Guten Tag,
ich habe eine relativ starke Gräserpollen-Allergie (Beschwerden: Niesen, Nasenreiz, laufende Nase, starker Schnupfen) und darf mein sonst übliches Antihistaminikum nun nicht einnehmen. Gerne würde ich wissen, ob es etwas anderes gibt oder ggf. ein homöopatisches Mittel, welches man ohne Bedenken auch in der Schwangerschaft nehmen kann?
Vielen herzlichen Dank & LG!
von
erili
am 09.06.2017, 14:56
Antwort auf:
Gibt es ein Mittel gegen Heuschnupfen in der Schwangerschaft?
Bei Bedarf wäre der orale Einsatz von Antiallergika wie z. B. Cetirizin, Loratdain bzw. Desloratadin in der Schwangerschaft vertretbar, zumal Sie sich in der 19.SSW schon weit jenseits der sensiblen Phase der Organdifferenzierung befinden.
Daneben gibt es auch Augentropfen bzw. Nasenspray mit dem Wirkstoff Cromoglicinsäure. Dieser Wirkstoff wird praktisch nicht in relevantem Umfang in die Blutbahn aufgenommen und gehört damit zu den antiallergischen Mitteln erster Wahl in der Schwangerschaft.
Eine Auswertung des Swedish Medical Birth Registry ergab keinen Anstieg von Fehlbildungen unter 903 Kindern, deren Mütter Cetirizin im ersten Trimenon eingenommen hatten (Kallen 2002). Die Fehlbildungsrate lag mit 2,99% nicht signifikant über den Werten der Allgemeinbevölkerung (2,02%).
Drei Studien von teratologischen Beratungsstellen konnten unter 177, 123 bzw. 33 Kindern keine Häufung von Fehlbildungen erkennen, nachdem die Mütter im ersten Trimenon Cetirizin bzw. Levocetirizin eingenommen hatten (Einarson et al 1997, Paulus et al 2004, Weber-Schoendorfer & Schaefer 2008).
Bei Desloratadin (z. B. Aerius) handelt es sich um einen Metaboliten des länger bekannten Antihistaminikums Loratadin.
Auf der Grundlage eines schwedischen Geburtsregisters wurde der Verdacht geäußert, dass Loratadin bzw. Desloratadin zu einer Zunahme von Hypospadien (Harnröhrenfehlmündungen) führt: Unter 2.780 Fällen mit Einnahme von Loratadin in der Schwangerschaft wiesen 15 Kinder Hypospadien auf, etwa dreimal soviel wie erwartet (Källén & Otterblad Olausson 2001).
Gemäß einer aktuellen Metaanalyse traten bei 2.694 männlichen Neugeborenen nach intrauteriner Exposition mit Loratadin in 39 Fällen (1,4%) Hypospadien auf. Im nicht belasteten Kollektiv fanden sich bei 4.231 von 450.413 Jungen (0,9%) derartige Fehlbildungen. Damit erscheint das Risiko für kindliche Hypospadien nach mütterlicher Therapie mit Loratadin im ersten Trimenon nicht signifikant erhöht (Schwarz et al 2008).
Die Anwendung von Desloratadin wäre daher bei allergischen Beschwerden in der Schwangerschaft auch langfristig vertretbar.
Die inhalative bzw. nasale Anwendung von Präparaten mit den Kortikoiden Fluticason bzw. Beclometason führt bei üblichen Dosen nicht zu einer relevanten Belastung des Ungeborenen. In der Schwangerschaft gut erprobt und wenig belastend wäre auch die nasale Anwendung von Budesonid oder Mometason (z. B. Nasonex).
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 15.06.2017