Frage: Amineurin 25mg

Sehr geehrter Herr Dr. med. Wolfgang Paulus, ich bräuchte Ihre Hilfe. Ich bin 43 Jahre alt und ich habe eine 5- jährige Tochter. Die erste Schwangerschaft nach mehrjährigen Kinderwunsch ist zustande gekommen. Unser zweites Kind planen wir auch schon länger. Letztes Jahr nach dem Pandemieausbruch bin ich zu Angstzuständen gekommen. Zuerst dachte ich, dass es eine Übergangsphase ist und meine Probleme ich selbst beheben kann. Ich habe ab und zu "Beruhigungsmittel" genommen und als ich festgestellt habe, dass es nicht hilft, habe ich mich für ärztliche Hilfe entschieden. Jetzt nehme ich abends 25 mg Amineurin und wir planen mit meinem Mann unser zweites Kind. Ich habe mehrmals versucht die Medikamentendosis zu reduzieren, aber da kann ich nicht mehr schlafen. Ich leide an chronischer Schlaflosigkeit. Je müder ich bin, desto weniger kann ich schlafen. Und dann kommen die Angstzustände und Panikattacken neben den körperlichen Bewschwerden (Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Brechreiz..usw.) Meine Ängste sind Doppelseitig- einerseits- die biologische Uhr tickt rasant- wenn ich nicht jetzt, dann nie mehr ein zweites Kind bekommen kann- anderseits- mein gesundheitlicher Zustand ist nicht mehr wie früher. Mit normalem Schlaf fühle ich mich ausgeglichen und fit, aber mit Schlafentzug fix und fertig. Dürfte ich mit meinem Alter und mit dieser Medikamentendosierung überhaupt an ein zweites Kind denken? Wenn doch ich nochmal schwanger sein könnte, würden die Medikamente mein Kind schädigen? Würde es zur Fehlbildung und Fehlgeburt führen? In einer Schwangerschaft sollte man keine Medikamente nehmen, aber es geht momentan bei mir nicht anders, wie mit Amineurin. Mit der Planung aber kann ich nicht mehr warten, weil ich schon zu alt bin. Eine schlechte Phase hatte ich mit 29. Jahren. Da hat die medikamentose Behandlung 6 Jahre in Anspruch genommen. Ich bedanke mich voraus für Ihre Antwort! Mit freundlichen Grüßen Brigi78

von Brigi78 am 05.03.2021, 13:42



Antwort auf: Amineurin 25mg

Nach Anwendung von Amitriptylin in der Schwangerschaft besteht kein Anhalt für ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko. Dieses Präparat, das zu den trizyklischen Antidepressiva gehört, ist als eines der am besten erprobten Psychopharmaka bei Depressionen in der Schwangerschaft zu betrachten. Nachuntersuchungen im Vorschulalter nach pränataler Exposition mit trizyklischen Antidepressiva zeigten gegenüber einer Kontrollgruppe keine Abweichungen hinsichtlich Intelligenzentwicklung, Verhalten und Sprachvermögen. Bei hochdosierter Therapie vor Geburt können beim Neugeborenen vorübergehend folgende Symptome auftreten: Tachyarrhythmie (schnelle Herzfrequenz), Tachypnoe (beschleunigte Atmung), Tremor (Zittern), Trinkschwäche, Harnverhalt. Ein Absetzen des Medikamentes wäre angesichts Ihrer niedrigen Tagesdosis nicht nötig. Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit, spontan schwanger zu werden, in ihrem Lebensalter deutlich geringer als mit 30 Jahren. Auch das erhöhte Risiko für chromosomale Anomalien sollten Sie bei Kinderwunsch mit Ihrem Frauenarzt erörtern.

von Dr. Wolfgang Paulus am 05.03.2021