Sehr geehrter Herr Dr. Paulus!
Ich bin 35 Jahre alt, lebe in Österreich und bin in SSW 7+0.
Meine Gynäkologin hat mir heute die Grippeschutzimpfung empfohlen. Sie hat gemeint, dass die Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe Schwangeren immer die Impfung empfiehlt, auch in der Frühschwangerschaft.
Ich selbst habe gelesen, dass Schwangere erst ab dem 4. Monat impfen sollten.
Und nun bin ich ziemlich verunsichert. Könnte der Impfstoff dem Embryo schaden? Bringt es was, jetzt zu impfen? Bis die Impfung wirkt dauert es ja auch zwei Wochen, dann ist bereits Anfang Februar.
Was ist, wenn man die Impfung nicht gut verträgt und z.B. mit Fieber reagiert? Und wenn ich die ersten 12 Wochen abwarte, dann rentiert sich die Impfung wirklich nicht mehr.
Noch eine Frage zum Impfstoff: dieser sollte ja kühl gelagert werden. Ist es schlimm, wenn der Impfstoff eine Stunde bei Zimmertemperatur aufbewahrt wurde, bevor er wieder gekühlt wurde?
Mit freundlichen Grüßen
Tina
von
tina311217
am 19.01.2018, 17:44
Antwort auf:
Grippeschutzimpfung Influvac
Inaktivierte Grippe-Impfstoffe können während der gesamten Schwangerschaft angewendet werden. Verglichen mit dem ersten Schwangerschaftstrimester liegen für das zweite und dritte Schwangerschaftstrimester größere Sicherheitsdatensätze vor. Daten aus der weltweiten Anwendung von Grippe-Impfstoffen zeigen jedoch keine Komplikationen für die kindliche Entwicklung durch den Impfstoff.
Die üblichen saisonalen Influenzaimpfstoffe enthalten inaktivierte Viren. Berichte über mehr als 4.000 Impfungen kurz vor oder während der Schwangerschaft lassen keinen Zusammenhang mit kindlichen Komplikationen erkennen (Heinonen et al 1973, Deinard & Ogburn 1981, Sumaya & Gibbs 1979, Munoz et al 2005, Sheffield et al 2004).
1998 stuften die amerikanischen Centers for Disease Control den Impfstoff als sicher für Schwangere ein, deren gesundheitliche Verfassung sich bei einer Influenzainfektion bedrohlich verschlechtern könnte. 2004 wurde die Empfehlung zur Impfung grundsätzlich auf Schwangere – unabhängig vom Schwangerschaftsalter – ausgeweitet (Centers for Disease Control 2004). Auch das American College of Obstetricians and Gynecologists (ACOG 2004) unterstützt die Influenzaimpfung in Schwangerschaft und Stillzeit.
Schwangere haben ein erhöhtes Risiko, bei einer Influenzavirus-Infektion einen schweren Krankheitsverlauf zu entwickeln. Gesunde Schwangere sollen die Impfung vorzugsweise ab dem 2. Trimenon erhalten. Für Schwangere mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge einer chronischen Grundkrankheit (z. B. Immunschwäche, Asthma bronchiale) wird die Impfung ab dem 1. Trimenon empfohlen.
Prinzipiell wäre auch jetzt die Impfung bei Ihnen vertretbar. Eine kurze Lagerung bei Raumtemperatur beeinträchtigt den Impfstoff nicht.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 21.01.2018