Guten Tag,
letzte Woche wurde bei mir anhand einer Blutuntersuchung eine SD-Überfunktion festgestellt. Nach dem Ultraschall beim Endokrinologen (1 Knoten wurde festgestellt), nehme ich täglich 2 Tabletten Propycil 50mg und soll in naher Zukunft eine Szintigrafie machen lassen. Man empfahl mir, zunächst abzustillen. Ist das wirklich nötig? Welche Ergebnisse kann die Szintigrafie schlimmstenfalls bringen und muß dann abgestillt werden? Meine Tochter ist übrigens 6 Monate alt und verweigert seit jeher jegliche Flaschen & -nahrung sowie Schnuller.
Bitte helfen Sie mir!
Danke!
Mitglied inaktiv - 08.02.2008, 10:45
Antwort auf:
Propycil in Stillzeit
Thyreostatika gehen in die Muttermilch über, so dass bei einer Anwendung in der Stillzeit Vorsicht geboten ist. Nach Behandlung mit Propylthiouracil erhält der Säugling ca. 1,5% der mütterlichen gewichtsbezogenen Dosis. Unter Thiamazol und Carbimazol werden Dosen über 10% erreicht. Ein Einsatz von Propylthiouracil ist daher vorzuziehen, die kindlichen Schilddrüsenparameter sollten jedoch aufmerksam überwacht werden.
Eine Vielzahl von radioaktiven Arzneimitteln ist milchgängig, sodass potenziell bei allen nuklearmedizinischen Untersuchungen davon ausgegangen werden muss, dass mehr oder weniger große Anteile der Radioaktivität auch in die Muttermilch gelangen. Verlässliche Herstellerangaben über die Dauer einer Unterbrechung des Stillens gibt es nicht. Die Hersteller sichern sich im Regelfall dadurch ab, dass sie generell vom Stillen nach einer solchen Untersuchung abraten.
Wird die Untersuchung aber als unerlässlich betrachtet, hängt es von der Wahl des Nuklids ab, welche Maßnahmen weiter zu treffen sind. Bei dem in der Nuklearmedizin am häufigsten verwendeten Radionuklid, dem 99m-Technetium, handelt es sich um ein Nuklid mit einer relativ kurzen Halbwertzeit von 6 Stunden. Durch Rezirkulation im mütterlichen Kreislauf kann die effektive Halbwertzeit in Einzelfällen allerdings zwischen 4 und 8 Stunden schwanken.
Für die Untersuchungen von Knochen und Nieren wird in der medizinischen Literatur nicht gefordert, die Muttermilch zu verwerfen, da die Ausscheidung sehr gering ist. Um ganz sicherzugehen, dass der Dosisgrenzwert von 1 mSv für das Kind unterschritten wird, ist bei diesen Untersuchungen zu empfehlen, mit dem Stillen erst nach 12 Stunden (= zwei Halbwertzeiten) wieder zu beginnen. Milch, die in dieser Zeit abgepumpt wird, kann nach einer Wartezeit von 12 Stunden wieder verfüttert werden.
Bei der Untersuchung der Lunge, der Schilddrüse und bei Untersuchungen mit markierten Eigenerythrozyten werden Wartezeiten von 6 bis 18 Stunden empfohlen (Walker & Jarrit 1994).
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 09.02.2008