Sehr geehrter Dr. Paulus,
Ich bin gerade in der 6. SSW und wurde vor kurzem mit einer chronischen Gastritis, einer Helicobacter pylori Infektion und einem Reflux diagnostiziert. Das zusammen mit der Schwangerschaftsübelkeit ist unerträglich. Was halten Sie davon, jetzt in der Frühschwangerschaft eine Eradikationstherapie nach französischem Tripleschema mit Amoxicillin und Clarithromycin zu starten? Oder wäre das zu gefährlich für das ungeborene? Ich nehme zurzeit Pantoprazol, Vomex, Folio und Floradix Eisen ein. Bei den Antibiotika mache ich mir da schon mehr Sorgen. Sollte ich lieber das erste Trimester abwarten?
Meine Frauenärztin sieht da keine Probleme und empfiehlt mir sogar, mit der Behandlung möglichst bald zu beginnen, was ich mir natürlich auch wünsche.
Was würden Sie mir empfehlen?
von
Catlover
am 05.02.2021, 11:29
Antwort auf:
Antibiotika in der Frühschwangerschaft?
Bei Clarithromycin handelt es sich um ein halbsynthetisches Derivat von Erythromycin.
In einer prospektiven Studie wurden 157 Schwangerschaftsausgänge, davon 122 nach Exposition mit Clarithromycin im ersten Schwangerschaftsdrittel dokumentiert (Einarson et al 1998). Während die Fehlbildungsrate nicht erhöht war, zeigte sich eine höhere Rate an Spontanaborten. In einer retrospektiven Untersuchung auf der Grundlage der Verschreibung von Clarithromycin im ersten Schwangerschaftsdrittel wurden unter 149 Neugeborenen 13 Fälle angeborener Anomalien registriert. Schwerwiegendere Fehlbildungen traten in 5 Fällen auf, was einer durchaus üblichen Rate von 3,4% entspricht (Drinkard et al 2000).
Eine Studie des Israeli Teratogen Information Service zur Anwendung von Makrolidantibiotika im ersten Trimenon enthält unter 145 Schwangerschaften auch 53 Fälle einer Therapie mit Clarithromycin. Im Vergleich zu einer Kontrollgruppe fand sich kein Anstieg von Fehlbildungen, Aborten oder Veränderungen des Geburtsgewichtes (Tellum et al 2005). In einer späteren Publikation beobachtete dieselbe Arbeitsgruppe keine kongenitalen Anomalien nach Behandlung mit Clarithromycin im ersten Trimenon (Bar Oz et al 2008).
Nach Behandlung mit Clarithromycin im ersten Trimenon fand sich in 218 Schwangerschaften keine Zunahme von Fehlbildungen, auch nicht von kardiovaskulären Anomalien (Bar-Oz et al 2012).
Penicilline (z. B. Amoxicillin) gehören zu den Antibiotika erster Wahl in allen Phasen der Schwangerschaft.
Bei starken Beschwerden wäre auch die Eradikation mit Clarithromycin und Amoxicillin im ersten Trimenon vertretbar.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 07.02.2021