe festgestellt, dass ich anders mit unserer Tochter spreche und anders Sprache vermittle als mein Mann. Der redet Englisch einfach drauf los, mal mit "Slang", mal genuschelt. Ich hingegen versuche sehr deutlich und einfach Deutsch mit ihr zu reden. Oft wiederhole ich einzelne Wörter. Oft zeigt sie vier fünf Mal auf ein Bild und ich wiederhole jedesmal deutlich, was das ist. Ich bin mehr der Erzähler, Vorleser. Papa ist eher für rumalbern und spielen zuständig. Bisher waren alle Wörter unserer Tochter Deutsch. Mir ist es aber wichtig, dass sie auch gutes Englisch lernt und das nicht nur eine "tote" Sprache am Rande wird. Nun meine Frage: würde ich sie verwirren, wenn ich zum Beispiel plötzlich genauso Englisch mit ihr spreche als deutsch? Als Beispiel von gestern: sie zeigt auf eine Gurke im Bilderbuch, ich sage "Gurke".....was wenn ich jetzt genauso überdeutlich sagen würde "cucumber"? Würde sie das völlig verwirren? Würde sie das überfordern? Nach dem Motto, gestern war das eine Gurke und heute soll es plötzlich eine cucumber sein???? Mit richtigem Vorlesen ist es noch nicht soweit. Bisher eher erzählen zum Bild und das liegt dem Papa jetzt weniger Geht das? Eine Person, zwei Sprachen und beide kommen korrekt an?

von AmyBell am 13.08.2018, 14:38



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Hej! Würd ich nicht machen - DU bist für DEUTSCH zuständig, Dein Mann für Englisch. Ich finde, pardon, Du betrachtest die Sache etwas sehr ehrgeizig (ob das typisch Deutsch ist?)? Dein Kind lernt doch MUTTERsprachen und sitzt nicht als Baby jetzt schon im Sprachlabor. Du aber beobachtest, machst Dir 1000 Gedanken, kritisierst (eigentlich) sogar Deinen Mann und sprichst mit Deinem Kind bewußt deutlich und bewußt anders. Jetztauch noch womöglich erst das deutsche,dann das englische Wort -d as klingt fast wie Schule, Vokabeln lernen und abfragen. Ist das dann die "bewußte" Sprache,die Dein Kind lernen soll - oder sollte es nicht einfach lernen, wie man auf Deutsch drauf losquatscht? Eben so, wie ALLE Kinder, egal wie wenig oder wie viele Sprachen, ja wohl eigentlich auch MUTTERsprachen lernen??? Rede/t), rede(t), rede(t), wie Dir,wie Euch, der Schnabel gewachsen ist. Mach die Mehrsprachigkeit nicht zum Projekt, nicht zum Prinzip, nicht zum Erziehungsstil. Dein Mann spricht vom Herzen kommend- authentisch - kannst Du dasselbe von Deinem Deutsch sagen? Eine meiner besten Erenntnisse, Gotts ei Dank dan ndpch rech früh, war eben die Natürlichkeit, die Selbstverständlichkeit, die Authenzität. je mehr Zweifel, aber auch je mehr Tamtam um die versch. Fragen entstehen, desto unnatürlicher ist die mehrsprachige Familie, umso weniger gern sprechen Kinder oft auch. Was ganz selbstverständlich, eher en passant, rüberkommt, wird weniger in Frage gestellt- jedenfalls in den ersten Jahren. Vor allem bei Englisch verstehe ich die Panik so mancher überhaupt nicht: Dieser Sprache KANN man nicht entgehen, sie begegnet einem auf so vielen Ebenen, Niveaus, in so verschiedenen Situationen, daß sie heute jeder lernt. Und selbst wenn Dein Kind sie dann erstmal komisch redet (was ich bezweifele), dann hat es Englisch in der Schule, es kann - auch später als Erwachsener - durch Aufenthalte in englischsprachigen Ländern die Sprache noch fließend lernen - das schaffen wir sogar mit Sprachen, die wir nicht als Kauf dem Schirm hatten. Dein Kind bekommt eben bessere Voraussetzungen und wird es wahrscheinlich sehr gut lernen! Mach Dir weniger theoretisch einen Kopf, sondern freu Dich an der Vielseitigkeit Eurer Sprachen. Die sind nichts Totes, anatomisch Sezierbares, schon gar nicht, wenn sie in der Familie angewendet und gelebt werden - sondern sie sind das reine Leben mit allen Schwächen und Stärken. Dein Mann spricht vom Herzen kommend- authentisch - kannst Du dasselbe von Deinem Deutsch sagen? Alles Gute - Ursel, DK

von DK-Ursel am 13.08.2018, 14:59



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Danke für deine Antwort. Ja, wahrscheinlich hast du Recht. Ich versuche das ganze überkorrekt zu machen um damit allem und jedem gerecht zu werden. Mein Mann ist da grundsätzlich lockerer. Meine Gedanken hängen bestimmt auch damit zusammen, dass die Grosseltern sich beschwert haben, das Kind könne gar keine Englisch (wobei deren Akzent schon wesentlich stärker ist als der meines Mannes und diesen Akzent versteht sie tatsächlich nicht). Vielleicht habe ich das nicht richtig ausgedrückt, es ist schon so, dass ich ganz normal mit meiner Tochter rede und auch Wörter, die sich in unserer Familie eingebürgert haben, die es sonst nirgends gibt, gebrauche. Gleichzeitig ist es aber tatsächlich so, wenn sie mich ganz konkret nach etwas fragt und dann versucht es zu wiederholen, ich darauf bedacht bin, es dann auch deutlich auszusprechen. Genauso wie ich mich bemühe deutlich zu sprechen, wenn mein Mann, der gerade deutsch lernt, mich etwas fragt. Vielleicht ist das falsch rübergekommen, sorry. Es heißt immer alles ist normal und man soll es gelassen angehen und dann beschwert sie jeder über die Art wie man es macht: Großeltern, Kita, Kinderarzt..... irgendwie bringt mich das ins Schwimmen und dann mache ich mir eben (zuviele) Gedanken, ob die nicht vielleicht doch Recht haben könnten.... Liebe Grüße und danke

von AmyBell am 13.08.2018, 16:04



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Lass die Grosseltern, Kita,... reden. Die meisten haben von mehrsprachiger Erziehung keine Ahnung. Mein Kind hat auch erst nach einem laengeren Aufenthalt in Deutschland mit fast 5 Jahren seinen ersten Satz auf Deutsch gesagt. Jetzt spricht er akzentfrei und liesst Buecher. Die Schule war auch nicht begeistert ueber unsere mehrsprachige Erziehung (aus dem KiGa haben wir Kind anch 1 Jahr rausgenommen, weil es keine Zusammenarbeit mit der Erzieherin gab). Kind sollte in der 1. Klasse sogar Foerderunterricht in Italienisch bekommen. Am Ende war er eienr der Besten in der Klasse und hat letztes Jahr sogar eine Praemie von der Schule als bester Schueler in einigen Faechern bekommen.

von germanit1 am 13.08.2018, 16:37



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Hej nochmal ! Ach so, das hatte ich sicher auch etwas mißverstanden. nee, ich schließe mich absolut Germanit an: Die meisten Leute,die eniem gute Ratschläge bzgl. der mehrsprachigen Erziehung geben, habe nsich bei ihrem eigenen - einsprachigen - Kind nie einen Kopf gemacht, wie sie ihm ihre Sprache beibringen: Sie haben geredet. Genau dasselbe tust du - und das ist doch wunderbar! Die wenigsten dieser Ratgeber haben wirklich ein mehrsprachiges Kind gehabt (und wenn, ist es auch nochmal bei jedem aufgrund der lebenssituation anders). Also - und das gilt ja eigentlich für alle klugen Ratscjhläge,die einem andere in der Erzieung geben: Hör sie an, aber frag Dich, wie kompetent die auf dem Gebiet,d as sie da gerade abhandeln, wirklich sind. Oft sind nicht mal Kinderärzte, Pädagogen und sogar Logopäden wirlich vertraut mit mehrsprachiger Erzieung. Und es IST normal, Du vermitelst Deine Muttersprache - udn genauso normal vermittelt der Vater seine Muttersprache. Nichts anderes tun einsprachige Eltern auch, nur unterscheiden sich die Muttesprachn eben dort nicht. Mehr ist es nicht - und es kann zu wunderbaren Ergebnissen führen. Egal, wieviel Dein Kind nachher wirkich sprichtnud aktiv kann. Passiv bleibt enorm viel hängen, DEN Vorsprung hat es allemal und darauf kannes sehr rasch aufbauen,s ollte dies wirklich nötig werden. Also - stell auf Durchzug, wenn nichtsahnende, wohlmeindende großeltern udn ander von Dingen reden, die sie nicht verstehen - vielleicht können sie ja besser bemi Einmachen, Wäschebügeln oder Türme bauen helfen? ? Übrigens, genau wie Germanit schrieb, ist es sehr verschieden, wan ndie Kinder +überhaupt anfangen zu sprechen, aber auch,w ann sie welche Sprache wie sprechen.- Auch das hängt ja von vielem ab - bei uns war der Input eigentlichg leichgroß - ich quassel viel auf Deutsch,. i mgegenzug unterstützten die dän. Großmutter und Großtanten + Umgebung meine Tocher im Dänischen, sie sprach es also rechtausgewogen, wobei ichsicher bin (und sie mir auch mal bestätgite), daß sie bis zum KIGA-Anfang doch eni klitzekleines bißchen mehr Deutsch konnte/dachte als Dänisch --- aber darum zu streiten lohnt sich nicht und beweisen kann das keiner. Inzwischen sind beide Töchter sehr gut zweisprachig und die Besten in der Schule und es wagte bald daher niemand mehr, mir diesbezüglich einen guten Rat zu geben. (Eine Nachbarin, mit der meine schüchterne Tochter nie ein Wort sprach - wie mit keinem "Fremden" - riet mir, das Deutsche zu lassen: Überleg mal, welchen Rat sie der Mutter eines einsprachigen Kindes wohl gegeben hätte. Später war sie natürlich voller Bewunderung für das fließende Deutsch, wo sie nur radebrechen kann ) Alles Gute - und ich wette, in ein paar Monaten berichtest Du begeistert von den vielen Fortschritten!!! Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 13.08.2018, 20:16



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Ursel da muss ich dir Recht geben, Ich hatte mal bei einer Privatuntersuchung in Deutschland beim Kinderarzt gefragt, wie er das mit der Mehrsprachigkekt sieht und ob er mir ein Ratschlag geben kann, da meinte er tatsächlich dass es wichtig sei jede Sprache mit dem Kind über den Tag verteilt zu sprechen? Alle 3 Sprachen? Ja alle 3... also dann morgens, mittags und abends ? Da könnte ich nur schmunzeln... Und eben dieser hatte, wie du schon schreibst, nichts mit Mehrsprachigkeit am Hut.

von DiLee am 14.08.2018, 22:48



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Hihi ... ja, manche Vorstellungen sind abenteuerlich. Eine ehem. Klassenkameradein, Spanerin, in Dtld. aufgewachsen, erzog in ihrer Familie natürlich Spanisch-Deutsch erzählte mal: Kind stotterte, sollte deshalb Logopädie bekommen, sie war zu einem Vorgespräch ohne Kind und sobald die Logopäadin merkte,daß es sich um eine mehrsprachiges kidn handelte,war ihr Rat, mitdempanisch aufzuhören. Was die wohl einemeinsprachigen Kindempfohlen hätte? Es SOLL ja vorekommen, daß auch einsprachige Kinder stottern. Zu der ist meine Schulfreunn natürilch nie mehr gegangen, die bekam das Kind nie zu Gesicht und das Stottern hörte eh von selber auf. Hingegen kenne ich einen Fall von eine dän. Mailingsliste zum Thema, wo 2 Frühchen zwar relativ spät, aber gegen den Rat der Ärzte mit Umgebung Dänisch, Mutter andere Sprache aufgezogen wurden und es wunderbar klappte. Es war eben ihre MUTTERsprache, und obwohl sie wirklich gut Dänisch kann - merkt man ja auch bei ihren Postings - kam die eben von Herzen, und DAS brauchten die Kinder doch umso mehr, weil sie ja schon eh viele Probleme hatten als Zwillingsfrühchen. Sie hatte sich da in Literatur, wirklich wissenschaftlicher, schlaugemacht, beidem Widerstand der Fachärzte und Co war das wohl nötig. DER konnte niemand mehr was von Nachteilen in der Mehrsprachigkeit erzählen Und auch da frage ich ja einfach nur nach, was sie einer Mutter/Familie geraten hätten, die noch gar nicht gut Dänisch gesprochen hätte... Manchmal ist das für die betreffenden "Dachleute" die einfachste Lösung - nur stimmt sie eben niciht,w enn man mal nachdenkt. Wie wenig Leute darüber nachdenken, merkte ich erst letztes Jahr in einem meiner Deutschkurse, als ein Renter in einer Diskussion über Flüchtlinge und Co plötzlich meinte, er verstehe jetzt viel mehr, daß die im Supermarkt, in der Warteschlange, eben "draußen auf derStraße" ihre eigene Sprache sprächen. Das habe ihn enorm gestört, er habe immer gedacht: Wir sind doch hier in DK, redet gefälligst Dänisch. Das sollt Ihr doch lernen. Aber sein Sohn lebt jetzt auch im Ausland mitder ganzenFamilie, und natürlich diskutieren die an der Wursttheke nicht in der neuen Sprache, ob sie lieber die eine oder die andere Wurst kaufen! Ja, soweit, daß er einsieht, daß es evtl .auch noch ein paar andereDetauils um Ausländer/Flüchtlinge bislang in einem falschen Licht gesehen hat, habe ich ihn zwar noch nicht, aber ein Riß in der Mauer ist da Aber oft sind solche dummen Sachen ja gar nicht böse gemeint - nur leider haben die Leute von Mehrsprachigkeit KEINE Ahnung, und davon eben sehr viel... Also - immer hinterfragen: Wer gibt mir da einen Tip, wieviel Ahnung hat der-/diejenige von der Materie - udn dann abwägen. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 15.08.2018, 09:19



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Besser ist jedes Elternteil hat eine Sprache. Du Deutsch. Er Englisch. Kinder lernen vom normalen Tun. Du liest viel mit ihr, aber du sprichst doch bsp beim Essen auch mit ihr Deutsch. Was ist denn eure Familiensprache? Mein ehemalige Babysitterfamilie hatte folgendes Konzept: Mama Italienisch Papa französich Familiensprache Deutsch. Schule/Kiga/außerhalb der Familie (bsp beim einkaufen) deutsch. Die drei Kinder (heute 3, 5, 11) können das gut unterscheiden. Ich habe auf die Mittlere von 4 Monate bis Kigaeintritt (3.5) regelmäßig aufgepasst. Erst um den 2.Geburtstag herum, wo sie anfing zu sprechen, habe ich erfahren, dass sie mehrsprachig erzogen wird. Sie spricht und versteht italienisch, wie auch deutsch. Französich versteht sie, sprechen fällt ihr schwer. Das liegt aber auch mit daran, dass der Vater wenig mit den Kindern alleine ist und somit der französische Anteil wenig ist Denn Familiensprache ist deutsch. Soweit ich da war sprach die Mutter auch nur deutsch. Antworteten bzw sprachen die Kinder italienisch dann mit ihr, obwohl ich da war, sprach sie deutsch. Die Kinder sprangen dann sprachlich auch um. Die Mutter hat es mir mal so erklärt, sie möchte, dass alle sie verstehen und da die meisten kein italienisch verstehen spricht sie automatisch draußen bzw soweit sie Besuch hat deutsch. Ist sie mit den Kindern alleine spricht sie italienisch, da die Kinder es lernen bzw sprechen können sollen, weil ein Teil ihrer Familie in Italien wohnt. Sie findet mehrsprachige Erziehung gut, möchte aber kein Exot auf dem Spielplatz sein, indem sie dort italienisch spricht und keiner sie versteht. Ihr Mann versteht nur sehr wenig italienisch , sie kann zwar französisch, aber weil sie in Deutschland leben haben sie als Familiensprache deutsch genommen. Macht es so weiter wie jetzt auch. Du sprichst deutsch mit ihr und dein Mann englisch. Im Kiga spricht sie schweizerdeutsch. Das ist einfach so und da lernt sie die Sprache. Kinder können damit besser umgehen als man denkt. Und ich gebe zu, manchmal fand ich es ganz interessant wenn ich mit der Mittlerem und dem Großen unterwegs war und sie sich auf italienisch unterhielten. Oder wenn die Mittlere mit mir was auf italienisch erzählte und ich ihr dann sagen musste, dass ich es nicht verstehe, weil ich kein italienisch verstehe sondern nur deutsch. Da fasste sie sich dann an den Kopf und sagte "stimmt ja" und lachte. Wie oft mussten die Großen der Kleinen was übersetzen, weil sie anfangs kaum deutsch sondern nur italienisch verstand. Da wurde dann deutlich, umso mehr und regelmäßiger sie mit der Sprache in Kontakt kam, umso besser wurde es und sie lernte schnell. Wie schön es mit anzusehen war wie die Kinder mit den Großeltern italienisch sprachen und im gleichen Moment mit mir deutsch. Mich fastziniert das bis heute.

von Ani123 am 17.08.2018, 02:37