Frage: Psychopharma in der Schwangerschaft

Hallo Herr Dr. Paulus, seit Anfang meiner Schwangerschaft leide ich unter Depressionen und Angsstörung. Als ich vor zwei Monaten bei meinem Neurologen war hat er mir keine Medikamente verschrieben und meinte beim nächsten Termin (das ist am 6. Oktober) vielleicht kann man mit einem kleinen Dosis Sertralin anfangen. Diese Medikamente habe ich auch vor ca. 4 Jahren genommen und die haben mir geholfen. Jetzt habe ich wegen der Schwangerschaft Bedenken und habe Angst, dass diese Medikamente meinem baby schaden können? Was schlagen Sie vor? Darf man überhaupt während der Schwangerschaft Psychopharma nehmen? Wenn ja, gibt es spezielle Medikamente für die schwangere oder ist auch Sertralin unbedenklich? Danke vielmals und schöne Grüße

von Kassandan am 03.10.2014, 19:15



Antwort auf: Psychopharma in der Schwangerschaft

Eine Zusammenstellung von 150 Expositionen mit Sertralin im I.Trimenon zeigte keine Häufung von Anomalien (Kulin et al 1998). Eine weitere Studie mit 112 Schwangeren ergab unter Medikation mit Sertralin ebenfalls keinen Anstieg der Fehlbildungsrate (Chambers et al 1999). Anpassungsstörungen nach der Geburt erforderten bei hohen mütterlichen Tagesdosen teilweise eine Betreuung der Neugeborenen in einer Kinderklinik. Bis Dezember 2004 dokumentierte das Swedish Medical Birth Registry 6.555 Kinder nach intrauteriner Exposition mit SSRI in der Frühschwangerschaft. Die kumulierte Fehlbildungsrate lag bei 4,1%, was dem erwarteten Hintergrundrisiko entspricht. Dabei wurde kein typisches Fehlbildungsmuster beobachtet. In diesem Kollektiv sind 1.906 Kinder nach mütterlicher Medikation mit Sertralin enthalten. Die Fehlbildungsrate gab mit 3,5% keinen Anlass zur Beunruhigung (Kallen & Otterblad Olausson 2007). Nach den aktuellen Daten ist die Einnahme neuerer Antidepressiva aus der Substanzklasse der Serotoninwiederaufnahmehemmer (SSRI) wie Sertralin oder Citalopram durchaus akzeptabel, zumal Sie sich schon jenseits der sensiblen Phase der Organdifferenzierung befinden.

von Dr. Wolfgang Paulus am 06.10.2014