Sehr geehrter Herr Dr. Paulus,
ich hatte 2017 eine frühe FG und bin nun mit Hilfe einer IVF wieder schwanger in der 6. SSW.
Im Rahmen der ersten Untersuchung heute sagte meine Ärztin, ich dürfte mein Asthmaspray Symbicort (160/ ein Hub morgens) nicht mehr weiternehmen und soll auf ein reines Cortisonspray umstellen.
Vor der ersten Schwangerschaft hatte mein Lungenfacharzt bei der Nachfrage bzgl. des Symbicorts in Verbindung mit einer Schwangerschaft gesagt, ich solle Symbicort weiternehmen.
Jetzt weiß ich leider nicht, ob ich es weiternehmen oder umstellen soll.
Weiter hatte meine Ärztin mir vorsorglich ASS150 einmal täglich verordnet. Hierzu habe ich versucht mich zu informieren und es scheint ASS100 üblich zu sein.
Ist die höhere Dosierung und auch die Kombination mit einem der Asthmasprays unbedenklich?
Leider bin ich sehr verunsichert bzgl. einer erneuten FG oder Fehlbildung.
Vielen lieben Dank für Ihre Einschätzung.
von
Kümmel2017
am 15.02.2019, 07:54
Antwort auf:
Symbicort / ASS150
Wirkstoffe, die speziell die ß2-Rezeptoren stimulieren, führen zu einer Erweiterung der Bronchien, aber auch zu einer Erschlaffung der Gebärmuttermuskulatur (Tokolyse). Am besten verträglich sind Substanzen mit einer nur geringen Restwirkung auf die ß1-Rezeptoren, die sich in einer Steigerung der Herzaktivität manifestiert. Aus der Klasse der Betasympathomimetika haben sich in der Schwangerschaft die Substanzen Fenoterol, Salbutamol, Reproterol und Terbutalin bewährt.
Während ihre Wirkung auf 4 bis 6 Stunden begrenzt ist, zeichnen sich die neueren Vertreter Formoterol und Salmeterol durch eine deutlich längere Wirkdauer (über 12 Stunden) aus.
Zur inhalativen Glukokortikoidtherapie bei Asthma bronchiale werden vor allem Beclometason, Budesonid, Flunisolid, Fluticason, Mometason und Triamcinolon eingesetzt. Eine insuffiziente Behandlung von chronischem Asthma bronchiale in der Schwangerschaft kann gesundheitliche Schäden für Mutter und Kind (z. B. Hypoxie, niedriges Geburtsgewicht) mit sich bringen (Witlin 1997; Dombrowski 1997; Jana et al 1995).
Epidemiologische Studien zur inhalativen Glukokortikoidtherapie in der Schwangerschaft zeigten keine Zunahme angeborener Anomalien. Eine retrospektive Studie zur Medikation mit Triamcinolon, Beclometason bzw. Theophyllin bei Asthma in der Schwangerschaft ergab für keinen Wirkstoff einen Zusammenhang mit Fehlbildungen (Blais et al 1998).
Die multizentrische, prospektive Doppelblindstudie START (Inhaled Steroid Treatment As Regular Therapy) bestätigte, dass die Inhalation von 400 µg Budesonid in der Schwangerschaft sicher ist (Silverman et al 2002). Das Swedish Medical Birth Registry konnte keinen Anstieg der Inzidenz angeborener Anomalien unter ca. 3000 Kindern feststellen, deren Mütter in der Frühschwangerschaft Budesonid (inhalativ) angewandt hatten (Norjavaara & De Verdier 2003, Kallen et al 1999). Inhalative Kortikoide werden daher bei mäßigem bis schwerem Asthma bronchiale als Standardtherapie in der Schwangerschaft empfohlen (Oren et al 2004).
Sie können die Anwendung von Symbicort auch in der Schwangerschaft in den allgemein empfohlenen Dosen fortsetzen.
Acetylsalicylsäure wird in niedriger Dosierung (50-150 mg pro Tag) zur Hemmung der Thrombozytenaggregation und damit Verbesserung der Durchblutung verwendet.
Ein Nutzen für die kindliche Versorgung ist bei frühzeitigen Beginn der Einnahme von ASS in der Schwangerschaft zu erwarten, wenn eine belastete Vorgeschichte mit Fehlgeburten bzw. nachgewiesener Thromboseneigung, kindlichen Wachstumsretardierungen und schweren Gestosen vorliegt.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 18.02.2019