Frage: Zweitmeinung zu diversen Medikametne

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, ich bin in der 25. ssw und nehme gegen diverse Zipperlein von meiner Ärztin freigegebene Medikamente, fühle mich aber stets unwohl dabei. Daher würde ich mich für die kommenden Wochen über eine Zweitmeinung freuen zu folgenden Fragen: 1.) Zur Beruhigung meines sehr gestörten Magen-Darm-Trakts nehme ich seit ca. 10 Wochen Globulis (Gentiana Magen Globuli velati), wenn auch geringer dosiert als empfohlen (statt 3 x 5-10 nehme ich 1x täglich 5-10 Kügelchen). Sie enthalten Bitterstoffe, die für ein besseres Gleichgewicht sorgen sollen. Sie helfen gut, aber sind solche anthroposophischen Arzneimittel wirklich unbedenklich, vor allem über so lange Zeit? 2.) Wenn es sehr extrem ist, kaue ich noch hin und wieder Renny. 3) Gegen eine Bronchitis/Erkältung habe ich in den letzten 2 Wochen Prospan Hustensaft + Sinupret genommen. 4) Gegen verstärkte Hämorrhoiden nehme ich hin und wieder Hametum Salbe. 5) Bei sehr starken Verspannungen greife ich zu Kytta Balsam. 6) Gegen einen jetzt auch noch aufgetretenen Fußpilz habe ich in der Apotheke Canesten Salbe mit 1 % Wirkstoff bekommen und soll sie 2 x täglich nehmen. Herzlichen Dank für die Beantwortung dieser umfänglichen Anfrage, viele Grüße und ein schönes Wochenende

von DieNeue am 15.02.2013, 10:40



Antwort auf: Zweitmeinung zu diversen Medikametne

Homöopathische Präparate (z. B. Gentiana Globuli) sind aufgrund ihrer Verdünnung in allen Phasen der Schwangerschaft unbedenklich. Schwangere klagen mitunter über ausgeprägtes Sodbrennen. Wenn die Probleme nicht durch Änderung des Lebensstils behoben werden können (z. B. viele kleine Mahlzeiten, Hochlagerung des Oberkörpers beim Liegen) gelten Antazida wie Calciumcarbonat / Magnesiumcarbonat / Kaliumhydrogencarbonat (z. B. Rennie, Gaviscon Advance) als Mittel 1.Wahl. Die Base Carbonat puffert dabei die Magensäure. Eine kindliche Schädigung ist nicht zu befürchten. Bei Sinupret® handelt es sich um ein Präparat aus der Naturheilkunde mit Anteilen aus Eisenkraut, Enzianwurzel, Gartensauerampferkraut, Holunderblüten und Schlüsselblumenblüten. Zwar sind uns konkret keine Hinweise auf fruchtschädigende Effekte des Medikamentes bekannt, doch liegen insbesondere für die meisten pflanzlichen Präparate keine systematischen Untersuchungen für Schwangerschaft und Stillzeit vor. Die aus der Volksmedizin bekannten Wirkstoffe sind bisher nicht als fruchtschädigend aufgefallen. Nach Angaben des Herstellers hat sich bei umfangreicher Anwendung am Menschen kein Verdacht auf eine fruchtschädigende Wirkung ergeben. Auch der Tierversuch erbrachte keine Hinweise auf fruchtschädigende Wirkungen. Entsprechendes gilt für Efeuextrakt (z. B. Prospan). Salben mit Destillat aus Destillat aus Hamamelisblättern (z. B. Hametum® Salbe) sind im zweiten und dritten Schwangerschaftsdrittel ohne Bedenken einzusetzen. Eine moderate kurzfristige Anwendung von Kytta Balsam wäre im zweiten und dritten Trimenon vertretbar. Die Imidazolderivate wie Clotrimazol (z. B. Canesten) hemmen die Ergosterolbiosynthese und zerstören auf diesem Wege die Integrität der Zellwand von Pilzen. Einige Vertreter dieser Substanzklasse werden kaum resorbiert, so dass sie nur lokal eingesetzt werden. Der erprobteste Wirkstoff aus dieser Gruppe ist Clotrimazol, das häufig zur Behandlung vaginaler Mykosen eingesetzt wird. Ein Beweis für eine durch Clotrimazol induzierte Zunahme der Spontanaborte liegt nicht vor (Rosa 1987). Eine leichte Erhöhung der Abortrate könnte mit der Grunderkrankung, nämlich einer vaginalen Infektion, in Zusammenhang stehen. Ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko durch die Anwendung von Clotrimazol in der Schwangerschaft ist jedoch ausgeschlossen.

von Dr. Wolfgang Paulus am 18.02.2013