Hallo Herr Dr.!
Ich leide an colitis ulcerosa im Anfangsstadium und habe seit einigen Wochen einen leichten Schub (Ca. 3x täglich Durchfälle mit Schleim und etwas Blut). Mein Gastro meinte, dass ein leichter Schub dem ungeborenen nicht schadet. Da hab ich aber ganz andere Sachen im Internet gelesen und bin nun etwas verunsichert. Er meinte, ich könnte, wenn ich das möchte die Darmentzündung auch während der Schwangerschaft mit Kortison oder Mesalazin (Pentasa Zäpfchen) behandeln. Ist das wirklich unbedenklich? Mein Gyn meinte, er würde von Medikamenten in der SS abraten. Nun weiß ich nicht weiter.
Mitglied inaktiv - 13.12.2013, 12:47
Antwort auf:
Kortison oder Mesalazin in der SS
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (M. Crohn, Colitis ulcerosa) erfordern oft auch in der Schwangerschaft eine Fortsetzung der Medikation.
Bei der Anwendung von 5-Aminosalicylsäure (in Form von Mesalazin bzw. Olsalazin) in der Schwangerschaft beobachtete man keinen Anstieg von Missbildungen bzw. keine Fetotoxizität. Wegen der Prostaglandinsynthesehemmung durch Salicylate sollten im letzten Schwangerschaftsdrittel diese Präparate in moderater Dosis verwendet werden. Eine Dosierung bis 2 g Mesalazin erscheint jedoch vertretbar.
Untersuchungen an Nagetieren zeigten eine Häufung von Lippen-Kiefer-Gaumen-Spaltbildungen unter Behandlung mit Glukokortikoiden. Einige Studien postulierten auch beim Menschen einen Zusammenhang zwischen mütterlicher Glukokortikoidtherapie und Lippen-Kiefer-Gaumen-Spaltbildungen (Rodriguez-Pinilla & Martinez-Frias 1998; Robert et al 1994; Carmichael & Shaw 1999). Eine Metaanalyse berücksichtigte 123.175 Schwangere unter oraler Glukokortikoidtherapie im ersten Schwangerschaftsdrittel. Dabei zeigte sich ein leichter Anstieg von Gesichtsspaltbildungen (Park-Wyllie et al 2000). Eine neuere kontrollierte Kohortenstudie mit 311 Schwangeren unter oraler Glukokortikoidtherapie ergab keine Zunahme angeborener Anomalien (Gur et al 2004).
Da Sie sich ohnehin schon jenseits der sensiblen Phase der Organdifferenzierung (I.Trimenon) befinden, wäre der Einsatz von Pentasa Zäpfchen oder Kortikoiden durchaus vertretbar.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 15.12.2013