Frage: Hämorrhidensalbe

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, ich bin zwar nicht mehr schwanger, aber stille voll. Jetzt habe ich nach der Geburt ziemlich heftig mit Hämorrhiden zu tun (hab schon seit ich denken kann immer einen sehr harten Stuhl, nur jetzt war es schlimmer). Gestern kaufte ich mir oben genannte Salbe. In der Packungsbeilage steht, das es keine gesicherten klinischen Erfahrungen zur Anwendung in der Schwangerschaft und Stillzeit gibt und deshalb der Nutzen gegenüber dem Risiko streng abzuwägen wäre. Haben Sie evtl. nähere Kenntnisse dazu? Mit freundlichen Grüßen Katrin Gonsior

Mitglied inaktiv - 04.07.2008, 11:25



Antwort auf: Hämorrhidensalbe

Da die Auswirkungen der Wismutsalze schlecht abzuschätzen sind, sollte ein Einsatz in Schwangerschaft und Stillzeit möglichst vermieden werden. Die Absorption von Wismut aus Salbe und Suppositorien ist schwer kalkulierbar. Wenn schon bei äußerlicher Anwendung von Wismutverbindungen problematische Wismutkonzentrationen im Körper beschrieben wurden, ist auch bei längerfristiger lokaler Behandlung von Hämorrhoiden eine allgemeine Aufnahme von Wismut nicht auszuschließen. Andererseits ist die Empfindlichkeit des sich entwickelnden zentralen Nervensystems bei Säuglingen gegenüber äußeren Einflüssen sehr viel höher als beim Erwachsenen. Insofern sollten die zahlreichen Beobachtungen von Beeinträchtigungen des zentralen Nervensystems durch Anwendung von Wismutsalzen bei Erwachsenen zu ausdrücklicher Zurückhaltung in Schwangerschaft und Stillzeit veranlassen. Insbesondere bei Langzeitanwendung ist nicht abschätzbar, ob durch Ansammlung von Wismut im Körper problematische Belastungen des kindlichen Nervensystems eintreten könnten. Nach der Entbindung sind Beschwerden wegen Hämorrhoiden relativ häufig. Meist sind die Probleme im Wochenbett wieder rückläufig. Zur Behandlung von Hämorrhoiden sind Sitzbäder, Kühlung (Eis) und Salben mit Lokalanästhetika, Glukokortikoiden und Heparin verbreitet. Die Wirkstoffe der Hämorrhoidenpräparate (z. B. Anaesthesin, DoloPosterine, Faktu) werden nach lokaler Anwendung in üblicher Dosierung nicht in hohen Dosen aufgenommen. Eine Belastung des Säuglings über die Muttermilch ist demnach nicht zu erwarten. Eine Anwendung in der Stillzeit wäre daher akzeptabel.

von Dr. Wolfgang Paulus am 04.07.2008