Frage: Paracetamol, Antibiotika etc. bei Pneumonie

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, Vorab herzlichen Dank für Ihre ausführlichen, individuellen Antworten. Nun zu meiner Situation. In der 35. SSW erkrankte ich zuerst an einem „grippalen Infekt“ mit Fieber bis 39,5Grad. Die Frauenärztin empfahl Schonung und die Einnahme von Paracetamol 500mg bei Temperaturantieg über 39 Grad. Dies war initial 2mal täglich nötig, da ich quasi immer gegen Abend und nach Wirkverlust noch einmal nachts auffieberte. Als sich nach drei Tagen eitriges Sputum hinzugesellte und der CRP bei über 100 lag, verschrieb der Hausarzt bei Va bakterielle Superinfektion Cefuroxim 500 2xtäglich. Mir ging es jedoch immer schlechter, am Wochenende weitere drei Tage später sind wir ins Krankenhaus gefahren, wo eine Pneumonie sowie ein begleitender Perikarderguss diagnostiziert und eine Aufnahme auf der Pränatalstation initiiert wurde. Zum Ausschluss einer Endokarditis bekam ich noch ein TEE, welches ich nur ohne Sedierung machen ließ. Hiervor erhielt ich MCP iv zur Magenentleerung und Xylocainspray 5 Hübe in den Rachen, der gynäkologische Oberarzt war immer dabei und meinte es sei okay. Die antibiotische Therapie wurde umgestellt: nach nun 4 Tagen wurde Cefuroxim abgesetzt und eine kalkulierte Antibiose mit Ceftriaxon 2g 1x täglich iv für 7 Tage plus Azithromycin 500mg 1x täglich oral für drei Tage eingeleitet. Aufgrund des Fiebers mit Tachykardien bis 145 bei mir und 180 beim Ungeborenen bei bestehendem Perikarderguss erhielt ich mehrmals täglich Paracetamolinfusionen a 1g, an zwei Tagen sogar viermal täglich. Insgesamt habe ich aufgrund des lange bestehenden Fiebers über 9 Tage Paracetamol mit Dosen zwischen 1 und 4g einnehmen müssen (6 Tage 500mg - 1g, 2 Tage 4g, 1 Tag 3g). Die Therapie schlug letztendlich an, der CRP lag nach einer Woche wieder im Normalbereich. Aufgrund des starken Hustens klemmte ich mir in der nun 37.SSW schließlich noch einen Interkostalnerv ein, der Assistenzarzt im Krankenhaus verordnete wieder Paracetamol und Voltarensalbe. Paracetamol habe ich noch 2 Tabletten a 500mg benötigt (der Rat war ich solle lieber das Schmerzmittel nehmen, da es sich sonst durch immer stärkere Schonhaltung verschlimmern würde) und einmalig etwa handtellergroß Voltaren angewendet, der Salbenstrang war ca 2cm lang. Anschließend fiel mir ein, dass Diclofenac im letzten Trimenon kontraindiziert ist, weshalb ich eine halbe Stunde später alles wieder abwusch. Ich habe die Salbe dann kein weiteres Mal angewendet. Das waren nun alle Medikamentenexpositionen der letzten Wochen, davor war ich bis auf Fluomizin und Biofanal in der Schwangerschaft ohne Medikamente ausgekommen. Die schwere Erkrankung mit den vielen Medikamenten muss ich psychisch erst noch verarbeiten, weil die Angst um mein Kind enorm war und auch noch ist. Sie würden mir deshalb mit Ihrer Einschätzung zu evtl Auswirkungen speziell zu meinem Schwangerschaftszeitpunkt sehr helfen. Vor Allem die hohen Dosen Paracetamol über insgesamt 10 Tage innerhalb eines einzigen Monats bereiten mir Sorge, vor allem, weil ich die Kontrolle über die Einnahme im Krankenhaus abgegeben habe und wahrscheinlich von mir aus sogar weniger genommen hätte als die für 2 Tage fest angesetzten Infusionen mit insgesamt 4g. Die Studienlage scheint trotz des Postulats „Paracetamol ist das Mittel der Wahl bei Schmerzen und Fieber in der Schwangerschaft“ sehr uneindeutig zu sein, Risiken bzgl Asthma, Autismus, ADHS und Hodenhochstand werden immer wieder aufgeführt. Wie schätzen Sie das Risiko für mein Kind ein? Sie schreiben immer wieder „Einnahme über einen begrenzten Zeitraum“, muss ich mir wegen den 10 Tagen starke Sorgen machen? Viele Grüße

von Biene1993 am 10.01.2020, 12:00



Antwort auf: Paracetamol, Antibiotika etc. bei Pneumonie

Die genannten Antibiotika Cefuroxim, Ceftriaxon und Azithromycin sind im letzten Schwangerschaftsdrittel unbedenklich. Statistische Auswertungen zu kindlichen Beschwerden nach mütterlicher Anwendung von Paracetamol zeigen Veränderungen bei Langzeittherapie über insgesamt mehr als vier Wochen in der Schwangerschaft. Ob allerdings ein ursächlicher Zusammenhang besteht, ist fraglich. Bei Asthma wurde eine Auslösung durch mütterliche Einnahme von Paracetamol kürzlich durch eine große Studie widerlegt. Zumindest teilweise scheinen die Auffälligkeiten nicht durch Paracetamol sondern die zugrundeliegende mütterliche Erkrankung verursacht zu werden. Ein Therapieverzicht aus Sorgen vor Medikamentennebenwirkungen wäre daher eher bedenklich. Die Substanzklasse der nichtsteroidalen Antiphlogistika enthält zahlreiche Vertreter. Die älteren Substanzen Ibuprofen (z. B. Dolgit), Diclofenac (z. B. Voltaren) und Indometacin (z. B. Amuno) dürfen in den ersten zwei Schwangerschaftsdritteln eingesetzt werden. Im letzten Schwangerschaftsdrittel ist jedoch wegen eines möglichen vorzeitigen Verschlusses des Ductus arteriosus (Verbindungsgefäß im kindlichen Kreislauf) bei Dauertherapie mit all diesen Prostaglandinsynthesehemmern Vorsicht geboten. Die maximalen Plasmakonzentrationen von Diclofenac sind nach oberflächlicher Anwendung etwa 100mal niedriger als nach oraler Therapie (Fachinfo Voltaren Emulgel 1998). Insofern sehe ich bei Ihrer kurzen Anwendung keine Gefahr.

von Dr. Wolfgang Paulus am 14.01.2020



Antwort auf: Paracetamol, Antibiotika etc. bei Pneumonie

PS: sollte nach der Geburt evtl Irgendetwas kontrolliert werden (Labor, Sono Nieren)?

von Biene1993 am 11.01.2020, 07:52



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