Guten Morgen,
unser Sohn ist jetzt 1 Jahr alt und ich koche selbst für ihn seit einiger Zeit. Ist es okay wenn man in das Essen etwas Gemüsebrühe mit rein macht? Wenn ich das weglasse isst er es nicht. Hab es tagelang versucht immer wieder nach 1 bis 2 Stunden anzubieten aber er isst es trotzdem nicht . Mach ich Gemüsebrühe rein isst er alles auf.
Vielen Dank schon mal
von
Bubuvan
am 28.08.2017, 07:34
Antwort auf:
Würzen mit Gemüsebrühe
Hallo Bubuvan
Gemüsebrühe bringt tatsächlich den "leckeren" Geschmack, das sog. umami. Sicher wäre es besser ohne Instant-Gemüsebrühe zu kochen, aber Kompromisse sind durchaus okay. Im Rahmen der Familienkost ist es in Ordnung, Geschmack mit ein bisschen Hilfe ins Essen zu zaubern, solange man es nicht übertreibt. Bei Gerichten, die du explizit für dein Baby kochst, solltest du besser darauf verzichten, damit dein Kind den Eigengeschmack der Lebensmittel besser kennen lernen kann. Das schult den Geschmackssinn und hilft deinem Kind langfristig besser weiter, die richtigen Speisen zu wählen.
Warum?
Essen muss primär lecker sein, d.h. gut schmecken, damit wir es genussvoll essen. So wird das Geschmackszentrum "umami" (=übersetzt heisst das so viel wie: einfach lecker) gereizt. Das veranlasst uns zum weiteressen. Besonders stimuliert wird dieses Geschmackswahrnehmungsareal, wenn Hefeextrakt oder Geschmacksverstärker im Essen enthalten sind. Das ist häufig in Instant-Gemüsebrühen enthalten. Auch enthalten ist Glutaminsäure natürlicherweise bspw in Sojasosse, Tomatenmark, Steinpilzpulver u.v.m., weshalb diese Zutaten häufig in Rezepten zum Würzen genannt werden.
Geschmacksverstärker bzw Glutamat oder auch sog. Hefeextrakt sorgen auch dafür, dass der Salzgehalt** einer Speise reduziert werden kann : Denn bei Verwendung von Geschm. muss weniger Speisesalz zugesetzt werden, um trotzdem einen ausgeprägten und intensiven Geschmack entstehen zu lassen. (Mononatrium-) Glutamat wird/wurde immer häufiger kritisiert, weshalb inzwischen nun vermehrt die Zutat "Hefeextrakt"Verwendung findet. Die Wirkung hiervon wurde noch nicht so klar erforscht, gilt aber als harmloser. Wobei exakte Formulierungen und Daten/Fakten noch ausstehen. Manche Experten sehen in ihr kaum Vorteile gegenüber Glutamat.
Hefeextrakt enthält natürlicherweise viel Glutaminsäure und hat geschmacklich ähnliche Effekte (geschmacksverstärkend) wie der Zusatzstoff Glutamat*.
Um gänzlich darauf zu verzichten, hat eine namhafte Firma eine Gemüsebrühe auf den Markt gebracht, die als Ersatz dafür Steinpilzpulver enthält. Und dieses enthält in großer Menge die sog, Ribonukleotide und Glutaminsäure, die einen ähnlichen/fast gleichen Effekt haben.
*Da Glutamat u.U. aber zum schnellen und unkontrollierbaren Weiteressen animiert, sei er jedoch besonders für solche Personen schlechter zu bewerten, die eine Tendenz zur Entstehung von Übergewicht haben.
Geschmacksverstärker ist nicht per se giftig. Wie so oft, so gilt auch hier, die Dosis macht das Gift. Beim Selberkochen besser darauf achten, dass möglichst wenig Produkte genommen werden, die diese Zutat enthalten. Zutaten mit Hefeextrakt gegenüber der Zutat Mononatriumglutamat vorziehen.
Es tarnt sich oft auch einfach unter dem Namen: Würze, Speisewürze etc
**je weniger Hefeextrakt enthalten ist, desto höherist i.d.R. der Salzgehalt. Auch bei selbstgemachten Produkten.......
Idee für eine Suppe ohne Instantbrühe:
Frische Tomatensuppe:
4 mittelgroße Tomaten waschen, Butzen entfernen, kleinschneiden. In einem Topf mit mitteldickem Boden, die Tomaten mit frischem Basilikum und Olivenöl,und gepresstem Knoblauch- so lange dünsten, bis sie gut weich sind. Salz, Zucker dazu. Die gegarten Tomaten verrühren und zerdrücken,ggf pürieren und anschliessend durch ein feinmaschiges Küchensieb streichen. Die Tomatensuppe mit Gemüsebrühe begießen und aufkochen lassen.
Das Überbleibsel der festen Bestandteile im Haarsieb kannst du entsorgen. Das sind Haut und Kerne.
Wenn die Suppe nur püriert wird, ist das Ergebnis nicht ganz so lecker.
Auch möglich: Tomaten enthäuten* und dann erst garen.
Zwei Toastbrotscheiben in ca 1 cm große Würfel schneiden, in ausreichend Butter in einer Teflonpfanne rösten.
Die Suppe vorm Servieren mit einem Klecks Schmand verfeinern.
Tomaten enthäuten:
Tomaten waschen, Stielansatz vorsichtig herausschneiden, auf der gegenüberliegenden Seite kreuzweise einritzen. Wasser kochen. Tomaten in einen Topf/Schüssel geben und vollständig mit dem heißen Wasser übergießen und bedecken. Die Haut löst sich jetzt. Vorsichtig anziehen und die geschälten Tomaten weiter verarbeiten
oder so:
1 vorbereitete, mittelgroße Tomate roh pürieren, mit ggf frischen Basilikumblättchen (oder getrockneten Kräutern), dann aufkochen. Würzen nach Wahl (Salz, Zucker oder alternatives Süßungsmittel). Kurz köcheln lassen. Dann etwas Olivenöl dazu geben und éinen Klecks Schmand. Nochmals pürieren, ggf Tomatenmark zugeben.
Rezept Gemüsebrühe:
Suppengemüse (Lauch, Knollensellerie, Möhre, Wurzelpetersilie, Zwiebel. Staudensellerie, Knoblauch, Petersilie, Tomate, Lorbeer, Liebstöckel, nach Gefallen etwas Tomatenmark....) waschen, putzen, klein schneiden. In einem Topf erhitzen und in ein wenig Öl leicht anbraten, damit sich ein bisschen Aroma bilden kann. Das Gemüse darf nicht sehr braun werden. Einfach etwas anschwitzen und glasig werden lassen.
Beginne mit der Zwiebel und de, Lauch und gib zuletzt die Gewürze dazu. Dann Wasser aufgießen und aufkochen lassen. Ca 1-2 h köcheln lassen, am besten über Nacht stehen lassen.
Am nächsten Tag nochmals aufkochen und die Brühe durch ein Mulltuch (Baumwolltuch), das du in ein Sieb legen musst, abgießen und die Brühe auffangen. Die festen Bestandteile im Tuch nun mit Hilfe des Tuches fest auspressen, bis kaum noch Flüssigkeit heraus tropft. So erhältst du den Geschmack und die Vitamine/Mineralstoffe/Spurenelemente der Gemüsesorten in deiner Brühe. Diese kannst du anschließend nach Belieben würzen und weiter verwenden.
Um im TK Platz zu sparen, kannst du die Brühe nun nochmals aufkochen und reduzieren lassen. So intensivierst du den Geschmack abermals.
Rezept für Gemüsebrühe:
je 50g Möhren, Lauch, Petersilienwurzel
100g Sellerieknollen
etwas Butter
2 Knoblauchzehen
1 Lorbeerblatt
Kräuter nach Gusto (Liebstöckel, Petersilie)
Salz
1,2 l Wasser
Das kleingeschnittene Gemüse in Butter andünsten
Mit Wasser auffüllen, Kräuter und Gewürze zugeben, ca 1h köcheln lassen.
Abseihen
Fertig
Fazit:
im Rahmen der Familienkost ist Gemüsebrühe okay. Es kennzeichnet den Geschmack euerer typischen Familienspeisen, an die sich euer Kind gewöhnen sollte. Speisen, die du extra für dein Kind zubereitest, solltest du eher pur und trotzdem "lecker" zubereiten und anbieten.
Denn Familienkost ist mehr als nur ein sich Sattessen. Familienkost ist Genuß und Spaß und hat eine größere Aufgabe im Ernährungs-Erziehungskonzept als nur nutritive Aspekte. Der Zusatz von Brühe und Co ist somit anders zu bewerten.
Lass dein Kind an eurem üblichen Familienleben auch kulinarisch teilhaben. Esst zusammen und habt Freude an eurem Essen. Biete deinem Kind seine gewohnte Kost und bereichere seine Mahlzeiten mit einem großen Angebot eurer typischen Familienspeisen. So kann sich dein Kleiner zu den vorgegebenen Zeiten, mit euch, satt essen. Das macht dein Kind langfristig zu einem guten Esser.
Grüße
Birgit Neumann
von
Birgit Neumann
am 30.08.2017