Sehr geehrter Herr Paulus,
ich (40J.) bin in der 7.SSW (6+4), laut gestrigem US schlägt das Herz und mein Embryo ist zeitgerecht entwickelt.
Vor einiger Zeit bestand der V.a. Progesteronmangel, daher nahm ich vor der SS Mönchspfeffer 2 Monate (--> Symptombesserung) und ich wurde prompt schwanger. Daher hoffe und denke ich, dass sich der Gelbkörper gut aufgebaut hatte und die Schleimhaut ist auch "sehr gut" aufgebaut.
Nun machte ich einen Progesteron-Selbsttest (anerkanntes Labor, 3 Speichelproben), das Ergebnis: Progesteron 199 pg/ml (wenn ich das umrechne: = 0,199ng/ml). Ich zeigte es meiner Frauenärztin, die dem Test nicht glaubte (Werte würden oft nicht stimmen), sie lehnte aber auch eine Überprüfung mit Bluttest ab (das binge nichts, weil die Werte zu sehr schwanken). Dennoch schrieb sie mir 1x200 Progesteronkapseln (vaginal) auf, die ich selber zahlen musste, bzw. wohl mehr weil ich überhaupt fragte.
Nun las ich aber, dass Progesteron Schlaganfall, Thrombose verursachen kann, mein Thromboserisiko ist gewiss erhöht, da ich fast ganztags liege (bei Bewegung bekomme ich Unterleibsschmerzen). Außerdem steht auch "Krebsgefahr" da. Daher auch die Befürchtung, es könnte Krebs beim Kind später auslösen (auch wenn das nie gesichert werden kann, ist das logischer Schluss). Und ich las etwas von Geschlechteranomalien/Homosexualität beim Kind durch Progesteroneinnahme der Mutter.
Auch wenn es nur ein theoretisches Risiko fürs Kind zb. für Krebs,... geben sollte:
1. Ist es indiziert, dass der Progesteronwert nochmal per Blut überprüft wird o. ist das wirklich sinnlos? An welchen Arzt soll ich mich dann werden, wenn es meine Frauenärztin ablehnt?
2. Kann der Speicheltest wirklich so falsch sein o. besteht tatsächlich der niedrige Wert u. akute Fehlgeburtgefahr?
3. Kann der Progesteronmangel vorliegen, da ich gar keine Blutungen habe, nur weißen Ausfluss? (Einzig in 4+2 hatte ich ganz wenig braunen Ausfluss)
4. Besonders viel Angst habe ich vor Beginn der 8.SSW, ab kommenden Montag, denn ich las, dass ab der 8.SSW nicht mehr der Gelbkörper die Versorgung mit Progesteron übernimmt, sondern das mütterliche Blut. Stimmt das und wäre dann ab Montag zu erwarten, dass eine Fehlgeburt eintritt, wenn mein Progesteron-Blutwert wirklich niedrig ist?
5. Würden Sie also empfehlen, dass ich (obwohl der Progesteronmangel noch nicht gesichert ist und Risiken wie Thrombose,.. bestehen), die Progesteronkapseln nehme, die ich durch meine Nachfrage bekam?
Möchte mein Kind auf keinen Fall verlieren und hoffe auf Ihre Hilfe und Expertise, Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe!
von
lamare
am 25.06.2021, 09:25
Antwort auf:
Soll ich Progesteron nehmen? Kann das wirklich Progesteronmangel sein?
Zunächst kann man sich natürlich die Frage stellen, ob Sie unter einem Progesteronmangel leiden und das Präparat überhaupt benötigen. Der mütterliche Organismus produziert in der Schwangerschaft selbst Progesteron, zunächst im Eierstock, dann zunehmend in der Plazenta. Das ist ein fließender Übergang, d. h. es erfolgt hier keine programmierte Umstellung am kommenden Montag. Die zusätzliche Gabe von Progesteron macht bei einem Mangel an Eigenproduktion Sinn, sonst ist es aber nicht wirklich nötig. Wenn es nur um den Ausgleich eines Mangels an Progesteron geht, muss man sich keine Gedanken um Krebs oder Geschlechtsdifferenzierung machen. Sonst wären ja alle Kinder von Müttern mit einem normalen Progesteronwert durch Eigenproduktion der Mutter gefährdet. Zeigt der Progesteron-Speicheltest mit einer zertifizierten Labormethode keinen Mangel an, wäre auch eine zusätzliche Gabe nicht erforderlich.
Mangel an Bewegung kann eine Thrombose fördern. Wenn Sie in der 7. SSW wegen Unterleibsschmerzen bei Bewegung liegen müssen, sollten die Ursachen für die Beschwerden abgeklärt werden. Das Risiko für eine Thrombose wird sicherlich mehr durch anhaltendes Liegen als durch 200 mg Progesteron gesteigert!
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 25.06.2021
Antwort auf:
Soll ich Progesteron nehmen? Kann das wirklich Progesteronmangel sein?
Sehr geehrter Herr Paulus,
vielen Dank für Ihre Antwort, Sie haben mir auf jeden Fall die Angst genommen, das Progesteron zu nehmen und ich kann ihnen vertrauen, weil Sie sich so gut auskennen.
Eine wichtige Nachfrage habe ich noch:
Mein Hausarzt hat gesagt, dass er am Montag den Progesteronwert im Blut überprüfen würde? Kann ich heute dennoch mit der Einnahme des Utrogest beginnen o. würde das den Wert zu sehr verfälschen? Ich möchte ja wissen, ob wirklich ein Mangel vorliegt.
Und sind Sie der Ansicht, dass der Mangel durch den Speicheltest schon gesichert ist (und die nicht vorhandenen Blutungen schließen Progesteronmangel nicht aus)? Das Labor ist zertifiziert, die Speichelprobe habe ich selbst nach Anleitung durchgeführt und eingesandt. Allerdings habe ich nur ein Ergebnis trotz 3 Speichelproben erhalten.
Plädieren Sie nach diesem o.g. Labor-Befund für die Einnahme?
Und vor allem: Würde bei einem so niedrigen Wert überhaupt 1x200mg tgl. reichen?
Danke ganz herzlich im Voraus für Ihre großartige Hilfe!
von
lamare
am 25.06.2021, 13:22
Antwort auf:
Soll ich Progesteron nehmen? Kann das wirklich Progesteronmangel sein?
Zunächst wäre es interessant zu wissen, welche Progesteronwerte Ihr Labor in dem Speicheltest als normal definiert. Ich kenne z. B. für die zweite Zyklushälfte – also in der Phase der Gelbkörperaktivität - Angaben zum Speicheltest, dass Befunde zwischen 100 - 450 pg/ml als normal anzusehen seien. Insofern erscheint doch Ihr Wert von 199 µg/ml nicht so extrem niedrig!
Sinnvoller wäre eine Blutabnahme vor Beginn der Behandlung, um den Ausgangsstatus beurteilen zu können. Im Serum gelten im I.Trimenon z. B. Werte zwischen 11 und 45 µg/l als normal.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 25.06.2021
Antwort auf:
Soll ich Progesteron nehmen? Kann das wirklich Progesteronmangel sein?
Sehr geehrter Herr Paulus,
herzlichen Dank für Ihre Antwort.
Als Referenzbereich steht im Laborbefund:
2.Zyklushälfte: 87-544 pg/ml
Mein Wert: 199 pg/ml
Würden Sie bei diesem Wert präferieren, mit der Progesteroneinnahme bis Montag (Bluttest) zu warten? Ist dieses Zuwarten dann risikofrei bzw. Um wieviel zu niedrig ist der Wert?
Vielen Dank im Voraus!
P.S. Was mich bei dem Laborbefund irritierte, dass ich 3 Speichelproben einreichte (die im Set anbei waren u. zu unterschiedl. Zeiten laut Anleitung abgenommen werden sollten, aber nur ein Wert befundet ist. Lässt das an der Richtigkeit des Testergebnisses zweifeln?
von
lamare
am 25.06.2021, 17:21
Antwort auf:
Soll ich Progesteron nehmen? Kann das wirklich Progesteronmangel sein?
Ich würde mal ein das Testergebnis am Montag abwarten. Alles andere erscheint mir nach Ihren Informationen schwer nachvollziehbar!
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 26.06.2021