Frage: Jod bei Verdacht auf Hashimoto

Hallo Dr. Paulus, bin in der 5 SSW und schon länger in Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion, zur Zeit nehme ich L-Thyroxin 5xWO 50 und 2xWO 75. Zusätzlich nehme ich noch Selen 100 1x am Tag und Fol400 (jodfrei). Bei mir besteht Verdacht auf Hashimoto (wg. verdächtigem Ultraschall der Schilddrüse) jedoch sind im Blut keine Antikörper nachweisbar. Würden Sie hier eine zusätzliche einnahme von Jod empfehlen? Könnten sich durch das Jod evtl. Antikörper bilden (falls ich Hashi haben sollte) und wie gefährlich sind diese für das Baby? Oder ist es gefährlicher auf die Jodeinnahme komplett zu verzichten? Habe hierzu schon meinen Endo und FA befragt, aber die Meinungen gehen wie immer auseinander :-( Vielen Dank für Ihre Rückmeldung!

von milaaa am 02.03.2012, 11:09



Antwort auf: Jod bei Verdacht auf Hashimoto

Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine chronische, autoimmune Entzündung der Schilddrüse mit lymphozytären Infiltrationen. Man findet eine schmerzlose Schilddrüsenvergrößerung und die Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion. Zur Diagnosestellung gehört der Nachweis hoher Spiegel von Antikörpern gegen thyreoidale Peroxidase. Eine lebenslange Einnahme von Thyroxin ist typischerweise erforderlich. Die mütterliche Immunsuppression während der Schwangerschaft verbessert oft eine chronische Thyreoiditis. Jod in Tablettenform sollte bei einer Hashimoto-Thyreoiditis nicht zusätzlich eingenommen werden, da ein Jodüberschuss die Entzündung der Schilddrüse fördern kann. Bei zahlreichen Entzündungsvorgängen wirkt Selen durch die Neutralisierung von freien Radikalen entzündungshemmend. Von einer deutlichen Unterversorgung mit Selen ist in Europa auszugehen. Menschen, die sich vegetarisch ernähren neigen zu einem Selenmangel. In der Schilddrüse wird bei der Bildung der Schilddrüsenhormone T4 und T3 als Nebenprodukt H2O2 gebildet. Damit H2O2 nicht schädigend wirkt, muss es durch das Enzym Glutathionperoxidase chemisch umgewandelt werden. Das Enzym Gluthationperoxidase ist in seiner Aktivität abhängig von der Anwesenheit von Selen. Bei einem zu geringen Selengehalt wird das Gewebe durch H2O2 geschädigt. T4 wird durch andere Enzyme, die sogenannten Dejodasen, in das stoffwechselaktive T3 umgewandelt. Auch die Aktivität der Dejodasen ist abhängig von Selen. Bei einem zu geringen Selenangebot kann keine ausreichende Menge T3 aus dem vorhandenen T4 hergestellt werden. Eine Dosis von 100 µg Selen hat keine Nebenwirkungen und ist sinnvoll. Nach einer Studie von Prof. Gärtner (München) konnte die Einnahme von 200 µg Selen täglich eine Verbesserung der Beschwerden bei einer Hashimoto-Thyreoiditis bewirken. Wurden Patienten mit einer Hashimoto-Thyreoiditis mit 200 µg Selen täglich behandelt, sanken die TPO-Antikörper nach 3 Monaten um 36%. Epidemiologische Studien konnten beim Menschen bisher keinen Zusammenhang zwischen einer Exposition mit Selen und Fehlbildungen nachweisen (Baglan 1974; Amin 1978; Robkin 1973). Ein Zusammenhang zwischen Fehlgeburten und Selenmangel wird diskutiert (Barrington et al 1996).

von Dr. Wolfgang Paulus am 06.03.2012



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