Sehr geehrter Herr Dr. Paulus,
ich leide seit mehreren Jahren an Migräne.
Bei meiner ersten SS war ich nach den ersten 12 SSW komplett beschwerdefrei und hatte im Vorfeld auch nie so schlimme Anfälle, dass ich ein Medikament einnehmen musste.
Nun besteht bei uns der Wunsch nach einem 2. Kind. Seit 3 Tagen plagt mich ein Migräneanfall mit extremen Übelkeitsattacken, wie ich ihn schon ewig nicht mehr hatte. Bisher habe ich auf die Einnahme jeglicher Mittel verzichtet. In ihrem Forum habe ich gelesen, dass Paracetamol Mittel der ersten Wahl sein sollte. Welche Erkenntnisse zu Paracetamol liegen denn genau vor?
Mich machen die Schmerzen inzwischen so mürbe, dass ich mir am liebsten mein altbewährtes Imigran einwerfen würde...
Viele Grüße
Lynnie
Mitglied inaktiv - 23.10.2009, 12:03
Antwort auf:
Paracetamol
Paracetamol gilt als Schmerzmittel der 1.Wahl in allen Phasen der Schwangerschaft (3-4 x 500 mg pro Tag).
Die Substanzklasse der nichtsteroidalen Antiphlogistika enthält zahlreiche Vertreter. Die älteren Substanzen wie Diclofenac oder Ibuprofen dürfen in den ersten zwei Schwangerschaftsdritteln eingesetzt werden. Im letzten Schwangerschaftsdrittel ist jedoch wegen eines möglichen vorzeitigen Verschlusses des Ductus arteriosus (kindliche Kreislaufverbindung vor Geburt) bei Dauertherapie mit all diesen Prostaglandinsynthesehemmern (z. B. Ibuprofen, Propyphenazon) Vorsicht geboten.
Eine schwedische Studie stellte keine erhöhte Fehlbildungsrate bei 658 Kindern fest, deren Mütter in der Schwangerschaft Sumatriptan benutzt hatten. 7 Kinder (1,1%) wiesen einen Ventrikelseptumdefekt auf, was jedoch nicht signifikant über dem Hintergrundrisiko für Herzfehler liegt (Kallen et al 2001).
Bei 468 in einem Herstellerregister dokumentierten Fällen nach Exposition mit Sumatriptan im I.Trimenon zeigten sich folgende Schwangerschaftsausgänge:
14 Schwangerschaftsabbrüche (ohne Anhalt für Fehlbildung!)
31 Spontanaborte
5 Totgeburten (ohne Anhalt für Fehlbildung!)
398 unauffällige Neugeborene
20 Fehlbildungen
Die Fehlbildungsrate liegt mit 4,7% im Rahmen des Basisrisikos (Eldrigde et al 1997; Sumatriptan and Naratriptan Pregnancy Registries 2008).
Auf der Grundlage der bisherigen Erfahrungen wäre eine Anwendung von Sumatriptan bei Versagen therapeutischer Alternativen akzeptabel.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 25.10.2009