Guten Tag,
ich bin 40 Jahre alt und leide seit meiner Pubertät an mittelgradigem Asthma. Unter der aufgeführten Therapie ist es relativ stabil - massive Verschlechterung nur bei einem Infekt. Nun möchte ich gerne schwanger werden und möchte wissen, ob eins der aufgeführten Medikamente schädigende Wirkungen hat?
Wäre es besser Foster durch Foradil 1-0-1 und Budiair 200 2-0-2 zu ersetzen oder ist das zu viel Formoterol auf Dauer?
Könnte ich bei einer Asthmaverschlechterung auch noch mit Atrovent inhalieren?
Vielen Dank für Ihre Bemühungen!
eeeni
Mitglied inaktiv - 29.10.2010, 12:46
Antwort auf:
Asthmamedikamente
Wirkstoffe, die speziell die ß2-Rezeptoren stimulieren, führen zu einer Erweiterung der Bronchien, aber auch zu einer Erschlaffung der Gebärmuttermuskulatur (Tokolyse). Am besten verträglich sind Substanzen mit einer nur geringen Restwirkung auf die ß1-Rezeptoren, die sich in einer Steigerung der Herzaktivität manifestiert. Zur Asthmatherapie empfiehlt sich vor allem die inhalative Applikation, da sich auf diesem Wege die systemische Belastung deutlich reduzieren lässt. Aus der Klasse der Betasympathomimetika haben sich in der Schwangerschaft die Substanzen Fenoterol, Salbutamol, Reproterol und Terbutalin bewährt.
Während ihre Wirkung auf 4 bis 6 Stunden begrenzt ist, zeichnen sich die neueren Vertreter Formoterol (z. B. Formatris®) und Salmeterol (z. B. Aeromax®) durch eine deutlich längere Wirkdauer (über 12 Stunden) aus.
Die Anwendung von Salbutamol-Dosieraerosol stellt keinerlei Gefahr für die kindliche Entwicklung dar, zumal der Wirkstoff schon seit vielen Jahren auch von Schwangeren erfolgreich eingesetzt wird.
Zur inhalativen Glukokortikoidtherapie bei Asthma bronchiale werden vor allem Beclometason, Budesonid, Flunisolid, Fluticason, Mometason und Triamcinolon eingesetzt. Eine insuffiziente Behandlung von chronischem Asthma bronchiale in der Schwangerschaft kann gesundheitliche Schäden für Mutter und Kind (z. B. Hypoxie, niedriges Geburtsgewicht) mit sich bringen (Witlin 1997; Dombrowski 1997; Jana et al 1995).
Epidemiologische Studien zur inhalativen Glukokortikoidtherapie in der Schwangerschaft zeigten keine Zunahme angeborener Anomalien. Eine retrospektive Studie zur Medikation mit Triamcinolon, Beclometason bzw. Theophyllin bei Asthma in der Schwangerschaft ergab für keinen Wirkstoff einen Zusammenhang mit Fehlbildungen (Blais et al 1998).
Die multizentrische, prospektive Doppelblindstudie START (Inhaled Steroid Treatment As Regular Therapy) bestätigte, dass die Inhalation von 400 µg Budesonid in der Schwangerschaft sicher ist (Silverman et al 2002). Das Swedish Medical Birth Registry konnte keinen Anstieg der Inzidenz angeborener Anomalien unter ca. 3000 Kindern feststellen, deren Mütter in der Frühschwangerschaft Budesonid (inhalativ) angewandt hatten (Norjavaara & De Verdier 2003, Kallen et al 1999). Inhalative Kortikoide werden daher bei mäßigem bis schwerem Asthma bronchiale als Standardtherapie in der Schwangerschaft empfohlen (Oren et al 2004).
Auch die Anwendung von Ipratropiumbromid (Atrovent) wäre bei Bedarf vertretbar, wenn auch in der Schwangerschaft etwas weniger erprobt.
Das Methylxanthin Theophyllin wirkt bronchialerweiternd. Als Nebeneffekt stimuliert es auch Herz und Zentralnervensystem. Dies kann sich nach hochdosierter Gabe vor der Geburt als Übererregbarkeit des Neugeborenen äußern. Beim Menschen verhielt sich Theophyllin im Gegensatz zu hochdosierten Tierversuchen nicht fruchtschädigend. Bei Asthma bronchiale kann Theophyllin als Mittel 2.Wahl in der Schwangerschaft eingesetzt werden.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 01.11.2010