Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, seit dem letzten Wochenende leide ich unter meinem Heuschnupfen (Birke, Erle, versch. Gräser... was es im Moment genau ist, weiß ich nicht). Ich stille meinen 5 Monate alten Sohn voll. Welches Medikament gegen Heuschnupfen ist stillkompatibel? Am Liebsten würde ich ja gar nichts nehmen, das wäre stilltechnisch sicher am besten, aber das schaffe ich nicht. Bin nur noch am Niesen. (Viel Niesen und die Nase läuft, keine weiteren Symptome, dies zur Information) Danke und Gruß
von
Sophiiie
am 20.04.2018, 21:34
Antwort auf:
Heuschnupfen in der Stillzeit
Zur Behandlung der Nasenschleimhaut käme bei Heuschnupfen der lokale Einsatz von Cromoglicinsäure (Nasenspray) bzw. Mometason (z. B. Nasonex Nasenspray) in Frage.
Aufgrund der geringen systemischen Resorption ist ein Übertritt von Cromoglicinsäure in die Muttermilch praktisch ausgeschlossen. Entsprechende Präparate sind als Dosieraerosole, Nasensprays und Augentropfen verfügbar.
Die systemische Verfügbarkeit von Mometasonfuroat in der Darreichungsform des wässrigen Nasensprays (z. B. Nasonex) ist vernachlässigbar (< 0,1 %). Mometasonfuroat ist trotz Verwendung einer empfindlichen Gehaltsbestimmung mit einer unteren Bestimmungsgrenze von 50 pg/ml im allgemeinen nicht im Plasma nachweisbar. Die Mometasonfuroat-Suspension wird nur sehr wenig aus dem Magen-Darm-Trakt resorbiert, und die geringe Menge, die verschluckt werden kann und resorbiert wird, unterliegt vor der Exkretion im Urin und in der Galle einem starken Abbau in der Leber. Eine Anwendung in der Stillzeit erscheint daher akzeptabel.
Reichen diese lokalen Maßnahmen nicht aus, kann auf das orale Antiallergikum Loratadin zurückgegriffen werden.
Der Übergang von Loratadin auf den Säugling beträgt weniger als 1% an wirksamer Substanz, so dass die Anwendung in der Stillzeit vertretbar ist.
Loratadin und sein Metabolit Descarboethoxloratadin können in der Muttermilch nachgewiesen werden (Hilbert 1988). Nach Gabe einer Einmaldosis von 40 mg wurden bei sechs Stillenden innerhalb von zwei Stunden in der Muttermilch maximale Konzentrationen von 29,2 ng/ml gemessen. Ein Säugling von 4 kg Körpergewicht würde 0,46% der mütterlichen gewichtsbezogenen Dosis aufnehmen (Hilbert 1988). Da die therapeutische Dosis von 10 mg nur 25% der in der Studie verabreichten Dosis beträgt, sind für den Säugling keine Risiken zu befürchten.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 22.04.2018