Hallo,
ich würde Sie gerne um Rat fargen wegen meiner Migräne. Diese besteht seit vielen Jahren, ich behandle normalerweise mit Ascotop oder Almogran, versuche es auch oft zuerst mit Ibu, dies wirkt jedoch kaum. Nun bin ich zum 2. Mal schwanger, jetzt 15.SSW. Wie beim ersten Mal habe ich auch in dieser Schwangerschaft starke Migräne, leider jetzt auch mit starkem Erbrechen. In der ersten Schwangerschaft habe ich mich nur mit Paracetamol durchgekämpft, was aber eigentlich nichts bewirkt. Im letzten Trimenon war die Migräne dann weg.
Meine letzte Attacke ging über 3,5 Tage, davon an einem Tag 12 h ständig Erbrechen, bis ich dies mit einer Vomex gestoppt habe. Die Migräne kam jetzt mit Abstand von knapp 3 Wochen.
Was empfehlen Sie mir zur Therapie? Ein Triptan möchte ich nicht nehmen, da mir der Erfahrungsschatz zu gering erscheint. Welche Alternativen bestehen? Und ist Vomex das Mittel der Wahl?
Danke!
Mitglied inaktiv - 14.01.2011, 13:34
Antwort auf:
Migräne
Paracetamol gilt als Schmerzmittel der 1.Wahl in allen Phasen der Schwangerschaft (3-4 x 500 mg pro Tag).
Die Substanzklasse der nichtsteroidalen Antiphlogistika enthält zahlreiche Vertreter. Die älteren Substanzen wie Diclofenac oder Ibuprofen (z. B. Dolormin) dürfen in den ersten zwei Schwangerschaftsdritteln eingesetzt werden. Im letzten Schwangerschaftsdrittel ist jedoch wegen eines möglichen vorzeitigen Verschlusses des Ductus arteriosus (kindliche Kreislaufverbindung vor Geburt) bei Dauertherapie mit all diesen Prostaglandinsynthesehemmern Vorsicht geboten.
Eine schwedische Studie stellte keine erhöhte Fehlbildungsrate bei 658 Kindern fest, deren Mütter in der Schwangerschaft Sumatriptan benutzt hatten. 7 Kinder (1,1%) wiesen einen Ventrikelseptumdefekt auf, was jedoch nicht signifikant über dem Hintergrundrisiko für Herzfehler liegt (Kallen et al 2001).
Bei 468 in einem Herstellerregister dokumentierten Fällen nach Exposition mit Sumatriptan im I.Trimenon zeigten sich folgende Schwangerschaftsausgänge:
14 Schwangerschaftsabbrüche (ohne Anhalt für Fehlbildung!)
31 Spontanaborte
5 Totgeburten (ohne Anhalt für Fehlbildung!)
398 unauffällige Neugeborene
20 Fehlbildungen
Die Fehlbildungsrate liegt mit 4,7% im Rahmen des Basisrisikos (Eldrigde et al 1997; Sumatriptan and Naratriptan Pregnancy Registries 2008).
Auf der Grundlage der bisherigen Erfahrungen wäre eine Anwendung von Sumatriptan bei Versagen therapeutischer Alternativen akzeptabel, zumal Sie sich schon jenseits der sensiblen Phase der Organdifferenzierung befinden.
Die älteren Antiemetika Meclozin, Dimenhydrinat (z. B. Vomex), Metoclopramid und Diphenhydramin ergaben keine Hinweise auf eine Fruchtschädigung, weshalb ihr Einsatz in der Frühschwangerschaft akzeptabel erscheint. Allerdings hilft dies nur gegen die Übelkeit nicht gegen den Schmerz.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 17.01.2011