Guten Tag Herr. Dr. Paulus,
ich nehme seit 1,5 Jahren L-Thyroxin 50. Mit der Dosis von L-Thyroxin pendelte sich ein TSH-Wert von 1,6 ein. T4 immer im oberen Bereich. T3 tendenziell eher niedrig. Antikörper im oberen Grenzbereich.
Mit Beginn der Schwangerschaft (ICSI-Kryo-Zyklus) lag der TSH-Wert bei 2,6, so dass mir mein Endokrinologe zur Dosisanpassung geraten hat. Am 24.07.17 war die 1. Kontrolle: der Wert liegt bei 0,15!!! Ich bin also lt. Blutergebnis von einer Unterfunktion in eine Überfunktion gerutscht.
Körperliche Anzeichen einer Überfunktion spüre ich nicht. Wobei ich Anfang der Woche einen Druck im Hals, Höhe der Schilddrüse verspürte: seither nehme ich Jodetten 100 Mikrogramm/ täglich. Zuvor war ich hiermit zögerlich, wegen dem Verdacht auf Hashimoto. Der Halsscherz ist jetzt weg. Leider ist mein Endokrinologe aktuell im Urlaub... Ich nehme seit 26.07.17 keine L-Thyroxin mehr ein.
Kann der niedrige TSH-Wert ggf. auch an einem aktuell wohl hohen hcg-Wert liegen. Was würden Sie mir aus der Ferne raten?
Ich danke vorab für Ihre Bemühungen. Liebe Grüße, Tina
von
Bertina
am 28.07.2017, 11:32
Antwort auf:
TSH sinkt massiv in der Schwangerschaft
Bedingt durch die stimulierende Wirkung des hCG auf den TSH-Rezeptor kommt es während der Schwangerschaft zu einer physiologischen Erniedrigung des TSH-Spiegels. Hintergrund ist die Tatsache, dass die alpha-Kette des hCG-Moleküls mit derjenigen von TSH identisch ist. Besonders ausgeprägt ist der Effekt zwischen der 7. und 12. SSW, wenn die höchsten hCG-Werte vorliegen. Entsprechend beträgt nach aktuellen Empfehlungen der American Thyroid Association der Normbereich für TSH im ersten Trimenon 0,1 - 2,5 mU/l, im zweiten Trimenonr 0,2 - 3,0 mU/l und im dritten Trimenon 0,3 - 3,0 mU/l.
Vermutlich liegt bei Ihnen keine Überfunktion vor, sondern lediglich eine durch die Schwangerschaft bedingte Verschiebung der TSH-Werte. Ein kompletter Verzicht auf die Einnahme von Thyroxin erscheint daher nicht notwendig, wenn Sie schon seit 1,5 Jahren mit 50 µg gut eingestellt waren. Sie müssen ja nach den aktuellen Befunden nicht die erhöhte Dosis wählen, könnten aber bis zur Überprüfung durch Ihren Endokrinologen ggf. mit 50 µg weitermachen.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 28.07.2017