Frage: Humira

Sehr geehrter Herr Paulus, meine Frauenärztin kann mir nicht richtig weiterhelfen und daher wollte ich hier kurz nachfragen. Ich bin seit Jahren unter Humira (TNFa Antikörper) Therapie wegen meines Morbus Crohn. Ich hatte auch unter Humira einen Abort in der 9. Woche und musste dann zur Ausschabung. Ich habe zwar angegeben, dass ich derzeit therapiert werde, aber weiter hat dazu niemand etwas gesagt ...weder Frauenärztin, noch Internistin. Jetzt ist es so, dass nach meiner Ausschabung (mittlweile 5. Zyklus) meine Periode nicht mehr richtig kommt (max. 2 Tage nur mit Slipeinlage, kaum frisches Blut). Ich hatte dann letzten Zyklus ein Monitoring..Schleimhaut hat sich circa 6 mm aufgebaut und Hormonwerte sind alle in Ordnung. Meine FA sieht keinen Handlungsbedarf. Ich habe die Befürchtung, dass es vielleicht an dem Humira und der Operation liegen kann und es etwas anatomisches ist? Verwachsungen, Wundheilungsstörungen.. etc? Bei mir wurde vor kurzem noch ein Immundefekt festgestellt (zu wenige T- und B-Zellen). Können Sie hier vielleicht weiterhelfen? Vielen Dank und freundliche Grüße

von angross am 21.06.2019, 14:08



Antwort auf: Humira

Bei Adalimumab ist ähnlich wie bei Infliximab nicht von einer relevanten Plazentagängigkeit im I./II.Trimenon auszugehen (Sellinger et al 2012). Eine dänische Studie mit 80 Schwangeren untersuchte den Effekt von Infliximab (n=44) und Adalimumab (n=36) auf die kindliche Infektanfälligkeit (Julsgaard et al 2016). Im Mittel dauerte es 4 Monate bei Adalimumab und 7,3 Monate bei Infliximab, bis die Wirkstoffe aus dem kindlichen Organismus eliminiert waren. Bakterielle Infektion traten nach der Geburt bei 5% der exponierten Kinder auf, virale Infekte bei 20%, jedoch allesamt ohne schwerwiegende Komplikationen. Zwölf Monate nach Geburt konnten man bei keinem Kind Antikörper gegen Tumornekrosefaktor nachweisen. Die Autoren empfehlen daher, Lebendimpfstoffe im ersten Lebensjahr zu meiden. Bei kompliziertem Krankheitsverlauf ist jedoch ein Absetzen der Behandlung mit Adalimumab in der Spätschwangerschaft nicht zwingend erforderlich, da keine besonderen kindlichen Störungen beschrieben sind (Gisbert et al 2009). Während des Schubs eines M. Crohn ist die Wahrscheinlichkeit geringer, schwanger zu werden. Daher macht es durchaus Sinn, bei Kinderwunsch durch eine adäquate Therapie (z. B. Humira) für eine Beruhigung der Grunderkrankung zu sorgen. Der Abort ist vermutlich nicht auf Humira zurückzuführen. Auch nicht die aktuellen Zyklusprobleme. Nach einer Ausschabung kann mitunter die Schleimhaut der Gebärmutter so beeinträchtigt sein, dass sie sich im Zyklus nur schwer aufbaut. Das sollten Sie beim Frauenarzt in den nächsten Zyklen kontrollieren lassen.

von Dr. Wolfgang Paulus am 24.06.2019