Frage: Iritis in der Schwangerschaft

Hallo Herr Dr. Paulus, ich habe Morbus Bechterew und befinde mich zur Zeit in der 14. oder 15. Woche (bin mir nicht sicher da der Geburtstermin manchmal 12.12. angesagt wird und manchmal 20.12.). Ich habe eine Iritis - wahrscheinlich dank meinem Bechterew. Normalerweise habe ich in Deutschland immer Inflanefran und Zyklolat bekommen und das wars (Zyklolat für die Erweiterung der Pupille, und Inflanefran als Steroid gegen die Entzündung). Hier in Tschechien, wo ich zur Zeit wohne, habe ich aber nun all die oben aufgeführten Tropfen bekommen. Die Ärztin weiß bescheid dass ich schwanger bin - ich mache mir nur Sorgen, weil ich so eine hohe Zahl von verschiedenen Tropfen selbst bei gefühlt viel intensiverer Iritis so nicht gewohnt bin. Ist die lokale Anwendung dieser Tropfen wirklich in Ordnung? Ich möchte natürlich die Entzündung loswerden, aber ich möchte noch mehr natürlich meinem Kind keinen Schaden zufügen. Vielen Dank für Ihre Hilfe! ninush

von ninush am 15.06.2018, 10:13



Antwort auf: Iritis in der Schwangerschaft

Das Kortikoid Prednisolon (z. B. Inflanefran Augentropfen) wäre in der Schwangerschaft Mittel erster Wahl, da hier am wenigsten Übergang auf den kindlichen Organismus zu erwarten ist. Sie erhalten nach Ihren Angaben andere Kortikoide wie Dexamethason und Fluorometholon. Das wäre bei äußerlicher Anwendung am Auge auch vertretbar. Bei Cyclopentolat handelt es sich um ein Anticholinergikum zur Erweiterung der Pupillen. Bei lokaler Anwendung solcher atropinartiger Substanzen wurden bisher keine fruchtschädigenden Effekte berichtet. Allerdings liegen größere reproduktionstoxikologische Studien beim Menschen nicht vor. Sie erhalten stattdessen derzeit wohl den Wirkstoff Atropin. Das Anticholinergikum Atropin verursachte im Collaborative Perinatal Project bei 401 Neugeborenen nach Exposition im I.Trimenon keine Häufung von Fehlbildungen. Ebenso traten bei 1.198 Schwangerschaften nach Exposition in einem beliebigen Gestationsalter keine Komplikationen auf (Heinonen et al 1977). In der Michigan Medicaid Study fanden sich 18 Fehlbildungen unter 381 Neugeborenen (4,7%) nach Exposition im I.Trimenon Das nichtsteroidale Antiphlogististikum Nepavenac ist in Präparaten zur topischen Anwendung am Auge eingesetzt. Es wird zu dem wirksamen Metaboliten Amfenac umgewandelt. Diese Präparate sind bei äußerlicher Anwendung im ersten und zweiten Schwangerschaftsdrittel unbedenklich.

von Dr. Wolfgang Paulus am 15.06.2018